Dienstag, Dezember 17, 2013

Jens Berger: "Irrungen und Wirrungen um Ursula von der Leyen"

Die Benennung Ursula von der Leyens zur künftigen Verteidigungsministerin ist in der Tat eine politische Überraschung. Wenig überraschend ist indes die Reaktion der Medien auf diese Personalie. Schenkt man den Leitartiklern der Republik Glauben, so ist Angela Merkel ein echter Coup gelungen, mit dem sie die umtriebige Niedersächsin von der Leyen zu ihrer Thronfolgerin gekürt hat. Quer durch nahezu alle Kommentare ziehen sich dabei zwei grandiose Denkfehler: Zum einen soll das Verteidigungsministerium angeblich ein echtes Sprungbrett für politische Karrieren sein und zum anderen wird von der Leyen wie eh und je als „Powerfrau“ dargestellt, die dank ihrer „überwältigenden“ Fähigkeiten für jede Aufgabe geeignet ist. Dabei sollten die Kollegen es doch eigentlich besser wissen. Die Benennung von der Leyens zur Verteidigungsministerin mag ein Coup gewesen sein – aber in einer ganz anderen Art und Weise als es den Medien vorschwebt.


Mit diesem Absatz beginnt ein gelungener Artikel Jens Bergers auf den Nachdenkseiten - wieder einmal von einer Qualität, die viele Journalisten der traditionellen Medien partout nicht mehr hinbekommen. Männerpolitisch besonders interessant sind zwei weitere Absätze:

Der Koalitionsvertrag weist gleich in mehreren Punkten eine Ausweitung der Militarisierung der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik auf. Deutschland will Kriege führen und damit international Anerkennung gewinnen – gleich einem Halbstarken, der meint, Anerkennung bei anderen Halbstarken nur durch Gewalt gegen Schwächere gewinnen zu können. Von der Leyen wird uns dann in Talkshows "sympathisch" erklären, warum weltweit "unsere" Handelswege mit Waffengewalt geschützt müssen und warum deutsche Soldaten an fernen Fronten ihr Leben lassen müssen, um vermeintliche Schurken zur Raison zu bringen. Es ist zu vermuten, dass dann auch ihre Fassade zu bröckeln anfängt und zumindest bei einigen Medien das Kind erwacht, das der Öffentlichkeit aufzeigt, dass die "Kaiserin" in Wirklichkeit splitternackt ist.

(...) Bemerkenswert ist auch, dass die Personalie von der Leyen durch die Bank weg als Sieg der Gleichstellung gefeiert wird – gerade so, als sei es erstrebenswert, dass künftig eine Frau Soldaten und Soldatinnen befiehlt, zu töten und getötet zu werden. Ist es denn wirklich modern, wenn heute das Geschlecht eines der wichtigsten Kriterien bei der Besetzung hoher politischer Ämter ist? So etwas kann man auch als positive Diskriminierung bezeichnen. Man kann dies für modern halten. Man kann jedoch auch die Position vertreten, dass es anachronistisch anmutet, wenn das Geschlecht ein wichtiges Auswahlkriterium ist. Früher war es das männliche Geschlecht, heute ist es das weibliche Geschlecht, das karrierefördernd ist. Wirklich modern ist erst die Gesellschaft, in der Chromosomen bei der Karrierefrage keine Rolle mehr spielen.

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