Dienstag, Juli 08, 2025

Die Welt: "Der heterosexuelle Mann als Fehler"

1. Unter der Überschrift "Der heterosexuelle Mann als Fehler" schreibt Mirna Funk in der "Welt":

Emily Ratajkowski sagt in einem Interview mit der britischen "Elle": "I have zero straight men in my life." Also: "Ich habe null heterosexuelle Männer in meinem Leben." Gemeint ist: Sie stören. Sie bringen nichts. Sie passen nicht in das neue Leben moderner Frauen, das auf Reflexion, Sicherheit, Kommunikation und Gemeinschaft ausgerichtet ist. Jedenfalls behaupten die Frauen das. In der Welt, die sich die vermeintlich moderne Frau von heute baut, sind heterosexuelle Männer noch für Sex zuständig. Für Alltag, Beziehung, Freundschaft, fürs Leben selbst: verzichtbar.

Man könnte diesen Satz als private Vorliebe abtun, als Lifestyle-Entscheidung einer Frau, die sich ihre Welt eben so zurechtgelegt hat. Aber er steht symptomatisch für eine Haltung, die im Diskurs derzeit als emanzipatorisch verkauft wird: Straight Men? No, thanks. Frauen, Gays, Queers, Dogs and Plants only. Der heterosexuelle Mann, so der Subtext, ist zu mühsam. Zu roh. Zu unreflektiert. Emotional unterkomplex. Machtbesessen. Peinlich. Eine Zumutung. Ein Auslaufmodell.

Eine solche Position ist nicht progressiv, sondern ein Rückschritt. Nicht nur persönlich, sondern gesellschaftlich. Nicht, weil ich Mitleid mit Männern habe, sondern weil ich denke, dass wir ohne sie etwas verlieren. Nämlich die Möglichkeit zur Reibung. Zur Reifung. Und zum wirklichen Dialog zwischen den Geschlechtern.

Denn genau dort, wo es unbequem wird, wird es spannend. Beziehungen entstehen nicht durch Spiegelung, sondern durch Differenz. Durch das Andere. Durch das, was uns verunsichert, herausfordert, irritiert. In der Begegnung mit dem, was wir nicht sind, werden wir mehr von dem, was wir sein könnten. Der heterosexuelle Mann ist dafür nicht das Hindernis. Sondern die Voraussetzung. Und er ist ein Mensch. Auch das wird bei all dem supercoolen Männerhass vergessen.


Mirna Funk rekapituliert nun frühere Wellen des Feminismus, wobei sie die damalige Ideologie verklärt und beschönigend übergeht, dass es auch damals schon ganz erheblichen Hass auf Männer gegeben hat. Womöglich hat sie sich nie ernsthaft mit dieser Periode beschäftigt. Das ist allerdings auch ein bisschen egal, denn danach führt sie treffende Beobachtungen zur Gegenwart an:

Während medial Männerbashing als Empowerment gilt, wächst gleichzeitig das Interesse vieler junger Frauen an traditionellen Lebensmodellen. Laut einer Umfrage von 2021 wünschen sich 62 Prozent der Frauen unter 30 ein "klassisches Familienmodell" mit einem Hauptverdiener und einer daheimbleibenden Mutter. In den USA zeigt eine Pew-Studie von 2022, dass fast die Hälfte aller jungen Frauen angibt, sich in Zukunft mehr um Kinder als um Karriere kümmern zu wollen. Ein Beweis dafür, dass weder die zweite noch die dritte Welle zu den gewünschten Ergebnissen geführt hat. Denn emanzipiert ist eben nicht, wer Männer ausschließt. Emanzipiert ist, wer mit ihnen auf Augenhöhe leben kann. Wer nicht von der Unterwürfigkeit in die Überheblichkeit kippt. Von unterdrückt zu überlegen. Von Anpassung zu Arroganz. Wer denkt, Emanzipation bedeute die Machtverschiebung zugunsten der Frau, hat sie nicht verstanden. Wahre Gleichheit entsteht nicht im Machtkampf, sondern in der Beziehung. In der Verantwortung. In der Koexistenz.

Es ist anstrengender, mit Männern zu arbeiten, zu streiten, zu sprechen, als sie einfach auszuschließen. Es ist anstrengender, sich gegenseitig ernst zu nehmen, als sich gegenseitig zu canceln. Aber es ist genau diese Anstrengung, die Gesellschaft ausmacht. Alles andere ist Lifestyle. Und der kann noch so laut "Feminismus" rufen. Er bleibt Eskapismus und vor allem Verweigerung. Die Verweigerung, sich ebenbürtig am gesellschaftlichen Geschehen zu beteiligen.

