Montag, November 10, 2025

DIE WELT: "Warum es Frauen jetzt peinlich ist, einen Partner zu haben"

1. "Die Welt" berichtet:

In sozialen Netzwerken diskutieren junge Frauen derzeit, warum ein Freund nicht mehr zu ihnen passt. Damit stellen sie die partnerschaftliche Beziehung ganz grundsätzlich infrage. Auslöser für die Debatte ist ein Text der Autorin Chanté Joseph für die britische "Vogue". Gleich in der Überschrift fragt sie: "Ist es heutzutage peinlich, einen Boyfriend zu haben?" Die Frage beantwortet sie dann ziemlich entschieden mit: Ja. Aber sie hat zumindest die Güte, allen Liebestrunkenen zu verzeihen: "Natürlich ist es keine Schande, sich zu verlieben. Es ist auch keine Schande, es zu versuchen und dabei zu scheitern – oder es gar nicht erst zu versuchen."

(…) Wer es noch nicht mitbekommen hat: Der 08/15-Mann ist am Ende. Er hat in der Gegenwart nichts mehr anzubieten; ihm bleibt bloß, Bittsteller zu sein. Frauen haben im urban-akademischen Milieu die Deutungshoheit übernommen. Sie haben im Mittel höhere Bildungsabschlüsse als Männer, mehr kulturelles Kapital – und fangen sogar langsam an, das zu kapieren. Wenn sich der überlegene Mitspieler seiner Überlegenheit auch noch bewusst wird, ist es eigentlich immer vorbei.


Ich gehe davon aus, dass parallel zu diesen Triumphgesängen auch das Lamento von der patriarchalen Unterdrückung und von Frauen, die angeblich überall zu kurz kommen, weiterhin vorgetragen werden wird. Taylor Swift hat auch als sie längst Multimilliardärin war, lautstark darüber geklagt, wie viel besser es ihr ginge, wenn sie nur ein Mann wäre. Dieses Verhalten lässt sich rational nicht mehr erklären, sondern nur noch psychologisch.

Die Spielregeln des Beziehungserfolgs bestimmen heute also Frauen. Die Konsequenz ist offensichtlich. Viele Männer, vor allem solche mit geringer Bildung, geraten ins Abseits. Chanté Joseph und ihre Stichwortgeberinnen spielen mit dieser neuen Überlegenheit: "Freunde sind out. Sie kommen erst wieder in Mode, wenn sie anfangen, sich richtig zu verhalten", kommentiert eine Frau im paternalistischen Ton bei Instagram, die im Text zitiert wird. Eine andere schreibt: "Einen Freund zu haben, schadet in der Regel der Ausstrahlung einer Frau."

Interessanterweise gilt das offenbar auch für Frauen, die in einer Beziehung leben. Öffentlich zeigen sie zunehmend ungern, dass sie sich gebunden haben. Der Partner kommt in ihren Social-Media-Accounts nicht mehr als ganzer Mensch vor, höchstens seine Hand am Steuer wird gezeigt oder der Hinterkopf. Diese Männer sind nur noch Begleiter im selbstbestimmten Leben. Ein verliebtes Kussfoto würde ja den Verdacht schüren, in alte Rollenmuster zurückgefallen zu sein.

Aber wollen nicht auch selbstbewusste Frauen geliebt werden? Es bleibt völlig unklar, welcher Befreiungskampf hier eigentlich geführt wird, wenn das Ziel offenbar darin besteht, das eigene Bedürfnis nach Nähe abzustellen wie eine lästige Funktion. Die Absage an die romantische Liebe wird als Sieg verkauft, kann aber auch als ängstliche Schutzmaßnahme gegen Enttäuschung gelesen werden, die nur weitere neurotische Ausweichmanöver produziert.


