Lesermail (Arbeitgeberverband)
Mein Leser "Bud" schreibt mir zu einem Beitrag, den ich gestern als Beispiel gezielter Lobbyarbeit verlinkt hatte:
Dieser "Deutscher Arbeitgeber Verband e.V." kommt mir ein wenig suspekt vor.
Zuerst war ich von dem äußerst undiplomatischen Ton in dem verlinkten Artikel überrascht. Der ist völlig untypisch für solche Institutionen, die im wesentlichen Politik betreiben und auch im wesentlichen von Politikern geführt werden. So reden die nicht.
Auch das fehlerhafte Deutsch des Vereinsnamens gibt Anlaß zum Grübeln. "Deutscher Arbeitgeber Verband" – man sollte meinen, so ein Verein besteht schon einige Zeit länger als die Rechtschreibreform. Aber selbst nach der neuen Rechtschreibung ist das leerzeichengetrennte Aneinanderreihen von Substantiven, glaube ich, nicht statthaft. Wenn schon, dann "Arbeitgeberverband" oder mit Bindestrich, aber nicht zwei nebeneinanderstehende Substantive. Ein Verein, der seinen Namen nicht richtig schreiben kann?
Und dann gibt es "den" deutschen Arbeitgeberverband ja gar nicht. Es gibt viele Arbeitgeberverbände.
Wenn man von "dem" Arbeitgeberverband redet, ist das üblicherweise eine eigentlich unzulässige Verkürzung, und man meint die "Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände" (BDA).
Das ist der Verein, der sich massiv für Lohndrückerei und Sklavenarbeit einsetzt. Ab und zu sieht man mal die häßliche Fresse vom Vorsitzenden Dieter Hundt in den Medien, wenn mal wieder gegen Hartzies gehetzt werden soll oder der Untergang der deutschen Wirtschaft prophezeit werden muss, weil jemand "Mindestlohn" gesagt hat. Das sind also üble Gesellen, aber die sind gut etabliert und fest in der politischen Landschaft verankert.
Der Verein mit dem verlinkten Artikel scheint seinen Namen extra mißverständlich gewählt zu haben. Ich glaube, bei dem Hinweis von der Pressetante war vielleicht die Verbesserung des Google-Rankings eher die Motivation als der Sachbeitrag zu einer Diskussion.
Was den Inhalt des Artikels anbelangt, so bin ich da etwas zwiegespalten. Einerseits stellt er die religiös-fanatischen Komponenten vieler pseudsozialer Bewegungen ganz richtig heraus, andererseits werden aber gleich die eigenen Dogmen befördert. Wer den Klimawandel leugnet und die Gefährlichkeit der Gentechnik abstreitet, der bewegt sich auf einer ähnlichen Ebene wie Kreationisten und Feministen. Und dann vergleichen sie noch die Ablehnung von Gentechnik mit Hexenverbrennungen. Das erinnert doch sehr an die Verbindung von Männerrechtlern zu Breivik.
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