Mittwoch, Oktober 01, 2025

Frauen zunehmend verbittert: "Wir finden keine Männer mehr, die uns würdig sind"

1. Für einen langen Artikel mit der Schlagzeile "Männer scheinen das Leben von Frauen schlimmer zu machen" hat die britische Tageszeitung Guardian hunderte von Frauen interviewt, warum sie vom Dating frustriert sind. Ein Auszug:

Babet, 32, Kosmetikerin aus New York, spricht aus, was viele Frauen unterschiedlichen Alters und Hintergrunds empfinden:

"Ich hätte gerne einen Partner, aber die Männer wirken unglaublich lustlos", sagt sie. "Auf Dating-Apps antworten sie kaum, sie kommunizieren schlecht, wollen keine Dates planen. Viele scheinen eher das Leben von Frauen schlimmer, statt schöner zu machen. Ganz egal, was Frauen sich von einer Beziehung wünschen – Männer ignorieren es einfach."

Kellie, 43, aus Georgia, sieht die Ursachen in den sozialen Medien, die ihrer Meinung nach das Dating-Klima vergiftet und Männer und Frauen gegeneinander aufgebracht haben:

"Ich wünschte, ich hätte meinen Partner gefunden, bevor diese albernen Geschlechterkriege, Social Media und Red-Pill-Rhetorik das Bild von Dating und Ehe ruiniert haben", sagt sie.

Viele Frauen beklagen, dass sie keinen einzigen Mann treffen, der auch nur die "grundlegenden Anforderungen" erfüllt.

"Ich suche einen Mann mit Zielen und Ehrgeiz, intelligent, verlässlich, unterstützend, rücksichtsvoll, freundlich, selbstbewusst, humorvoll, ehrlich, treu und mit einem gesunden Selbstwertgefühl – und jemand, der gerne ausgeht und Sport treibt. All das sind eigentlich Basics, aber heutzutage kaum zu finden."

(…) Hunderte berichteten, dass es ihnen schwerfällt, jemanden mit ähnlichen Werten, politischer Haltung, Interessen und Bildungsniveau zu finden. Viele sehen hier eine wachsende Kluft zwischen Männern und Frauen.

Danielle, 29, PR-Fachfrau aus Tennessee, beschreibt ihren Wunschpartner als "freundlich, aufmerksam, emotional verfügbar, verlässlich und verantwortungsbewusst" – und er sollte unbedingt eine Hochschulausbildung haben.

"Es macht mich wirklich traurig, dass es so wenige Männer von Qualität gibt", sagt sie. "In meinem Alter sind die meisten schlechter ausgebildet, sozial völlig unbeholfen und laufen stattdessen lieber Trump oder Incel-Foren hinterher."

(…) Obwohl fast alle Frauen, die auf der Suche nach einem Partner waren, keinen herausragenden beruflichen oder finanziellen Erfolg als Priorität nannten, war finanzielle Unabhängigkeit für viele entscheidend. Verschiedene Frauen betonten, dass sie einen Partner suchten, der ihnen in sozioökonomischer Hinsicht ebenbürtig war.

Kelly Wallace, 48, eine Beraterin aus Portland, sagte: "Ich bin selbstständig und verdiene gut. Ich arbeite an meinen Memoiren, besitze Mietobjekte und habe Schwierigkeiten, jemanden zu finden, der mir ähnlich ist: kreativ und gutverdienend. Ich trinke und rauche nicht und möchte auch keinen Partner, der das tut."

(…) Zwar betonten fast alle Frauen, dass sie keinen besonders erfolgreichen oder wohlhabenden Partner brauchen – finanzielle Eigenständigkeit sei jedoch unverzichtbar. Viele machten deutlich, dass sie jemanden auf Augenhöhe suchen, auch in wirtschaftlicher Hinsicht.

Während manche froh sind, sich ein unabhängiges Leben allein leisten zu können, sehen andere genau darin den größten Nachteil des Alleinseins: die hohen Kosten.

"Dating lohnt sich für mich kaum – aber Single sein ist sehr teuer", sagt Nicole, 42, Lehrerin aus Portland, Oregon. "In den USA scheint alles auf Paare und Familien ausgerichtet. Die Mieten steigen ständig, ebenso die übrigen Kosten. Es wäre einfach schön, diese Last mit jemandem teilen zu können."


Es fasziniert mich immer wieder in Zeitungen zu lesen, dass Frauen keine Männer mehr finden, die ihnen finanziell ebenbürtig sind, während dieselben Zeitungen unverdrossen von einer gewaltigen Gehaltslücke zu Lasten von Frauen fabulieren.



2. Die Berliner "taz" hat Sophia Fritz interviewt, die gerade ein Buch über toxische Weiblichkeit "als Reaktion auf patriarchale Strukturen" veröffentlicht hat. Ein Auszug:

taz: Sophia Fritz, alle reden von "toxischer Männlichkeit". Du hast ein Buch über "toxische Weiblichkeit" geschrieben. Was meinst du damit?

