Neues Gesetz in Brasilien: Wer nur einen Mann umbringt, wird weniger schwer bestraft
In Linda Mealeys Fachbuch zur Geschlechterforschung Sex Differences. Developmental and Evolutionary Strategies heißt es auf Seite 372-373:
Weil den Handlungen von Menschen Vorurteile unterliegen, führt es zur Diskriminierung im Justizsystem, dass Männer mit Verbrechen und Gewalt assoziiert werden. Versuche mit simulierten Geschworenenverfahren etwa zeigten, dass männliche Angeklagte eher für schuldig gehalten werden als weibliche und dass Angeklagte härter behandelt werden, wenn das Opfer weiblich ist.
Brasiliens Präsidentin Dilma Rouseff hat diesen Sexismus jetzt in ein Gesetz gegossen, das noch einmal besonders betont, um wieviel verwerflicher es ist, eine Frau statt einen Mann zu töten:
Dem am Montag vorgestellten Gesetz zufolge müssen Verurteilte nach solchen Tötungsdelikten im Zuge von häuslicher Gewalt oder aufgrund des Geschlechts mit einer Haftstrafe zwischen zwölf auf 30 Jahre rechnen. Gewaltakte dieser Art werden in der rechtlichen Richtlinie explizit als Frauenmorde bezeichnet. Eine noch längere Zeit hinter Gittern kann von Richtern verhängt werden, wenn die Frau schwanger ist oder kürzlich ein Kind zur Welt gebracht hat. Härtere Strafen sind auch für Tötungen von Mädchen in einem Alter unter 14 Jahren, Frauen über 60 oder mit Behinderungen (...) vorgesehen.
Ähnliche Gesetze wurden in den vergangenen Jahren bereits in Ländern wie Guatemala, El Salvador und Chile verabschiedet.
Man kann die Sache auch andersherum formulieren: Wer in den genannten Ländern lediglich einen Mann ermordet, wird weniger schwer bestraft.
Das neue Gesetz fügt sich in die internationale Kultur unseres "Patriarchats" passgenau ein, in der Missstände dann als besonders bekämpfenswert gelten, wenn Frauen davon betroffen sind.
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