Montag, August 11, 2025

"Macht der radikale Feminismus meiner Freundin unsere Liebe kaputt?"

1. Ein ratloser Mann wendet sich an die Kummerkastentante der Zeitschrift STERN:

Zu meinem Hintergrund: Ich komme aus einer eher klassischen Familie. Meine Mutter ist Hausfrau, mein Vater Polizist. Bei uns zu Hause ist meine Mutter für den Haushalt, Geborgenheit und Problemgespräche zuständig. Mein Vater verdient das Geld und kümmert sich um das Auto, Reparaturen und Büroarbeit. Beide sind sehr zufrieden damit und führen eine gute Beziehung.

Zum Hintergrund meiner Freundin: Sie wuchs bei ihrer alleinerziehenden Mutter auf, die vom Vater meiner Freundin und anderen Männern schwer enttäuscht wurde. Ihr Credo: Eine Frau darf sich nicht von einem Mann abhängig machen und ihren Wert nicht in einer Beziehung suchen, sondern soll auf eigenen Beinen stehen.

Meine Freundin hat das von früh auf übernommen und hat mich zu Beginn der Beziehung erst mal lange "getestet" und zum Teil auch "umerzogen". Mittlerweile mache ich selbstverständlich die Hälfte der Hausarbeit. Aber ich kümmere mich lieber um Reparaturen als ums Kochen, meine Freundin mag gerne Kochen. Aber sie lässt es nicht zu, dass ich den Bohrer öfter in die Hand nehme als sie, um "alte Rollenbilder" abzuschaffen.

(…) Wir waren zusammen in dem "Barbie"-Film und haben uns danach nur gestritten. Ich fand es nicht so lustig, dass Männer eine so lächerliche Figur abgegeben haben, es gibt ja auch ganz andere!

Meine Freundin hat über die Unabhängigkeit der Barbies triumphiert, aber ihr ging die Kritik am Patriarchat lange nicht weit genug. Sie sagt oft, dass sie sich auch eine Welt vorstellen könnte, in der die Frauen alle Ämter innehaben und sich nur einen Erzeuger für die Kinder aka einen Samenspender suchen und danach die Männer ausgedient haben. Ich finde das verletzend, denn ich bin auch ein Mann! Und das gerne. Und ich habe wohl weit mehr zu bieten, als sie impliziert.

Ich finde nur, dass Männer und Frauen gleichberechtigt, aber unterschiedlich sind und sein sollen. Männer sollen Frauen beschützen, Frauen können Männer ruhig ein wenig umsorgen. Ich mag Lederjacken und einen 3-Tage-Bart an mir und ebenso lange Haare und feminine Kleidung an einer Frau. Meine Freundin findet das sexistisch und wirft mir vor, ich sei in den 60er Jahren stehen geblieben.

Sie ist auch absolut gegen die Ehe, weil sie findet, dass die Ehe eine von den Kirchen erfundene Methode zur Unterdrückung der Frauen ist. Ich finde Heiraten schön und romantisch. Natürlich kann man einen Ehevertrag aufsetzen und regeln, wie man leben möchte. Aber mein Wunsch (und auch die Hoffnung meiner Mutter auf eine Hochzeit) wird einfach so abgetan.

Ich möchte jetzt nicht alles negativ darstellen. Meine Freundin ist sehr interessant, liebenswürdig und intelligent. Wir haben schon tolle Sachen zusammen gemacht (durch Lateinamerika gereist mit dem Motorrad, sind beide Skilehrer) und können uns auch gut unterhalten. Aber in letzter Zeit nimmt doch diese feministische Einstellung zu starke Züge an. Das liegt auch an zwei neuen (lesbischen) Freundinnen, die sie hat. Die beeinflussen sie gegen mich und nach den Treffen kommt sie erst mal nach Hause und prüft genau, ob wir auch wirklich gleichberechtigt putzen, arbeiten, reden. Und ich werde dabei oft angeklagt und frage mich, warum. Denn ich habe mir nichts vorzuwerfen.

Haben Sie ein paar Denkanstöße für mich?


Hier findet man die Antwort auf diesen Hilferuf.



2. Talkrunde beim SWR: Von fragil bis toxisch – Was heißt "Männlichkeit" heute? Darüber diskutieren Professor Dr. Sylka Scholz, Soziologin, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Markus Theunert, Psychologe und Publizist, Zürich, und Dr. Reinhard Winter, Pädagoge, Sozialwissenschaftliches Institut Tübingen. Die Ankündigung der Sendung so zeichnet das bekannte Bild vom Mann als Defizit-Wesen:

Alphamänner wie Wladimir Putin und Donald Trump führen Krieg und dominieren die Weltpolitik.

