SPIEGEL: "Kann man noch mit Männern leben?"
1. Vor einigen Tagen ist das Buch "Mit Männern leben" der französischen Feministin Manon Garcia erschienen. Aufhänger des Buches ist der Prozess um Dominique Pelicot, der eine große Zahl von Männern seine betäubte Frau hatte vergewaltigen lassen. Er hatte die Mittäter über eine Online-Chatseite ohne Moderation ausfindig gemacht, die als Tummelplatz für Drogenhandel, Pädokriminalität, Gewaltverabredungen und insbesondere für sexualisierte Gewalt diente. Dort gab es einen Chatroom namens "à son insu" („ohne ihr Wissen“), in dem über das Betäuben von Partnerinnen und deren anschließende Vergewaltigung gesprochen, Bilder geteilt und konkrete Verabredungen getroffen wurden. Mit anderen Worten: Es war ein Tummelplatz für Kriminelle. Manon Garcias Buch, für das dieser Tage Leitmedien bis hin zur ARD Reklame machen, tut nun so, als sei der Mann an sich das Problem. Ein Interview bei Spiegel-Online etwa eröffnet mit reiner Hate Speech:
SPIEGEL: Frau Garcia, Ihr Buch beginnt mit einem markanten Zitat der Autorin Marguerite Duras: "Man muss die Männer sehr lieben. Sehr, sehr. Sehr lieben, um sie lieben zu können. Sonst ist es nicht möglich, sonst kann man sie nicht ertragen." Kann man Männer lieben?
Garcia: Ich finde diesen Satz sehr kraftvoll, weil er den Widerspruch hervorhebt zwischen der nahezu grenzenlosen Liebe, die Frauen für Männer empfinden, und dem Verhalten von Männern – insbesondere gegenüber Frauen.
Die "grenzenlose Liebe, die Frauen für Männer empfinden" wird durch Manon Garcias und Marguerite Duras sexistischen Attacken überdeutlich. Würden unsere Leitmedien ähnliche Beiträge über Muslime veröffentlichen, indem sie die im Verhältnis auf die Gesamtzahl winzige Zahl von Terroristen unter ihnen als stellvertretend für die Gesamtheit nehmen? Natürlich nicht. Geht es gegen Männer sind aber alle schleusen offen. In dem Interview heißt es weiter:
SPIEGEL: Sie haben den öffentlichen Prozess in Avignon wochenlang begleitet. Dominique Pelicot stand vor Gericht, weil er seine Frau Gisèle über Jahre mit Schlafmitteln betäubt, vergewaltigt und anderen Männern zur Vergewaltigung angeboten hat. Mit ihm waren 50 Mittäter angeklagt. Wie haben Sie diesen Gerichtsprozess erlebt?
Garcia: Der Prozess hat mir und vielen anderen Frauen, die ihn täglich in der Presse oder vor Ort im Gerichtssaal verfolgt haben, erneut die Allgegenwärtigkeit sexueller Gewalt vor Augen geführt. Die Zahlen haben mich nicht losgelassen: Wie konnte Dominique Pelicot so viele Männer finden, die bereit waren, seine Frau zu vergewaltigen? Bedeutete das, dass viele Männer, denen ich täglich begegnete, ebenfalls dazu bereit gewesen wären, wenn sich die Gelegenheit geboten hätte?
Im Ernst? Die Frau hat ein komplettes Buch über den Prozess geschrieben und nicht verstanden, dass Pelicot seine Mittäter über eine Plattform von Kriminellen gefunden hat? Sicher würden die SPIEGEL-Interviewer an dieser Stelle gleich. sehr kritisch nachfragen.
Kleiner Scherz, Leitmedien fragen nur bei Leuten kritisch nach, deren Ansichten die Journalisten nicht teilen. Dem SPIEGEL reicht es, der Befragten die Bälle vorzulegen, die sie dann ins Tor schießen kann.
SPIEGEL: Diese Wut führt Sie zu existenziellen Fragen: Wie kann man angesichts solcher Abgründe noch mit Männern leben? Zu welchem Preis?
Garcia: Diese Fragen stellten sich alle im Gerichtssaal – nicht zuletzt, weil die Angeklagten so normal wirkten. Am Anfang des Prozesses war es kaum möglich, zu erkennen, wer Angeklagter und wer Besucher war. Es gab nichts, was sie äußerlich unterschied. Zugleich waren die Angeklagten untereinander so verschieden: sämtliche Schichten, Alter, Berufe. Manche von ihnen wirkten sogar sympathisch, manche waren gutaussehend… Und es waren so viele Täter. Man hatte den Eindruck, dass sie für alle Männer stehen.
Ich glaube nicht, dass "man" diesen Eindruck hatte, sondern allenfalls diejenigen, die schon hart in der sexistischen Spur liefen. Ansonsten hat Garcia natürlich recht: Polizeiliche Ermittlungen könnten so viel einfacher sein, wenn man Kriminelle an ihrem Aussehen erkennen könnte. Und es ist wirklich verwunderlich, dass nicht alle Kriminellen hässlich sind. Sorry, man hat es hier mit einem Abgrund der Verblödung zu tun, der sich allein durch die Brille des Geschlechterhasses erklären lässt.
