Donnerstag, November 21, 2024

"Lasst uns unsere Männer vergiften": Feministischer Humor nach dem Sieg Donald Trumps

1. Das US-amerikanische Nachrichtenmagazin Newsweek berichtet:

Nach den Wahlergebnissen vom Dienstag nutzen einige Frauen, die von der Rückkehr von Präsident Donald Trump ins Weiße Haus frustriert sind, eine jahrhundertealte Metapher über Frauen, die ihre Männer vergiften, um ihrer Enttäuschung Ausdruck zu verleihen, und sorgen damit online für Aufsehen.

Die Bewegung "Make Aqua Tofana Great Again" (MATGA) ist ein neuer Online-Trend, bei dem einige Frauen auf humorvolle Weise für das "Revival" von Aqua Tofana eintreten - ein Gift aus dem 17. Jahrhundert, das von Frauen verwendet wurde, um ihre gewalttätigen Ehemänner zu töten und ihnen zu entkommen.

Aqua Tofana, benannt nach seiner angeblichen Erfinderin Giulia Tofana, war ein tödliches, nicht nachweisbares Gift, das in ganz Italien eingesetzt wurde und durch seine Heimlichkeit und Potenz Berühmtheit erlangte.

Der MATGA-Trend ist zum Synonym für Tofana geworden. Er scheint als satirischer Ausdruck der Frustration über bestimmte politische Themen entstanden zu sein und richtet sich vor allem gegen Trump und Männer, die eine konservative Politik unterstützen, die Frauen benachteiligt.

In einem Video, das auf Grabien gepostet wurde, zeigen sich Frauen, die den Trend begrüßen, mit Untertiteln wie: "Klar, mein Körper, deine Wahl", bevor sie unbekannte Flüssigkeiten in Getränke gießen.

Dem werden mittelalterliche Bilder von Frauen gegenübergestellt, die Tränke ausschenken, während die Bildunterschriften die Geschichte von Tofana erzählen, die "für den Tod von über 600 gewalttätigen Ehemännern im Italien des 17. Jahrhunderts verantwortlich war".

Eine Frau in dem Video lehnt sich zur Kamera und flüstert: "Aqua Tofana, habe ich recht? Aqua Tofana. Wenn du es weißt, weißt du es."

Einige haben den Trend als eine moderne Erinnerung an den langjährigen Kampf für die Rechte der Frauen bezeichnet. Kritiker hingegen argumentieren, dass die Erwähnung eines tödlichen Giftes, selbst im Scherz, die falsche Botschaft vermitteln kann.

Ein Nutzer auf X (früher Twitter) teilte das Video und bezog sich dabei auf die 4B-Bewegung, die nach Trumps Sieg einen Aufschwung erlebte: "Zuerst haben die Karens auf TikTok und Instagram die 4B-Bewegung ins Leben gerufen und sich geweigert, zu heiraten, Kinder zu bekommen, sich zu verabreden oder Beziehungen mit Männern einzugehen. Sie begannen, blaue Armbänder zu tragen und sich blaue Herz-Tattoos stechen zu lassen, um sich in der Öffentlichkeit als [Kamala]-Harris-Wähler zu erkennen zu geben, und daraus entwickelte sich bald die MATGA-Bewegung. W***?!! Das erste Video bekam über 1,3 Millionen LIKES!!!"

Als Reaktion auf den Beitrag schlug die Abgeordnete Marjorie Taylor Greene aus Georgia Alarm beim FBI, markierte die Behörde in ihrem Beitrag und forderte eine Untersuchung der "öffentlichen Todesdrohungen".

"@FBI das sind öffentliche Todesdrohungen, und sie müssen untersucht werden!" schrieb Greene. "Diese Frauen erzählen anderen, wie sie Männer vergiften und ermorden können, weil sie über die Wahl wütend sind. Wenn Sie Teilnehmer an dem Aufstand vom 6. Januar, Abtreibungsgegner und Eltern, die auf Schulbehörden wütend sind, aufgespürt haben, dann gehen Sie besser auch gegen diese Psychopathen vor!"

In einer am Montag per E-Mail an Newsweek gesendeten Erklärung sagte ein Sprecher des FBI: "Das FBI untersucht Bundesverbrechen und Bedrohungen der nationalen Sicherheit. Wir werden niemals eine Untersuchung einleiten, die nur auf einer durch den ersten Verfassungszusatz geschützten Aktivität [Redefreiheit] beruht."

(...) Es ist nicht das erste Mal, dass Aktivisten schwarzen Humor oder historische Bezüge nutzen, um soziale Kommentare, Unzufriedenheit oder Widerstand zu vermitteln. Manche sehen Bewegungen wie diese als einen Weg, Symbole der Autonomie aus einer Zeit zurückzufordern, in der Frauen nur wenige Möglichkeiten hatten, sich selbst zu behaupten.

Alasia Nuti von der Universität York in Großbritannien, die im Bereich Gender und Sexualität forscht und lehrt, erklärte am Freitag in einer E-Mail an Newsweek: "Ich denke, dass die MATGA-Bewegung Frauen dazu auffordert, sich gegen Sexismus und Frauenfeindlichkeit zu wehren, und zwar auf satirische und sicherlich provokative Weise. Anstatt MATGA zu verurteilen, sollten wir uns darüber empören, wogegen die Mitglieder von MATGA (und ihre Heldin Giulia Tofana vor ihnen im Italien des 17. Jahrhunderts) kämpfen: gegen die ständigen Angriffe auf die Freiheit der Frauen."

Obwohl die Bewegung anfangs eher ironisch gemeint war, hat sie in den sozialen Medien weiter an Zugkraft gewonnen, wo Frauen den Verweis auf Aqua Tofana als Aufforderung zur Zusammenarbeit nutzen.

