Mittwoch, Februar 07, 2024

Warum linke Politik Frauen depressiv macht

1. Ilgin Seren Evisen hat für das Magazin "Cicero" den Psychologen Florian Becker zu einer neuen Studie befragt, die die seelischen Folgen von linken Ideologien aufzeigt. Ein Auszug aus dem insgesamt lesenswerten Gespräch:

Florian Becker: Ja, das sind spannende Daten aus den USA. Das läuft unter der Überschrift „the politics of depression“. Interessante Einblicke liefert ein Paper, das dazu im Journal SSM - Mental Health erschienen ist. Besonders betroffen von depressiven Stimmungen und Selbstabwertung sind demnach junge Menschen, die politisch den Demokraten zuneigen, davon wiederum interessanterweise besonders die Frauen. Wissenschaftler interpretieren das als Folge unterschiedlicher Blickwinkel auf die Welt in Abhängigkeit vom politischen Mindset.

Cicero: Das heißt, linkes Denken schadet dem Wohlbefinden?

Florian Becker: Dafür erweitere ich etwas die Perspektive. Eine Kernannahme im linken Denken ist der Sozialdeterminismus. Erfolg oder Misserfolg von Menschen wird dabei als reine Folge der sozialen Bedingungen gesehen. Wenn jemand beispielsweise eine schlechte Schulnote hat, dann führen politisch links eingestellt Menschen das tendenziell auf die Gesellschaft zurück, die dieser Person keine Bildungschance gegeben hat, sie irgendwie systemisch diskriminiert. Ähnlich ist es bei jemandem, der wirtschaftlich erfolglos ist. Folgt man dem linken Denken, dann liegt das an anderen Gruppen, die diese Person ausbeuten. Demnach ist nicht der einzelne Mensch mit seinen Entscheidungen, seinen Fähigkeiten, seinem Fleiß und seiner Disziplin für eigenen Erfolg oder Misserfolg verantwortlich. Es ist immer die Gesellschaft, die Menschen bevorzugt oder benachteiligt, ausbeutet oder zu Profiteuren des Systems macht. Das linke Narrativ ist: Die anderen sind schuld, dass du nicht erfolgreich bist. Du selbst kannst nichts daran ändern. Wenn ich so etwas glaube, dann macht mich das schnell deprimiert.

(…) Cicero: Was bedeuten die Ergebnisse aus dieser Studie auf gesellschaftlicher Ebene?

Florian Becker: Die oben angesprochenen Untersuchungen zeigen etwas Dramatisches. Bei Jugendlichen nehmen depressive Stimmung, niedriges Selbstwertgefühl und Selbstabwertung zu. Das ist einerseits für die Betroffenen nicht schön. Zudem senkt es die Leistungsfähigkeit. Viele Medien verbreiten täglich das Narrativ von Ungleichheit, Benachteiligung und Diskriminierung. Finnische Psychologen haben gezeigt: Kinder glauben immer weniger, dass sie selbst für ihren Erfolg im Leben zuständig sind. Im gleichen Maße sinken die Schulleistungen. Die jüngste PISA-Auswertung für Deutschland hat auch gezeigt, dass Schüler mit Fixed-Mindset schlechtere Bildungsleistungen erreichen als diejenigen, die ein Growth-Mindset haben. Auch das könnte einer der vielen Gründe hinter der sinkenden Bildungsleistung sein. Ein linkes Mindset als Brille auf die Welt kann aus meiner Sicht eine Abwärtsspirale aus Demotivation, mangelndem Erfolg, der Suche nach Schuldigen und Traurigkeit auslösen. Gesamtgesellschaftlich bedeutet das mehr demotivierte und passive Menschen, die Eigenverantwortung ablehnen und auf die Gesellschaft zeigen. Damit sind wir nicht zukunftsfähig.

Cicero: Der genannten amerikanischen Studie zufolge betrifft das Gefühl der Niedergeschlagenheit besonders junge Frauen mit linken Überzeugungen. Wie erklären Sie sich die Vulnerabilität dieser Gruppe?

Florian Becker: Das ist ein interessanter Befund. Möglicherweise herrscht bei jungen Frauen die größte Verunsicherung. Ihre Rollenmodelle und Lebenswege haben sich insbesondere im linken Spektrum völlig aufgelöst. Das stellt junge Frauen vor tiefgreifende Fragestellungen. Welchen Weg will ich gehen? Möchte ich eine eher klassische Rolle anstreben? Oder will ich einen Lebensweg einschlagen, der bisher eher als männlich assoziiert war, oder etwas wie auch immer Hybrides? Solche Fragen stellen sich für junge Männer bislang deutlich weniger, da Emanzipation eher ein Weg der Frauen hin zu bisher männlichen Rollen und Verhaltensweisen ist. Auf junge Männer gibt es wesentlich weniger Druck, bisherige Rollenmuster in Frage zu stellen. Dazu kommt, dass sich zwar objektiv die Verhältnisse von Frauen sehr deutlich in Richtung der Männer bewegt haben, etwa rechtliche Gleichstellung. Doch subjektiv besteht eine viel größere Aufmerksamkeit auf nach wie vor bestehende Unterschiede. Diese werden gerade im linken Spektrum noch dazu häufig übertrieben dargestellt oder skandalisiert. Der Fokus darauf kann junge Frauen unzufrieden bis traurig machen.

