Montag, Juli 15, 2013

Sexismus bei Spiegel-Online: Was Heide Oestreich tabuisiert

Wenn man die nötige Zeit dafür hätte, so etwas finanziert bekäme oder es innerhalb der Genderstudien vorstellbar wäre, dann könnte eine sehr reizvolle Medien- und Diskursanalyse darin bestehen, anhand der eintreffenden Kommentare unter online gestellten Artikeln zu untersuchen, welcher Teil der Wirklichkeit in solchen Artikeln verschwiegen und ausgeblendet wird, um die hegemoniale Ideologie zu stützen.

Nehmen wir einmal beispielhaft einen aktuellen Artikel Heide Oestreichs auf Spiegel-Online, Ressort Unispiegel: Sexismus an der Hochschule: Wenn der Prof nach Hause bittet. Der Artikel hat erwartungsgemäß einige Macken, beispielsweise werden schon in seinem Teaser das Reißen sexuell gefärbter Witze durch Studenten (Studentinnen tun so etwas nicht) auf eine Stufe mit Zudringlichkeiten durch einen Professor gestellt. Was mich aber diesmal besonders interessiert hat, war, welchen Teil der Wirklichkeit die selbsternannte Medienelite in diesem und tausend ähnlich gestrickten Artikeln von Anfang an ausblendet, weshalb er sich erst in den Kommentaren der Leser wiederfindet. Einige dieser Kommentare habe ich beispielhaft herausgegriffen:

Habe aber in unserem Forschungsinstitut erlebt, daß der Chef-Prof fast ausschließlich besonders attraktive und sexy Studententinnen für Praktika und frei werdende Stellen aussuchte. Wir hatten sie dann am Hals: sie konnten garnicht verstehen, daß im Rahmen der Forschungsprogramme auch fachliche Leistungsanforderungen gestellt werden, hatte der ChefProf sie doch ausgesucht - das war doch genug Ausweis von Kompetenz. Sie wollten auch nicht verstehen, daß es nicht genügt, in Arbeitssitzungen schön angezogen sich in Pose zu setzen und herumzublinzeln.


Wieso schreiben solche Artikel nur Frauen? Wieso wird nur ueber Belaestigungen von Frauen geredet? (...) Ich kenne noch als Referendar, dass es genauso sexuelle Belaestigung umgekehrt gibt, dass Frauen versuchen, ihre Machtposition zu nutzen, um bessere Noten zu erhalten. Also bitte endlich aufhoeren, diese Debatte einseitig zu fuehren.


Wie schön, dass die Autorin durchweg eine "geschlechtergerechte" Partizipialbildung benutzt - Studierende, Dozierende -, aber dennoch nur von "Stalkern" und "Belästigern" schreibt. Dass Sexismus ein unschönes Phänomen ist, das nicht nur in eine Richtung geht, wird zwar in einem einzigen Satz erwähnt, aber angesichts der Länge des Artikels fällt das kaum auf. Etwas mehr Differenzierung wäre meines Erachtens angebracht. Außerdem glaube ich kaum, dass männliche Studierende keine Angst-Räume haben und noch weniger, dass weibliche Studierende, wenn sie im Kollektiv unterwegs sind, keine Zoten über Männer reißen. Ich finde den Artikel daher sexistisch, da er lediglich einseitige Stereotype kolportiert.


Sexismus ist für mich, wenn Menschen wegen Ihres Geschlechts diskriminiert werden. Sätze wie "Frauen können eh kein Mathe/Physik/etc." gehören dazu; aber auch die Richtlinie australischer Fluglinien Männer nicht neben Kindern sitzen zu lassen (http://www.spiegel.de/reise/aktuell/virgin-australia-und-qantas-maenner-duerfen-nicht-neben-kindern-sitzen-a-850229.html). Auch das ist ein ernstzunehmendes Problem.


Als ich das Abitur gemacht habe, hat eine Schülerin aus unserer Stufe versucht auf diese Art ihre Note zu verbessern. Der verheiratete Lehrer hat dies wohl abgewert und wurde von der Dame daraufhin der sexuellen Belästigung beschuldigt. Er kam aus der Nummer zwar wieder raus aber getuschelt wird eben trotzdem. Diese Art von Sexismus gegen Männer ist nicht selten.