Die Zahlen zu Femiziden und Beziehungsgewalt sind bestürzend. In sozialen Medien machen Frauenhasser Karriere, und junge Männer wählen rechts.

Schlägt nach metoo und feministischer Debatte nun das Patriarchat zurück?

Mit welchen Idealen und Männerbildern wachsen Jungen auf? Wie sähe eine gesündere Männlichkeit aus?


Man merkt schon, wie hier sehr gezielt ein Geschlechterhass bis in private Partnerschaften hinein getragen wird. Davon ausgenommen sind allein die feministischen Männer, die auch die einzigen sind, die sich in solchen Sendungen zu Wort melden dürfen.



3. Da will sich "Die Zeit" natürlich auch nicht lumpen lassen:

Es sind bislang vor allem Männer, die elektrisch fahren. Was Frauen davon abhält? Vor allem Männer


Weiter geht es unter der Schlagzeile "An der Ladesäule beginnt das Mansplaining". Aufhänger des Artikels ist eine Umfrage, der zufolge 15 Prozent mehr Männer als Frauen klimafreundlichen E-Autos positiv gegenüberzustehen. Frauen als Umweltmuffel? Das muss natürlich die Schuld der Männer sein.

Solche, die sie an Ladesäulen bedrängen, sich ihnen gegenüber herablassend, sexistisch oder sogar aggressiv äußern. Und natürlich: Mansplaining. "Die größte Hürde sehe ich darin, dass Personen, meist sind es Männer, sich nicht mit E-Autos auseinandersetzen wollen, einem dann aber erklären, dass es nicht funktioniert", schreibt Vereinsmitglied Barbara Ries.


Selbstverständlich endet der Artikel dann mit folgendem Fazit:

Frauen seien weniger mit dem Auto unterwegs und wenn, dann häufiger als Mitfahrerinnen, sagt Krause. Ein E-Auto sei schließlich noch immer ein Auto, das Platz und Ressourcen verbrauche und für mehr Verkehr sorge, sagt Krause. "Die Verkehrswende ist auch ohne E-Autos längst weiblich."


Die Verkehrswende ist weiblich, weil Frauen oft nicht hinter dem Steuer sondern auf dem Beifahrersitz Platz nehmen. Großartig.



4. Auf der Website queer.de widmet sich Nora Eckert dem Buch einer aktuell medial gepushten Autorin, die in ihrem Buch ein Matriarchat fordert (Gleichberechtigung war gestern):

Ich kann im Übrigen nicht erkennen, wie die eine zum Feind erklärte Hälfte der Menschheit mit auf dem Weg ins Matriarchat genommen werden soll. Wo bleibt hier bell hooks' Feminismus für alle? Gertraud Klemm versucht es mit Träumen: "Warum soll eine antipatriarchale, soziale Frauenpolitik, die mit mehrheitstauglichen Themen wirbt und vielleicht auch das Spiel mit dem Populismus beherrscht, mithilfe von Geldgebern nicht die Politik aufmischen?" Na, dann mal los! Klingt aber irgendwie nach exklusiver Identitätspolitik, bei der die Autorin sonst eher Bedenken anmeldet.

Andererseits sehe ich bei all der berechtigten Wut doch auch, wie Klemm in ihrer Erregung, um eine hier passende Redewendung zu gebrauchen, das Kind gern mal mit dem Bade ausschüttet. Etwa ihre Ressentiments gegen eine männerdominierte Philosophie. Es stimmt zwar, dass für philosophierende Frauen lange Zeit nur das Hinterzimmer reserviert war, aber davon kann heute nicht mehr die Rede sein. Außerdem lässt sich Logik, Dialektik und Metaphysik geschlechtergerecht anwenden.

Wenn sie sagt, Religion müsse wieder Privatsache werden, frage ich mich, war sie das jemals? Im Gegenteil, Religionen waren und sind kulturprägend und haben dem Patriarchat noch göttlichen Segen beschert. Wenn sie in diesem Zusammenhang stattdessen matriarchale Spiritualität empfiehlt, dann mögen darin zwar menschenfreundliche Elemente existieren und Erdverbundenheit kann jedenfalls kein Fehler sein, aber warum braucht das Matriarchat eine Religion, um den Ökotest zu bestehen und als klimaneutrale Alternative durchzugehen?

Und ganz schwindelig wird mir, wenn es am Ende gar noch heißt: "Das mütterliche Prinzip ist jene, nicht weniger als göttliche Superkraft, die das Leben im Kreislauf hält." Oh je, ich fürchte, mit dem Abschied des Phallozän wird es nichts, denn das herrscht bereits mit göttlicher Superkraft, allerdings testosterongesteuert.