Cicero: "Die anderen sind schuld, wenn jemand nicht erfolgreich ist." Welche Auswirkungen kann dieses Mindset auf der politischen Ebene haben?

Florian Becker: Die anderen sind schuld! Das ist ein Mindset, das auf persönlicher Ebene traurig macht und demotiviert, doch auf politischer Ebene in die Katastrophe führt. Aus meiner Sicht sind aus diesem Gedankensystem schlimmste politische Konsequenzen entstanden. Auf psychologischer Ebene treffen sich in diesem Aspekt linksradikales und rechtsradikales Denken. Es unterteilt Menschen in Gruppen, auf der Suche nach Ungerechtigkeit und Schuldigen. Kennzeichen beider politischer Denkrichtungen ist die Obsession mit Gruppen und deren Unterschieden im Erfolg beziehungsweise deren vermeintlicher Schuld am mangelnden Erfolg von anderen Menschen. Das endet oft sehr tragisch. Pol Pot etwa wollte ein sozialistisches Paradies in Kambodscha schaffen. Auf der Suche nach immer neuen aus seiner Sicht Schuldigen, die dieses Paradies verhindern, hat er politisch Andersdenkende, Intellektuelle, Unternehmer, ethnische Minderheiten und schließlich sogar buddhistische Mönche verfolgt und ermorden lassen. Doch das angestrebte Paradies wollte einfach nicht kommen. Ich bin überzeugt, dass eine gesunde Politik immer den einzelnen Menschen, seine Motivation, Leidenschaft und Lebensentscheidungen als Quelle des Erfolgs in den Mittelpunkt stellt.

(…) Cicero: Wie können wir das demotivierende und spaltende Opfer-Narrativ gesellschaftlich überwinden?

Florian Becker: Es braucht einen gesellschaftlichen Glauben an das einzelne Individuum als gestaltendes Element seines Lebens. Menschen sollten sich als aktive Gestalter sehen statt als passive Opfer. Wir sollten aufhören, Jugendlichen zu erzählen, dass andere für ihren Erfolg im Leben zuständig sind. Das erfordert einen tiefgreifenden Wandel im vorherrschenden Denken vieler Menschen. Es gibt die verbreitete Fehlvorstellung, dass Menschen erst dann gleiche Chancen hätten, wenn sie die gleichen Ergebnisse erreichen. Doch das Gegenteil ist der Fall. Menschen haben vollkommen unterschiedliches Potenzial und verschiedenste Voraussetzungen an Persönlichkeit, Selbstdisziplin, Fokus und Intelligenz. Gleiche Chancen würden sich also in einer starken Streuung der Unterschiede zeigen. Ich erinnere nochmal an die PISA-Daten, die ich zu Anfang angesprochen habe. Länder, die die größten Unterschiede zwischen Schülern zulassen, erreichen die höchste Bildungsleistung. Diese Länder ermöglichen es ihren Besten, zu wachsen. Statt Menschen und ihre Unterschiede einzuebnen, sollten wir uns über Erfolg und unsere Besten freuen. Wir brauchen sie.




2. Die Washington Times beschäftigt sich mit dem Aufstieg und Fall weißer Männer und ihrer Institutionen. Aufhänger ist die Universität Harvard:

Machen Sie ein Gedankenexperiment. Wie sähe die Welt heute aus, wenn es nie einen weißen Mann (d. h. jemanden, der von den Stämmen abstammt, die Europa und die umliegenden Gebiete einige zehntausend Jahre lang bewohnten) mit einem IQ von mehr als 100 gegeben hätte? Die westliche Zivilisation wird häufig auf die Menschen zurückgeführt, die vor etwa 2500 Jahren in Griechenland lebten. Einige wenige griechische Denker wie Pythagoras, Aristoteles und Platon hatten in dieser Zeit einen enormen und nachhaltigen Einfluss auf Mathematik, Wissenschaft, politisches Denken, Philosophie, Literatur, Kunst und Architektur.

