Donnerstag, Dezember 11, 2025

Washington Post: "Der Krieg gegen die Jungen könnte in eine Katastrophe führen"

1. Auch die ehrwürdige Washington Post hat gemerkt, dass bestimmte Entwicklungen problematisch sind. Dabei bezieht sie sich auf einen Klassiker der Männerrechtsbewegung:

Die Geschlechter entfernen sich voneinander, bevor die Jugendzeit überhaupt endet. So merkwürdig es klingt: Junge Männer zeigen heute größeres Interesse an einer Ehe als junge Frauen. Diese Entwicklung birgt erhebliches gesellschaftliches Konfliktpotenzial.

Im vergangenen Monat verglich das Pew Research Center Daten aus den Jahren 1993 und 2023. Dabei zeigte sich, dass Zwölftklässler häufiger als ihre weiblichen Mitschülerinnen angaben, später heiraten zu wollen – eine Umkehrung des Verhältnisses von vor drei Jahrzehnten. Die Pläne der Jungen blieben nahezu gleich: 74 Prozent äußerten Heiratsabsichten gegenüber 76 Prozent im Jahr 1993. Mädchen entfernten sich jedoch in zweistelliger Höhe von diesem Ziel. In den frühen 1990ern wollten 83 Prozent heiraten, 2023 sagten dies noch 61 Prozent.

Im Jahr 2012 arbeitete ich für Christina Hoff Sommers an der Neuauflage ihres wegweisenden Buchs "The War Against Boys" von 2000. Zu meinen Aufgaben gehörte es, die Fußnoten auf veraltete Forschung zu prüfen. Als das Buch erstmals erschien, war ich selbst eines der Kinder in Christinas Beschreibungen: ein siebenjähriges Mädchen an einer staatlichen Schule, deren Bildungsweg darauf ausgelegt war, junge Frauen zu fördern und ins Studium zu bringen. Als Christinas Praktikantin war ich dann eine Studentin, umgeben von Männern ohne Orientierung, geprägt von aufsteigendem Zorn.

Während ich Christina dabei zusah, wie sie die Entwicklungen bei Jungen zwischen 2000 und 2013 nachzeichnete, lernte ich: Ihre Warnung zur Jahrtausendwende war treffend. Mädchen profitieren nicht, wenn Jungen geschwächt werden. Wie sie dokumentierte, greifen Jungen häufig zu anderen Büchern, sie mögen Tüfteleien und praktisches Lernen, viele blühen in technischen Bildungswegen auf, und sie benötigen mehr Pausen und Bewegung.

Die Ergebnisse von Pew sollten gemeinsam mit einer NBC-News-Umfrage betrachtet werden, die im September erschien und Lebensstilpräferenzen entlang parteipolitischer Linien aufzeigte. "Generation-Z-Männer, die für Trump gestimmt haben, betrachten Kinder als den wichtigsten Faktor für ihren persönlichen Erfolg", berichtete NBC News. "Generation-Z-Frauen, die für Harris stimmten, stuften Kinder als zweitunwichtigsten Punkt ihrer persönlichen Erfolgsvorstellungen ein."

(…) Die Attraktivität von Frauen als Partnerinnen sinkt nicht – aber die von Männern. Während manche Männer mit wirtschaftlichen Chancen kämpfen, passen Frauen ihre Erwartungen und Wünsche an. Popkultur vermittelt häufig die Botschaft, Ehen und Kinderbetreuung seien veraltete Lebensziele, die moderne Frauen nicht zu sehr beschäftigen müssten. Das erleichtert es einigen, geringeres Interesse zu bekunden, auch wenn die Forschung weiterhin zeigt, dass verheiratete Mütter und Väter im Durchschnitt zufriedener sind.

(…) Angesichts eines wachsenden Anteils an Männern mit geringerer Partnerschaftsattraktivität wenden sich junge Frauen zunehmend von der Ehe ab, gestützt durch kulturelle Signale aus Wissenschaft und Unterhaltungsindustrie, die konservativere Lebensentwürfe kritisch sehen. Während das Land über Jahrzehnte hinweg berechtigterweise die Bildungs- und Wirtschaftschancen von Frauen stärkte, wurde gleichzeitig deindustrialisiert, Arbeitsplätze in männlich geprägten Branchen fielen weg oder wurden ausgelagert, und beide Geschlechter entfernten sich zunehmend voneinander. Bemühungen, Schule und Arbeitswelt stärker auf Mädchen auszurichten, führten zu einer Betonung von Lese- und Sprachkompetenzen, einem Rückgang männlicher Lehrkräfte und einem Ausbluten von Werk- und Berufsausbildungsprogrammen.

Das Problem dürfte sich verschärfen. Die Kluft bei den Heiratschancen zwischen wohlhabenden und arbeitenden Bevölkerungsschichten entwickelt sich zu einem breiten Graben, da das Bildungssystem zwar für Mädchen hilfreiche Veränderungen übernahm, aber versäumte, die Bedürfnisse von Jungen mitzudenken.

Ein im Januar vom American Institute for Boys and Men veröffentlichtes Papier zeigte: "Während männliche Studierende immer seltener werden, halten Studentinnen ihre Heiratsquote stabil, indem sie wirtschaftlich erfolgreiche Männer ohne Collegeabschluss heiraten. Gleichzeitig verschlechtert sich die wirtschaftliche Lage anderer Männer ohne Collegeabschluss erheblich, begleitet von sinkenden Heiratsquoten bei Frauen ohne Hochschulabschluss."

Die sinkende Bereitschaft von Frauen, eine Ehe anzustreben, spiegelt vermutlich eher eine pessimistische Einschätzung ihrer Optionen als eine Abkehr vom institutionellen Konzept selbst – und das weniger aus Ideologie als aus Pragmatismus. Wenn uns die vergangenen Jahrzehnte im Geschlechterverhältnis etwas gelehrt haben, dann dies: Ein Angriff auf Jungen trifft letztlich auch Mädchen.


Und deshalb müssen wir etwas dagegen tun: Er trifft letzlich auch Mädchen!



2. Die mega-erfolgreiche Popsängerin Sabrina Carpenter erklärte gegenüber dem Magazin "Variety", wie man im Pop von heute triumphiert: "Schreibt die Musik, die ihr selbst hören möchtet. Fügt seltsame Akkordfolgen und Tonartwechsel hinzu und bezeichnet Männer auf so viele Arten wie möglich als dumm."



3. Wer nur einen Mann umbringt, wird bald wohl auch in Kanada weniger schwer bestraft: "Fälle von Femizid, also der Tötung einer Frau oder eines Mädchens, werden als Mord ersten Grades eingestuft, auch wenn die Tat nicht geplant oder vorsätzlich begangen wurde, sofern nachgewiesen werden kann, dass die Opfer wiederholt misshandelt oder unter Zwang gesetzt wurden."



