Neue Studie: Nette Männer bei Frauen weniger erfolgreich
1. Die Londoner Times berichtet:
Tom Hanks, aufrichtig und herzerwärmend, findet in "Schlaflos in Seattle" die große Liebe. Hugh Grant, unbeholfen, aber charmant, bekommt Andie MacDowell in "Vier Hochzeiten und ein Todesfall". Selbst der vermeintlich zynische Harry gewinnt Sally – mit einem perfekt getimeten Moment der Verletzlichkeit.
Während nette Männer auf der Kinoleinwand die Herzen erobern, deutet jedoch eine Studie darauf hin, dass sie sich in der rauen Realität des Dating schwerer tun.
Die im Journal of Research in Personality veröffentlichten Ergebnisse zeigen, dass bestimmte Persönlichkeitseigenschaften den Beziehungserfolg bei Männern und Frauen auf deutlich unterschiedliche Weise beeinflussen.
Die Forschenden verschickten Fragebögen an 3.800 Erwachsene in Australien, Dänemark und Schweden, um ihre Persönlichkeitsmerkmale zu erfassen. Außerdem sollten die Teilnehmenden angeben, ob sie in einer Partnerschaft waren und wie zufrieden sie gegebenenfalls mit dieser waren.
Beim Thema Freundlichkeit zeigte sich ein deutlicher Unterschied zwischen den Geschlechtern: Frauen, die besonders "verträglich" waren – also einfühlsam, kooperativ und geduldig –, hatten nicht häufiger eine Beziehung als Frauen, bei denen diese Eigenschaften weniger ausgeprägt waren.
Bei Männern hingegen schien Verträglichkeit eher ein Nachteil zu sein. Der Zusammenhang zwischen Freundlichkeit und Partnerschaftsstatus war zwar schwach, aber leicht negativ. Mit anderen Worten: Je netter ein Mann war, desto geringer war die Wahrscheinlichkeit, dass er in einer Beziehung war.
(…) Außerdem zeigte sich: Männer, die zu Sorgen und Ängstlichkeit neigten – also höhere Werte beim sogenannten Neurotizismus aufwiesen –, waren seltener in einer Beziehung. Bei Frauen war das Gegenteil der Fall: Wer stärker zu neurotischen Tendenzen neigte, hatte sogar leicht höhere Chancen auf eine Partnerschaft.
(…) Filip Fors Connolly, außerordentlicher Professor für Soziologie und Psychologie an der Universität Umeå in Schweden und Leiter der Studie, erklärt: "Ein durchsetzungsfähiger, extrovertierter Mann bekommt wahrscheinlich positive Reaktionen, wenn er auf potenzielle Partnerinnen zugeht. Eine ebenso selbstbewusste Frau stößt dagegen oft auf gemischte oder negative Reaktionen. Ein Mann, der Ängste zeigt, wird schnell als sozial schwach wahrgenommen – bei Frauen ist das gesellschaftlich eher akzeptiert."
Er fährt fort: "Selbst in progressiven Gesellschaften stoßen Menschen, deren Persönlichkeitsmerkmale nicht den gängigen Geschlechterstereotypen entsprechen, auf Hürden bei der Partnersuche. Sie stehen womöglich vor der Wahl zwischen Authentizität und romantischem Erfolg."
2. Einer weiteren Studie zufolge gehen 31 Prozent der Menschen aus der Generation Z ohnehin nur wegen der kostenlosen Mahlzeiten auf Dates. Wenn man bedenkt, dass Männer bei Verabredungen selten auf Kosten von Frauen futtern können, ahne ich ein Geschlechtergefälle, wozu sich die Studie allerdings schweigt.
3. In der Neuen Zürcher Zeitung erörtert Professor Michael Klein, ein Leser von Genderama, warum Suizidalität bei älteren Männern oft unbemerkt bleibt – und was getan werden kann. Ein Auszug aus seinem Artikel:
Effektive Prävention setzt auf mehreren Ebenen an: Ein offenes Ansprechen von Suizidalität sollte möglich sein, auch und gerade mit anonymen, niedrigschwelligen Diensten wie der Telefonseelsorge, die 24/7 erreichbar ist. Zusätzlich sollten mehr männerspezifische Hilfeangebote (z. B. digitale Formate, Gruppenangebote) entwickelt werden, die schon weit im Vorfeld mit Aufklärung, Beratung und Unterstützung präsent sind.