Das Interview wird immer irrer:
SPIEGEL: Ist es fair, von Männern im Allgemeinen zu sprechen? Diese 51 Täter zu Vertretern der halben Menschheit zu erklären?
Garcia: Letztlich stehen wir vor einem statistischen Problem: Fast alle Frauen haben sexuelle Übergriffe erlebt. Wenn man Männer fragt, will niemand von ihnen jemals übergriffig gewesen sein. Die Rechnung geht nicht auf. Auch mit Blick auf den Pelicot-Prozess hatten viele Männer den Reflex, zu sagen: Das hat nichts mit mir zu tun. Ich will Männer dazu einladen, sich zu fragen, was sie mit diesen Männern vor Gericht verbindet. Es ist nicht angenehm, sich damit auseinanderzusetzen, aber nur so lernt der Einzelne dazu und verändert sein Verhalten.
Ich schätze, wenn man eine Million Muslime fragt, ob sie Terroristen sind, sagt auch niemand von ihnen ja. "Die Rechnung geht nicht auf." Ähnlich dürfte es aussehen, wenn man eine Million Schwarze fragt, ob sie Drogen verticken. Die meisten dürften antworten, Kriminalität habe nichts mit ihnen zu tun. Sollten sie sich wirklich fragen, was sie mit schwarzen Drogenhändlern verbindet, um dazu zu lernen und ihr Verhalten zu ändern? Sollen x-beliebige Juden beispielsweise in Berlin Verantwortung für Kriegsverbrechen übernehmen, die israelische Soldaten begangen haben? All das ist absurd. Wir sind hier bereits tief im Herzen der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit. Bei SPIEGEL & Co. erhält dieser Hass ein Forum.
SPIEGEL: Was verbindet den durchschnittlichen Mann mit den Abgründen dieses Falls?
Garcia: Fast alle Männer haben Erfahrungen gemacht, die in einer Beziehung zu diesem Fall stehen – Nacktfotos von Frauen ohne deren Wissen geteilt, Berührungen oder Sex forciert, Fehlverhalten von Freunden toleriert. All dem liegt ein Kontinuum zugrunde: die Fantasie, Frauen zu benutzen.
Hier würde mich sehr die Forschungsmethode interessieren, mit der Garcia es geschafft hat, alle oder "fast alle" Männer zu den von ihr genannten Punkten zu befragen. Hat sie natürlich nicht. Ihr Geschwafel ist so stichhaltig wie ""Fast alle Schwarzen haben ihre Finger doch in irgendwelchen krummen Dingern drin. All dem liegt ein Kontinuum zugrunde: der Hass auf Weiße." Wenn es nicht DER SPIEGEL wäre und Feindseligkeit gegen Männer so verbreitet, würde man fast denken, dass der Interviewer Garcia vorführt und feministischen Sexismus geschickt zur Schau stellt.
SPIEGEL: Eine mögliche Antwort auf die Frage, ob man mit Männern leben kann, lautet schlicht: nein. In Südkorea hat sich die 4B-Bewegung etabliert. Frauen verzichten darauf, Männer zu daten, zu heiraten, Kinder zu kriegen. Im Westen sieht man in Teilen ähnliche Entwicklungen, nach Trumps Wiederwahl gewann die 4B-Bewegung auch in den USA an Bedeutung. Ist das eine Lösung?
Garcia: Als politisches Programm erscheint mir das wenig berauschend. Und trotzdem – man muss realpolitisch anerkennen, dass es manchmal die einzige Lösung ist.
SPIEGEL: Inwiefern?
Garcia: In diesem Sommer war ich auf Mutter-Kind-Kur im Allgäu. In der Klinik waren nur Frauen und ihre Kinder, keine Männer weit und breit. Und ich merkte, wie ich mich sicherer fühlte, wie ich meiner Tochter deutlich mehr Freiheiten ließ – weil ich keine Angst hatte, dass ihr etwas zustößt, sobald sie mein Sichtfeld verlässt. Ich halte nichts von Separatismus. Aber wenn es eine solche Erleichterung bedeutet, nur von Frauen und Kindern umgeben zu sein, dann ist das ein Zeichen dafür, dass etwas mit Männlichkeit und mit den Geschlechterbeziehungen in unserer Gesellschaft nicht stimmt.
Wenn sich ein Nazi darüber freut, dass er in einer Klinik im Allgäu keinen Schwarzen begegnet, weil er sich dort endlich sicher fühlt: Ist das wirklich ein Zeichen dafür, dass etwas mit Schwarzen nicht stimmt?
2. Chantal Louis, die man unter anderem von ihrer Mitarbit bei Alice Schwarzers Zeitschrift "Emma" kennt, hat ein neues Thema für den Feminismus entdeckt: Unkraut jäten.
3. Wir wechseln von den Feministinnen (gut) zu den Männer- und Väterrechtlern (böse): Der Väteraufbruch für Kinder weist auf seinen kommenden Online-Workshop "Gewaltfreie Kommunikation in Trennungsfamilien" hin. Beteiligte Referentin ist Prof. Dr. Nina Weimann-Sandig, Professorin für Empirische Sozialforschung und Soziologie an der Evangelischen Hochschule Dresden.
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