Mittwoch, Dezember 10, 2025

Deutsche Leitmedien fassungslos: Brigitte Macron bezeichnet feministische Rufmörder als "dreckige Schlampen"

1. Viele deutsche Medien berichten halb entsetzt, halb verstört über deutliche Worte, die Frankreichs First Lady Brigitte Macron über eine Gruppe von Feministinnen gewählt hat. Vielfach versuchen die Journalisten ihre persönliche Wertung noch vor die eigentliche Berichterstattung zu platzieren und damit den gewünschten Frame zu setzen. T-Online etwa schreibt gleich in der Überschrift von einer "Entgleisung", "Brigitte Macron fällt über Feministinnen her" phantasiert die Neue Zürcher Zeitung, "Im Ton vergriffen!" tadeln die Gouvernanten der "Gala", die Euronews empören sich über einen vermeintlichen "Skandal", etliche andere deutsche Medien beim SPIEGEL angefangen echauffieren sich über eine angebliche "Beleidigung". Halbwegs neutral berichtet die Berliner Morgenpost, obwohl auch hier die einseitige Gewichtung deutlich ist:

Ein Video, das inzwischen mehr als eine Million Mal abgespielt worden ist, sorgt für Empörung in Frankreich: Es zeigt Brigitte Macron, die französische First Lady, die im Gespräch mit dem Schauspieler und Komiker Ary Abittan abfällig über Feministinnen spricht. Eine seiner Shows war am vergangenen Samstag von feministischen Aktivistinnen gestört worden, die ihm Vergewaltigung vorwerfen.

Im Gespräch mit Abittan am Sonntag vor einem weiteren Auftritt spielt Brigitte Macron auf diesen Vorfall vom Vortag an. Macron fragt den Komiker nach seinem Befinden. Der erwidert, er habe Angst, "vor allem". Brigitte Macron versucht dann offenbar, ihn zu beruhigen, und sagt: "Wenn diese dreckigen Schlampen hier sind, dann werfen wir sie raus." Ein Video der Szene wurde am Montag, 8. Dezember, auf der Website der Wochenzeitschrift "Public" veröffentlicht. Es verbreitet sich seitdem massenhaft in sozialen Netzwerken – und sorgt bei vielen Menschen in Frankreich für Unmut.

Hintergrund ist eine Aktion gegen Abittan, die sich am Samstag, 6. Dezember, ereignet hatte. Mehrere Aktivistinnen des feministischen Kollektivs "#Nous Toutes" ("Wir alle") hatten in Paris vor der Premiere des neuen Comedy-Programms von Ary Abittan protestiert: Sie trugen Masken mit seinem Gesicht und der Aufschrift „Violeur“ ("Vergewaltiger"). Außerdem riefen sie wiederholt "Abittan, Vergewaltiger". Das Kollektiv setzt sich nach eigenen Angaben gegen Gewalt an Frauen und LGBTQIA-Personen ein.

Abittan war Ende 2021 von einer jungen Frau, mit der er zuvor einige Wochen zusammen war, der Vergewaltigung bezichtigt worden. Das Verfahren wurde nach dreijährigen Ermittlungen jedoch eingestellt.


Wir lernen: Auch wenn eine Gruppe von ihrem Hass besessener Eifererinnen einen unbescholtenen Mann als "Vergewaltiger" verleumdet, dürfen diese Frauen selbst in einem Gespräch unter vier Augen nur sehr verhalten dafür kritisiert werden, sonst stehen mindestens die deutschen und die französischen Medien Kopf. Von den Verleumdern selbst heißt es in keinem der gesichteten Artikel, dass sie ihr Opfer "beleidigten" oder sich "im Ton vergriffen" hätten. Ihr Auftreten ist für deutsche Redaktionen offenbar eine völlig normale Hetzjagd, und wer sich mit ebenso deutlichen Worten dagegen ausspricht, der muss dafür zur Rechenschaft gezogen werden.



2. Justizministerin Hubig (SPD) will Männer bestrafen, die joggende Frauen filmen. Das Blog Apokolokynthose kommentiert.



3. Politiker verschiedener Parteien haben sich gegenüber der Bildzeitung zu der Frage geäußert, ob Frauen ebenfalls zur Musterung sollten:

CDU-Politiker Christoph Ploß (40) zu BILD: "Ich setze mich perspektivisch für ein verpflichtendes Gesellschaftsjahr für Männer und Frauen ein. Auch bei der Musterung sollte nicht nach dem Geschlecht unterschieden werden." Das würde den Zusammenhalt stärken und Deutschland schützen.

Auch der SPD-Sprecher für Verteidigung, Falko Droßmann (51), befürwortet in BILD die verpflichtende Musterung von Frauen. Aber: "Es ist unmöglich, weil unsere Verfassung es verbietet. Alle Frauen sind deshalb herzlich eingeladen, sich freiwillig bei der Bundeswehr zu bewerben."

Für eine Änderung der Verfassung braucht es die Grünen. Eine allgemeine Anfrage dazu ließ die Partei unbeantwortet – der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Konstantin von Notz (54) aber sagt BILD: "Ich glaube, wenn eine Dienstpflicht nötig werden sollte, dann für Männer und Frauen. Das würde dann auch für die Musterung gelten." Ob der Dienst dann bei der Bundeswehr oder "etwa im sozialen oder ökologischen Bereich" geleistet wird, solle "jeder und jede frei entscheiden dürfen".

Für eine Verfassungsänderung per Zwei-Drittel-Mehrheit im Bundestag bräuchte es allerdings zusätzlich die Stimmen von Linken oder AfD.

Linken-Chef Jan van Aken (64) erteilt eine Abfuhr: "Wir sind gegen alle Formen von Zwangsdienst, egal für wen." Gleichberechtigung entscheide sich nicht daran, ob Frauen in den Krieg ziehen dürfen.

Auch AfD-Verteidigungsexperte Rüdiger Lucassen (74) lehnt die Idee ab: "Die AfD ist gegen die Wehrpflicht für Frauen und das teile ich, weil ich die Befreiung von der Wehrpflicht immer noch als ‚Ausgleich‘ für die biologische Rolle der Frau als Mutter betrachte." Frauen sollten deshalb nicht gemustert werden.

Quentin Gärtner (18), bis vor Kurzem Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz, fordert in BILD eine Einigung: "Ich halte die Einführung eines Gesellschaftsjahres für alle jungen Menschen für richtig, genauso wie die Musterungspflicht." Die Debatte um Pflichtdienste für Frauen sei wichtig, denn: "Nur die Männer einzubeziehen kann einen Keil in die junge Generation treiben."




Dienstag, Dezember 09, 2025

"Frauen sind der Grund, warum Männer das Dating aufgeben"

1. Die Journalistin und Autorin Olivia Petter, die schwerpunktmäßig zu Beziehungen und zu Frauenthemen schreibt, hat aktuell einen Artikel zum "Heterofatalismus" (vielleicht das Wort des Jahres in der aktuellen Geschlechterdebatte) veröffentlicht, also der wachsenden Kluft zwischen Frauen und Männern:

Das Problem beim heterosexuellen Dating ist nun endlich erkannt worden – Frauen erwarten zu viel von Männern.

Meine Lektüre einer neuen Umfrage – unter 2.000 britischen Männern und Frauen zwischen 18 und 45 Jahren, durchgeführt von Equimundo, einer US-amerikanischen Non-Profit-Organisation, die international daran arbeitet, Männer und Jungen als Verbündete für Gleichberechtigung einzubeziehen – ergibt, dass Männer schlicht genug von uns haben. Etwa 62 Prozent der Männer sind der Ansicht, dass "Frauen zu viele Erwartungen daran haben, wie Männer sich heutzutage in Beziehungen verhalten sollten". Gleichzeitig zeigten sich 44 Prozent wenig bereit zur Veränderung und stimmten zu, dass sie zu viel an sich verändern müssten, um eine langfristig funktionierende feste Beziehung einzugehen. Weitere 41 Prozent fanden, eine Beziehung sei "eine zu große finanzielle Verpflichtung".