Die Idee, dass man sich eine Welt bauen kann, in der der heterosexuelle Mann keine Rolle mehr spielt, ist nicht emanzipiert, sondern elitär. Es ist ein Abschottungsreflex. Eine kulturelle Hygienemaßnahme. Die Vorstellung, dass das eigene Leben "cleaner", "sicherer", "besser" wird, wenn man die eigene Existenz von Männern befreit, ist tief konservativ. Sie folgt dem gleichen Prinzip wie rechte Parallelgesellschaften: wir unter uns. Nur halt mit anderen Werten.

Und sie ist statistisch unsinnig. Denn die Mehrheit der Frauen lebt mit Männern. In Deutschland sind 82 Prozent aller Eltern heterosexuelle Paare. Die meisten Menschen wachsen mit einem Vater auf. Die meisten Ehen sind hetero. Und ja, die meisten heterosexuellen Männer sind keine Monster. Sie lieben, sie leiden, sie arbeiten an sich. Vielleicht nicht so offen, nicht so "instagrammable", nicht so wortreich. Aber sie sind da.

Während Frauen seit Jahrzehnten lernen, ihre Rolle zu hinterfragen, ihre Bedürfnisse zu formulieren, ihre Sprache zu finden, haben viele Männer erst vor Kurzem damit begonnen. Das heißt nicht, dass sie weniger wert sind. Es heißt nur, dass sie später dran sind. Und dass sie vielleicht genau deshalb gerade jetzt gebraucht werden: als Spiegel. Als Grenze. Als Welt, die anders tickt. Und auch als Möglichkeit zur gegenseitigen Ergänzung. Denn das Ziel darf nicht der Sieg über das andere Geschlecht sein. Das Ziel muss ein Miteinander sein, das für beide gut funktioniert.

Vielleicht wird das die nächste Form von Emanzipation. Eine Art Aufklärung 2.0: nicht der Abschied vom Mann, sondern der neue, erwachsene Blick auf ihn. Nicht als Störung. Sondern als Einladung. Nicht als Schuldiger. Sondern als Komplize. Denn was ist der Mann, wenn man ihn nicht als Hindernis denkt, sondern als Versprechen? Was ist Männlichkeit, wenn man sie nicht als Reaktion fürchtet, sondern als mögliche Resonanz? Was wäre, wenn wir aufhörten, ihn zu bekämpfen, und anfingen, ihn zu verstehen, ohne uns dabei als starke, unabhängige Frauen selbst zu verlieren? Der neue Feminismus wird nicht weiblich sein, sondern menschlich. Er wird nicht ausgrenzen, sondern integrieren. Er wird nicht kontrollieren, sondern befähigen. Und er wird sich nicht an Emily Ratajkowski orientieren, sondern an der Wirklichkeit. Und die ist, bei aller Komplexität, ganz einfach: Der Mann lebt. Und die Frau auch. Und das ist gut so.


Natürlich ist das auch meine Hoffnung, weshalb ich mit solchen Feministinnen an einem entsprechenden Buchprojekt zusammengearbeitet habe. Woher Mirna Funk aber die Gewissheit nimmt, dass sich der Feminismus insgesamt genau so entwickeln wird, wie sie das erhofft, wird nicht ganz klar. Bislang hat das zumindest der wortführende Mainstream dieser Bewegung erfolgreich vermieden. Wenn man Mithu Sanyal einmal ausklammert: Wer von den deutschen Wortführerinnen des Feminismus hat zum Beispiel auch nur einen Schritt auf die Männerrechtsbewegung zugemacht?



2. Es gibt immerhin erste zögerliche Versuche, auch die Bedürfnisse von Jungen und Männern anzuerkennen. So schreibt etwa Jutta Allmendinger, Soziologie-Professorin an der Berliner Humboldt-Universität, in einem aktuellen Gastkommentar im Tagesspiegel: "Wir brauchen die vernünftigen Männer":

Menschen mit Kinderwunsch möchten zunehmend eher ein Mädchen als einen Jungen. Umfragen aus aller Welt belegen dies. Und auch konkrete Verhaltensweisen: Ist das erstgeborene Kind ein Mädchen, bleibt es oft dabei. Ist es ein Junge, so bekommt man eher ein zweites Kind und hofft auf ein Mädchen.

