Dienstag, Dezember 03, 2013

Aktuelle Pisa-Studie geschlechterpolitisch besorgniserregend

Wer sich von der aktuellen Pisa-Studie auch eine Thematisierung der "Jungenkrise" an unseren Schulen erhofft, hat sich in den Finger geschnitten. Stattdessen thematisiert die Untersuchung, geht man von aktuellen Medienberichten aus, allein die Probleme des in dieser Hinsicht offenbar einzig würdigen Geschlechts:

Besonders ein Ergebnis stufen die Pisa-Studienautoren als besorgniserregend ein. Nach wie vor rechnen Jungen besser als Mädchen. Diese geschlechtsspezifischen Unterschiede führen die Experten nicht etwa darauf zurück, dass es Mädchen an Talent mangelt. Vielmehr liege es daran, dass sie zu große Angst vor dem Fach haben. Bei der Befragung gaben Schülerinnen an, dass sie keine Ausdauer für das Zahlenfach haben und dass ihnen die Motivation fürs Lernen fehle. Bereits vorangegangene Studien haben gezeigt, dass Mädchen kein Vertrauen in ihre Rechenfähigkeiten haben und deshalb auch schlechter rechnen als Jungen. Bei einer Forsa-Umfrage im Jahr 2010 "Rechnen in Deutschland" zeigte sich, dass jeder zweite Junge Mathe als Lieblingsfach wählte. Bei Mädchen landete das Zahlenfach auf Platz 6.

Langfristig führe diese Entwicklung dazu, dass Länder Potenzial verlieren, was nicht nur gravierende Konsequenzen im Hinblick auf die Hochschulbildung habe, schreiben die Studienautoren. Frauen sind in naturwissenschaftlichen Fächern, Technik, Mathematik und Ingenieurswissenschaft bereits heute unterrepräsentiert. Mangelnde Rechenkünste wirken sich vor allem auf die spätere Karriere aus. Die Pisa-Erhebung zeigt, dass Menschen mit schwachen Mathekompetenzen der Zugang zu besser bezahlten Jobs meist verwehrt bleibt. Anders bei denjenigen, die bei den Rechentests gute Ergebnisse erzielten. Sie verfügten nicht nur über höheres Gehalt, sondern gaben bei der Befragung häufiger an, ehrenamtlich tätig zu sein und sich für politische Prozesse im Land zu interessieren.


Öhm, ja. Jungen landen häufiger auf Haupt- und Sonderschulen, bleiben häufiger sitzen, machen seltener das Abitur, studieren seltener, ihre Arbeitslosigkeit ist höher und so weiter und so fort. Wofür interessieren sich die Verantwortlichen für die Pisa-Studie? Dass Mädchen Mathe keinen Spaß macht, sie deshalb als Erwachsene weniger verdienen und sich weniger für Politik interessieren. Logische Folge: Wir müssen noch viel mehr für Mädchen tun. Noch weniger für Jungen tun kann man ja auch gar nicht.

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