Das sind trostlose Ergebnisse, zumal ein Viertel der Männer angab, sie glaubten nicht, dass jemand sich in sie verlieben würde.

Doch die Studie verweist auch auf eine größere Wahrheit darüber, wie es sich anfühlt, als heterosexuelle Frau im Datingleben unterwegs zu sein (hallo, das bin ich). Dieses unausweichliche Gefühl von Aussichtslosigkeit führt dazu, dass viele von uns offenbar komplett aufgeben – und so die sogenannte "große Beziehungskrise" befeuern, in der wir uns angeblich befinden.

Es ist wirklich so schlimm. Und ich weiß das aus erster Hand, denn meine Freundinnen und ich haben Männer gedatet, die diese Sichtweisen widerspiegeln. Da war der Mann, der nach drei Monaten erklärte, er sei nicht bereit für eine Beziehung – eine Woche nachdem er versucht hatte, einen gemeinsamen Weihnachtsurlaub zu buchen. Ein anderer warf mir nach vier Monaten vor, ich würde zu viel von ihm verlangen, ausgelöst durch meinen Versuch, für uns ein Restaurant zu reservieren, nachdem er auf After-Work-Drinks gewesen war. Und dann gab es zahllose andere, die nach einigen Wochen Dating beim ersten Gespräch darüber, wohin "wir" steuern könnten, zurückschreckten. Es war – und ist – ein Muster, das so verbreitet ist, dass es schon langweilt, wenn eine Beziehung auf diese Weise endet. Denn wir alle sehen es jedes Mal kommen.

Es wäre leicht, das als eine Welle von Bindungsangst und vermeidenden Beziehungsmustern abzutun. Doch wie die Studie zeigt, steckt viel mehr dahinter: 15 Prozent der befragten Männer gaben an, bereits mit einer KI- oder virtuellen Partnerin interagiert zu haben. Haben Männer das Datingleben komplett aufgegeben und übertragen ihre Erwartungen nun auf digitale Frauen, die so programmiert sind, dass sie genau so handeln und sprechen, wie sie es wünschen?

Vielleicht. Aber ich vermute, dass etwas Tieferes im Gange ist, nicht zuletzt, weil mehr als 40 Prozent der Männer angaben, in den vergangenen zwei Wochen über Selbstverletzung oder Suizid nachgedacht zu haben, und über zwei Drittel Symptome von Angst und Belastung berichteten.

Ja, Männer zu daten kann sich schwierig anfühlen. Glaub mir – ich weiß es. Und natürlich ist es bedrückend, dass so viele denken, die Erwartungen, die Frauen an sie richten, seien zu hoch; ich hätte wirklich nicht gedacht, dass die Bitte um eine Reservierung zum Abendessen eine übertriebene Forderung ist. Doch anstatt solche Zahlen zu nutzen, um daraus eine Waffe zu machen, oder sie als Anlass zu nehmen, "Männer sind Müll!" aus dem Fenster zu rufen und dabei unsere BHs zu schwenken, sollten wir sie als Zeichen verstehen, dass es im heterosexuellen Datingleben dringend einen Neustart braucht.

Denn Single-Männer und -Frauen können schlicht nicht mehr miteinander kommunizieren. Wir wirken desillusioniert und in unseren jeweiligen sozialen Medien-Echokammern gefangen.

Auf der einen Seite kursieren Memes darüber, dass Männer einen überhäufen mit Zuwendung, um einen am nächsten Tag zu ignorieren, und auf der anderen Seite Andrew-Tate-Videos, die erklären, warum Frauen mehr putzen sollten. Das klingt extrem, und das ist es auch; Dating-App-Algorithmen treiben uns ideologisch und sexuell weiter auseinander. Das macht uns alle deprimiert, einsam und zutiefst frustriert.

Es muss sich bald etwas ändern. Andernfalls sieht die Zukunft düster aus – und möglicherweise bevölkert von KI-generierten Partnerinnen und Partnern sowie einer Handvoll echter Menschen, die verlernt haben, miteinander zu reden.


Leider löst der Artikel die knackige Überschrift nicht ein. Es ist immer noch der sich längst totgelaufene Diskurs, dass Männer sich dringend ändern mussten, während die frage, wo sich Frauen ändern müssten, an keiner Stelle auch nur kurz in Erwägung gezogen wird.



2. Der britische "Telegraph" mischt dabei auch mit und verkündet: "Frauen brauchen immer noch große, mutige Männer. Zu viele der heutigen Männer sind alles andere als das". Klar. Weil man ihnen über Jahrzehnte hinweg kontinuierlich erklärt hat, dass das "toxische Männlichkeit" sei. Jetzt werden die Zeiten wieder härter, und plötzlich wird wieder der Beschützer gesucht. Einmal hü, einmal hott, dann wieder hü, dann wieder hott. Um sich dann zu wundern, dass Männer darauf keine Lust mehr haben, und ihnen Frauenfeindlicheit zu unterstellen.

Meine Söhne haben mir noch deutlicher vor Augen geführt, wie sehr die männlichen Tugenden, die früher hochgeschätzt wurden, heute an Bedeutung verloren haben. Diese Wertschätzung ist entscheidend, denn man kann junge Männer nicht zu Höflichkeit und Tapferkeit ermutigen, wenn ihre Bemühungen nicht gewürdigt werden. Die Feministinnen der zweiten Welle haben der Welt keinen Gefallen getan, als sie sich gegen die Idee wehrten, dass Männer ihnen ihren Platz anbieten, ihnen die Tür aufhalten oder ihnen beim Tragen schwerer Taschen helfen. Ein Mann, den ich kenne und der Bootcamps für junge Straftäter leitet, sagte mir: "Männer sind wie Labradore, sie sind nur glücklich, wenn sie sich nützlich machen können."

Aber wenn man die gegenteilige Haltung fördert und die Ritterlichkeit abschafft, endet man in einer kranken Gesellschaft. Ich war diese Woche in einer überfüllten Londoner U-Bahn, als eine elegante, ältere Frau (wahrscheinlich Ende 70) zusteigte und kein einziger Fahrgast, ob Mann oder Frau, sich rührte, sodass ich – doppelt so alt wie meine Mitreisenden – mit fünf Einkaufstüten aufsprang und sie fragte, ob sie meinen Platz haben möchte.


Das sind eie zwei Wahrnehmungen von Männern, die in der Mediendebatte stattfinden. Die linken frauen prügeln ständig auf Männer ein; die konservativen Frauen betrachten Männer als Labradorhunde, die einen beschützen, sobald man sie nur anerkennend tätschelt und "Braver Junge!" zu ihnen sagt.

Und natürlich preist sich die betreffende Journalistin selbst immer als vorbildlich. Gibt es in den Leitmedien noch Frauen, die nicht komplett narzisstisch sind?