5. Wie es in diesem "Patriarchat" jenseits feministicher Phantasien aussieht, berichtete kürzlich eine britische Zeitung:

Eine Untersuchung zum Tod eines 27-jährigen Mannes, der sich nach anhaltender häuslicher Gewalt durch seine Partnerin das Leben nahm, hat Bedenken aufgezeigt, dass nicht genug getan wird, um männlichen Opfern zu helfen.

In dem Bericht behauptet seine Familie, dass er von den Behörden, die Menschen helfen sollen, die unter häuslicher Gewalt leiden, "anders behandelt" wurde, weil er ein Mann war, und dass die Polizei oft die Seite seiner Partnerin einnahm, da sie eine Frau war.

Die Untersuchung wurde von der Norfolk Community Safety Partnership (NCSP) durchgeführt, nachdem eine polizeiliche Untersuchung seines Todes die Geschichte der häuslichen Gewalt aufgedeckt hatte.

Darin wird beschrieben, wie der zweifache Vater – der in dem Bericht anonym als "Val" bezeichnet wird – wiederholt von seiner Partnerin "Kim" angegriffen wurde, sodass er Schnittwunden, Prellungen und Blutungen davontrug.

Bei anderen Gelegenheiten wurde er aus seinem Haus ausgesperrt und zum übermäßigen Alkoholkonsum gezwungen.

Als die Polizei zu ihrem Haus gerufen wurde, war es jedoch oft Val, der aufgefordert wurde, das Haus zu verlassen, und nicht Kim.

(…) Die Polizei wurde erstmals 2015 zu Vorfällen häuslicher Gewalt zwischen dem Paar gerufen, ein Muster, das sich bis zu Vals Tod fortsetzen sollte.

Val berichtete, dass er mehrere Übergriffe erdulden musste, darunter, dass er aus seinem Haus ausgesperrt, mit der Faust gegen das Kinn geschlagen, mit einer Weinflasche ins Gesicht geschlagen und zum übermäßigen Alkoholkonsum gezwungen wurde.

Er kontaktierte seine Familie mit Fotos von Verletzungen, die Kim ihm angeblich zugefügt hatte, darunter Blutergüsse, Schnittwunden und Blutungen.

Bei einem Notruf, den Val bei der Polizei tätigte, klang er laut Beschreibung "verzweifelt", da "im Hintergrund das Zerschlagen von Gegenständen zu hören war".

Im Jahr 2018, während eines solchen Vorfalls, erstattete Val Anzeige wegen Körperverletzung gegen Kim, die daraufhin den festnehmenden Beamten angriff, wofür sie später verurteilt wurde.


Auch Vals Mutter hatte versucht, die Beamten über die tatsächliche Sachlage zu informieren:

Der Bericht fügt hinzu: "[Sie] ging zur Polizeistation, um sich darüber zu beschweren, dass die Polizei jedes Mal, wenn sie zu einem Vorfall gerufen wurde, Val aus der Situation entfernte und ihn an einen anderen Ort brachte, wenn er nicht verhaftet wurde, und dass sie ihm offenbar nicht glaubten oder ihm nicht zuhörten."

Seine Mutter ist fest davon überzeugt, dass dies daran lag, dass er männlich war und daher anders behandelt wurde.


Weil sich all das in Englan zugetragen hat und nicht in Deutschland wurden nach "Vals" Tod auch Männerrechtler konsultiert:

Die Untersuchung hat ein Licht auf die Unterstützung geworfen, die Männern angeboten wird, die häusliche Gewalt erleben.

Die Autoren konsultierten die ManKind Initiative, eine spezialisierte Wohltätigkeitsorganisation, die sich auf männliche Opfer von Missbrauch konzentriert.

Die Untersuchung fügt hinzu: "Die Hindernisse für männliche Opfer, Hilfe zu suchen, werden durch die Wahrnehmung der Öffentlichkeit, der Dienstleister, der Strafrechtsfachleute und der Männer selbst beeinflusst."

Weitere Untersuchungen von Mankind ergaben Folgendes:

• Männer wurden nicht immer als Opfer häuslicher Gewalt anerkannt, wie es bei Frauen der Fall war, selbst wenn sie das gleiche Risiko und die gleichen Erfahrungen wie Frauen hatten.

• Es wurden Gelegenheiten verpasst, mit Männern zu sprechen – direkte Befragungen sind für viele Opfer von Misshandlungen von entscheidender Bedeutung.

• Es ist die Rede davon, dass man "Glück" haben muss, um die "richtige" Person als Ansprechpartner zu finden.




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