Mittwoch, September 03, 2014

Leserbrief (Kind im Auto vergessen)

MANNdat-Mitglied Torsten Herwig schreibt mir zu dem heute auf Genderama verlinkten Beitrag Michèle Binswangers über den Vater, der sein Kind im Auto vergaß, was für das Kind tödlich endete:

Frau Binswanger hätte mal lieber ein wenig recherchieren sollen! Kindstod im Auto ist ein zu ernstes Thema, als dass es für feministische Paraphrasierung und eine Moralkeule für die Männerwelt missbraucht werde sollte. Vielleicht war ihr das aber zu anstrengend. Oder gab die Faktenlage zu wenig Munition gegen Männer her und daher hat sie die "vergessen" um stattdessen lieber Phrasen zu dreschen? Wer weiß.

Die NIDO hatte letztens die deutsche Übersetzung des Washington Post Artikels "Fatal Distraction" von Gene Weingarten abgedruckt, welcher ihm den Pulitzer Preis einbrachte. Weingarten untersuchte Fälle von Kindstod durch Im-Auto-vergessen. Er interviewte betroffene Familien, Zeugen, Juristen und auch Hirnforscher zu den Ursachen dieses Phänomens.

Ergebnis: Es kann JEDEM passieren und es passiert jedem! Frauen genauso wie Männern, reichen wie armen, hochgebildeten wie ungebildeten, laxen Schlendrianen wie durchorganisierten Kontrollfreaks. Es zieht sich durch alle Nationen, Religionen, Berufsfelder und so weiter.

Im Original-Artikel heißt es:

"The wealthy do, it turns out. And the poor, and the middle class. Parents of all ages and ethnicities do it. Mothers are just as likely to do it as fathers. It happens to the chronically absent-minded and to the fanatically organized, to the college-educated and to the marginally literate. In the last 10 years, it has happened to a dentist. A postal clerk. A social worker. A police officer. An accountant. A soldier. A paralegal. An electrician. A Protestant clergyman. A rabbinical student. A nurse. A construction worker. An assistant principal. It happened to a mental health counselor, a college professor and a pizza chef. It happened to a pediatrician. It happened to a rocket scientist."

Es hat NICHTS mit Verantwortungslosigkeit zu tun, sondern ist eine fatale Fehlfunktion des menschlichen Gehirns, welches durch kleine Abweichungen in gewohnten Prozessen und Abläufen aus dem Tritt kommt und dann zum Standardprozedere umschaltet.

Es erinnert mich ein wenig an Automatismen wie z.B. Autofahren. Dies tun wir ja auch nicht stets 100 Prozent konzentriert. Wir unterhalten uns, hören Musik, telefonieren oder träumen ein wenig von anderen Dingen, weil wir durch äußere Einflüsse kurzzeitig abgelenkt werden. Trotzdem kommen wir stets an - oft ohne Erinnerung, wie genau eigentlich der Großteil der Fahrt verlief, dieser läuft einfach automatisch unterbewusst ab.

Die betreffende Person hat das Kind nicht im Auto VERGESSEN, sie ist hingegen vollkommen davon überzeugt, dass es in der KiTa sei (weil das nämlich der gewohnte, alltägliche Standardablauf ist). In einem der geschilderten Fälle rief das Kindermädchen irgendwann die Mutter an und fragte, wo denn der Junge sei, und die Mutter antwortete im Brustton der Überzeugung: "Wieso? Er ist doch bei Dir!"

Generelle moralisierende Schuldzuweisungen an die Männerwelt sind in solchen Tragödien also ebenso unangebracht wie das Echauffieren über angeblich barbarische, karrieregeile, verantwortungslose Eltern (beiderlei Geschlechts).

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