3. In den 2010er Jahren war "Girl-Boss Feminismus" der heißeste Trend. Jungen Frauen wurde beigebracht, dass sie durchsetzungsstark und beruflich mega-erfolgreich sein müssen, um zu zeigen, dass sie "das Patriarchat" besiegt haben. Heute titelt das Frauenmagazin "Elle": "Warum wir diesen Girl-Boss-Feminismus nicht mehr sehen wollen".

Die Meldestelle Antifeminismus ist verständigt.



4. Noch was für diese Meldestelle: Die Berliner LGBTQ+-Website "Siegessäule" beschäftigt sich mit der Sexfeindlichkeit des Feminismus. Wenn ich als Männerrechtler genau so argumentieren würde, wäre ich kein "braver Junge".



5. Die britische Daily Mail berichtet über einen dieser Einzelfälle toxischer Weiblichkeit:

Eine Frau aus Florida hat zugegeben, ein KI-generiertes Bild eines Obdachlosen verwendet zu haben, um eine falsche Anzeige wegen sexueller Nötigung bei der Polizei zu erstatten.

Die 32-jährige Brooke Schinault bekannte sich diese Woche nicht schuldig, nachdem sie im Oktober die Polizei zu sich nach Hause in St. Petersburg gerufen hatte und behauptete, ein Mann sei in ihre Wohnung eingebrochen und habe sie sexuell genötigt, wie aus Gerichtsunterlagen hervorgeht, die der Daily Mail vorliegen.

Mehrere Beamte kamen zum Tatort, fanden jedoch keine Hinweise auf eine Straftat. Schinault zeigte ihnen daraufhin ein Bild des Mannes, den sie für den Täter hielt.

Die Polizei erklärte in der Anklageschrift, dass das Bild später als KI-generiert durch ChatGPT identifiziert wurde.

In dem Dokument heißt es weiter, dass sie es in einem gelöschten Ordner gefunden hätten und dass es "Tage vor dem angeblichen Einbruch" erstellt worden sei.

Die Kriminalitätsplattform "The Smoking Gun" hat seitdem das Bild erhalten, das einen Mann zeigt, der eine schmutzige Jacke und einen Kapuzenpulli trägt, während er auf einer Couch in ihrer Wohnung sitzt.

Als sie dazu befragt wurde, bestand Schinault darauf, dass sie die Wahrheit sagte, und behauptete, sie habe KI nur zur Bildverbesserung verwendet, könne aber das Originalbild nicht herausgeben.

Als sie in Gewahrsam genommen wurde, gab sie zu, das Bild erstellt zu haben, und fügte hinzu, dass sie mit Depressionen zu kämpfen habe und "Aufmerksamkeit wollte".

Ein Ermittler in diesem Fall schrieb in einem ergänzenden Polizeibericht, dass er das Bild als Teil einer viralen TikTok-Challenge erkannt hätte.

Im Rahmen dieser Challenge erstellen Personen KI-Bilder von Obdachlosen in ihren Wohnungen und senden diese dann an Familienmitglieder, um ihnen einen Streich zu spielen.


Man kann regelrecht dankbar dafür sein, dass diesmal kein echter Mann unter einer Falschbeschuldigung zu leiden hatte, weil eine junge Frau "Aufmerksamkeit wollte".



6. Das Neuste aus Brasilien:

Der Kampf gegen die Diskriminierung von Frauen könnte durch die Aufnahme von Frauenfeindlichkeit in das Antirassismusgesetz ein neues rechtliches Instrument erhalten. Ein entsprechender Gesetzentwurf wurde am Mittwoch (22.) vom Verfassungs- und Justizausschuss (CCJ) gebilligt. Mit 13 zu 2 Stimmen in der Schlussabstimmung geht der Text nun an die Abgeordnetenkammer, sofern kein Einspruch gegen die Abstimmung im Plenum eingelegt wird.

(…) Der Gesetzentwurf 896/2023 erhielt einen positiven Bericht von Senatorin Soraya Thronicke. Sie lehnte einen Alternativvorschlag der Menschenrechtskommission (CDH) ab, da dieser den Anwendungsbereich des Vorschlags einschränke, indem er Frauenfeindlichkeit als individuelle Beleidigung und nicht als Vergehen gegen eine soziale Gruppe behandle. Laut der Berichterstatterin sollte Frauenfeindlichkeit als kollektives Verbrechen betrachtet werden, das alle Frauen betrifft, nicht nur einzelne Opfer.

Während der Abstimmung gab Senator Jorge Seif eine abweichende Stimme ab. "Ich habe versucht darüber nachzudenken, ob ich einen Mann kenne, unabhängig von seiner sexuellen Orientierung, der Frauen wirklich hasst. Mir fällt niemand ein. Ich habe Streitereien und Beleidigungen miterlebt, aber daraus eine Straftat zu machen, erscheint mir extrem bedenklich", sagte Seif.

Der Vorsitzende des CCJ, Senator Otto Alencar (PSD-BA), wies das Argument zurück. "Erlauben Sie mir, Ihnen zu widersprechen, Senator. Frauenfeindlichkeit ist in der Tat ein Ausdruck von Hass. Der Versuch der Männer, Frauen zu beherrschen, muss ein Ende haben. Wir brauchen Respekt und volle Gleichberechtigung der Geschlechter, ohne dass irgendeine Form der Unterwerfung vorherrscht. Wir sind alle gleich", betonte er.




Montag, Dezember 08, 2025

"Kommen Sie nicht, denn jedes Mal, wenn Sie kommen, vergewaltigen sie mich hinterher."

1.
Palästinensische Häftlinge werden gefoltert, wenn sie juristischen Beistand suchen. Der Anwalt Ben Marmarali gibt zu Protokoll, dass Mandanten ihn bitten, von Besuchen abzusehen, weil sie sonst damit rechnen müssen, vergewaltigt zu werden.


Die Wochenzeitung "Freitag" berichtet.



2. Im linken Magazin "Jacobin" spricht die Bevölkerungsforscherin Anna Rotkirch über ungewollte Kinderlosigkeit, wofür sie Finnland als Beispiel nimmt:

Diejenigen, für die es am unwahrscheinlichsten ist, Kinder zu bekommen oder eine langfristige Beziehung zu führen, sind Männer mit niedrigem Bildungsgrad. Wir sprechen hier wirklich von dramatischen Zahlen: Derzeit haben fast vier von zehn Männern mittleren Alters mit niedrigem Bildungsgrad keine Kinder – im Vergleich zu zwei von zehn Männern mit hohem Bildungsgrad. Und die meisten von ihnen möchten Kinder haben.




3.
Die klassische Rollenverteilung – Mann arbeitet, Frau versorgt die Kinder – steht in der Kritik. Wie fühlen sich allein verdienende Väter? Drei "Trad-Dads" erzählen.


"Die Zeit" hat mit diesen Vätern gesprochen. Durchaus lesenswert.