In einer Analyse dieses Phänomens auf Youtube vermittlt Amanda Claypool, eine Autorin und Strategieberaterin zum Thema Wirtschaft, ihre Sicht der Dinge:

Junge Frauen versuchen demnach gerade, "zwei Welten zu vereinen": die sozialen Vorteile einer Partnerschaft zu genießen, ohne als "Boyfriend-Girl" und damit kulturell als Verlierer zu gelten. Die Beziehungswahl werde mit Statements wie "einen Freund zu haben fühlt sich republikanisch an" zunehmend politisiert. Die liberal-demokratische Partei führe eine Art Gesinnungstest durch, der Frauen, die eine Beziehung oder Ehe verfolgen, als "nicht liberal genug" ausgrenzt und sie so zum Single-Dasein drängt. Davon profitierten in erster Linie die Elite-Frauen, die sich ein Leben ohne Mann leisten könnten, während es Frauen aus der Arbeiterklasse effektiv ausgrenze. Die Dämonisierung traditioneller männlicher Eigenschaften ("Toxic Masculinity") seien Luxusglaubenssätze, die denjenigen, die sie vertreten (oft Elite-Frauen), Status verleihen, während sie unteren Schichten, wo eine Frau einen dieser schlimmen Männer als Partner braucht, Schaden zufügen.



2. "Tradwives locken Männer wieder in die Falle" warnt die WELT in einem weiteren Artikel und räumt damit ein, dass die traditionelle Rollenverteilung für Männer eben "eine Falle" und nicht patriarchale Unterdrückung war. In dem Artikel heißt es:

Es ist keine allzu alte Tradition. Das Frauen- und Familienbild der Tradwife entstand mit der bürgerlichen Liebesheirat, in der die Ökonomie der Ehe in gott- oder naturgegebenen Geschlechterrollen aufging. Es verschwand im letzten Weltkrieg, als die Frauen alles in die Hände nahmen, während ihre Männer taten, was Männer schon immer taten.


Bereits in jungen Jahren jämmerlich verrecken?

Während es, jenseits solcher Instagram-Accounts und TikTok-Clips, vor allem Männer sind, die es lautstark begrüßen, wenn sich Frauen wieder fügen und darauf besinnen, wer sie von Hause aus seien, wird der Streit über den Trend zurück zur Tradwife von Frauen selbst geführt. Als hätten Männer keine Gründe, sich davor zu fürchten. Es soll Männer geben, denen es ganz recht ist, was Frauen erstritten haben – auch für sie, die Männer. Als vor 50 Jahren, im Herbst 1975, alle isländischen Frauen streikten, indem sie sich einen freien Tag nahmen, auch von ihren Familien, waren die Männer erst verwirrt. Kein Kaffee, dafür Kinder, die erwartungsvoll zu ihnen aufsahen, Betten, die sich nicht von allein machten. Geschäfte und soziale Einrichtungen, die von schlechtbezahlten Frauen lebten, blieben zu. Die Männer fuhren ins Büro und nahmen ihre Kinder mit. Den Tag feiern die Isländer noch heute Jahr für Jahr, Frauen und Männer, als Tag ihrer beiderseitigen, gemeinsamen Befreiung.


Man stelle sich vor, die Männer hätten allesamt ebenso gestreikt wie die Frauen – was dann erst los gewesen wäre.

Der Artikel schiebt den neuen Trend der Trad-Wives dann flugs wieder den Männern in die Schuhe; belegfrei wird geraunt, dass diese sich darüber am meisten freuen würden. Abschließend rührt der Autor die gestiegene Wahrnehmung für die Benachteiligung von Männern mit Rechtsextremismus zusammen.

Männer freuten sich, wenn unabhängige Frauen ihre Einsamkeit und Kinderlosigkeit beklagten. Trost bekamen nicht die Frauen. Trost fanden die Männer bei den Rechten, die ihnen erklärten, Männer seien Krieger, Frauen ihre Dienerinnen. Das hören vor allem junge Männer gern, die damit aufwachsen, dass Söhne eher unerwünscht sind und Töchter bevorzugt werden, Jungs schon in der Schule als Verlierer gelten und Mädchen die Welt zu Füßen liegen soll. Die Privilegien der Vorväter haben sich durch die Emanzipation in Nachteile verwandelt. Aber daran sind weder die Frauen schuld noch irgendwelche Quoten, sondern das traditionelle Männerbild und seine neu erwachte Strahlkraft.


Ich bin nun wahrlich kein Anhänger des traditionellen Männerbilds, aber warum es daran schuld sein soll, dass Töchter bevorzugt werden und Jungen in der Schule als Verlierer gelten – da hätte ich mir schon gerne wenigstens den Ansatz einer Begründung gewünscht.



