Sonntag, Juli 14, 2013

Christina Hoff Sommers: "Reformiert den Feminismus!"

Auf die Frage "Sind sie Feminist oder Feministin?" antworten die meisten Amerikaner mit "Nein". Eine vor kurzem von der Huffington Post/YouGov durchgeführte Umfrage verdeutlicht dies: Nur 23 % der Frauen und 16 % der Männer identifizierten sich als "feministisch". So bekannte als auch unterschiedliche Frauen wie Taylor Swift, Sandra Day O’Connor, Marissa Mayer und Beyoncé lehnen diese Bezeichnung ab.

Die Emanzipation der Frauen ist eines der Ruhmesblätter der westlichen Zivilisation und eines der großartigsten Kapitel in der Geschichte der Freiheit. Warum hat der Begriff, der dieses Erbe bezeichnet, einen so schlechten Ruf?


So beginnt heute bei Christian Schmidt der Text zu einer Diskussion darüber, ob aus dem Feminismus doch noch eine Ideologie gemacht werden kann, die moralischen Grundansprüchen genügt (zum Beispiel weitgehend frei von Sexismus zu sein).

Der von Christian Schmidt online gestellte Text bezieht sich auf Christina Hoff Sommers neues Buch Freedom Feminism, das ich mit Interesse gelesen habe, weil ich gespannt war, ob es Sommers gelingen würde, eine nennenswerte Zahl nicht-sexistischer, nicht-autoritärer Feministinnen vorzustellen. Die Grundlage für einen solchen "neuen Feminismus" zu bilden ist das Ziel von Sommers neuestem Werk.

Das Büchlein ist etwa so groß wie eine Hand und umfasst kaum mehr als hundert Seiten. Sein Inhalt lässt sich sehr gut auf den bei Christian Schmidt vorgestellten Text verdichten; davon abgesehen ist es im Vergleich etwa zu Sommers Klassiker Who Stole Feminism? keine sehr spannende Lektüre. Es gelingt Sommers auch nicht, aktuell aktive Persönlichkeiten oder Strömungen vorzustellen, die den oben zitierten moralischen Mindestansprüchen genügen. Stattdessen muss Sommers dafür auf Frauenrechtlerinnen des vorletzten Jahrhunderts wie Elizabeth Cady Stanton und Susan B. Anthony zurückgreifen.

Natürlich ist Christina Hoff Sommers selbst eine nicht-sexistische, nicht-autoritäre Feministin und hat mit Büchern wie The War Against Boys mehr für Jungen und Männer geleistet als so mancher, der sich als "Antifeminist" bezeichnet. Einerseits ist sie also ein gutes Gegenbeispiel zu der These, dass Feministinnen automatisch moralisch korrupt sein müssen. Andererseits sind Frauen wie Sommers zumindest im europäischen und noradamerikanischen Feminismus so selten, dass sie (um einen von Christian Schmidts Kommentatoren zu paraphrasieren) ihre Gender-Seminare in einer Telefonzelle abhalten könnten. Sommers scheint hier eine gewisse Hoffnung auf Feministinnen arabischer sowie anderer afrikanischer und asiatischer Länder zu legen, die sich von ihren westlichen Schwestern angeblich nur schwer gegen ihre Männer aufhetzen lassen, kann hier aber ebenfalls mit keinen Namen von Einzelnen oder Gruppen männerfreundlicher Feministinnen aufwarten, sondern bleibt vage. Sobald Sommers auf den Feminismus der Gegenwart zu sprechen kommt, zeichnet sie – berechtigterweise – das Bild einer einzigen großen Misere mit den Grundpfeilern Fehlinformation und Männerhass. Insofern ist Sommers Buch Ausdruck einer unbestimmten Hoffnung, es vermag skeptische Leser aber kaum zu überzeugen.

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