4. Der ehemalige Bundesrichter Thomas Fischer widmet sich der Frage, ob nach italienischem Vorbild auch in Deutschland Femizid ein Straftatbestand werden sollte. Ein Auszug:

Mit der allgemeinen Definition "Tötung von Frauen, weil sie Frauen sind" kommt man nicht weit. Sie erfasst, wörtlich genommen, nur die sehr kleine Fallgruppe von Tötungsdelikten, die aus abstraktem Hass oder unpersönlich aggressiver Verachtung gegen die Bevölkerungsgruppe »Frauen« begangen werden. Solche Taten kommen natürlich vor, ebenso wie Tötungen von Schwulen, "weil sie schwul sind", oder von Türken, "weil sie Türken sind" (siehe NSU). Gelegentlich liest man von monströsen Taten solcher Art in ferneren Regionen der Welt. In Deutschland dürften sie so häufig sein wie die medial beliebten "Serienkiller" oder "Ritual-Morde".

(…) Die meisten Tötungsdelikte werden von Männern gegen Männer begangen. Nun könnte man sagen: Androzid ist die Tötung eines Mannes, "weil er ein Mann ist". Wenn man das auf alle Fälle anwendet, in denen das Tatopfer sich sozial "männlich" verhalten hat – also aggressiv, offensiv oder provokativ aufgetreten ist – dürfte man den Großteil aller maskulinen Tötungsdelikte erfasst haben. Es ist schwer vermeidbar und nicht wirklich überraschend, dass Männer sich "wie Männer" und Frauen sich "wie Frauen" verhalten, und die nachträgliche Zuschreibung dieses Umstands bringt erstaunlich wenig Erkenntnisgewinn. Eine Forderung, mit zwingend lebenslanger Haft alle Tötungen von Männern zu bestrafen, die sich entweder "typisch männlich" verhalten haben oder von denen Täter oder Täterin dies annahmen, hat – mit gutem Grund – noch niemand gefordert.

Auch deshalb ist der eingangs genannte italienische Tatbestand »Femminicidio« schwer verständlich. Natürlich springt einem sofort die krasse Ungleichbehandlung ins Auge: Warum das nur für weibliche Tatopfer gelten soll, ist ja keinesfalls verständlich. Selbstverständlich können auch Männer jedes Alters sowie Menschen beliebigen sonstigen Geschlechts aus den dort genannten Motiven getötet werden. Und es ist offensichtlich nicht rational begründbar, warum das Leben einer Person "Mann oder Junge" vor dem Gesetz einen geringeren Wert haben sollte als das Leben von "Frauen und Mädchen".




Donnerstag, Dezember 04, 2025

Neue Studie: Die meisten Männer unter Mitte vierzig sehen Männer bei der Vergabe von Jobs diskriminiert

1. Bei den linken Männerrechtlern auf Reddit erfährt man mit Bezug auf eine aktuelle Studie:

51 % der Männer der Generation Z und 56 % der Millennial-Männer stimmen der Aussage zu: "In den USA werden Männer bei Einstellungsentscheidungen stärker benachteiligt als Frauen." Nur rund 30 % der Frauen stimmten dem zu.

61 % der politisch konservativen Männer, 43 % der moderaten Männer und 41 % der linksliberalen Männer stimmten der Aussage zu: "In den USA werden Männer bei Einstellungsentscheidungen stärker benachteiligt als Frauen." Frauen aller politischen Richtungen stimmten dem deutlich seltener zu.

Diese Daten stammen aus der American Political Perspectives Survey (APPS), die vom 3. August 2025 bis zum 26. September 2025 unter 3.000 englischsprachigen Erwachsenen in den USA erhoben wurde.


Die Generation der Millenials beginnt der allgemeinen Lesart nach mit dem Geburtsjahr 1981.

Der Reddit-Post verweist auf Untersuchungen, die die Einsicht der jungen bis mittelalten Männer stützen. Solche Studien waren immer wieder Thema auf Genderama. Hinweise auf inzwischen etwas ältere Studien habe ich auch hier veröffentlicht. Erfreulich: Die meisten Männer wissen trotz einer einseitg auf die vermeintliche Benachteiligung von Frauen ausgerichtete Berichterstattung der Leitmedien genau, wie der Hase inzwischen wirklich läuft. Währenddessen scheint sich die Mehrheit der Frauen in einer Bubble von Darstellungen zu befinden, die ihr Opfer-Narrativ bestätigen.



2. Mehrere junge Menschen aus dem Raum Stuttgart stehen im Verdacht, gemeinsam und systematisch Männer übers Internet gejagt und dann überfallen und verletzt zu haben. Jetzt hat die Polizei dieses Netzwerk aufgedeckt.



3. Apropos Polizei: Was ist eigentlich gerade mit Polizistinnen los? In Großbritannien begrapschte eine von ihnen betrunken zwei Kollegen und versuchte, einen Inspektor zu küssen; in den USA randalierte eine Polizistin in der Wohnung ihres Ex und seiner neuen Freundin. Sie schlug die Eingangstür ein, übte Gewalt gegen das Paar und die Einrichtung ihrer Wohnung aus und drohte, das Haus niederzubrennen.

~ Toxische Weiblichkeit bleibt ein Problem. ~



Mittwoch, Dezember 03, 2025

"Lass es ihn büßen": So ließ die Leiterin der Skandal-JVA Gablingen ihrer Vizechefin freie Hand

1. Die Augsburger Allgemeine berichtet das Neueste über den Justizskandal über eine der ersten Chefinnen eines Männergefängnisses in Bayern:

Wegen mutmaßlicher Misshandlungen von Gefangenen, die unsere Redaktion im Oktober 2024 publik gemacht hat, wird seit gut einem Jahr gegen mindestens 18 Bedienstete ermittelt. Auch gegen Maldonado de Landauer – unter anderem wegen des Verdachts der Körperverletzung im Amt und der Freiheitsberaubung. Zwar steht im Zentrum des Skandals ihre Stellvertreterin Susanne B.. Diese soll über die Jahre eine Art "Schreckensregime" hinter den Gefängnismauern errichtet haben. Doch das wirft die Frage auf, was Maldonado de Landauer darüber wusste. Mit dem vorläufigen Abschluss der polizeilichen Ermittlungen legen Chatnachrichten nahe, dass sie über das Tun ihrer Vizechefin wohl gut informiert war. Und dass sie dieser ziemlich freie Hand ließ – während sie selbst es sich offenbar im Homeoffice bequem machte.

(…) Um eine Vorstellung davon zu bekommen, wie die beiden inzwischen suspendierten Chefinnen der Skandal-JVA miteinander und über Gefangene kommunizierten, empfiehlt sich die Lektüre eines Chats vom 17. Mai 2024 im Messenger-Dienst Signal. Worum es genau geht, wird nicht ersichtlich. Doch der Ton der Unterhaltung ist vielsagend. Die Vize-Chefin Susanne B. schreibt: "Alles unproblematisch...der Gefangene ist ein schwätzer, aber den verleg ich für diese Aussagen...." Maldonado de Landauer antwortet mit dem "Daumen-runter"-Symbol und einem wütenden Gesicht und schreibt: "Kaiserin macht (Daumen runter). Lass es ihn büßen!", worauf ihre Stellvertreterin mit einem "Daumen hoch" und den Worten "Aber auf jeden Fall" reagiert. Die Gefängnis-Leiterin schließt den Chat mit einem erneuten "Daumen-runter"-Symbol und schreibt dazu: "für ihn, wie bei den Römern. Verlegung ist eine gute Strafe..."