Frau als Opfer (wie immer) der Mann als Täter. Als Student hab ich aber immer das umgekehrte Problem. Viele Studentinnen suchen sich gleich zu Beginn einen Freund im höheren Semester. Da wird mit vollem Körpereinsatz ein Gratis-Nachhilfelehrer gesucht. Für die einzige weibliche Dozentin ist es das Normalste auf der Welt, in der Vorlesung darauf hinzuweisen, dass eine Hochschule der reinste Heiratsmarkt ist, besonders die Juristen sind begehrt. Die Studentinnen haben bejahend gelächelt. So werden sicher manche Jungs die direkt von der Schule ins Studium gehen mit dem "klasischen Frauenbild" geprägt. Wenn ein Student vom höheren Semester eine Studentin anspricht ist das ein Kompliment, einer vom ersten Semester automatisch ein Belästiger.


Zitat einer Professorin während meines Studiums: "Männer bekommen bei mir ohnehin eine Note schlechter." Ähnliche Schoten von anderen Professorinnen; zudem:neue Professorinnen, welche trotz offensichtlicher Defizite im Vergleich zu den männlichen Mitbewerbern berufen wurden; ständige völlig fachfremde Genderthemen als Pflichtveranstaltungen, AK Frauen, Frauenbeauftragte, interne Quotenregelung etc. etc. Da hat kein Schwein danach gekräht, da hieß es einfach, als Mann muss man sich da durchbeißen können.


Also bitte, Sie erwähnen hier Einzelfälle. Doch die Wirklichkeit an einer deutschen Uni ist mittlerweile sehr sexistisch gegenüber Männern geworden. Schauen Sie sich ein paar Studien an. Einzelfälle helfen keinem weiter. Übrigens, diese ganze Aufschrei-Sache war doch ziemlich kontraproduktiv für den ganzen Schwarzer-Feminismus. Er hat auch Menschen wie mir bewusst gemacht, dass eine kleine Minderheit versucht, Hetze gegen Männer zu betreiben. Ich habe mich in den letzten Monaten mehr mit dem Feminismus und diese Gender-Leute beschäftigt. Und deshalb habe ich meine Meinung geändert - früher dachte ich dass Feminismus etwas mit Gleichberechtigung zu tun hätte - heute weiß ich, dass der Feminismus kontraproduktiv für die Gleichberechtigung ist.


Was mich aber definitv ankotzt: Männer können auch belästigt werden. Steht das M in Mann für Monster? Männer melden sich allerdings NIE. NIE. NIE. Wieso wohl? (...) Männer schweigen Dinge tot. Frau häufig auch, aber sie haben Anlaufstellen. Denkt ihr, ein Mann geht zu 'ner Frauenbeauftragten?


Leider hat dieser Artikel mit der Realität an deutschen Universitäten so rein gar nichts zu tun. Diese sind mittlerweile Hochburgen der Gender-Ideologie, in denen geradezu hysterisch nach jeglichem Verhalten gefahndet wird, welches unter Umständen als nicht gendergemainstreamt angesehen werden könnte.


Aus eigener Erfahrung weiß ich auch, dass viele attraktive Frauen während der Vorlesungen hemmungslos mit den Professoren flirten, um sich eine bessere Note zu verschaffen. Superkurze Röcke tragen und die Augen im Flackermodus. Gerade bei Referaten und Hausarbeiten, die oft rein subjektiv beurteilt werden, mit beachtlichem Erfolg. Die haben dabei kein schlechtes Gewissen und warum auch? (...) Auch ist es oft ein großer Unterschied von wem ein Spruch kommt. Was von einem Erstsemester Ingenieurwesen im Karohemd als billige Anmache empfunden wird, ist vom durchgestylten Master BWLer mit BMW ein Kompliment - so sieht die schlichte, ernüchternde Realität oftmals aus. Für Männer ergibt sich bei der ganzen Diskussion doch vor allem das Problem, dass sie verunsichert werden, was man zu einer Frau überhaupt noch sagen darf. Von der einen wird man ohne Anspielungen gar nicht beachtet, die andere läuft gleich zur Frauenbeauftragten.


Ich frage mich, ob nicht fast die gesamte Gender-Debatte in Deutschland Sexismus ist (https://de.wikipedia.org/wiki/Sexismus). Da bei uns nur emotionale 2 Seiten gelten und die "bist du nicht für uns, dann bist du gegen uns" Debatte geführt wird scheinen sachliche Argumente und Fakten unterzugehen. Damit scheint mir diese Gender-Debatte oberflächlich und sexistisch. Da mögen andere anderer Meinung sein, aber wenn man immer nur auf eine Seite schielt und die andere weg lässt, dann geht es genau um Diskriminierung!


