WDR-Mitarbeiter bittet Birgit Kelle um Entschuldigung
Vorgestern hatte ich hier auf Genderama über die Attacken berichtet, die über Birgit Kelle hereinbrachen, nachdem sie in der Sendung "Hart aber fair" die Frage aufgeworfen hatte, ob ein Adoptionsrecht für homosexuelle Paare für die betroffenen Kinder wirklich das Beste sei. Besonders bizarr wirkte dabei das Getwitter des WDR-Mitarbeiters Alexander Nieschwietz, Kelle solle als Hexe verbrannt werden. Inzwischen hat sich dieser Mitarbeiter in einem ausführlichen Brief an Birgit Kelle entschuldigt, den Kelle auf ihrer Facebook-Seite online gestellt hat. Da Genderama inzwischen doch recht hohe Zugriffszahlen aufweist, gehe ich davon aus, dass es im Interesse aller Beteiligten ist, wenn ich diesen Brief auch hier dokumentiere, statt nur kurz und knapp darüber zu berichten, so dass zumindest diese Sache auch öffentlich vom Tisch ist: Birgit Kelle hat die folgende Entschuldigung Herrn Nieschwietz akzeptiert. Beides, die Bitte um Entschuldigung und Birgit Kelles Reaktion darauf, ernteten auf Kelles Facebook-Seite große Zustimmung. Der überwiegende Tenor der Kommentare lautete: "Hut ab, da hat einer noch Stil."
Es folgt der (mittlerweile offene) Brief im Wortlaut:
Sehr geehrte Frau Kelle,
mein Name ist Alexander Nieschwietz, ich habe ihren Kontakt von den Kollegen von „hart aber fair“ und ich bin derjeninge, der gestern Abend einen Tweet abgesetzt hat, der an Niveaulosigkeit kaum zu überbieten ist. Da es sich um einen privaten Tweet von mir handelt, habe ich auch heute über den Tag schon versucht Sie zu erreichen und ihnen zu sagen, dass mir es mir leid tut. Nun bin ich über die Kollegen von „hart aber fair“ erfolgreich. Ich hoffe Sie sind damit einverstanden, dass ich mich direkt an Sie wende.
Ich habe heute den Tag über im Internet Reaktionen auf meinen Tweet gelesen, die mich sehr, sehr nachdenklich gestimmt haben. So schlimm sich das jetzt für mich anhört: mir war nicht klar, in welche Zusammenhänge ich Sie damit stelle. Nachdem ich mich intensiv mit den Netzreaktionen beschäftigt habe, ist es mir sehr schnell, sehr klar geworden: ich habe besagte Tweets bereits gelöscht und bitte Sie um Entschuldigung.
Denn ich gehe davon aus, dass sie meinen Tweet ähnlich bescheuert finden und fanden, wie viele Twitterer. Er entstand, während ich die Sendung gesternabend geschaut habe und mit ihrer Meinung nichts anfangen könnte, da ich auch persönlich betroffen bin. Leider bin ich dann übertrieben über das Ziel hinaus geschossen, Kritik an ihrer Meinung zu formulieren und habe mit dem besagten Tweet Zusammenhänge hergestellt, die ich so - nüchtern betrachtet - nie meinen würde.
Die Spur Ironie, die ich rüberbringen wollte, funktioniert in 140 Zeichen definitiv nicht, das habe ich mittlerweile erkannt und – wie gesagt - den Tweet gelöscht. Ich hätte weiterhin sehr große Lust mich einer inhaltlichen Diskussion mit ihnen zu stellen, aber dieser Tweet beinhaltete keine Argumente, die ich im sachlichen Diskurs bringen möchte. Auch deshalb möchte ich Sie um Verzeihung bitten.
Ich bin von den Kollegen von „hart aber fair“ darüber informiert worden, dass Sie sich eine – berechtigte – Wiedergutmachung wünschen. Ich möchte das gern im Rahmen meiner Möglichkeiten leisten. Vielleicht haben Sie gesehen, dass ich bereits privat auf die Kritik eines unserer Hörer, den er selbst auf die Facebook-Seite von 1LIVE gepostet hat, reagiert habe. Ich möchte ihnen gerne vorschlagen, dass ich eine ähnliche Entschuldigung auch über mein Twitter-Konto poste?! Ich hoffe Sie wären damit zufrieden, sonst schlagen Sie mir gern vor, was ich tun kann.
Es wäre meine Art, Sie anschließend auf einen Kaffee einzuladen und mit Ihnen inhaltlich zu diskutieren – dass Sie das möglicherweise nicht möchten, kann ich gut verstehen. Trotzdem glauben Sie mir bitte eins: Ich bereue es sehr diesen Tweet verfasst zu haben!
Mit freundlichen Grüßen aus Köln,
Alexander Nieschwietz
Ich bin gespannt, ob die Mitglieder der Männerbewegung für die nicht weniger unteriridischen Attacken gegen sie irgendwann in den nächsten Jahren einmal eine ähnliche Bitte um Entschuldigung erhalten werden. Ich fürchte allerdings, die Leute, die uns anfeinden, sind deutlich weniger erwachsen als Alexander Nieschwietz.
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