Verstörende Sätze zweier hochrangiger Juristinnen im bayerischen Staatsdienst, denen die Obhut über hunderte Gefangene anvertraut waren.


Hier findet man den vollständigen Artikel, der ein ganz klein wenig die Phantasie erschüttert, alles würde viel empathischer und friedvoller, wenn erst mal Frauen in Machtpositionen kommen. Stattdessen schreibt die Augsburger Allgemeine von einem "unausgesprochener Konsens der beiden JVA-Chefinnen", aus ihrem Gefängnis einen "harten Knast" zu machen – "auch wenn dabei mutmaßlich Gesetze gebrochen und Rechte von Gefangenen ignoriert wurden."

Zwei Männer, die ein Frauengefängnis so leiten würden, stünden im Zentrum der Berichterstattung sämtlicher Leitmedien, nicht nur der bayrischen Regionalpresse. Und natürlich würden sie als stellvertrtend für sämtliche anderen Männer präsentiert.



2. In einem Volksentscheid hat die Schweiz eine nicht-sexistische Wehrpflicht für Frauen und Männer abgelehnt.



3. Bei britischen Einsatzkräften in Afghanistan gab es offenbar eine "bewusste Strategie", Männer im kampffähigen Alter zu töten, selbst wenn sie keinerlei Bedrohung darstellten. Mögliche Kriegsverbrechen sollen vertuscht und zivile Opfer ignoriert worden sein.



Dienstag, Dezember 02, 2025

Verfälschung wissenschaftlicher Studien: Wie Jungen als Täter erscheinen, obwohl Mädchen dreimal so häufig Gewalt ausüben

In einem dieser Tage wiederveröffentlichten Beitrag veranschaulicht der Washingtoner Therapeut Tom Golden, wie die Erkenntnisse wissenschaftlicher Forschung verfälscht werden, bevor sie in unseren Medien landen. Da insbesondere Leser, denen das Männerthema neu ist, solche Mechanismen verstehen sollten, veröffentliche ich diesen Beitrag hier in deutscher Übersetzung. Natürlich ist der Text lang, und natürlich ist das einer der Probleme be diesem Thema. "Männer prügeln Frauen" versteht jeder Journalist. Eine haarkleine Aufschlüsselung, auf welche Weise hier Daten verfäscht werden, schauen sich die meisten Journalisten gar nicht erst an. Diese Leistung dürfen wir Männerrechtler erbringen, die dann von Journalisten als "gefährliche Spinner" abgestempelt werden.

Normalerweise weise ich hier auf Forschungserkenntnisse so hin, dass sie als leicht verdauliche Häppchen zum Beispiel in der Mittagspause konsumiert werden können. In diesem Fall erscheint es mir aber sinnvoll, mit einem langen Text mehr in die Tiefe zu gehen, um zu zeigen: Darum erreichen die erhobenen Daten keine breite Öffentlichkeit. Wenigstens einmal sollte man exemplarisch veranschaulichen, wie die Verfälschung von erhobenen Daten konkret abläuft.



Teenagergewalt — Wenn Ideologie Daten überlagert

Das erste Projekt, das wir uns ansehen, ist eine Studie aus Großbritannien über Gewalt in jugendlichen Beziehungen. Die Forschung umfasste einen schriftlichen Fragebogen sowie ausführliche Interviews mit ausgewählten Jugendlichen. Die Ergebnisse des Fragebogens waren eindeutig: Jungen wie Mädchen berichteten von Gewalt in Beziehungen.

Die anschließende öffentliche Werbekampagne vermittelte jedoch ein ganz anderes Bild. Sie konzentrierte sich ausschließlich darauf, Mädchen als Opfer darzustellen, und zeigte Jungen nur als Täter. Diese erstaunliche Missachtung männlicher Opfer — und der Mädchen, die als Täterinnen benannt wurden — stand in deutlichem Gegensatz zu den Daten der Studie selbst. Die Zahlen zeigten, dass etliche Jungen Opfer von Gewalt in jugendlichen Beziehungen waren und dass Mädchen ebenfalls Täterinnen sein konnten.

Beginnen wir am Anfang — damit, wie mir dieses Thema erstmals auffiel.

Vor einigen Monaten schickte mir ein Freund einen Link zu einem britischen Artikel über Gewalt unter Jugendlichen. Der Freund befürchtete, dass der Text Jungen benachteiligt darstellt. Der Artikel begann so:

Eine neue staatliche Kampagne, die heute startet, fordert männliche Teenager dazu auf, ihre Freundinnen nicht zu misshandeln.

TV-, Radio-, Internet- und Plakatwerbung richtet sich an Jungen im Alter von 13 bis 18 Jahren, um die Folgen von Gewalt in Beziehungen zu zeigen.

Beamte beschreiben dies als Teil eines umfassenderen Ansatzes zur Verringerung häuslicher Gewalt gegen Frauen und jüngere Mädchen.

Die Kampagne wurde durch Forschung der NSPCC inspiriert, die im Vorjahr erschienen war. Diese hatte berichtet:

Jedes vierte Mädchen im Teenageralter gab an, von einem Freund körperlich misshandelt worden zu sein.

Jede sechste sagte, unter Druck gesetzt worden zu sein, Sex zu haben.

Jede dritte gab an, weiter sexuell gegangen zu sein, als sie wollte.

Der Artikel irritierte mich etwas, besonders im Licht neuerer Forschung zu Gewalt in jugendlichen Beziehungen, die zeigt, dass sie tendenziell recht symmetrisch verläuft — Jungen wie Mädchen treten als Täter wie Opfer auf. Doch dieser Artikel vermittelte ein anderes Bild. Er ging von Beginn an davon aus, dass Mädchen primär Opfer und Jungen primär Täter seien, ganz im Sinne eines veralteten Stereotyps über häusliche Gewalt.

Dieses Missverhältnis ließ mich darüber nachdenken, was hier tatsächlich geschah. Ich las mehrere weitere Artikel über die erwähnte Kampagne und war erstaunt — sogar schockiert — darüber, dass sich die gesamte Kampagne darauf konzentrierte, Mädchen zu helfen und Jungen zu "belehren", ihre Freundinnen nicht zu misshandeln.

Alle diese Artikel beriefen sich auf dieselbe Forschung. Also beschloss ich, direkt zur ursprünglichen Studie zu gehen.

Die Studie wurde von der britischen National Society for the Prevention of Cruelty to Children (NSPCC) finanziert und bestand aus zwei Teilen. Der erste Teil war der "Vollbericht", ein 209 Seiten langer Forschungsbericht mit Methodik, Ergebnissen, Interpretation und Schlussfolgerungen. Der zweite Teil war die "Kurzfassung", eine 10-seitige Zusammenfassung des Vollberichts, gedacht als schneller Überblick. Ich las den Vollbericht und anschließend die Kurzfassung. Es fiel mir sofort auf, dass der Vollbericht deutlich zeigte, dass auch Jungen Opfer von Gewalt waren. Der erste Artikel, den ich gelesen hatte, erwähnte, dass 25 % der Mädchen körperlich misshandelt worden seien. Was der Artikel verschwieg: Dieselbe Untersuchung fand heraus, dass 18 % der Jungen angaben, von ihren Freundinnen körperlich misshandelt worden zu sein. Das bedeutet: Fast die Hälfte der Opfer von Gewalt in jugendlichen Beziehungen waren Jungen. Diese entscheidende Tatsache fehlte im Pressebericht.

