BARBARA BIERACH: „FRAUEN NOCH IMMER ZU DUMM ODER ZU FAUL FÜR KARRIERE“
Der “Berliner Morgenpost“ zufolge verdienen laut statistischem Bundesamt Frauen in sämtlichen Branchen noch immer 30 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Das gelte auch für Spitzenpositionen. Hannelore Buls, Referentin für Frauen- und Gleichstellungspolitik bei der Gewerkschaft Verdi, führt das darauf zurück, dass technische Berufe meist höher bewertet würden als kaufmännische. (Würden also Frauen verstärkt in technische Berufe gehen, würden sie auch entsprechend mehr verdienen.) Susanne Wilpers vom Kölner IT-Dienstleister "denkwerk" hingegen sieht den Grund darin, dass Frauen weniger als Männer arbeiten: rund zwölf Stunden pro Woche gegenüber 22,5 Stunden bei den Männern. Noch deutlicher sagt es die Wirtschaftswissenschaftlerin Barbara Bierach ("Das dämliche Geschlecht", Piper TB, 9,90 Euro). Sie fragt sich „Wo sind die Frauen nach zehn Jahren Trainee- und Frauenförderungsprogrammen geblieben?“ um zu dem Schluss zu gelangen, „die Frauen seien einfach zu dumm oder zu feige für die Karriere. Statt karriereorientierter, technischer oder betriebswirtschaftlicher Studiengänge studieren sie Geisteswissenschaften, sie lesen Belletristik statt Fachliteratur, und sie verwenden zu viel Aufmerksamkeit für ihr Aussehen und zu wenig für ihre Karriere. Mit Kritik überschüttet die ehemalige Magazin-Redakteurin aber auch Frauen, die das richtige studieren, das richtige lesen und sich angeblich richtig verhalten. Denn diese femininen High Potentials verschwänden mit spätestens Mitte dreißig als Mütter und Ehefrauen gut situierter Männer in den teuren Stadtrandlagen. Das Gerangel um Karriere und Macht sei ihnen zu zermürbend und anstrengend“. Anke Diez, Leiterin der Wissenschaftlichen Weiterbildung der Universität Karlsruhe, sieht als einen wesentlichen Grund eher mangelnden Mut bei den Frauen: „Während Männer Herausforderungen annehmen, auch wenn das Arbeitsfeld neu ist, und dann daran wachsen, trauen sich Frauen Neues erst dann zu, wenn sie wirklich überzeugt sind, daß sie es bereits können." Tatsächlich sucht die Wirtschaft händeringend nach weiblichem Führungspersonal. Gemischtgeschlechtliche Teams gelten nämlich als erfolgreicher. Jedoch: Die Kandidatinnen bleiben aus. Und das obwohl bei berufstätigen Paaren Männer immer mehr bereit sind, ihre eigene Karriere zugunsten der Partnerin zurückzustellen.
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