Eine Frau postete ein Video auf TikTok über MATGA, in dem sie sagte: "Guten Morgen, nur ein paar kurze Gedanken zu MATGA. Ihr Damen seid unverbesserlich und ich schätze es, dass ihr euren Sinn für Humor beibehalten habt. Den werden wir jetzt brauchen, denn wenn man nicht lacht, weint man."

(…) Während sich einige von der Bewegung angegriffen fühlen, sehen viele den Verweis auf das Gift nicht als wörtlichen Aufruf zur Gewalt, sondern als symbolischen Protest gegen wahrgenommene Frauenfeindlichkeit und - für viele - gegen die Entrechtung der Stimme der Frau in der modernen Politik und Gesellschaft.

In zahlreichen Beiträgen und unter den MATGA-Hashtags betonen die Unterstützer der Bewegung, dass es ihnen nicht darum geht, tatsächliche Gewalt zu verherrlichen, sondern eine Diskussion über die Autonomie, die Sicherheit und die Rechte von Frauen in einem Klima anzustoßen, in dem sie nach Ansicht mancher weiterhin marginalisiert werden.




2. Auch das Europäische Journalisten-Observatorium, ein Verbund von Medienforschungsinstituten, berichtet darüber, welche Auswirkung männliche Wähler auf Donald Trumps Sieg hatten:

Im Wettstreit um die Stimmen der Männer im Alter von 18 bis 29 Jahren hat Trump einen beachtlichen Erfolg erzielt. Laut CIRCLE stimmten 2024 56 % der jungen Männer für ihn – ein deutlicher Anstieg im Vergleich mit 41 % im Jahr 2020. Dies wurde zu einem regelrechten Phänomen, das die Presse als "Bro Vote" bezeichnete. (…) Männer der Generation Z bleiben heute fast doppelt so oft Single wie ihre Altersgenossinnen. Sie besuchen seltener Colleges und finden schwieriger Arbeit als frühere Generationen. Ihr Lebensweg ist von wirtschaftlicher Unsicherheit und sozialer Isolation geprägt, was sich besonders während der COVID-19-Pandemie verstärkte: Viele von ihnen verbrachten ihre prägenden Jahre isoliert und überwiegend online.

(…) Durch Trumps systematische Bemühungen, unzufriedene junge Männer für sich zu gewinnen, sicherte er sich einen erheblichen Vorsprung bei den Wahlen. In einer Ära, in der traditionelle Medien ihren Einfluss auf junge Wähler verlieren und alternative Plattformen zu Schlüsselkanälen der politischen Kommunikation werden, zeigt Trumps Sieg eindrucksvoll, wie stark die neue Medienlandschaft die Wählermobilisierung und den politischen Kurs eines Landes prägen kann.


Komischerweise können Männer über ihre unbefriedigende Situation sprechen, ohne in Mordphantasien zu schwelgen. Und wenn sie es täten, würde das ganz sicher nicht als harmlose Witzeleien wahrgenommen werden, sondern als weiteres erschreckendes Beispiel für diesmal im Wortsinne "toxische Männlichkeit".



3. Die britische Stadt Manchester (und die sie umgebende Verwaltungseinheit) ist ein Vorbild für die ganze Welt, was die Bekämpfung von Gewalt gegen Jungen und Männer angeht:

Manchester ist der erste Ort im Vereinigten Königreich, der einen eigenen Plan zur Bekämpfung von geschlechtsspezifischer Gewalt gegen Männer und Jungen hat.

Der Plan, der heute am Internationalen Männertag 2024 vorgestellt wurde, legt dar, wie die Stadtregion folgende Dinge tun wird:

* Häusliche Gewalt und sexuelle Übergriffe gegen Männer und Jungen bekämpfen

* für Unterstützungsdienste und Meldemechanismen für männliche Opfer Aufmerksamkeit schaffen, wobei der Schwerpunkt auf Diensten für Männer liegt, die Minderheiten angehören

* Schulungen für Polizeibeamte, Lehrer, Sozialarbeiter und andere Fachleute ausweiten, um die Erkennung von und den Umgang mit geschlechtsspezifischer Gewalt gegen Männer (…) zu verbessern.

Der Plan wurde von Duncan Craig, dem Gründer und Geschäftsführer von "We Are Survivors" und David Gadd, Professor für Kriminologie an der Universität Manchester, gemeinsam mit dem Bürgermeister und dem stellvertretenden Bürgermeister von Greater Manchester, der Greater Manchester Combined Authority (GMCA) sowie Partnern und Organisationen in der gesamten Stadtregion verfasst, die sich für die Beendigung geschlechtsspezifischer Gewalt, die Unterstützung von Opfern und die Arbeit mit Tätern einsetzen.




4. Frauen gendern noch weniger als Männer:

Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Instituts für angewandte Sozialwissenschaft (infas) im Auftrag der Wochenzeitung "Zeit". Der Umfrage zufolge gaben 77 Prozent der befragten Männer und 82 Prozent der befragten Frauen an, selten oder nie zu gendern, wenn sie sich mit anderen Menschen austauschen. Drei Prozent der Männer sagten, sie genderten immer, acht Prozent sagten, sie nutzten diese Sprache oft. Bei den Frauen sind es ein beziehungsweise zehn Prozent.

Befürworter des Genderns argumentieren, Sprache unterliege einem stetigen Wandel. Die Umfrage zeigt, dass dieser Wandel allerdings nicht von der Jugend ausgeht. Bei den 18- bis 24-Jährigen gendern 89 Prozent selten oder nie. Bei den Über-65-Jährigen sind es 78 Prozent, die selten oder nie gendern.




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