Montag, Juli 14, 2025

Große Ratlosigkeit im SPIEGEL: Was machen wir nur mit den Männern?

1.
Muskelkraft und Machtgehabe – junge Männer sind erschreckend anfällig für alte Ideen. Der Feminismus der vergangenen Jahre hat sie offenbar nicht erreicht. Wie könnte Gleichstellung auch für Männer attraktiver werden?


So beginnt der aktuelle SPIEGEL-Artikel "Das sogenannte starke Geschlecht" , der sich auch in der gedruckten Ausgabe findet. Man ahnt schon: Die Vorstellung, dass die feministische Ideologie und Propaganda in irgendeiner Hinsicht bedenklich sein könnte, steht hier gar nicht erst zur Debatte. Die Ideologie ist richtig, die Männer sind falsch. Es geht jetzt nur noch darum, die Männer zu dieser Ideologie hin zu transportieren.

Immerhin hat hier einmal ein SPIEGEL-Autor erkannt, dass es in unserer Gesellschaft ein ernsthaftes Problem gibt. Zwar könne bei der Art, wie unsere (feministische) Geschlechterdebatte geführt wird, "schnell der Eindruck entstehen, es sei erstrebenswert, ein Mann zu sein, ein Angehöriger des angeblich privilegierten Geschlechts. Aber einen Sohn bekommen, das ist nun das Paradox, das wollen viele Eltern heute lieber nicht mehr."

Wenn sich die Wirklichkeit anders darstellt als eine "Geschlechterdebatte", ist das zunächst einmal kein "Paradox", sondern ein Hinweis auf eine enorme Schieflage in der Debatte.

In dem Artikel heißt es weiter:

Seit Jahren sind Jungen in der Schule im Schnitt schlechter als Mädchen. Wenn sie erwachsen sind, werden sie seltener zum Arzt gehen, auch seltener zum Psychotherapeuten, dafür häufiger in den Knast. Sie werden weniger echte Freundschaften führen, dafür mehr rauchen und mehr trinken, häufiger Suizid begehen, so oder so früher sterben.


Der Artikel zitiert nun die Feministin bell hooks, die solche Dinge schon 2004 erkannt hat, aber unverdrossen weiter von einem "Patriarchat" spricht. Ein Patriarchat wird allerdings gemeinhin so definiert, dass Männer in dieser Gesellschaftsform eine bevorzugte Stellung genössen.

Die nächste zustimmend angeführte Feministin ist die Autorin Shila Behjat, die erkannte: "Nichts ist heute weniger angesagt, als ein weißer Mann zu sein." Wie kann das sein in einem "Patriarchat"? Statt diesen Begriff zu hinterfragen, macht der Artikel jedoch einen Sprung zum nächsten Gedanken: Wer Männlichkeit verteufele, so Behjats Sorge, überlasse das Thema Männerrechte reaktionären Kräften. Natürlich fällt hier sofort der Begriff "Manosphere", die nicht als so differenziert dargestellt wird, wie sie ist, sondern pauschal als reaktionär. Prompt landet der Artikel bei der Frage:

Was macht junge Männer so anfällig für alte Ideen, für sexistische US-Influencer wie Andrew Tate und Nick Fuentes, für männlichkeitsideologischen Radikalismus und Antifeminismus? Und wie ließe sich das kontern?


Die Antwort darauf liegt nahe: Auch weiblichkeitsideologischen Radikalismus ernst nehmen, nicht jede Kritik am Feminismus als Ketzerei betrachten, die Anliegen und Benachteiligungen von Männern angehen. Der Artikel tut nichts davon. Statt dessen heißt es:

Vor allem Rechtspopulisten haben verstanden, welches Potenzial in männlicher Gekränktheit steckt, sie stiften Erregungsgemeinschaften, weil Erregung nach außen drängt, weg von der Schwäche und dem Schmerz innen.