Ohne kluge weiße Männer hätte es weder die großartige Ingenieurskunst des alten Roms noch die politischen Ideen und Gedanken von Cicero und seinen Zeitgenossen gegeben. Die Renaissance wurde von weißen Männern wie DaVinci und Galilei beherrscht, die unvergleichliche Beiträge zu den Wissenschaften und Künsten leisteten. Die schottische und englische Aufklärung schuf die Institutionen, in denen sich große Physiker, Mathematiker, Ingenieure, politische Theoretiker und Philosophen - wie Isaac Newton, John Locke, Adam Smith und Benjamin Franklin - entfalten konnten. Ohne ihre Arbeit hätte es keine Dampf- und Verbrennungsmotoren und damit auch keine Dampfschiffe, Eisenbahnen oder Flugzeuge gegeben, sondern erst in späterer Zeit.

Die großen Komponisten der Klassik, darunter Bach, Mozart und Beethoven, waren weiße Männer, die alle im Umkreis von ein paar hundert Meilen von Wien lebten und uns einen Großteil der Musik schenkten, die noch immer überall gespielt wird. Weiße männliche Erfinder - wie Thomas Edison und Alexander Graham Bell - schenkten uns die Glühbirne, das Foto, das Telefon und vieles mehr. In jüngerer Zeit waren es vor allem weiße Männer, die die Quantenphysik und den Halbleiter entwickelt haben. Ohne den Halbleiter gäbe es weder leistungsfähige Computer noch das Internet, das Mobiltelefon und all die anderen elektronischen Spielzeuge, nach denen die Welt süchtig ist.

Wenn Sie eine weltweite Umfrage unter nicht-weißen Männern durchführen und sie fragen würden, ob sie eine Welt ohne weiße Männer - ohne all die Dinge, die sie erfunden oder geschaffen haben - oder eine Welt mit weißen Männern mit all ihren Beiträgen und Verpflichtungen vorziehen würden, was glauben Sie, würden sie sagen? Weiße Männer haben ihre Vorherrschaft in so vielen Bereichen nicht deshalb erlangt, weil sie im Durchschnitt klüger waren als andere, sondern weil sie schon früh die politischen Strukturen und die Rechtsstaatlichkeit geschaffen haben, die es mehr von ihnen ermöglichten, ihr Potenzial auszuschöpfen.

Einige IQ-Tests deuten darauf hin, dass Asiaten im Durchschnitt schlauer sind als Europäer. Aber sie haben nicht die Institutionen entwickelt, die einen größeren Erfolg ermöglichen. All das könnte sich nun ändern.

Harvard wurde von weißen Männern gegründet, die für einen Großteil der früheren Exzellenz und des heutigen Niedergangs verantwortlich sind. Der Harvard-Professor Omar Sultan Haque hat einen außergewöhnlichen Aufsatz geschrieben, in dem er erklärt, dass das, was mit Harvard geschehen ist, dem Schauplatz eines Verbrechens gleicht.

Er schreibt: "Das historische Niveau der Noteninflation auf dem Campus entspricht auch dem Niveau der Verleugnung, der Insellage, der Wahrheitsinflation und der ideologischen Vereinnahmung. ... Offenheit für abweichende Stimmen und freie Untersuchungen sind in Harvard so selten wie die Entdeckung des mythischen Dodo-Vogels der Ivy League in Harvard Yard: ein Student, der aus der Arbeiterklasse stammt, konservativ, religiös, vom Lande, heterosexuell ist und glaubt, dass sein Geschlecht seinem biologischen Geschlecht entspricht."

Haque argumentierte: "Die Universitäten sollten in unserer freiesten Nation der Welt die freiesten Orte sein, um die Wahrheit zu sagen und zu verfolgen. Sie sind es nicht."

Meinungsvielfalt und Meinungsäußerung werden bestraft, und "falsches Denken" wird getadelt. Konservative Ideen und Denker, insbesondere wenn es sich um Minderheiten handelt, werden unterdrückt und ignoriert. Ein Beispiel: "Thomas Sowell ist wohl der einflussreichste afroamerikanische Intellektuelle der letzten 100 Jahre. ... Dennoch wird man seine Schriften nur selten in den Lehrplänen von Harvard finden."

Studenten und Professoren werden "mehr über die Ideen linksradikaler Autoren wissen, die im Vergleich dazu akademische Leichtgewichte sind, die weitaus weniger und eher mittelmäßige wissenschaftliche Bücher und Artikel veröffentlicht haben".