Adoptionen, Entscheidungen im Zuge der Reproduktionsmedizin und in manchen Ländern auch die Abtreibungspraxis zeigen die schwindende Präferenz für Jungen, hat die Wochenzeitung "Economist" kürzlich in einem Artikel herausgearbeitet.


Allmendinger argumentiert gegen diesen Trend:

In unserer Welt, geprägt von Alterung, Vereinsamung und Abstand sind Geld und Zeit viel wert. Doch Frauen allein können das nicht leisten. Es geht oft an und über ihre physischen und psychischen Grenzen.

Wir schaffen das nur gemeinsam. Daher brauchte es dringend eine gezielte Förderung für Männer und Jungen, die auf deren schulische Bedürfnisse eingeht. Diese muss ihnen zeigen, dass auch Erziehungs-, Pflege- und Haushaltsarbeiten wertvolle und coole Tätigkeiten sind, die ihnen Anerkennung bringen – zu Hause und bei der Erwerbsarbeit.


Ich möchte die Gelegenheit nutzen, die Men Going Their Own Way (MGTOW) in demselben Tonfall anzusprechen: Wir schaffen das nur gemeinsam. Daher müssen wir Frauen dringend zeigen, dass auch Reparaturen-Durchführen, Dachdecken und Schneeschaufeln wertvolle und coole Tätigkeiten sind, die ihnen Anerkennung bringen werden – zu Hause und im Job.

Wir brauchen die vernünftigen Frauen.



3. Mirna Funks Beobachtung, der gegenwärtige Feminismus stoße Männer von sich, trifft jedenfalls zu. Neuester Beleg ist ein Artikel in der taz: "Nach 15 Jahren Ärger und Enttäuschungen entscheidet unsere Autorin: Keine Männer mehr. Keinen Sex, keine Dates, keine Beziehung. Warum sie so glücklicher ist."

Es ist das alte Spiel: Männer (MGTOW), die Frauen meiden, sind fiese Frauenhasser, Frauen, die Männer meiden, sind cool. Inmitten des wirklich endlosen Lamentos, das sich in der Druckausgabe der "taz" über mehrere Seiten hinziehen dürfte, plappert der Artikel dann doch aus, wie die Wahrheit aussieht, auch wenn das im restlichen Artikel stur ignoriert wird: So fand ein internationales Forschungsteam der Berliner Humboldt-Uni nämlich heraus, dass "Frauen im Schnitt von romantischen Beziehungen mit Männern profitieren, sie also zufriedener und weniger depressiv sind als Single-Frauen." Entsetzlich scheinen Männer also nur für Frauen aus einem bestimmten politischen Lager zu sein …



4. In den letzten Jahren nutzen die Leitmedien zum Schüren von Panikstimmung unter Frauen gerne den Begriff "Femizid". Der ehemalige Bundesrichter Thomas Fischer setzt sich damit noch einmal gründlicher auseinander. Ein Auszug:

Deutschland hat ungefähr 82 Millionen Einwohner. Davon sind ungefähr 41,8 Millionen weiblichen Geschlechts. Im Jahr 2023 hat die Polizei 360 vollendete (und etwa 600 versuchte) Tötungsdelikte an Frauen und Mädchen registriert. Davon waren 247 vollendete Taten in die Rubrik "Häusliche Gewalt" eingeordnet. Dieser Begriff umfasst nach der kriminologischen Definition des BKA "sowohl innerfamiliäre Gewalt als auch Partnerschaftsgewalt, unabhängig davon, ob das Opfer und die tatverdächtige Person zusammenwohnen". (BKA, Bundeslagebild "Geschlechtsspezifisch gegen Frauen gerichtete Straftaten 2023", siehe dazu schon die Kolumne vom 7. Dezember 2024)

Aus den Ergebnissen des BKA-Berichts machte das Bundesfrauenministerium die Feststellung: "Demnach gab es 2023 beinahe jeden Tag einen Femizid in Deutschland."

Und die Bundesinnenministerin teilte mit: "Fast jeden Tag sehen wir einen Femizid in Deutschland."