Diese männergerechten Angebote sollten niedrigschwellig, handlungsorientiert und immer respektvoll auf Augenhöhe arbeiten. Besonders im hausärztlichen Kontakt sollte bei älteren Männern die Frage nach Depressivität und Suizidalität Routine werden. Dann können passgenaue Hilfen folgen. Das proaktive Ansprechen von Suizidgedanken – ruhig, respektvoll und direkt – kann für Betroffene erlösend wirken.
Bei Jungen und Männern sollte ganz allgemein die Selbstakzeptanz im Hinblick auf problematische Emotionen und Selbstwertkrisen gestärkt werden. Sie brauchen die Möglichkeit zur Auseinandersetzung mit Sinn- und Existenzkrisen. Die Entwicklung von Programmen zur emotionalen Bildung und Selbstreflexion schon im Jugendalter ist ein wichtiger Baustein, speziell für heranwachsende Männer.
Die hohe Suizidalität bei Männern ist kein individuelles Versagen, sondern ein gesellschaftliches Problem. Es braucht eine Kultur, die männliche Verletzlichkeit anerkennt und geschützte Gesprächsräume öffnet – in der Familie, in der Gemeinde, in der Medizin. Suizid ist fast nie Ausdruck eines «freien Willens», sondern Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels aus Krisen, Sprachlosigkeit und fehlender Hilfe.
Forschungen des britischen Centre for Male Psychology zeigen: Männer profitieren besonders von Interventionsformen, die auf Handlung, Sinn und Autonomie fokussieren – sie bevorzugen einen lösungsorientierten Zugang zu seelischen Problemen. Gesprächsformate, die diese Haltung aufnehmen – etwa durch Coaching-Ansätze oder zielgerichtete Kurzzeitinterventionen –, können effektiver sein als klassisch emotionsfokussierte Methoden.
Ein weiterer zentraler Befund der männerpsychologischen Forschung: Männer öffnen sich emotional häufiger in Kontexten, in denen sie sich als gleichwertig, respektiert und handlungsfähig erleben können. Gruppenangebote, handlungsorientierte Therapieformen (z. B. Sport, Naturpädagogik, kreative Medien) und männliche Vorbilder in der Beratungsarbeit können hier Brücken bauen.
Suizidalität bei Männern ist nicht allein ein medizinisches Thema – sie ist eine Frage männlicher Lebensführung, emotionaler Sozialisation und kultureller Anerkennung. Je mehr Männer erleben, dass ihre Krisen gehört, verstanden und angenommen werden, desto grösser wird die Chance, dass sie andere Wege gehen als den gefährlichen des Verstummens und völligen inneren Rückzugs.
4. Der Präsident von Krigisistan fordert die Todesstrafe für schwerste Verbrechen gegen Frauen und Kinder. Ich bin kein Fan der Todesstrafe, aber natürlich fällt mir das sexistische Ungleichgewicht auf: So wie hier im Westen wiegen Gewaltverbrechen mit männlichen Opfern offenbar weniger schwer.
5. Der Feminismus hat einen neuen Gender Gap entdeckt, den man bekämpfen muss: den "Gender Pee Gap", also dass die Schlange vor den Toiletten der Frauen oft viel länger ist. Im britischen Guardian schreibt eine Autorin dazu, es gebe "kaum etwas Ärgerlicheres, als vor der Damentoilette zu warten, während Männer ungehindert ihre Toiletten benutzen können." Was kann man gegen diese oft verschwiegene Form patriarchaler Unterdrückung nur tun?
Geschlechtsneutrale Toiletten bekämpfen die geschlechtsspezifische Toilettenwarteschlangenlücke: Eine Studie der Universität Gent schätzt, dass sie die Wartezeiten für Frauen von mehr als sechs Minuten auf weniger als 90 Sekunden reduzieren können, aber Umfragedaten deuten darauf hin, dass die Menschen davon nicht begeistert sind (54 % bevorzugen getrennte Toiletten). Ich bin ein Fan davon, schon allein wegen der verwirrten Gesichter der Männer, die feststellen, dass auch sie sich anstellen müssen.
Man sieht: Auch wenn Frauen inzwischen oft mehr verdienen als Männer, werden dem Feminismus bei seinem Kampf für Gleichberechtigung die wichtigen Anliegen nicht ausgehen.
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