Maskulistische Vorreiterin Doris Lessing ist tot
Verschiedene Medien wie die Basler Zeitung und Spiegel-Online berichten heute über den Tod der Literatur-Nobelpreisträgerin Doris Lessing. Dabei betreiben sie ein wenig Leichenschändung, indem sie diese große Dame in den Ruch von Feminismus bringen und Schlagzeilen erdichten wie "Feministische Vorreiterin Doris Lessing ist tot". Immerhin stellt die Basler Zeitung, die ihren Artikel so betitelt, im Artikel selbst klar: "Lessing selbst lehnte die Titulierung als Feministin stets ab."
Man hätte noch deutlicher werden und an Doris Lessings deutliche Worte beim Edinburgh Book Festival 2001 erinnern können. Damals beklagte Lessing die Abwertung von Männern in unserer Gesellschaft und forderte die Männer auf, sich endlich gegen ihre sinnlose Erniedrigung zu wehren. Männer seien das neue stille Opfer im Geschlechterkampf. Als Beispiel nannte Lessing ihr Erlebnis in einer Schulklasse, in der die Lehrerin ihren neun- bis zehnjährigen Schützlingen die Idee vermittelt habe, dass an Ereignissen wie Kriegen allein das männliche Geschlecht die Schuld trüge: "Man konnte sehen, wie die Mädchen selbstzufrieden und eingebildet bis zum Platzen waren, während die Jungen zerknirscht dakauerten, sich für ihre Existenz entschuldigten und dachten, dass nach diesem Muster ihr weiteres Leben ablaufen würde." Lessing führte aus, dass Vorkommnisse wie dieses an Schulen die Regel seien und niemand es wage, dagegen die Stimme zu erheben, um nicht als Verräter am Feminismus gebrandmarkt zu werden. Lessing befand: "Ich bin zunehmend schockiert über die gedankenlose Abwertung von Männern, die so sehr Teil unserer Kultur geworden ist, dass sie kaum noch wahrgenommen wird. Es ist Zeit, dass wir uns fragen, wer eigentlich diese Frauen sind, die ständig die Männer abwerten. Die dümmsten, ungebildetsten und scheußlichsten Frauen können die herzlichsten, freundlichsten und intelligentesten Männer kritisieren, und niemand sagt etwas dagegen. Die Männer scheinen so eingeschüchtert zu sein, dass sie sich nicht wehren. Aber sie sollten es tun."
Das macht Doris Lessing allenfalls zu einer Vorreiterin der Männerrechtsbewegung – einer klugen Frau, die schon vor über zehn Jahren begriff, wovor viele heute noch am liebsten die Augen verschließen möchten.
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