Dienstag, Dezember 23, 2014

Lesermail ("Frauen verdienen in Österreich nicht mal halb so viel wie Männer")

Einer meiner Leser aus Österreich schreibt mir heute zu einem irrwitzigen Beitrag des ORF, in dem es unter anderem heißt:

Wirklich schlecht dagegen sieht es für Arbeiterinnen aus, die insgesamt betrachtet gerade einmal 43 Prozent vom Männergehalt kriegen, Angestellte erhalten 51 Prozent. Die Vollzeitschere für Angestellte liegt immerhin noch bei 66 Prozent und für Arbeiterinnen bei 69 Prozent.

(...) Auch wenn nur ganzjährig Vollzeitbeschäftigte berücksichtigt werden, sind deutliche Differenzen sichtbar: Der Frauenmedian beträgt zwischen 62 % (Erbringung von sonstigen Dienstleistungen) und 95 % (Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden) des Männermedian.

(...) Abgesehen von leitenden und akademischen Berufen finden sich in Berufen des Produzierenden Bereichs höhere Einkommen als in Dienstleistungsberufen. In Berufen des Produzierenden Bereichs zeigt sich gleichzeitig eine geringere Streuung der Einkommen. Frauen sind häufiger als Männer in Dienstleistungs– und Hilfstätigkeiten und damit in schlecht bezahlten Berufen beschäftigt. In diesen Berufsgruppen arbeiten sie überdurchschnittlich häufig in Teilzeit — was sich zusätzlich negativ auf ihre Einkommenssituation auswirkt.


Mein Leser kommentiert:

Daraus ziehe ich mein persönliches Fazit: Wenn Frauen genauso hart arbeiten wie Männer (Bergbau, Einzelhandel mit Motorkraftstoffen) oder in den selben Branchen – die eben nicht so schön sind (produzierender Bereich) – verdienen sie auch genauso viel. Da sie aber oft bequemere Posten (Dienstleistung, Hilfstätigkeiten) und da noch in Teilzeit arbeiten, verdienen sie eben weit weniger. Das wird dem Leser des Artikels natürlich nicht vermittelt, sondern ein völlig absurdes Bild gezeichnet.

Auch im Bereich der Selbständigen das selbe Bild: "Das höchste Medianeinkommen: Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen Das niedrigste Medianeinkommen: EUR Kunst, Unterhaltung und Erholung."

Nun darf jeder raten, wo Frauen eher tätig sind: Bei den "wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen" oder bei "Kunst, Unterhaltung und Erholung"?

Spannend auch wie man Teilzeit im Bericht sieht: "Teilzeitbeschäftigung betrifft Frauen weit mehr als Männer"

Noch 2003 als "familienpolitischer Meilenstein" von der österreichischen Regierung bezeichnet, ist die Teilzeit nun ein Unterdrückungsinstrument von Frauen geworden? Ich kenne einige Frauen persönlich, die gerne Teilzeit machen. Ganz ohne Kind und Druck, einfach, weil das Leben so entspannender ist.

Dazu noch eine kleine wahre Begebenheit, passiert vor zwei Wochen.

Eine Bekannte, mit 30 endlich ihren Magister in einem Orchideenfach gemacht, hat sich bei mir ganz fürchterlich beschwert, dass sie als 30 jährige Frau nun keinen Job außerhalb der Universität bekommt, da alle Arbeitgeber sie ablehnen. Sie meint, aufgrund eines möglichen Kinderwunsches, auch wennd as nie ausgesprochen wurde. Ich habe entgegnet, dass ich als 34 jähriger Mann mit exzellentem Fachwissen in der IT auch schon mal ein Jahr gesucht habe, was ich aber nicht auf mein Mannsein, mögliche Kinder oder meine Alter zurückgeführt habe. Dann habe ich sie gefragt, warum sie sich nicht selbständig macht, es gibt doch so viele Förderungen für junge Frauen? Das würde ihr nicht gefallen, dazu sei sie nicht geeignet, denn sie kann von niemanden Geld verlangen(!!!). Allerdings war das keine Einsicht, denn gleich danach kam die Leier, dass Frauen sowieso viel weniger verdienen als Männer und das wäre so gewollt, denn alle "Frauenberufe" bringen weit weniger Geld ein. Ich habe gemeint, sie müsste doch keinen Frauenberuf machen! Warum nicht für Navigationsfirmen arbeiten oder Spielefirmen oder technische Büros? Die benötigen doch alle Kartographen. Nein, meinte sie, sie will aber einen "Frauenberuf" ausüben und der muss eben gleich gut bezahlt sein. Welcher das als Kartographin sein soll, konnte sie mir nicht beantworten.

Es ist also nicht so, dass ich mehr bezahlt bekomme (ohne akademischen Grad), weil ich seit meinem 14. Lebensjahr programmiere (also schon viele Jahre Erfahrung mit in meinem Berf brachte) und seit meinem 21. in der IT tätig bin, mit all den Überstunden, notwendigen Zertifikaten, Wochenendiensten, Bereitschaften usw. Auch nicht deshalb, weil sie bis 30 Jahre in einem Schmetterlingsfach studiert und danach einen gemütlichen Job möchte? Nein, es ist laut ihrem Weltbild deswegen, weil ich ein Mann bin und Frauen einfach weniger bezahlt bekommen.

Das Schlimme daran ist aber, dass Artikel/Berichte wie der obere diese Weltsicht eines zornigen kleinen Kindes noch stärken werden.

kostenloser Counter