Sophia Fritz: Der Begriff toxische Weiblichkeit kursierte ja schon vor meinem Buch, zum Beispiel in Kommentarspalten, oft als antifeministische Reaktion. Mein erster Impuls war Widerstand, weil er wie ein Misogynie-Vehikel wirkte. Aber Sprache prägt Diskurse. Ich wollte nicht, dass Rechte oder verletzte Männerrechtler damit Deutungshoheit gewinnen. Ich wollte den Begriff zurückholen und feministisch besetzen. Ihn nutzen, um Strukturen sichtbar zu machen, statt Ressentiments zu bedienen.


Mit dem Bedienen von Ressentiments durch den Begriff "toxische Männlichkeit" haben viele Feministinnen allerdings keine Probleme.

taz: In deinem Buch heißt es, dass die Bitch gesellschaftlich am negativsten gesehen wird.

Fritz: Es gibt die Klischeebitch, der manipulatives, hinterlistiges Verhalten zugeordnet wird. Diese Bitch entwickelt sich oft aus dem guten Mädchen, das ja nicht wütend sein darf und daher manipulativ agieren muss, um seinen Willen zu bekommen. Dann gibt es aber auch die feministische Bitch, die auf alles scheißt. Die sich nicht anpassen will. Da finde ich mich inzwischen am ehesten wieder. Gleichzeitig sehe ich in dem Stereotyp auch Verhaltensweisen, die wir von toxischer Männlichkeit kennen: Beschämung, Abwertung, Dominanz, Egozentrik. Für mich kann das nicht das Endziel von Feminismus sein.


Das ist doch schon mal eine gute Einsicht. Hier würde ich weiterarbeiten. Allerdings kommt man dann wie ein "verletzter Männerrechtler" rüber. Schwierig.

taz: Wieso ist dir wichtig, dass auch Männer an den Veranstaltungen teilnehmen?

Fritz: Die Nachfrage ist da. Als wir mit den Erforschungsräumen angefangen haben, wollten wir uns erst mal auf die Arbeit mit Frauen konzentrieren. Aber Männlichkeit ist genauso von kulturellen Zuschreibungen durchdrungen wie Weiblichkeit. Männer haben oft noch weniger Räume, um das zu reflektieren, und genau da wollen wir ansetzen.

(…) taz: Hat der Tod deines Bruders deine Sicht auf toxische Männlichkeit verändert?

Fritz: Ja, total!

taz: Inwiefern?

Fritz: Ich habe dieses Buch kurz nach seinem Tod geschrieben, im ersten Trauerjahr. Ich wurde dann sehr positiv überrascht und inspiriert von all den Frauen, die mir auf den Lesungen begegnet sind, die sich schon lange aktivistisch engagieren und bereit sind, gemeinsam ihre Prägung und ihr Verhalten zu reflektieren. Bei Männern erlebe ich dagegen eher Sprachlosigkeit und deutlich weniger solidarische Verbündungen – nichts Vergleichbares zu dem, was etwa unter Frauen in der #MeToo-Bewegung entstanden ist.

taz: Was meinst du?

Fritz: Männliche Sozialisation bringt hohe Kosten mit sich: Männer sterben im Durchschnitt früher, sie stellen die Mehrheit der Kriegstoten und sind in Gefängnissen deutlich überrepräsentiert – was heißt, dass sie zugleich Täter und Opfer von Gewalt sind. Auffällig ist, dass daraus kaum solidarische Bewegungen entstehen. Frauen haben in #MeToo kollektive Verbündung erprobt, Männer reagieren oft mit Vereinzelung.


Ja, aber wenn sie sich zusamentäten, wären sie … lasst es uns gemeinsam sagen: "Verletzte Männerrechtler". Ihr müsst euch schon einigen, ob ihr dieses Feindbild behalten möchtet oder nicht.

taz: Müssen wir anders über Männlichkeit reden?

Fritz: Auf jeden Fall!

taz: Und wie?

Fritz: Derzeit dominieren Beschämungsformeln – "alte weiße Männer", "Männer lol". Beschämung ist aber ein Herrschaftsinstrument, sie produziert Abwehr und Verhärtung.


Es sieht so aus, als wäre hier jemand wenigstens auf dem richtigen Weg. Allerdings gibt Sophia Fritz zuletzt zu, dass auch sie kein Bild von "positiver Männlichkeit" besitzt. Gruselig.



3. Wegen eines Streits zweier junger Frauen in München mussten Spezialkräfte der Polizei anrücken.

Aber wenn bei einem Streit kein Beteiligter männlich ist, woher wissen die Polizisten dann, wen sie verhaften müssen?



4. Außenminister Wadephul hat sich für eine "sofortige Wehrpflicht" ausgesprochen.



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