Freitag, April 13, 2007

„Sitz! Platz! Kuscheln! Die moderne Männerschule“

Die jüngeren Genderama-Leser werden es leider nicht mitbekommen haben, aber in den achtziger Jahren war Eichborn mal ein richtig kreativer, pfiffiger und origineller Verlag. Von diesem Ruf zehrt er bei vielen aus meiner Generation auch heute noch. Leider versucht Eichborn sich inzwischen eher mit Konzepten, die schon vor einigen Jahren nur begrenzt lustig waren. Momentan blamiert er sich mit diesem hier:

Nehmen Sie Ihren Mann an die Leine! Ein witziges Geschenkbuch für alle Männerhalterinnen – mit Tipps zu Erziehung, Ernährung und Unterbringung. »Männer sind Schweine« hört man oft. Stimmt aber nicht. Männer sind (wie) Hunde: Sie haben einen ausgeprägten Jagdtrieb, sie verstehen am besten kurze und klare Befehle und sie machen überall hin. Was liegt da näher, als die Domestizierung des Mannes so anzupacken wie einst die des Hundes? Die Schwestern Sangi & Sangi, seit einigen Jahren erfolgreiche Männerhalterinnen, stellen die verschiedenen Männerrassen vor und geben kostbare Tipps zu Pflege und Erziehung – damit Frauchen immer die Herrschaft über den Rüden behält. Und wenn der Mann gut erzogen ist, dann hat auch der Vermieter nichts dagegen, wenn er mit in die Wohnung zieht.


Nun bin ich nicht der Ansicht, dass nach den Feministinnen jetzt auch Männer auf politische Korrektheit im Humorbereich pochen sollten. Allerdings finde ich es schon etwas nervig, wenn mir ein und derselbe laue Witz inzwischen zum tausendsten Mal erzählt wird. Schon Ende der neunziger Jahre kupferte die Zeitschrift AMICA einen Artikel aus dem britischen Domina-Magazin WHAP ab, in dem den Leserinnen beigebracht wurde, ihren männlichen Partner genauso zu dressieren wie einen Hund. Der deutsche Buchhandel liefert seit Jahren Titel wie „Wie erziehe ich meinen Mann? Vom Streuner zum treuen Begleiter“ und „Jetzt ändere ich meinen Mann“ (mit Methoden des „Dog-Trainings“). Die britische BBC strahlte eine Sendung „Bring Your Husband to Heel“ (zu deutsch etwa: „Führ deinen Ehemann bei Fuß“) aus, in der eine Hundetrainerin Frauen beibringt, wie man mit bei Vierbeinern erfolgreichen Methoden auch Männer dressiert. Nach Zuschauerprotesten musste sich die BBC dafür entschuldigen. entschuldigen. (Genderama berichtete.) Im Kino begegnen uns derweil Filme wie „Shaggy-Dog – Hör mal, wer da bellt“. Hauptfigur ist der erfolgreiche Staranwalt Dave, der sich kaputtschuftet, um seine Familie zu ernähren, was in der Filmideologie dahingehend übersetzt wird, dass er komplett karrieregeil ist und gar nicht merkt, wie sehr seine Familie darunter leidet. Zur Strafe verwandelt er sich immer wieder in einen Hund. „Mit einem Mal“, so verrät uns die Filmwerbung, „sieht er seine Frau und die Kinder aus einer völlig neuen Perspektive: vom Wohnzimmerteppich aus, mit den Augen des besten Freundes der Familie. Dadurch gewinnt Dave völlig neue Einblicke und liebend gern wäre er jetzt ein besserer Vater und Ehemann. Aber wie soll er – als Hund?“

Faszinierend ist es schon, dass den Leuten nie die Puste ausgeht, immer und immer wieder denselben Witz runterzuspulen. Wenn wir Männer schon ständig mit Tieren verglichen werden müssen, warum dann nicht wenigstens mal zur Abwechslung mit Eisbären, Dachsen oder Känguruhs?

Die Autorinnen von „Sitz! Platz! Kuscheln!“ veröffentlichten vor einigen Jahren übrigens das nicht minder originelle Buch So angeln Sie sich einen Millionär. Die besten Tricks und Tipps, um reich zu heiraten. Erschienen natürlich im Hause Eichborn.

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