Aus den Daten des Vollberichts ließen sich problemlos andere Überschriften formulieren, die Mädchen als Täterinnen und Jungen als Opfer zeigen — doch in der Berichterstattung tauchten sie nicht auf. Hier ein paar Beispiele möglicher Überschriften, die aus den Zahlen ableitbar wären:

25 % derjenigen, die angaben, Partner zum Geschlechtsverkehr gedrängt zu haben, waren Mädchen — Tabelle 15, Seite 82, Vollbericht

Mädchen meldeten knapp dreimal so oft den Einsatz SCHWERER Gewalt in Beziehungen — Tabelle 11, Seite 75, Vollbericht

Über dreimal so viele Mädchen berichteten den Einsatz von Gewalt in der Partnerschaft — Tabelle 10, Seite 74, Vollbericht

Über ein Drittel derjenigen, die angaben, zu Küssen, Berührungen oder Ähnlichem gedrängt worden zu sein, waren Jungen — Tabelle 6, Seite 66, Vollbericht

42 % der Opfer von Gewalt in jugendlichen Beziehungen waren Jungen — Tabelle 3, Seite 44, Vollbericht

Knapp ein Drittel der Opfer schwerer Gewalt waren Jungen — Tabelle 4, Seite 45, Vollbericht

Doppelt so viele Mädchen gaben an, Partner "mehrmals" körperlich zu Küssen, Berührungen oder Ähnlichem gedrängt zu haben — Tabelle 13, Seite 82, Vollbericht

Dies ist nur ein Ausschnitt der Ergebnisse. Klar ist: Die Umfrage zeigte ein Bild, in dem Gewalt in jugendlichen Beziehungen nicht geschlechtsgebunden war — Jungen wie Mädchen traten als Opfer wie Täter auf. Doch nach der Lektüre des Vollberichts und der Kurzfassung fiel ein deutlicher Unterschied auf: Der Vollbericht enthielt zahlreiche Daten über männliche Opfer und weibliche Täterinnen, während die Kurzfassung deutlich weniger Informationen über diese Gruppen lieferte. Sie hob fast ausschließlich Mädchen als Opfer und Jungen als Täter hervor.

Ich begann mich zu fragen, wie dieser Wandel zustande gekommen war. Die ursprüngliche Erhebung hatte Jungen klar als Opfer ausgewiesen — nicht in gleicher Häufigkeit wie Mädchen, aber in relevanter Größenordnung. Jungen stellten etwa 25–42 % der Opfer, eindeutig kein Randphänomen. Doch sie wurden ignoriert.

Die NSPCC stellte ihre Forschung der Öffentlichkeit über eine Pressemitteilung vor, und auch hier ist das gleiche Muster zu sehen: Schrittweise verschwinden die Jungen. Der zunächst ausgewogene Vollbericht, dann eine Kurzfassung, die Mädchen stark betont — und schließlich eine Pressemitteilung, die sich nahezu vollständig auf Mädchen konzentriert. Hier der Anfang dieser Mitteilung; beachten Sie die ausschließliche Fokussierung auf Mädchen:

Teenagerinnen werden von ihrem Partner misshandelt, warnt die NSPCC

Pressemitteilung, 01. September 2009

Ein Drittel der Mädchen im Teenageralter erlebt unerwünschte sexuelle Handlungen und ein Viertel körperliche Gewalt durch ihren Freund, zeigt neue Forschung, die heute von NSPCC und der University of Bristol veröffentlicht wurde. Die Umfrage unter 13- bis 17-Jährigen ergab, dass fast neun von zehn Mädchen bereits eine intime Beziehung hatten. Von diesen gab jede Sechste an, zu Geschlechtsverkehr gedrängt worden zu sein, und jede Sechzehnte gab an, vergewaltigt worden zu sein. Andere wurden zu Küssen oder sexuellen Berührungen gedrängt oder gezwungen. Ein Viertel der Mädchen hatte körperliche Gewalt wie Ohrfeigen, Schläge oder Prügel durch ihren Freund erlebt.


Mädchen werden in der Pressemitteilung fortlaufend hervorgehoben. Wer nur die Mitteilung liest, könnte annehmen, Jungen seien kaum betroffen und Mädchen die einzige relevante Opfergruppe. Jungen werden lediglich in einem einzigen Absatz erwähnt — einem von 18, wobei elf ausschließlich von Mädchen handeln. Dieser Absatz lautet:

Nahezu neun von zehn Jungen sagten ebenfalls, sie hätten eine Beziehung gehabt. Eine geringere Zahl berichtete über Druck oder Gewalt durch Mädchen. (Nur einer von siebzehn Jungen gab an, zu sexuellen Handlungen gedrängt worden zu sein, und fast jeder Fünfte berichtete von körperlicher Gewalt in einer Beziehung.)


Auffällig ist die abschwächende Wortwahl: "eine geringere Zahl", "nur einer von siebzehn". Tatsächlich ging es um 18 % gegenüber 25 % bei den Mädchen — ein Unterschied, aber keiner, der die drastische Ungleichbehandlung rechtfertigt. Zudem wurde die Zahl der Mädchen gleich im ersten Satz und im Titel erwähnt, die der Jungen dagegen in einer Klammer am Ende eines Nebenabschnitts. Es wirkt offensichtlich, dass die Pressemitteilung die Opferrolle von Jungen marginalisiert.

Dann der Hinweis auf Vergewaltigung: Die Mitteilung erwähnt, dass 1 von 17 Mädchen vergewaltigt wurde, etwa 5,8 %. Was sie verschweigt: dieselbe Tabelle im Vollbericht weist aus, dass 3,3 % der Jungen ebenfalls vergewaltigt wurden. Diese Zahl tauchte nirgends außerhalb des Vollberichts auf. Der Anteil männlicher Opfer lag bei über einem Drittel der erfassten Fälle. Kein Wort darüber.

Damit wird klar, warum Medienberichte fast ausschließlich Mädchen ins Zentrum stellten. Die meisten Journalisten werden nur die Pressemitteilung gelesen haben. Und diese fokussierte eindeutig auf Mädchen und blendete die Lage der Jungen aus. Wie einseitig das wurde, zeigt ein Blick auf einige echte Schlagzeilen:

Viele Mädchen von ihrem Freund misshandelt

Ein Drittel der Mädchen zum Sex gedrängt, zeigt NSPCC-Umfrage

Teenagerinnen von ihrem Partner misshandelt, warnt die NSPCC

Nahezu jede Schlagzeile drehte sich um Mädchen als Opfer. Jungen wurden allenfalls am Rand erwähnt; das Hauptnarrativ: weibliche Verletzbarkeit, männliche Täter.

Die Werbekampagne war die praktische Umsetzung der Forschung — TV-, Radio-, Internet- und Plakatspots, die das Verhalten Jugendlicher beeinflussen sollten. An diesem Punkt endete die Theorie und begann die öffentliche Botschaft, finanziert mit Steuergeldern.

