Montag, Juli 29, 2013

Unionspolitiker werfen Rot-Grün Feldzug gegen die Familie vor

Einem Bericht des Wiesbadener Tagblatts zufolge (nicht online) hat in der Union eine Debatte über die Ausrichtung der Familienpolitik eingesetzt.

Den Startschuss gab der frühere Bundesarbeitsminister Norbert Blüm gestern in einem Gastbeitrag für die Frankfurter Allgemeine. Nach dem obligatorischen Kniefall vor der Frauenbewegung, aber auch einigen spöttischen Anmerkungen gegenüber der von manchen angestrebten Einebnung sämtlicher Unterschiede zwischen den Geschlechtern kritisiert Blüm in diesem Artikel, wie unsere Gesellschaft mittlerweile mit Kindern umgehe. Dabei spricht er dieselben wunden Punkte an wie schon vor mehreren Jahren die Publizistin Eva Herman (die daraufhin monatelange, immer wüstere Anfeindungen erntete, bis ein Foto von ihr schließlich auf einem Cover mit der Zeitschrift STERN mit Fotos von Hitler-Anhängern zusammenmontiert wurde). Blüm argumentiert:

Es gilt inzwischen als erstrebenswert, wenn Neugeborene schon kurz nach der Geburt in Kinderkrippen "überführt" werden. (...) Denn die Erziehungsprofis sollen für die Kindheit wichtiger werden als die Amateureltern. Wie altmodisch wirkt da das Grundgesetz, wenn es in Artikel 6 festlegt, Erziehung sei "zuvörderst" das Recht und die Pflicht der Eltern. (...) Arbeitgeber und die ihnen in dieser Sache treu dienenden Gewerkschaften jubeln. Sie sind am Ziel. Die uneingeschränkte Eingliederung der Frauen in das Erwerbsleben gibt dem Sozialprodukt einen kräftigen Schub. (...) Die angeblich freie Wahl zwischen Familien- und Berufsarbeit ist zugunsten der Berufsarbeit entschieden. Erwerbsarbeit zählt. Familienarbeit gibt es in diesem "modernen" Weltbild gar nicht. So mündet die Wahlfreiheit zwischen Familien- und Berufsarbeit in die faktische Unterordnung der Familie unter die Ratio der Wirtschaft.


Dabei bedient sich auch Blüm einer Rhetorik, die Frauen zu Opfern und Männer zu Tätern erklärt:

Das Scheidungsrecht bringt die Paradoxien eines Fortschrittes zutage, der im Namen der Frauen auf den Weg gebracht wurde und sie am Ende auf der Strecke liegen lässt. Frauen, die zugunsten der Familienarbeit auf Erwerbsbeteiligung verzichtet oder sie reduziert haben, werden in der Scheidung bestraft. Ihre Familienarbeit zählt für die Unterhaltspflichten des Mannes nur vorübergehend und dann so gut wie nicht. (...) Der Mann, der mit Hilfe häuslicher Arbeit seiner Frau ungestört "sein" Geld verdienen konnte, nimmt sein Geld mit. Zurück bleibt die "dumme" Mutter, die nicht für „ihr“ Geld, sondern für die Familie gearbeitet hat.


Wesentliche Stoßrichtung seines Artikels bleibt für Blüm aber Kritik am radikalen Kapitalismus:

Tatsächlich ist die von Familie befreite Gesellschaft widerstandslos der Macht und dem Markt ausgeliefert. In ihr kann "durchregiert" werden.


Wie das "Wiesbadener Tagblatt" weiter berichtet, erhielt Blüm schnell Unterstützung von Unionskollegen. "Da trifft er einen echten Nerv und spricht vielen aus der Partei aus der Seele", zitiert die Zeitung etwa den CDU-Vize und Chef der CDU-Nordrhein-Westfalen Armin Laschet. Die Pläne von SPD und Grünen bezeichnete Laschet als "eine völlige Ökonomisierung von Familienpolitik". Frauenministerin Kristina Schröder setzte nach: "Dass man Frauen dahin drängen will, permanent berufstätig zu sein, haben wir vor allem bei den linken Parteien, also bei Rot-Rot-Grün." Die Familien seien aber nicht der Steinbruch für den Fachkräftemangel und Familienpolitik kein Anhängsel der Arbeitsmarktpolitik. Und Bayerns Ministerin Christine Haderthauer (CSU) schließlich erklärte, bei der anstehenden Bundestagswahl werde es auch darum gehen, "den Feldzug gegen die Familie abzuwehren. Rot-Grün führt Krieg gegen die Familie und damit gegen das, was 90 Prozent der Menschen als Wert Nummer eins angeben."

Der von Haderthauer beklagte "Kreuzzug gegen die Familie" spielt auch für viele in der Männerbewegung eine Rolle. So hatte der feministisch geprägte Publizist Thomas Gesterkamp in einer Kampfschrift für die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung gegen "Männerrechtler und Familienfundamentalisten" gewettert und unterstellt, dass hier ein "Geschlechterkampf von rechts" stattfände.

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