Die Forderung hinter diesen Zeilen ist klar: Männer sollen sich nicht mit dem "außen" beschäftigen, der Gesellschaft und ihren Strukturen, die Männern schaden, sondern die Fehler in ihrem Inneren suchen. Die Gesellschaft ist super, die Männer sind kaputt. Wie würde der SPIEGEL wohl reagieren, wenn man protestierenden Frauen diese Botschaft zukommen ließe?

Der Artikel fabuliert weiter, es gäbe "gute Gründe, sich vor antifeministischen Männern zu fürchten – und gleichzeitig Mitleid mit ihnen zu haben. Die Situation erscheint tragisch. Und wie das in tragischen Situationen so ist, gibt es keine einfachen Lösungen. Wenn es überhaupt welche gibt."

Nein, wenn man die gesellschaftlichen Zustände auf keinen Fall hinterfragen möchte, dann gibt es wirklich keine Lösungen. Es bleibt nur eine Reaktion: Ratlosigkeit.

Der Sozialpsychologe Rolf Pohl, der sich ein Forscherleben lang mit männlicher Gewalt beschäftigt hat, wirkt ratlos, sobald das Gespräch auf mögliche Gegenmaßnahmen kommt.


Von der Kritik am Feminismus sind wir also nahtlos zur "Gewalt" übergegangen. Pohl seinerseits setzt Kritik an der feministischen Ideologie offenbar mit Hass auf Frauen gleich:

"Männer werten Frauen ab, weil sie auf Frauen stehen." Sie fühlten sich bedroht von denen, die sie begehren, vielleicht fühlten sie sich sogar bedroht vom eigenen Begehren. Es ist der Hass darauf, sich als bedürftig zu erleben, denn bedürftig sein, das bedeutet nach patriarchaler Logik: unmännlich sein.


Nun halte ich Professor Pohl für einen unfassbaren Laberheini. Bin ich also vielleicht heimlich geil auf ihn und möchte ihn am liebsten bespringen, aber frustriert, weil mir das nicht möglich ist? Oder haben wir stattdessen vielleicht einfach komplett unterschiedliche Auffassungen? Die Argumentation "wer einer umstrittenen Politik nicht zustimmt, mit dem muss psychisch etwas nicht stimmen" ist infam. Und dumm. Es braucht niemanden zu wundern, dass dieses Denken in die Sackgasse der Ratlosigkeit führt.

"Spielarten des Hasses" hieß ein Fachtag, auf dem Anfang Juni etwa 150 Pädagogen, Psychologen und Experten anderer Professionen darüber diskutierten, was sich dem Antifeminismus entgegensetzen ließe. Die Fragen, die im Raum hingen, waren auch dort groß, die Antwortversuche verzagt. Eingeladen hatte das Bundesforum Männer , das sich als Interessenverband progressiver, profeministischer Männerpolitik versteht. "In der Manosphere auf Social Media herrscht eine Jahrmarktsatmosphäre", bemerkte der Politikwissenschaftler Dag Schölper, Geschäftsführer des Bundesforums. "Da überspielen Männer ihre eigenen Schwächen mit richtig viel Rambazamba." Aber wie darauf reagieren? Schölper sagte auf dem Podium, er wisse es auch nicht. "Sollen wir genauso breitbeinig auftreten, einfach nur dagegen bashen?" Eher nein. Aber was dann?


Tatsächlich WIRD die "Manosphere" unentwegt gebasht. Man stelle sich einmal eine Konferenz vor, die sich wie selbstverständlich unter dem Titel "Spielarten des Hasses" mit dem Feminismus beschäftigt, ihm eine "Jahrmarktsatmosphäre" zuspricht und befindet: "Da überspielen Frauen ihre eigenen Schwächen mit richtig viel Rambazamba." Es ist doch klar, dass das Bundesforum Männer mit einer derart fundamentalistischen Haltung keinen Schritt voran kommt.