Tatsächlich ist diese vielfach unkritisch abgeschriebene Behauptung, "fast jeden Tag" (nämlich in 360 Fällen im Jahr) werde in Deutschland eine Frau von einem aktuellen oder früheren (unterstellt: männlichen) Partner getötet, mindestens sehr ungenau. Denn es fehlt schon eine Erklärung für die Differenz zwischen den "häuslichen" (im genannten Sinn) und den "sonstigen" Tötungsdelikten; und bei den "häuslichen" bleibt das Verhältnis von "Partnerschafts-" zu "familiären" Tötungen unklar. Auch wenn der statistische Anteil klein beziehungsweise unbekannt ist: Auch Töchter oder Söhne töten Mütter, Mütter töten Töchter, Schwestern töten Schwestern und Tanten Nichten.

Es ist also hier wie stets bei der Diskussion und Bewertung von statistischen Daten: Sie widerspiegeln die Struktur, die Voraussetzungen und Bewertungen ihrer Erhebung. Anders gesagt: Man bekommt statistisch aus der Lebenswirklichkeit nicht mehr Erkenntnisse heraus, als man hineinfragt. Gefahren für die öffentliche Wahrnehmung können namentlich an zwei Stellen lauern: Die eine ist eine mehr oder minder tendenziöse Konzeption der Erhebung selbst (etwa im Bereich der Fragestellung, Kategorisierung, Erhebungsparameter); die andere eine tendenziöse Fehl- oder Überinterpretation durch wie auch immer interessierte Kreise, Institutionen oder Personen.

Es wird also mit der Autorität wissenschaftlicher Akribie in zwei Schritten ein beinahe beliebig instrumentalisierbares Narrativ hergestellt, welches dann wiederum, je nach Bedarf, zur Grundlage weiterer Bewertungen, Schlussfolgerungen oder Spekulationen gemacht werden kann: Der erste Schritt ist die – nicht selten partei- oder karrierepolitisch gesteuerte – Usurpation von empirischen Daten für eigene tendenziöse Interpretationen.

Der BKA-Hinweis: "Zum einen fehlt bislang eine bundeseinheitliche Definition von Femiziden, zum anderen ist auf Basis der PKS-Daten nur eine Annäherung an die tatsächliche Anzahl … möglich" wird zu "360 Femizide im Jahr". Der zweite Schritt ist die medienspezifische Wiedergabe dieser Usurpation in selektiven Informationen für die durch genaue Analyse vermeintlich überforderten Nachrichtenkonsumenten.

Femizide sind im allgemeinen Verständnis Tötungsdelikte gegen Frauen, die getötet werden, weil sie Frauen sind. Der Täter wird von der Annahme einer geschlechtsbezogenen Ungleichwertigkeit von Frauen zu seiner Tat motiviert.

Man kann dabei unterscheiden zwischen Taten aus Frauenhass, Trennungstötungen und solchen Taten, die im Kontext patriarchalisch geprägter Familienverbände oder Subkulturen verübt werden. Es handelt sich also nicht um einen strafrechtlichen, sondern um einen kriminologischen Begriff, ähnlich "Infantizid" (Kindstötung), "Androzid" (Männertötung), "Terrorismus" oder "Organisierte Kriminalität": eine politisch-soziologische Umschreibung einer bestimmten Tatmodalität oder -Motivation. Als solche ist sie weder falsch noch sinnlos, sondern erlaubt die verstehende Erfassung einer bestimmten Fallgruppe von Tötungsdelikten.

Hieraus abzuleiten, Taten des "Femizids" seien in Deutschland nicht "anerkannt" oder würden von der Rechtsprechung "verharmlost", ist allerdings Unsinn; es vermischt ganz unterschiedliche Gesichtspunkte. Tatsache ist, dass der Begriff "Femizid" kein Tatbestandsmerkmal im Sinne des materiellen Strafrechts und des Bestimmtheitsgrundsatzes (Art. 103 Abs. 2 GG) ist. Das heißt aber natürlich nicht, dass diese Taten nicht vom geltenden Recht erfasst werden. Es gibt – beispielhaft – auch keinen Straftatbestand "Vandalismus", trotzdem sind solche Taten natürlich strafbar (als Sachbeschädigung, Hausfriedensbruch usw.).

(…) Sogenannte Femizide als gesetzlichen Tatbestand einzuführen, würde daher nicht zu einer inhaltlichen Erweiterung der Tötungs-Tatbestände führen, sondern nur zu einer sinnlosen Verdopplung eines bereits geregelten Mordmerkmals. Außerdem wäre gänzlich unerklärlich, warum dann nicht auch andere Opfergruppen (zum Beispiel Kinder) gesondert aufgezählt werden sollten. Das vorgeschlagene Merkmal "Ausnutzung körperlicher Überlegenheit" wiederum wäre unspezifisch und ungeeignet. Die Initiative zur Ergänzung der Mordmerkmale ist reine Symbolpolitik.




