Samstag, November 06, 2021

Neue Studie bestätigt: Männer statt Frauen bei Bewerbungen benachteiligt – News vom 6. November 2021

1. Einer neuen Studie zufolge, über die Spiegel-Online berichtet, werden Männer und nicht Frauen bei Bewerbungen um eine neue Stelle benachteiligt:

In einem Experiment hat eine Gruppe von Forscher:innen der Universitäten in Oslo, Madrid und Amsterdam fiktive Bewerbungen verschickt, die inhaltlich identisch waren, sich aber in persönlichen Merkmalen der Bewerber:innen unterschieden – unter anderem beim Geschlecht. Insgesamt reichten die Forscher:innen gut 21.000 Bewerbungen in sechs Ländern ein: in Deutschland, den Niederlanden, Norwegen, Spanien, dem Vereinigten Königreich und den USA. Anschließend erhoben sie, auf welche der Bewerbungen sie ein positives Feedback erhielten, etwa in Form einer Einladung zum Vorstellungsgespräch.

Bei der Auswertung unterschieden die Forscher:innen zwischen Berufen, in denen vorrangig Männer arbeiten – etwa Softwareentwicklung oder Vertrieb –, und solchen, in denen es mehr Frauen gibt – etwa Verkauf oder Buchhaltung. Ihr Ergebnis: In keinem der Länder zeigte sich eine systematische Benachteiligung von Frauen, auch nicht in den männerdominierten Berufen. Die einzige Diskriminierung nach Geschlecht konnten die Forscher:innen dagegen bei männlichen Bewerbern feststellen. Diese erhielten bei Jobs, die als von Frauen dominiert gelten, seltener Rückmeldungen als die Frauen, die sich bewarben. Lediglich in den USA und in Norwegen ließen sich diese Unterschiede nicht feststellen.

Die Forscher:innen folgern daraus, dass Frauen in der Arbeitswelt weniger benachteiligt werden als allgemein angenommen. Tradierte Vorstellungen, in denen Frauen vor allem für die Kindererziehung und den Haushalt verantwortlich sind, während der Mann das Geld verdient, seien inzwischen offenbar überholt, heißt es im Fazit der Studie. "Wir müssen unsere Annahmen überprüfen, dass Frauen immer die benachteiligte Gruppe sind. Geschlechtsspezifische Diskriminierung ist offensichtlich komplexer", sagt Studienautorin Gunn Elisabeth Birkelund von der Universität Oslo.


Genau über solche Studien zu Bewerbungen berichte ich seit Jahren. Auch die Schlussfolgerung "Geschlechtsspezifische Diskriminierung ist offensichtlich komplexer" könnte von mir stammen. Dafür ernte ich in Leitmedien Artikel mit dem Tenor "Dieser irre Zausel hält Männer statt Frauen in Deutschland für unterdrückt."



2. Sogar beim Berliner Tagesspiegel ist inzwischen eine Erkenntnis angelangt, über die ich ebenfalls seit vielen Jahren berichte: "In Toppositionen verdienen Frauen mehr als Männer – und der Abstand wird größer". So haben einer weiteren aktuellen Studie zufolge Frauen in der Topetage börsennotierter deutscher Unternehmen ihren Gehaltsvorsprung gegenüber Männern im vergangenen Jahr "deutlich ausgebaut". (Wir Männerrechtler weisen seit langer Zeit auf dieses wachsende Missverhältnis hin, was vom Tagesspiegel allerdings nicht aufgegriffen wurde: Vermutlich, weil das Blatt zu beschäftigt damit war, stattdessen einen Zusammenhang zwischen uns und rechtsradikalem Terrorismus zu konstruieren.)



3. Die rot-rote Regierung Mecklenburg-Vorpommerns unter Manuela Schwesig wird den Weltfrauentag zum Feiertag erklären und damit die Rangordnung der Geschlechter symbolisch zementieren.



4. Die NGO Manndat hat das Sondierungspapier der Ampelkoalition mit männerpolitischem Blick analysiert und gelangt zu dem Fazit: "Es ist schlechter als befürchtet."



5. Der US-amerikanische Rapper Ye (vormals Kanye West) hat die MeToo-Bewegung kritisiert:

Angesprochen auf die beiden problematischen Künstler [Marilyn Manson und DaBaby] sage Ye nun: "All dieses MeToo… Wenn ich neben Marilyn Manson und DaBaby sitze, gleich nachdem sie beide gecancelt wurden, für fünf Songs, weißt du, dann es ist so, dass sie uns nicht alle canceln können".

Weiter gab Ye zu Protokoll: "Sie (#MeToo-Aktivist*innen) werden dich mit den Anschuldigungen von jemandem konfrontieren, mit dem du vor 10 Jahren zusammen warst." Er fuhr fort: "Und es gibt auch Frauen, die wirklich schlimme Dinge durchgemacht haben, die gegen ihren Willen in Gassen gezogen wurden – das ist etwas anderes als eine Umarmung, aber es wird als dasselbe eingestuft. Es geht um Macht und Politik. Sie wissen schon, machthungrige Verrückte und einfach nur Kontrolle. Das ist die Gedankenkontrolle von 1984, in der wir uns befinden."




