Lesermail (Boko Haram)
Einer meiner Leser schreibt mir:
Als ich heute morgen die News bei Google überflog, war es nicht der Titel ("Boko Haram ermorden bei Massaker 500 Menschen"), der mir ins Auge sprang sondern die Titelunterschrift, in der es hieß "Unter ihnen Jungen und Babys". Also habe ich besagten Artikel aufgerufen, um zu sehen, inwieweit nun das männliche Geschlecht darin doch noch Beachtung findet.
Natürlich würde sich, wenn es sich um Mädchen handelte, deren Erwähnung im Titel des Artikels wiederfinden und nicht in einem Nebensatz darunter – ganz abgesehen davon, dass es zudem noch einen medialen Aufschrei gäbe, der hier natürlich ausbleibt.
Später im Text konnte ich dann lesen, dass "Männer, Jungen und sogar Babys" getötet wurden.
Auch hier kann man wieder sehen, wie vernachlässigbar Männer sind. Wären es Frauen gewesen, wären diese selbstverständlich im Titel gelandet. Da es nur Männer sind, kann man froh sein, dass sie überhaupt erwähnt werden. An dieser Stelle möchte ich der "Welt" dafür danken, dass sie diese Tatsache nicht völlig unter dem Tisch haben fallen lassen.
Später wird neutral von Opfern gesprochen - man möchte schließlich nicht den Eindruck erwecken, Männer seien in besonderer Weise zu bedauern.
Natürlich wurden obligatorisch die entführten Schülerinnen erwähnt, während die zuvor im Februar getöteten Jungen keine Erwähnung wert waren.
Was mich dann allerdings wirklich verärgerte war ein Kommentar von einer "Hannah" die tatsächlich schrieb: "ich bin geschockt ! So etwas Grausames habe ich noch nie gehört. Kleine Jungen, Baby und Frauen, widerlich, WER gebietet dieser unmenschlichen furchtbaren Terrorbande Einhalt..."
Also wenn unsere Gesellschaft nicht gehirngewaschen ist, dann weiß ich auch nicht. Im gesamten Artikel ist kein einziges Mal von Frauen als Opfer die Rede, aber allen Anschein nach werden von manchen die im Text erwähnten "Männer" durch "Frauen" ersetzt, wenn es sich um Opfer handelt. Zu allem Überfluss wurde dieser Kommentar ohne Bedenken und sogar mit besonders viel Zustimmung "hochgevotet". Allen anderen Kommentatoren war die Besonderheit, dass es überwiegend (oder gar ausschließlich?) Menschen männlichen Geschlechts waren, die massakriert wurden, keine Erwähnung wert.
Siehe zum selben Thema auch ein aktuelles Interview mit dem Professor für Politikwissenschaft und Menschenrechtler Adam Jones, der als einer der international führenden Experten für Massen- und Völkermorde gilt.
<< Home