5. Wenn unsere Medien mit dieser feministischen Symbolpolitik gespickt sind, hat das zur Folge, dass Gewalt gegen Männer dabei einmal mehr aus der Wahrnehmung rückt, ihre ebenfalls notwendige Bekämpfung damit ins Hintertreffen gerät. Wie notwendig diese Bekämpfung ist, zeigt immerhin ein Artikel der Rheinischen Post (Bezahlschranke):

Männer als Opfer häuslicher Gewalt – auch fünf Jahre nach Eröffnung der ersten Schutzräume in Düsseldorf ist das Thema mit zahlreichen Tabus behaftet. (…) Von der Notwendigkeit, Männer und queere Menschen konsequenter zu schützen, sind die Experten überzeugt und untermauern das mit aktuellen Zahlen. So haben in Düsseldorf 51 Männer seit 2020 die vom Sozialdienst katholischer Männer (SKM) betriebene Schutzwohnung "Freiraum" – dort gibt es vier Plätze – genutzt. Allein in den ersten drei Monaten dieses Jahres waren es sechs Männer – darunter ein Vater mit seinen zwei Kindern – die dort Zuflucht vor häuslicher Gewalt suchten.

"Es gibt nicht den klassischen Durchschnittsmann, der unser Angebot in Anspruch nimmt. Die Jüngsten waren zum Zeitpunkt der Aufnahme 20, der älteste 66 Jahre alt", sagt Julian Schröer, Sozialarbeiter des SKM-Männergewaltschutzes. So hätten Männer mit 17 Nationalitäts- und vielfältigen Religionszugehörigkeiten aus allen sozialen Milieus bis heute Obhut im "Freiraum" gefunden.

Zu ihnen gehört Armin P. (Name geändert), der im vergangenen April Zuflucht vor der Gewalt seiner Partnerin suchte. Im ersten Beratungsgespräch stand er noch unter Schock. Das änderte sich nach seiner Aufnahme in den Freiraum. "Schon ab dem ersten Tag wurde mir bewusst, wie gut es sich anfühlt, sicher zu sein, und dass ich dieses Gefühl nie wieder aufgeben möchte", sagt er.

Laut Zwischenbilanz haben zwischen 2020 und heute 78 Prozent der Freiraum-Nutzer von körperlicher Gewalt berichtet, von Schlägen, Tritten und Angriffen mit Gegenständen oder Messern. 84 Prozent der Männer berichteten zudem von psychischer Gewalt, von Drohungen, Demütigungen und Abhängigkeitssystemen. Zwölf Männer hatten beim Einzug in den Freiraum keinerlei Zugriff auf das eigene Bankkonto.




6. Für die Männerrechtsbewegung war die Wikipedia immer ein Ärgernis. Zum enen schmierten Ideologen jeden Mist in die Online-Enzyklopädie, der diese Bewegung und ihre Akteure irgendwie negativ darstellte – echte experten wurden von den Eiferern weggebissen. Zum anderen scheinen Journalisten bei ihrer Recherche als erstes ausgerechnet auf diese Website zuzugreifen. Jetzt hat die Frankfurter Allgemeine den Zustand der Wikipedia grundsätzlich überprüft: vorsortiert von einer Künstlichen Intelligenz und dann gegengecheckt vom Team der Journalisten. Das wenig überraschende Ergebnis: Mehr als jeder dritte Wikipedia-Artikel hat ein Problem. 600.000 Seiten enthalten Behauptungen, die längst veraltet und aus heutiger Sicht falsch sind, und noch einmal 600.000 Seiten enthalten grundlegende Fehlinformationen.

Ein Problem ist, dass die Zahl der in der Wikipedia Aktiven sich fast halbiert hat. (Woran das nur liegen könnte?) Die Verbliebenen kommen nicht mehr hinterher. Zumal sie sich auf Dinge verlagert haben, die sie für wichtiger halten: So haben sie sich laut FAZ vorgenommen, erst mal "Wissenslücken zu stopfen, zum Beispiel bei Biographien von Frauen." Viele andere Themengebiete seien verwaist.

Die Deutschen spendeten dieser Website letztes Jahr übrigens 18 Millionen Euro.



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