Liebe Autorin, da ich Ihnen ein absolut vorurteilfreies, objektives und aufgeklärtes Weltbild unterstelle, möchte ich Sie dazu aufrufen folgende Tatsachen mit in ihre "Sexismus"-Thematik einzubeziehen: Bei der Vergabe öffentlicher Stellen, insbesondere an Hochschulen, ist es üblich bei Stellenausschreibungen folgende pikante Formulierung zu verwenden: "Wir werden für diese Stelle Frauen bei gleichwertiger Qualifikation vorrangig berücksichtigen." Da Sie ja so absolut vollmundig über Diskriminierung schwadronieren, betrachten Sie das Problem doch bitte ganzheitlich und nicht nur in eine Richtung.


In meinem Fachbereich sehen sich die meisten Studentinnen als Zentrum des Planeten, und sämtliche Männer haben ihnen hinterher zu rennen. Tun sie das nicht wird derjenige schon mal als schwul diffamiert, bzw. es wird gegenüber den Dozenten über den hergezogen. Außerdem wird genau geschaut, wer eine ausländische Freundin hat. Kommt jemand mit einer asiatischen Frau dann gibt es Terror.


Ich habe Mathematik und Technische Mechanik studiert und später unterrichtet (leider wenige Frauen dabei), dann eine IT-Firma mit vielen Mitarbeiterinnen geleitet. Ich kann mich in all den Jahrzehnten nicht an einzigen Fall von Sexismus erinnern. (Außer einem vielleicht, wo eine meine Mitarbeiterinnen mit der ich ein Verhältnis hatte, mich nach der Trennung jahrelang gestalkt hat. Aber auch das ist kein Sexismus, weil sie mir ja nicht gesellschaftlich überlegen war und mich daher nicht diskriminieren, sondern nur belästigen konnte).


Das eigentliche Problem ist die Unkündbarkeit und Unantastbarkeit der Professoren, denn diese Machtstellung wird nicht nur zur Belästigung von Studentinen ausgenutzt, nein auch Studenten müssen sich erniedrigen und private Dinge für "ihren" Professor tun. Das fängt bei harmlosen Recherchen in der Freizeit an und setzt sich mit Rasenmähen, Hecken schneiden oder Hausrenovierungsarbeiten fort. Die Professoren wissen genau dass sie nichts zu befürchten haben und lassen dies auch ihre Studenten spüren.


Behauptungen über angeblich massenhaft verbreitetes sexistisches Verhalten sind oft aus der Luft gegriffen. US-Feministinnen behaupteten vor nicht allzulanger Zeit: "1 von 4 Frauen wird "sexuell genötigt/sexueller Übergriff" ("sexual assault"), bevor sie ihr College beendet." Jetzt die Realität. Die folgenden Zahlen wurden von 3 Colleges für das Jahr 2009 erfragt: Universität Pittsburgh, 14.800 Studenden, 4 sexual assaults = 1 Frau von 3.700. Carnegie Mellon University, 3.900 Studentinnen, 6 sexual assaults = 1 von 975. Duquesne University, 5.700 Studentinnen, 3 sexual assaults = 1 von 1.900. Unter der Headline "Rape culture is bullshit" wurden diese Zahlen auf facebook veröffentlicht (...). Resultat: Facebook hat die Seite gelöscht.


Ich lese immer nur Studentinnen ... Mir (männlich) hat ein Professor ein eindeutiges Angebot gemacht, das ich freundlich abgelehnt habe. Ich musste bei ihm (einziger Prof. für das Fach) eine mündliche Prüfung machen, er hat mit allen Mitteln schon im voraus versucht mich mürbe zu machen: Anmeldung verlegt (2 mal), zur Vorbesprechung nicht erschienen, Das Themengebiet falsch beschrieben, am Tag vorher um 22 Uhr abends ne Mail geschrieben ich müsste dringendst noch heute einen Anmeldeschein einwerfen. Als ich dann zur Prüfung kam, hat er statt den Grundlagen einfach alles abgefragt, aber ich war vorbereitet. Was aber nichts daran geändert hat, dass er mich eiskalt durchfallen lassen hat und mich persönlich exmatrikuliert hat (dauert sonst 2-3 Monate, ich hatte es am nächsten Wochentag) Nach Meldung bei Studienberatung/Asta/Fachschaft etc. stellte sich heraus, er ist dafür bekannt und keiner unternimmt irgendetwas, die fanden das eher belustigend.