An dieser Stelle wird der Artikel dann aber doch noch interessant:

Vielleicht lohnt es sich, die Ausgangsfrage einmal umzudrehen, also nicht zu fragen: Was macht Antifeminismus attraktiv? Sondern: Was könnte den Feminismus attraktiver machen?


Etliche Antworten darauf werden in der angefeindeten "Manosphäre" seit Jahrzehnten präsentiert. Nur ein naheligendes Beispiel von vielen: Feministische Wortführerinnen könnten sich deutlich und entschieden von denjenigen distanzieren, die unter dem Label "Feminismus" Hass auf Männer verbreiten. Warum ist feministische Kritik an diesem Geschlechterhass eigentlich so schwer? Umgekehrt hatte und habe ich als Männerrechtler keine Probleme damit, mich von Leuten zu distanzieren, die pauschal gegen Frauen stänkern. Wenn Feministinnen das in ihrem Lager nicht hinbekommen, dann fällt das auf. Dann wächst auch der Unmut von Männern. Das ist weder "tragisch" noch ein Anzeichen für seelische Schäden, sondern eine logische Folge.

Als nächstes lässt der Artikel den feministischen Männerpolitiker Markus Theunert als Kronzeugen auftreten:

Er wolle nicht schwarzmalen, sagt er, aber einen gewissen Alarmismus finde er aus fachlicher Sicht durchaus angemessen. "Wir müssen uns verabschieden von der Vorstellung, dass Gleichstellung nur eine Frage der Zeit ist." Je jünger die Männer, umso lieber glaubten sie an die Erzählung vom benachteiligten Mann. "Die stimmt zwar nicht, macht aber subjektiv Sinn", sagt er.


Sie macht Sinn, weil sie sich belegen lässt. Einige Nachteile wurden weiter oben im selben Artikel aufgeführt.

Wenn aber nicht der Mann privilegiert ist, sondern das Männliche, dann sollte Gleichstellungspolitik dieses Männliche einhegen, nicht den Mann. Dann sollte Feminismus nicht den Mann als Gegner betrachten, sondern das Prinzip Männlichkeit.


Klappt bestimmt. Feministinnen fänden es bestimmt auch voll okay, wenn statt Frauen "das Prinzip Weiblichkeit" als Gegner betrachtet würde.

Als nächste Kronzeugin tritt nun eine weitere Feministin auf. Der Artikel wird zunehmend bizarr. Sein Schwerpunkt besteht darin, sich mit Männern aus der "Manosphere" zu beschäftigen, aber keiner von dort darf selbst zu Wort kommen, sondern ausschließlich ihre Gegner. Ein Dialog wird auf Teufel komm raus vermieden. Diese Feministin jedenfalls meint nun, die Lösung gefunden zu haben:

Fallwickl möchte nicht gegen Jungen und junge Männer kämpfen, sondern mit ihnen und für sie: "Männer brauchen den Feminismus, damit sie befreit werden von all den vergifteten Vorstellungen, wie sie zu sein haben und wie sie leben müssen."


Männer sind in dieser Vorstellung auf der Stufe von Wilden, denen dringend der christliche Glaube gebracht werden muss, um sie von ihrer bisherigen Identität zu befreien. Und dann wundert man sich, dass daraus Konflikte erwachsen.

Ab hier wird der Artikel aber allmählich interessanter. Als nächstes tritt der Soziologe Carsten Wippermann auf, der immerhin einen sinnvolen Vorschlag macht:

Wippermann empfahl mehr offene Zentren für junge Männer, auch mehr Männerberatungsstellen, die aber nicht als Orte der Therapie konzipiert sein sollten, das bloß nicht, sondern als Orte des Dialogs und der Begegnung, der praktischen Lebenshilfe.


Das wäre ein allererster Anfang.

