Montag, März 25, 2013

Prostitution: Nöte der Strichjungen noch immer tabuisiert

Wenn es um Probleme im Zusammenhang mit Prostitution geht, fokussiert sich die Debatte wie automatisch auf weibliche Betroffene. Petr Jeremias Popov widersetzt sich diesem Sexismus und spricht über die Nöte von Strichjungen in der Tschechei:

Die jüngsten Klienten, die László Sümenghs Anlaufstelle für Prager Strichjungen kontaktieren, sind neun Jahre alt, mit 26 gehört man schon zum alten Eisen und wird weggeworfen. Die Regierung leugnet das Problem, das sich nicht auf Tschechien beschränkt, denn die meisten Freier kommen aus Deutschland und Österreich. (...) Hätte die tschechische Polizei nicht in der jüngsten Zeit zwei besonders krasse Fälle aufgedeckt, welche eines gemeinsam hatten, nämlich die unwiderlegbare und unleugbare Feststellung, dass es auch in der tschechischen (Tabu-)Gesellschaft Kinder-Prostitution gibt, hätte man das Thema weiterhin lässig tot geschwiegen.

(...) Ein böses Erwachen für manchen Prager, möchte man meinen. Nicht unbedingt: Schon 1997 schockierte der bekannte polnische Regisseur Wiktor Grodecki mit seinem international preisgekrönten Film "Mandragora" die tschechische Öffentlichkeit. Die naturalistische, authentische Verfilmung der Prager Stricherszene an Originalschauplätzen und die Wiedergabe des dramatischen Einzelschicksales von David Svec löste für einige Zeit Wogen der Empörung bei den Pragern aus. Allerdings verstummte die Debatte nach einiger Zeit wieder im allgemeinen Rauschen des Blätterwaldes. Grodecki wurde als Republikverräter und Nestbeschmutzer beschimpft - "er solle lieber vor der eigenen Haustür kehren" -, mancherorts gelangte sein Film gar nicht erst in die Kinos.

(...) Die Auswertung von László Sümenghs Gesprächsprotokollen mit seinen Klienten bringen interessante Details ans Tageslicht: So verkehren 26 Prozent der Jugendlichen ausschließlich mit Männern, sechs Prozent mit Frauen und der Rest mit beiden Geschlechtern.


Hier findet man den vollständigen Artikel.

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