Ich würde noch einen Schritt weiter gehen und behaupten, dass Herr Sowell der einflussreichste lebende Wirtschaftswissenschaftler ist, und zwar aufgrund der Klarheit und des Ausdrucks seiner Gedanken und des Umfangs und der Qualität seiner Arbeit in vielen Bereichen der Wirtschaft. Andere Ivy-League-Universitäten leiden unter der gleichen Krankheit, aber keine ist so tief gefallen wie Harvard. Einer meiner Abschlüsse stammt von der Columbia University, wo erzwungenes Gruppendenken in den meisten Fachbereichen zur Norm geworden ist - mit Ausnahme von Mathematik, Ingenieurwesen und den harten Wissenschaften. Es gibt immer noch einige Wirtschaftsprofessoren, auch an der Business School, die der freien Marktwirtschaft zugeneigt und vielleicht sogar Republikaner sind.

In Anbetracht der Festanstellung und der hohen Stiftungsgelder gibt es innerhalb der reichen Schulen zu wenig Druck für notwendige Reformen. Wahrscheinlicher ist, dass sie langsam verkümmern und an Bedeutung verlieren werden, da die Arbeitgeber die Prämien, die sie früher für Absolventen der Ivy League gezahlt haben, nicht mehr zahlen. Die Arbeitgeber erkennen zunehmend, dass ein braunhäutiges Kind, das sich an einer staatlichen Universität durchgearbeitet hat, wahrscheinlich ein besserer Mitarbeiter ist als ein Weißer oder Schwarzer, der an einer "Elite"-Universität indoktriniert wurde. Die asiatischen und jüdischen Kinder sehen, dass es bessere Alternativen gibt, als auf Schulen zu gehen, die keine Meritokratien mehr sind und ihren früheren Ruf für hervorragende Leistungen verloren haben.


Zum selben Thema habe ich mein Buch Feindbild weiße Männer geschrieben, das bei Amazon inzwischen über 100 Leserbewertungen geerntet hat.



3. Auch der "Welt"-Chefredakteur Ulf Poschardt kommentiert den Marsch der Identitätspolitik durch Universitäten und andere Institutionen. Ein Auszug:

Der Triumph der linken und links-"liberalen" Intellektuellen im Kulturkampf der vergangenen 50 Jahre hat tiefe Vernarbungen im Selbstverständnis einer einst bürgerlichen Gesellschaft angerichtet. Teile des Miteinanders sind pathologisiert worden. Zum Teil angestachelt von kleinsten, elitären Minderheiten, die ihren Kampf gegen die sogenannte Mehrheitsgesellschaft aggressiv angingen. Die Folgen sind Gegenreaktionen.

(…) Die Identitätspolitik ist sehr geschickt mit einem Marsch durch die Institutionen angetreten, dessen Konsequenzen Anfang Januar 2024 in einer bemerkenswerten Studie dokumentiert sind, die zeigt, wie groß der ideologische Graben zwischen jungen Frauen und Männern geworden ist. Am schlimmsten in Südkorea, kaum weniger dramatisch in den USA, Großbritannien und Deutschland. Die Männer werden im klassischen Sinne konservativer, die Frauen woker.

War im marxschen Sinne Ideologie nur falsches Bewusstsein der Bourgeoisie, also eine Ableitung der ökonomischen Verhältnisse, hat sich das im späten 20. Jahrhundert gedreht: Die strategische Fokussierung auf Identitätspolitik hat einen woken Kapitalismus geschaffen, dessen Überbau nun von den privilegierten Truppen, in dem Fall: Frauen, verteidigt wird.

Um die Identitätspolitik als Haupttriebfeder linker Projekte entstand im Westen zuerst an den Universitäten, dann in den Medien (in Deutschland insbesondere im ÖRR), dann in den Kirchen und NGOs etwas, das an Spinozas "Staat im Staate" ein Imperium in Imperio, erinnert. (…) Der heterosexuelle Fabrikarbeiter wurde aufgegeben. Er wählt jetzt rechts bis ganz rechts.

Der Backlash baut sich auf. Ob es in den Fußballstadien die Ultras sind, die sich dem in Teilen totalitär anmutenden Queer-Diskurs verweigern, in den sozialen Netzwerken, in denen klassisch männliche Rollenbilder neu aufblühen, oder in immer kleineren Zirkeln, die sich aus der breiten Öffentlichkeit zurückziehen, mehr oder minder kampflos, weil es keinen Sinn mehr zu ergeben scheint, gegen die kulturelle Hegemonie und deren Profiteure im Westen zu kämpfen.

Bei den Wahlen aber könnte es anders aussehen: da werden viele junge Männer ziemlich genau analysieren, welche Institutionen und Parteien, die in Teilen vollkommen sinnlosen, sadistisch anmutenden Demütigungen der Männer befördert haben. In Deutschland sind das Leute und Figuren wie Sven Lehmann, Ferda Ataman, Lisa Paus und all die Opportunisten in Politik und "Zivilgesellschaft", die um sie herum tanzen – und dabei gute Geschäfte machen.




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