3. Der "Standard" berichtet weiter über die Situation im Sudan. Bisher sind verhältnismäßig wenige Geflüchtete in den Auffanglagern humanitärer Helfer angekommen. NGOs berichten von Flüchtlingen in einer Größenordnung von nur ein paar Tausend. Demnach dürften noch zahlreiche Menschen in der Stadt festsitzen – oder bereits getötet worden sein. Hauptsächlich kommen Frauen und Kinder bei den Helfern an. "Es ist ganz klar zu sehen, dass die Leute ethnisch und nach Geschlecht sortiert werden", berichtet Kerstin Kropf von der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen. "Viele Frauen berichten, dass sie ihre Männer und Söhne zurücklassen mussten"



4. Der britische Spectator beschäftigt sich mit dem Leiden von sexsklavinnen in Syrien und erwähnt in einem Satz nebenbei auch das Schicksal, das dort Jungen und Männer erlitten haben:

Sunnitische Milizen trieben alawitische Männer und Jungen zusammen, um sie auf offener Straße zu erschießen; einige (…) mussten wie Hunde heulend zu ihrem Tod kriechen.




5. Das "Missy Magazin" beklagt das Versagen des deutschen Feminismus bei der Debatte über Gaza (Bezahlschranke). Die Männerrechtsbewegung sollte hier nicht ebenso versagen.



6. Das US-Magazin "Time" berichtet über die Klage mehrerer Männer gegen Uber und Lyft wegen sexueller Diskriminierung.

Die Anwälte der Kläger argumentieren, dass männliche Fahrer "diskriminiert werden und weniger und andere Fahrten erhalten, als sie es ohne diese Richtlinie tun würden". Sie behaupten, dass die Richtlinie "das Geschlechterklischee verstärkt, dass Männer gefährlicher sind als Frauen".

Kalifornien hat einige der strengsten Antidiskriminierungsgesetze der USA. In der Klage werden sowohl Uber als auch Lyft beschuldigt, gegen den Unruh Act verstoßen zu haben, ein kalifornisches Bürgerrechtsgesetz, das "Geschlechterdiskriminierung durch Unternehmen ausdrücklich verbietet".

Sie fordern 4.000 US-Dollar Schadenersatz pro männlichem Fahrer in Kalifornien wegen Verstoßes gegen das Landesgesetz.

(…) In jeder Klage gegen die beiden Unternehmen wurden zwei Fahrer als Kläger vertreten, aber die Klagen gehen davon aus, dass die Sammelklage möglicherweise Hunderttausende männlicher Fahrdienstfahrer umfasst.




7. Der britische Youtuber Chris Williamson leitet einen Podcast namens "Modern Wisdom", bei dem er Experten, Autoren und Denker zu einer breiten Palette von Themen interviewt. Aktuell war Professor Scott Galloway, der durch seine Gesellschaftsanalysen bekannt wurde, bei ihm zu Gast. Thema des Gesprächs: "Der Krieg gegen Männer hilft niemandem" .

Beide Gesprächspartner äußerten ihre Frustration über die Art und Weise, wie die Medien über die Probleme junger Männer berichten, indem sie oft sofort eine Verbindung zu den Herausforderungen von Frauen herstellen ("Männer kämpfen, Frauen am stärksten betroffen"). Galloway argumentiert, dass es produktiver sei, die Krise der jungen Männer als ein gesellschaftliches Problem zu betrachten, um effektive Lösungen zu finden und die nötigen Investitionen zur Unterstützung zu mobilisieren [

Galloway betont, dass Männer Beziehungen (romantische Partnerschaften oder Freundschaften) mehr brauchen als Frauen. Er argumentiert, dass ein Großteil der Krise auf den Mangel an Möglichkeiten zu einer Partnerschaft zurückzuführen ist, da Männer, wenn sie wirtschaftlich nicht lebensfähig sind, dramatisch weniger attraktiv auf Frauen wirken. Die Realität zeige, dass Männer die emotionale Unterstützung einer Beziehung dringend benötigen.

Chris Williamson führt daraufhin das Konzept der "Soft Bigotry of Male Expectations" ein (etwa: Sanfte Heuchelei bei Erwartungen an Männer). Er kritisiert, dass weibliche Eigenschaften (z. B. Fürsorglichkeit, emotionale Intelligenz) in der modernen Gesellschaft gefeiert und zur Entwicklung angeregt werden, während männliche Stärken oft abgewertet oder als "geringerwertig" dargestellt werden.

Das Gespräch erzielte bislang mehr als 135.000 Aufrufe.



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