Auf Wippermann folgt der Männerberater Björn Süfke, von dem ebenfalls ein paar hilfreiche Gedanken zitiert werden:

"Wir als Gesellschaft lassen die Jungen zurück – und zahlen irgendwann alle den Preis." Geld bekämen Männerberatungsstellen nur, wenn sie mit Männern arbeiteten, die gewalttätig geworden sind, gelegentlich auch für Betroffene von Gewalt. (…) Die Türen zu Herzen und Finanztöpfen aber öffnen sich scheinbar nur, wenn Fachleute wie Süfke für Mädchen und Frauen argumentieren. Als interessiere sich der Staat ausschließlich für die Probleme, die Jungs machen, nicht auch für die Probleme, die Jungs haben.


Bingo! Genau das könnte man angehen. Dann müsste man auch nicht so "ratlos" sein wie das Bundesforum Männer und Professor Pohl.

Leider folgt gleich darauf wieder ein Patzer:

Süfke findet das unfair, vor allem aber strategisch unklug, er spricht von fehlenden positiven "Sales-Argumenten" für seine feministische Botschaft: "Wir würden viel mehr Jungen und Männer für Gleichstellung gewinnen, wenn wir ihnen klarmachen würden, was sie persönlich zu gewinnen haben."


"Vor allem" strategisch unklug? Ihr findet es sinnvoll, ganz offen darüber zu schreiben, dass ihr euch für die Sorgen von Jungen und Männern "vor allem" aus strategischen Gründen interessiert – um besseres Marketing für Feminismus und Gleichstellung zu machen? Das ist wie ein Werbespot, der der Zielgruppe mitteilt: "Wir halten euch für ein bisschen doof, aber bestimmt kauft ihr unser Produkt, wenn wir euch erklären, wie nützlich es für euch sein kann." Bei einem Produkt, das die Zielgruppe bereits kennengelernt hat und deshalb nicht mehr kaufen möchte.

Für den SPIEGEL braucht die aktuelle Geschlechterpolitik nicht reformiert zu werden. Nein, in Wahrheit gilt das hier:

Die aktuelle Gleichstellungspolitik hat ein Marketingproblem.


Das erinnert an die bekannte SPD-Parole, man müsse die eigene Politik den Bürgern "nur besser erklären". Es kam der SPD gar nicht in den Sinn, dass die Bürger diese Politik schon sehr gut verstanden hatten, sie aber einfach nicht überzeugend fanden.

Auch deshalb fände Süfke es wichtig, ein Signal an Jungen und Männer zu senden. Immer wieder, so berichtet er, suche er das Gespräch mit den Landtagsfraktionen in Nordrhein-Westfalen – sein Wunsch: fünf profeministische Jungenberatungsstellen, in jedem Regierungsbezirk eine.


Warum müssen Jungenberatungsstellen von einer Ideologie geprägt sein, die viele Jungen ablehnen? Aus guten Gründen?

Der Artikel endet schließlich mit folgender Aufforderung:

Sei kein Mann! Sei du selbst!




2. "Es gibt auch erwachsene Männer, die sexuelle Gewalt erleben" titelt der rbb und stellt MUT, eine Anlaufstelle für "männlich gelesene" Opfer vor. Selbst für weibliche Täterschaft hat der Artikel volle drei Wörter Platz ("Auch durch Frauen"). Hauptsächlich geht es bei den erwähnten Tätern aber natürlich um "Väter, Onkel, ältere Cousins".



3. Stefanie Unbehauen beschäftigt sich mit dem Tabuthema Partnerschaftsgewalt gegen Männer: "Wenn ihm niemand glaubt." Der Artikel steht hinter einer Bezahlschranke, kann aber im Gegensatz zu den allermeisten solcher Artikel in den traditionellen Medien als Einzelartikel gekauft werden.



