Sonntag, Dezember 28, 2014

Die Zeit: "Die Frauenquote ist ein Menschenrechtsverstoß"

Bislang wurde der von sämtlichen Bundestagsparteien befürworteten Frauenquote von Juristen vorgeworfen, gegen unsere Verfassung sowie gegen das Europarecht zu verstoßen. Noch einen Schritt weiter geht heute Aaron Rhodes in der "Zeit". Er argumentiert:

Als Menschenrechtler ist für mich jedes Gesetz, das Geschlechter diskriminiert, abstoßend. Ein solches Gesetz plant die große Koalition nun mit der Quote für Frauen in Aufsichtsräten. Mal abgesehen davon, dass ein paar Aufsichtsratsposten die Benachteiligung von Frauen in der Arbeitswelt nicht beseitigen werden, ist dieses Vorhaben eine Diskriminierung von Männern. Denn eine Gruppe zum Nachteil einer anderen zu privilegieren widerspricht nicht nur dem Rechtsstaatsprinzip, sondern auch den Menschenrechten. Dazu gehört die Gleichheit vor dem Gesetz, ohne Rücksicht auf Geschlecht, Herkunft, Religion oder Alter.

(...) Enttäuschend ist, dass bei der politischen Debatte um dieses Gesetz Menschenrechte keine Rolle gespielt haben. Die Argumente der Gegner und Befürworter drehten sich lediglich um die Frage, ob und wem die Quote nützt. Offenbar sind die Menschenrechte in Deutschland nur so lange unantastbar, wie sie nicht mit der Regierungspolitik kollidieren. Das ist gefährlich, denn spätere Generationen werden möglicherweise weniger gut gemeinte Gründe als den Frauenanteil in Aufsichtsräten anführen, um Menschenrechte zu verletzen.


Rhodes führt zutreffend aus, dass es keine echte Sachdebatte um die Frauenquote gab, sondern lediglich eine Abfolge von Ad-personam-Attacken gegen die Kritiker und ein Sich-stur-Stellen des feministischen Lagers. Statt einer staatlichen Diskriminierung von Männern fordert Rhodes die Zivilgesellschaft (konkreter: Eltern, Vereine, religiöse Organisationen, Schulen und Universitäten) dazu auf, Frauen zu mehr Ehrgeiz und Kämpfergeist zu ermuntern. Das trifft ziemlich genau meine Position und die anderer Männerrechtler. Das Resultat besteht darin, dass wir mit Etikettierungen zwischen "anti-emanzipatorisch" und "rechtsextrem" belegt werden. Hätten wir die Frauenquote als Menschenrechtsproblem dargestellt, hätte sich das feministische Lager vor Hohn und Spott vermutlich nicht mehr eingekriegt.

Wie dieser Artikel insofern ausgerechnet in der feministischen "Zeit" landete, deren Redaktion Menschenrechtsverletzungen speziell an Männern bislang herzlich egal waren (und hier wären weitaus üblere Menschenrechtsverletzungen als die Frauenquote zu nennen; ich behandele dieses Thema in meinen Büchern ausführlich) ... ja, wie dieser Artikel ausgerechnet in der "Zeit" landen konnte, das ist mir schleierhaft. Es könnte höchstens daran liegen, dass bei diesem Blatt das Wort eines international anerkannten Menschenrechtlers mehr zählt als das von in den Leitmedien gelegentlich verfemten, oft aber schlicht ignorierten Maskulisten. Von Bedeutung wäre dann für die "Zeit" allerdings nicht die Klarheit und Überzeugungskraft eines Arguments, sondern von wem es vorgebracht wird. Und vermutlich hat die Redaktion auch lange darum gerungen, ob man den Artikel überhaupt veröffentlichen soll: "Dennoch wird am 11. Dezember voraussichtlich ein Gesetz verabschiedet ..." heißt es darin reichlich anachronistisch. Menschenrechte und Meinungsvielfalt haben also dann einen Platz in der "Zeit", wenn das diskriminierende Gesetz längst in trockenen Tüchern ist.

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