Montag, Oktober 22, 2012

Verleumdungsplattform Wikipedia: Jetzt sind die Libertären an der Reihe

Mit der Verunglimpfung der Männerrechtsbewegung hatte sich ein Grüppchen extremistischer, durch die Anonymität geschützter Wikipedianer offenbar erst warmgelaufen. Im nächsten Schritt wurde inzwischen der Wikipedia-Eintrag zu der libertären Zeitschrift "eigentümlich frei" so umfrisiert, dass das Magazin auf Ahnungslose wie eine Zeitschrift vom rechten Rand wirken soll. Hier berichtet "eigentümlich frei", mit welchen Manipulationen das geschehen ist. Wenig überraschend: Es wurden ähnliche Methoden angewendet wie beim Umschreiben von Wikipedia-Artikel über die Männerbewegung und deren prominenteste Vertreter, beispielsweise selektives und verzerrendes Zitieren, Weglassen nicht in die Diffamierung passender Informationen sowie Sperrungen von Wikipedianern, die sich dieser Masche widersetzen.

Dass der öffentliche Aufschrei inner- und außerhalb der Wikipedia nach derartigen Diffamierungen bislang ausgeblieben ist, diese sogar aus dem Projektmanagement der Wikimedia-Stiftung heraus implizit gedeckt werden, werten die anonymen Heckenschützen offenbar als Zeichen dafür, immer weiter gehen zu können. Die Untätigkeit der Beobachter verläuft bisher nach dem Motto: "Gegen die Hetze auf die Männerrechtler habe ich nichts gesagt, ich bin ja kein Männerrechtler. Gegen die Hetze auf die Libertären und Liberalen sage ich auch nichts, ich bin ja kein Liberaler ..." So weiten die Denunzianten ihre Kampfzone derzeit Schritt für Schritt weiter aus. Inzwischen richtet sich die Propaganda fundamentalistischer Irrläufer gegen Bürgerlich-Konservative, gegen Liberale und – in meinem Fall – mindestens gegen einen Linken, der bestimmte Dogmen, die diese Splittergruppe hochhält, nicht unterstützt. Diejenigen, die von dieser Stimmungsmache wirklich profitieren, sind die echten Rechtsextremen, denn in einer Enzyklopädie, in der Hinz und Kunz als rechtsaußen dargestellt werden, fällt der echte Neonazi mit seiner Haltung kaum noch auf.

Warum das Projektmanagement der Wikimedia-Stiftung gegen das ideologische Umfrisieren keine Stellung bezieht, ist nicht eindeutig klar. Rechnet man dort ernsthaft damit, dem rasanten Autorenschwund der Online-Enzyklopädie dadurch begegnen zu können, dass sich dort jetzt neue Leute anmelden, weil sie einer einseitigen Ideologisierung entgegenwirken wollen? Diese Rechnung dürfte nicht aufgehen – schließlich wird jeder, der sich dieser neuen Ausrichtung der Wikipedia widersetzt, von entsprechend positionierten Administratoren zügig gesperrt. Man kann auch keinem ernsthaft raten, sich über Monate hinweg auf den Diskussionsseiten der Wikipedia mit Betonköpfen zu streiten, die in der Regel einen mehr als ätzenden Diskussionsstil pflegen. Nahe liegt insofern der Verdacht, dass die aktuelle Entwicklung vom Wikimedia-Projektmanagement geteilt und das stellenweise bereits kriminelle Vorgehen der anonymen Täter deshalb stillschweigend gutgeheißen wird. Die einzig sinnvolle Reaktion darauf kann sein, auf die zunehmende politische Instrumentalisierung der Wikipedia durch eine Handvoll Fanatiker wieder und wieder aufmerksam zu machen. Als wissenschaftlich zitierbare Quelle galt die Wikipedia noch nie – inzwischen steht ihre Seriosität insgesamt auf dem Prüfstand.

Bemerkenswert ist darüber hinaus aus medienwissenschaftlicher Sicht, dass der serienweise stattfindende Rufmord in der Wikipedia gerade jetzt vonstatten geht und nicht beispielsweise drei Jahre zuvor. Vermutlich erklärt sich das dadurch, dass den Tätern noch vor einigen Jahren die Gleichschaltung der traditionellen Medien, in denen Minderheitsmeinungen kaum vorkamen, vollkommen ausreichte. Offenbar ist in den letzten Jahren die durch das Internet vielfach erkämpfte Meinungsvielfalt den Freunden einer totalitären Gesellschaft ein solcher Dorn im Auge geworden, dass sie jetzt dazu übergehen, besonders häufig frequentierte Websites wie die Wikipedia zu kapern und sie derart zu bearbeiten, dass der Bevölkerung wieder "das einzig richtige Bewusstsein" eingebläut und jeder, der sich diesem nicht anschließt, diffamiert und ausgegrenzt wird. Aus vielen der Leute, die sich am derzeitigen Umschreiben der Wikipedia beteiligen, wären mit diesem Denken erstklassige Nationalsozialisten geworden.

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