4. Die "Zeit" tut etwas, das ich ihr nicht zugetraut hatte, und lässt Väter berichten, wie sie von ihren Partnerinnen als Müttern enttäuscht wurden. Ein Auszug:

Am Ende blieb bei mir oft die Gewissheit: Egal was ich mache, ich mache es falsch. Was unsere Tochter braucht, das wussten die Frauen am besten. Ich wurde als Störenfried gesehen und aus der Gemeinschaft ausgeschlossen. Seit der Geburt hatten wir keinerlei Sexualität mehr und auch keine Berührungen. Jegliche Körperlichkeit war unserer Tochter vorbehalten. Meine Bedürfnisse und die als Liebespaar waren sekundär. Es gab nur noch die Einheit aus Mutter und Tochter, und ich war als Partner überflüssig geworden.




5. Die Berliner Zeitung beschäftigt sich mit dem Zwang zum Gendern:

Gendern ist in Deutschland keine Pflicht. Bis heute gibt es keine gesetzliche Grundlage, die die Verwendung der "geschlechtergerechten Sprache" vorschreibt. Eine bundesweit einheitliche Regelung, wie und wann gegendert werden soll, gibt es auch nicht. Zudem lehnt die große Mehrheit der Deutschen das Gendern ab, insbesondere in der Verwaltung, in Schulen und Universitäten.

Trotzdem gehört die Gendersprache längst zur gängigen Praxis und kann zu einer Pflicht werden, die es aus juristischer Sicht gar nicht geben dürfte. Auf der Website "Stoppt Gendern" können Menschen, die solche Konsequenzen der "Genderschikane" zu spüren bekommen, ihre Erfahrungen melden. Ein Vater berichtet vom Genderunterricht in einer Grundschule. Eine junge Frau soll gekündigt worden sein, weil sie nicht genderte.


Die beiden Fälle werden in dem Artikel ausführlicher dargestellt. Sabine Mertens, Gründerin und Betreiberin der erwähnten Plattform, berichtet, welcher Hass ihr von der Antifa und aus den Reihen der Grünen entgegenschlägt.



6. Tausende Russen haben in Deutschland Asyl beantragt, weil sie den Kriegsdienst verweigern. Gewährt wird es nur wenigen, obwohl ihnen die Einberufung droht:

6.300 Asylanträge haben russische Männer im wehrfähigen Alter zwischen 18 und 30 Jahren seit Beginn des Kriegs gestellt. Nur 349 von ihnen haben bislang Asyl erhalten. Es ist eine sehr kleine Zahl im Vergleich zu den sehr großen Worten, die deutsche Politiker nach dem 24. Februar 2022 aussprachen. In dem Bundestagsbeschluss zur Unterstützung der Ukrai­ne wurden russische Soldaten aufgefordert, den Kampf zu verweigern und nach Deutschland zu fliehen – mit dem Hinweis auf mögliches Asyl in der Bundesrepublik. Im Herbst 2022 wiederholten der damalige Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundesinnenministerin Nancy Faeser dieses Angebot. Doch nach fast dreieinhalb Jahren gibt es immer noch kein wirkliches Verfahren, um russische Deserteure aufzunehmen.




7. Die "Zeit" berichtet über die Gedenkstunde des Bundestages anlässlich des Jahrestags von Srebrenica:

"Mit brutaler Gewalt trennten die Angreifer Familien und deportierten Frauen, Kinder und Alte", sagte Klöckner. "Männer und Jungen behielten sie zurück, um sie in den folgenden Tagen systematisch zu ermorden." Der Völkermord sei auch als Scheitern der Vereinten Nationen zu werten, deren Friedenstruppen den Schutzsuchenden keinen Schutz geboten hätten.


Widerspruch gibt es von der AfD:

Für Kritik im Parlament sorgten die Aussagen zweier AfD-Abgeordneter. Alexander Wolf kritisierte die Einstufung des Kriegsverbrechens als Genozid und begründete dies folgendermaßen: "Die Serben erschossen dort Männer, verschonten grundsätzlich Frauen und Kinder." Die Erinnerungskultur, die man dem "ohnehin fragilen" Staat Bosnien-Herzegowina von außen aufzwinge, trage nicht zur Besänftigung der Spannungen im Staat bei.

