Dienstag, April 07, 2015

Taz-Chefin Ines Pohl verstrickt sich ins Rolling-Stone-Debakel

Wie sehr die vom Magazin Rolling Stone verbreitete Verleumdung bezüglich einer Vergewaltigung, die es nie gegeben hat, auch den deutschen Feminismus getroffen hat, wird an einem aktuellen Artikel deutlich, mit dem sich nun auch die taz-Chefin Ines Pohl in dieses Desaster verstrickt.

Darin präsentiert auch Pohl die verleumdende Journalistin Erdely als erstes Opfer dieser Geschichte ("es ist wohl der Alptraum jeder Journalistin ...", "Dass der Rolling Stone nun die Geschichte dieser jungen Frau ... zurückziehen muss, ist nicht nur für Autorin Sabrina Rubin Erdely und das renommierte Magazin ein Desaster"). Darüber hinaus scheint sie vor allem darüber besorgt zu sein, dass dieses Fiasko nicht etwa zeigt, wie wichtig das Prinzip der Unschuldsvermutung ist, sondern sieht darin vor allem eine Stärkung der Mächte der Finsternis:

Es ist schon jetzt klar, dass dieser Vorfall künftig von allen missbraucht wird, die eine Aufklärung und mediale Begleitung von sexuellen Gewaltdelikten verhindern wollen. Erdely hat damit den Opfern sexueller Gewalt nachhaltig geschadet.


In der Phantasie Pohls gibt es tatsächlich gesellschaftliche Mächte, die "eine Aufklärung von sexuellen Gewaltdelikten verhindern wollen"? Wow. Wie gerne hätte man über solche Leute etwas mehr erfahren. Stattdessen muss ich mich fragen, ob sich Ines und Rolf Pohl beim Abendessen gegenseitig in ihre Schauergeschichten hineinsteigern.

Die eigentlichen Opfer der Verleumdung blendet Ines Pohl genauso aus wie das am Vortag die New York Times getan hatte, weshalb einer der ersten Leserkommentare unter ihrem Artikel prompt so lautet:

Fehlt da nicht noch jemand in der Liste der Opfer? Was ist den mit den Männern, die über Monate hinweg grundlos der Vergewaltigung beschuldigt wurden ? Burschenschaftler müssen einem nicht sympathisch sein (mir sind sie es nicht). Das ändert aber nichts darin, daß ihnen durch "Rolling Stones" Unrecht widerfahren ist.


Ähnlich haarsträubend ist Pohls journalistische Bewertung der Verleumdung im Rolling Stone:

Dann stellt sich heraus, dass die Geschichte so wenig belegt ist, dass sie zurückgezogen werden muss – wenn sie nicht sogar gänzlich unwahr ist. Und zwar nicht, weil die Autorin wissentlich gefälscht hat, wie der Schweizer Tom Kummer. Sondern weil die Kollegin nicht der journalistischen Grundregel gefolgt ist, mindestens zwei, am besten drei sichere Informationsquellen zu haben. (...) Es ist nicht zu bestreiten, dass in diesem Fall eine Geschichte veröffentlicht wurde, die nicht zu Ende recherchiert war. Die Gründe spielen dabei keine Rolle.


Ines Pohl versucht, die Rolling-Stone-Nummer hier als eine simple Nachlässigkeit in der Recherche zu verharmlosen. Tatsächlich ist hier aber wesentlich mehr passiert: Das Magazin hat sämtliche journalistischen Prinzipen in den Wind geschossen, und die Gründe spielen sehr wohl eine Rolle: Die Mitarbeiter des Magazins taten das, weil sie NICHT zuerst recherchierten, um sich dann ein Urteil zu bilden, sondern weil das Urteil von vorneherein ideologisch feststand (Rape Culture!) und dann irgendwie belegt werden musste. Erst aus dieser ideologischen Verbissenheit lassen sich die zahlreichen Unsäglichkeiten dieses Falles erklären. "Man höre auch die andere Seite an" lautet bei derart massiven Vorwürfen, wie sie hier erhoben wurden, der oberste Grundsatz. Was hier vorgefallen ist, hat mit den Prinzipien von seriösem Journalismus nichts mehr zu tun, sondern lediglich mit Propaganda.

Wenn Ines Pohl das zugeben würde, müsste sie damit aber auch einräumen, dass auch das Geschreibsel der taz in etlichen Fällen mit Journalismus nichts, aber mit Propaganda viel zu tun hat. So oft beispielsweise die "taz" beispielsweise über die Männerbewegung hergezogen hat, ist man dort noch nie auf den Gedanken gekommen, einen von ihren bekanntesten Vertretern dort zu irgendwelchen Vorwürfen Stellung beziehen zu lassen. Den taz-Lesern wird rigoros eine Seite der Debatte präsentiert – beispielsweise die Angriffe von Leuten wie Hinrich Rosenbrock – und die andere konsequent unter den Tisch fallen gelassen. Wegen durch solche Einseitigkeit verzerrenden Darstellungen hatte die feministisch orientierte taz-Mitarbeiterin Simone Schmollack ja bereits ein eigenes Debakel erlebt; auch sie musste schließlich um Verzeihung bitten.

Eigentlich ist Ines Pohls Artikel eine kaum verhohlene Solidaritätserklärung an die Rufmörder vom Rolling Stone. Ihre Botschaft lässt sich eindampfen auf: "Ja, hallo, wir von der taz machen doch AUCH keinen seriösen Journalismus! Aber es wäre ein Alptraum für uns, wenn wir dafür so bloßgestellt würden wie die Kollegin vom Rolling Stone."

Angemessenere Bewertung des Vorfalls liefern die liberale Feministin Christina Hoff Sommers und das männerpolitische Blog Toy Soldiers.

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