Naja mir hat auch schon ne wildfremde ca. 20 Jahre ältere Dame auf den Hintern geklopft. Sie und ihre Freundinnen waren sturzbetrunken und fanden das ziemlich witzig. Das kann man jetzt als ernsthafte sexuelle Belästigung oder einfach als dummes Betrunkenenverhalten werten.


Wenn mir nächstes Mal ne Frau zulächelt und mir´s grad nicht passt, werd ich den Barman fragen wo verdammt nochmal in dieser Kneipe der Gleichstellungsbeauftragte steckt bei dem ich mich beschweren kann! Genua so stupide Argumentation wie die von ihnen vorgebrachte macht den ganzen Feminismus einfach lächerlich und schadet dem ganzen nur.


Also, ich bin seit mehr als 15 Jahren (Studi-Zeit eingeschlossen) an mehreren Unis aktiv und habe nie, nicht ein einziges Mal einen sexuellen Übergriff erlebt. Schon gar nicht an Frauen. Im Gegenteil, das Ganze treibt - schon lange - solche Blüten, dass Professoren keine Studentinnen mehr ohne Anwesenheit ihrer Sekretärin empfangen, aus Angst hinterher belangt/erpresst zu werden. Die (männlichen) Assistenten wiederum sehen sich - sofern sie nicht auftreten wie Quasimodo - permanent den Avancen von Studentinnen ausgesetzt. Dabei geht es nicht - zumindest meiner Erfahrung nach - um Notenmanipulation, sondern schlicht um den Heiratsmarkt.


55% der Studentinnen wurden sexuell belästigt, eine große Zahl. Wie sieht es bei den Männern aus? Diese Zahl interessiert offensichtlich nicht. Man kann doch keine Studie ernstnehmen, die vorgibt, Diskriminierung aufdecken zu wollen, aber in Ihrer Struktur bereits selbst diskriminiert.


Ich will dieses Thema nicht relativieren, dazu besteht kein Grund. Aber: Ich bin jetzt seit acht Jahren männlicher (!) Dozent an einer Hochschule und wurde in der Zeit zweimal von Studentinnen gestalkt, was übrigens auch überhaupt nicht witzig war. Mit seltsamen Emails und Sprechstundenauftritten (übrigens immer bei geöffneter Tür) konnte ich noch leben, als plötzlich beide Frauen vor meiner Haustür auftauchten und in Emails meine Familie bedrohten, nächtliche anonyme Anrufe eingingen oder es mitten in der Nacht an der Tür klingelte, bekam ich langsam wirklich Angst. Es gab übrigens keine Hilfe, nicht von der Hochschule, nicht von der Polizei. Erst ein Hochschulwechsel hat das dann beendet.


Ich kenne zumindest 2 Dozentinnen/Professorinnen an meiner Uni, die bei der Auswahl ihrer männlichen SHKs ebenfalls auf andere Kriterien achten als nur akademische Qualifikation und die Studenten dort, ein fast schon offenes Geheimnis an meiner Uni, neben der Vorbereitung von Vorlesungen/Seminaren und ihrer Tutorentätigkeit noch andere sehr persönliche Betreuungsarbeiten für die Dozentinnen ausführen müssen. Einige sind gegangen weil sie es nicht aushielten, die meisten männlichen Kommilitonen blieben aber, auch um ihre akademische Karriere nicht zu gefährden, denn die meisten sind hinterher mit einer Stelle und/oder guten Zeugnissen "belohnt" worden und über die Jahre an meiner und anderen Unis, zum Teil promoviert, selber als Dozenten tätig geworden.


Zusammengefasst: Bei Heide Oestreich und zahllosen anderen Journalisten kommen als Schädiger fast grundsätzlich nur Männer, als Geschädigte fast grundsätzlich nur Frauen vor. Da sich das aber massiv mit den Lebenserfahrungen der Leser beißt, lassen die sich keine Bärin aufbinden und tragen den tabuisierten Teil der Wirklichkeit in den Kommentaren nach. Interessant wäre es nun herauszufinden, ob diese Kommentatoren Abweichungen von der Leserschaft solcher Artikel insgesamt darstellen oder ob sich die meisten Leser der hier stattfindenden Indoktrination entziehen. Aber wie eingangs gesagt: Als Seminararbeit in den Genderstudien ist diese Fragestellung nur schwer vorstellbar.

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