6. Die britische Abgeordnete Claudia Webbe, die eine Frau, auf die sie eifersüchtig war, unter anderem mit einem Säureanschlag bedrohte, wurde zu einer Bewährungsstrafe verurteilt.



7. Eine britische Grundschule fordert ihre Schüler und Lehrer dazu auf, Röcke zu tragen, um damit die Gleichheit der Geschlechter voranzubringen.



8. Dieter Hallervordens neuer Song, der die Gendersprache kritisiert, steht jetzt auf Youtube. Der Song sorgte zu tagelanger Empörung des woken Lagers auf Twitter und führte zu Schlagzeilen wie "Dieter Hallervorden provoziert in Sachen Gendersprache" (offenbar weil es im Jahr 2021 eine "Provokation" darstellt, wenn man die Meinung der Bevölkerungsmehrheit und nicht der journalistischen Blase künstlerisch aufgreift).



9. Der Mainzer Kriminologe Professor Michael Bock ist gestorben. Vor rund 20 Jahren erlangte Professor Bock, den ich auch selbst kennenlernen durfte, Aufmerksamkeit, indem er darauf hinwies, dass Männer in ähnlich starkem Ausmaß Opfer häuslicher Gewalt werden wie Frauen. Welche Feindseligkeiten Professor Bock damit erntete, wurde in einem Interview deutlich, das ich 2012 mit dem inzwischen ebenfalls verstorbenen Anti-Gewalt-Berater und -Pädagogen Burkhard Oelemann geführt hatte. Oelemann berichtete:

Beim Thema Gewalt von Frauen gegen Männer ist der Widerstand allerdings noch immer sehr hoch. Die extremste Reaktion erlebte ich um die Jahrtausendwende herum auf einem Kongress in Düsseldorf, auf dem auch Professor Michael Bock über die Einseitigkeit des Gewaltschutzgesetzes sprach. Er wurde ausgepfiffen und niedergeschrien von allen "Expertinnen" jedweder politischer oder sozialer Coleur, die auf dem Podium saßen oder als Gäste geladen waren.

Mir wurde klar, dass ein solches Verhalten von Erwachsenen sich nur erklären lässt, wenn man psychologische Diagnosen oder das Wissen über Gruppendynamiken zu Rate zieht.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass die Mehrheit der Frauen und Männer, die politisch oder professionell im sozialen Bereich mit diesem Thema konfrontiert werden, noch heute eher negierend bis dämonisierend reagiert, und nur die Minderheit – sicher nicht mehr als 20 bis 30 Prozent – dem Thema gegenüber offen ist. Besonders offen sind übrigens die Täterinnen selbst. Von ihnen hören meine Kolleginnen und Kollegen eigentlich durchweg, dass sie sehr froh darüber sind, endlich ein konkretes Beratungsangebot zu bekommen.


Aufgrund der starken Anfeindungen gegen ihn hatte sich Professor Bock schon vor Jahren aus der politisch-wissenschaftlichen Debatte zu diesem Thema zurückgezogen. Er fühle sich nicht zum Helden geboren, hatte mir Professor Bock einmal privat mitgeteilt, weshalb er Interviewanfragen inzwischen grundsätzlich ablehne. Mir ist allerdings noch in guter Erinnerung, wie Professor Bock mir verdeutlichte, warum trotz einer Gleichverteilung der häuslichen Gewalt im Dunkelfeld die Zahlen im Hellfeld der Kriminalstatistik komplett anders aussehen: "Sowohl weibliche als auch männliche Opfer schweigen weitgehend über ihr Erleiden von Gewalt durch ihren Partner, aber Männer schweigen ein wenig mehr. Nehmen wir einmal an, von 100 Frauen, die Opfer häuslicher Gewalt werden, schweigen 90, und es sprechen nur 10. Von 100 männlichen Gewaltopfern schweigen 99, und es spricht nur einer. In der Kriminalstatistik sieht es dann aus, als wären weibliche Opfer zehnmal so häufig wie männliche."

Auch der sogenannten "kritischen Männerforschung" stand Professor Bock skeptisch gegenüber. Seiner Erfahrung nach werde Männlichkeit in diesem Sektor delegitimiert, indem in das Konzept von Männlichkeit alles hineingepackt werde, was man schlecht finde. Männlichkeit erscheine dort nur noch als das Negativ einer feministisch ausgelegten Weiblichkeit und werde nicht mehr frei diskutiert.

Ich habe Professor Bock mit seiner stets freundlich-zugewandten Art und seinen rational geleiteten Schlussfolgerungen, die in der heutigen Genderdebatte natürlich als ketzerisch gelten, in bester Erinnerung. Klarsichtige und zurückhaltende statt krakeelende und dem Zeigeist hinterher hastende Wissenschaftler wie er fehlen zunehmend in der öffentlichen Beschäftigung mit dem Thema Gender.



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