Mittwoch, Dezember 17, 2014

Was läuft schief mit der Berichterstattung in deutschen Medien?

Journalisten pflegen oft eine Art "Hinrichtungsjournalismus". Dabei wird nicht versucht, Menschen Ausdruck zu verleihen, sondern sie bewusst misszuverstehen, Aussagen zu verkürzen, aus dem Zusammenhang zu reißen, um diese Menschen negativ vorzuführen. Das schafft Schlagzeilen, denn die Meute greift auf, was andere ihr vorwerfen. Dagegen wehren sich immer mehr Menschen, denen ein Presserechtler nicht zur Verfügung steht, durch Schweigen. Profis umgeben sich mit Pressesprechern, Anwälten und Aufpassern; lassen sich Interviews zur Autorisierung vorlegen und schwächen problematische Aussagen ab. Umso anstrengender wird die Jagd und die Suche nach "authentischen" Aussagen, die sich skandalisieren lassen. Beispiele für diese Art "Hinrichtungsjournalismus" finden sich zu viele; immer wenn ein verkürztes Zitat eingesetzt wird, kann man davon ausgehen: Hier wird die Wahrheit durch Überspitzung zumindest verdreht, oft völlig verkehrt.


Das schreibt heute Roland Tichy über die Vertrauenskrise der Medien, über die auch das NDR-Magazin ZAPP berichtet:

Von diesem Teil der Nutzer empfindet fast jeder Dritte die Berichterstattung als einseitig und 18 Prozent gehen gar von einer bewussten Fehlinformation durch die Medien aus. Das Misstrauen zieht sich dabei quer durch alle Alters- und Einkommensgruppen, unabhängig von Geschlecht und Wohnort. Zudem scheint es sich sogar auf die Wahrnehmung der Medien insgesamt auszuwirken.

(...) Die Befunde sind alarmierend. Der Medienjournalist Stefan Niggemeier kommentierte es ZAPP gegenüber so: "Das ist dann doch ein Wert, wo Medien sich fragen müssen, was ist da schief gelaufen, weil die Grundlage von einer Berichterstattung in einem demokratischen Staat ist, dass es ein Grundvertrauen in die Medien gibt."


Als Mitarbeiter des Magazins ZAPP nach Menschen suchte, die sie zum Vertrauensverlust in die Medien befragen konnte, habe ich natürlich auch mit der Redaktion Kontakt aufgenommen und sie auf die propagandistische Berichterstattung durch Leute wie Ralf Homann und Bayern2 "Zündfunk" hingewiesen, die mit journalistischer Ethik meines Erachtens überhaupt nichts mehr zu tun haben. Darauf erwiderte mir der ZAPP-Mitarbeiter Daniel Bröckerhoff, thematisch sei man "leider auf einer ganz anderen Baustelle unterwegs". Auch bei der angeblichen Aufarbeitung der Medienkrise bleiben Journalisten also hochselektiv und manipulativ, und auch im Verlauf des aktuellen ZAPP-Beitrages wird so getan, als ginge es allein um die Berichterstattung über die Ukraine. (Ohne die Pegida-Demonstrationen wäre der Beitrag vermutlich noch mehr auf die Ukraine verengt worden.) Von einer sinnvollen Bewältigung des immensen Vertrauensverlustes bleiben unsere Medien damit weit entfernt. Denn längst ist allzu vielen Bürgern klar, dass die Krise unserer Medien wesentlich tiefer geht und die unterschiedlichsten Themenbereiche betrifft.

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