Sein Parteikollege Martin Sichert nutzte seine Rede vor allem, um Stimmung für innenpolitische Themen zu machen. "Was im Großen im Jugoslawien-Krieg zu sehen ist, kann man im Kleinen heutzutage auf nahezu jedem Schulhof in Deutschland erleben", sagte der AfD-Politiker. "Srebrenica mahnt uns, Multikulti zu beenden, bevor es zu spät ist."


Der AfD kann man anscheinend jedes x-beliebige Thema geben, und es endet bei "Ausländer raus!" Hatte die Partei nicht kürzlich erst eine neue Strategie ausgegeben, um endlich als seriös wahrgenommen zu werden?



8. Auch die Leserpost dreht sich um Srebrenica:

Hallo Arne,

ein besonders empörendes Beispiel für die Haltung, dass Gewalt gegen Männer irgendwie normal zu sein scheint, ist derzeit auf Radio 3 (Berlin) zu finden:

---- Srebrenica: eine kleine Stadt im Osten Bosniens. Am 11. Juli 1995 und den Tagen darauf wurden dort über 8.000 muslimische Bosnier von bosnisch-serbischen Angreifern ermordet. 30 Jahre nach diesem Völkermord erinnert die Frauenrechtsorganisation medica mondiale an die Verbrechen im damals zerfallenden Jugoslawien: auch an die ca. 50.000 Frauen und Mädchen, die während des Krieges vergewaltigt, gefoltert, sexuell versklavt wurden.

Als die Gynäkologin Monika Hauser Anfang der 90er Jahre von den Verbrechen an den Frauen hörte, reagierte sie und gründete diese Organisation. Wie ist ihr Blick heute auf den Völkermord in Srebrenica – der trotz Anwesenheit von Blauhelmsoldaten geschehen konnte? Braucht es eine feministische Erinnerungspolitik? Monika Hauser im Interview auf radio3. ---

Mit "muslimischen Bosniern" (nicht gegendert die korrekte Ausdrucksweise, mit der alle Geschlechter gemeint sind) und "Völkermord" wird unsichtbar gemacht, dass Männer und Jungen die Opfer waren. Dann wird der Fokus schnell auf die weiblichen Opfer umgeschwenkt. Wären es weibliche Opfer gewesen, hätte man von Massen-Femizid gesprochen, da bin ich mir ziemlich sicher.

Verbrechen an Frauen werden in diesem Teaser zum Audiobeitrag in einen Kontext mit dem Androzid in Srebrenica gestellt, so dass der Eindruck entsteht, Frauen und Mädchen seien dort die Opfer gewesen - obwohl es Jungen und Männer waren.

Die Frage, ob es eine "feministische Erinnerungspolitik" brauche, ist für mich der Gipfel und ich würde solche Äußerungen als zynisch bezeichnen.

Davon abgesehen werden in Kriegen (und wurden auch in diesem) auch Männer und Jungen gefoltert und vergewaltigt. Aber davon wird natürlich mal wieder nicht gesprochen. Ich bin sogar ziemlich sicher, dass in Kriegen mehr Männer als Frauen Opfer von Folter werden.


Im Jahr 2025 braucht man bei solchen Fragen nicht mehr zu spekulieren, sondern kann eine KI wie Perplexity fragen, die zeigt, auf welche Quellen sie sich bezieht. (ChatGPT und Grok machen das mittlerweile auch.) Perplexity antwortet mir etwas langatmig, fasst dann den Kern der Antwort so zusammen:

In absoluten Zahlen sind Männer in Kriegen häufiger Opfer von Folter, insbesondere in Gefangenschaftssituationen. Frauen sind jedoch überproportional von sexualisierter Folter betroffen, die als besonders schwere Form von Gewalt gilt und gezielt gegen sie eingesetzt wird.


Wobei auch sexualisierte Folter gegen Männer weit häufiger vorkommt, als viele wissen, wie ich in diesem Buch ausführlich dargelegt habe.



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