Unverständlich ist, dass sich diese Kampagne ausschließlich auf Mädchen als Opfer konzentrierte und Jungen als Problem darstellte, das ermahnt werden musste. Obwohl die Forschung gezeigt hatte, dass Gewalt Jugendliche beider Geschlechter trifft, war davon im öffentlichen Ergebnis kaum noch etwas übrig.

Wie konnte das geschehen?

Der Vollbericht enthält reiche Datenmengen, die zeigen, dass Jungen Opfer von Gewalt in Beziehungen sind. Trotzdem beziehen sich sowohl der Vollbericht als auch die Kurzfassung in ihren Empfehlungen fast nur auf Mädchen. Eine kurze Zusammenfassung aus dem Vollbericht:

Laut Befragung:

72 % der Mädchen berichteten emotionale Gewalt

51 % der Jungen berichteten emotionale Gewalt

Jungen stellten 41 % der Betroffenen emotionaler Gewalt

25 % der Mädchen erlebten körperliche Gewalt

18 % der Jungen erlebten körperliche Gewalt

Jungen stellten 42 % der Betroffenen körperlicher Gewalt

31 % der Mädchen erlebten sexuelle Gewalt

16 % der Jungen erlebten sexuelle Gewalt

Jungen stellten 34 % der Betroffenen sexueller Gewalt

Jungen stellten also in allen Bereichen einen erheblichen Anteil der Opfer. Diese Tatsache stand klar im Vollbericht. Doch je weiter die Daten destilliert wurden — Vollbericht → Kurzfassung → Pressemitteilung — desto mehr verschwanden die Jungen.

Warum?

Die Forscher geben darauf keine direkte Antwort, doch zwei mögliche Gründe lassen sich vermuten.

Der erste: Die Umfrage deutete an, dass Mädchen sich stärker emotional belastet fühlten. Eine Frage erfasste emotionale Reaktionen: Mädchen gaben deutlich öfter an, dass sie Angst hatten, sich verletzt oder gedemütigt fühlten. Jungen berichteten häufiger, dass sie wütend, genervt oder unberührt waren.

Offenbar interpretierten die Forscher diese emotionalen Unterschiede so, dass Mädchen "schwerer betroffen" seien und daher im Mittelpunkt stehen sollten. Diese Annahme schimmert an mehreren Stellen durch. Beispiel:

Diese Forschung hat gezeigt, dass zwischen Mädchen und Jungen eine grundlegende Differenz besteht, wie Gewalt sie betrifft, und diese Differenz muss zentraler Bestandteil der professionellen Reaktionen auf dieses Thema sein.


Was genau bedeutet "professionelle Reaktionen auf dieses Problem"? Die Autoren erklären es nie, aber es ist naheliegend anzunehmen, dass sie damit meinen, dass Mädchen mehr Aufmerksamkeit und Unterstützungsangebote erhalten sollten, weil sie emotional stärker von der Gewalt betroffen waren. Angesichts der Tatsache, dass sich die Empfehlungen des Berichts fast ausschließlich auf Mädchen konzentrieren und die Bedürfnisse von Jungen ignorieren, wirkt diese Interpretation gut begründet — obwohl ich mich gern korrigieren lasse, falls diese Annahme falsch ist.

Die Forscher scheinen bereit zu sein, ihre eigenen erheblichen Belege dafür zu übersehen, dass auch Jungen Opfer von Gewalt in Beziehungen waren — lediglich weil Mädchen stärkere emotionale Reaktionen meldeten. Hier ein weiteres Beispiel:

Diese Ergebnisse werden in den Interviews weiter ausgeführt, in denen Mädchen durchweg beschrieben, wie schädlich sich die Gewalt auf ihr Wohlbefinden auswirkte, oft langfristig, während Jungen als Opfer routinemäßig angaben, sie seien unberührt geblieben oder im schlimmsten Fall genervt. Diese Resultate bilden den breiteren Kontext, in dem Gewalt in Teenagerbeziehungen betrachtet werden muss.


Es ist wichtig, daran zu erinnern, dass die oben zitierten Interviews — die wir später genauer betrachten — nur 62 handverlesene Mädchen und 29 ähnlich ausgewählte Jungen umfassten. Bemerkenswert ist, dass nur einer dieser 29 Jungen ein Opfer einseitiger Gewalt war. Daraus weitreichende Schlussfolgerungen zu ziehen, ist äußerst fragwürdig — besonders, da die eigentliche Umfrage über 1.300 Jugendliche einschloss.

Ebenfalls erwähnenswert ist die Formulierung "der breitere Kontext, in dem Gewalt in Teenagerbeziehungen betrachtet werden muss". Wir können mit guten Gründen annehmen, dass die Forscher erneut implizieren, dass Mädchen in Unterstützungsangeboten Vorrang erhalten sollten. Klar ist allerdings, dass die Daten über Gewalt gegen Jungen ignoriert werden — sowohl in den Empfehlungen als auch in der daraus entstandenen Werbekampagne. Das folgende Zitat bietet zusätzliche Einblicke in die Perspektive der Forscher:

Interventionsprogramme müssen diesem grundlegenden Unterschied Rechnung tragen, indem sie sicherstellen, dass die erheblichen Auswirkungen von Gewalt auf das Wohlbefinden von Mädchen anerkannt und darauf reagiert wird, während Jungen in die Lage versetzt werden, die Folgen von Gewalt in Beziehungen für ihre Partnerinnen und sich selbst zu erkennen.


Diese Aussage zeigt eindeutig, dass die Forscher glauben, Mädchen müssten anders behandelt werden und Interventionsprogramme müssten widerspiegeln, dass die Gewalt ihnen stärker zusetze.

Aber setzt ihnen die Gewalt wirklich stärker zu? Da bin ich mir nicht so sicher. Sehen wir uns zunächst die tatsächliche Fragestellung an:

Wie hast du dich gefühlt, als gegen dich körperliche Gewalt angewendet wurde? ängstlich/verängstigt — wütend/genervt — gedemütigt — aufgebracht/unglücklich — geliebt/geschützt — fand es lustig — keine Wirkung


Die Forscher stellten fest, dass Jungen und Mädchen darauf sehr unterschiedlich antworteten. Sie lieferten jedoch nicht die Rohdaten — also keine Aufschlüsselung, wie viele Jungen oder Mädchen welche Antwort wählten — sondern nur eine Zusammenfassung, die besagt, dass Mädchen deutlich stärker "betroffen" waren.

Es gibt gute Gründe für diese Unterschiede. Die Frage selbst war fehlerhaft — gewissermaßen darauf ausgelegt, einen Geschlechterunterschied hervorzubringen. Jungen und Mädchen sind sozial geprägt und häufig biologisch geneigt, auf emotionale Bedrohung unterschiedlich zu reagieren. Die Ersteller der Frage schienen sich der tief verankerten Zurückhaltung von Jungen, Verletzlichkeit oder Abhängigkeit zu zeigen, überhaupt nicht bewusst gewesen zu sein — ein Ausdruck ihres hierarchischen Denkens und ihres Strebens nach Unabhängigkeit.

Für einen Jungen, Kästchen wie "ängstlich/verängstigt", "gedemütigt" oder "aufgebracht/unglücklich" anzukreuzen, hieße, Schwäche zuzugeben — etwas, das Jungen instinktiv vermeiden. Stattdessen wählen sie viel häufiger "wütend/genervt" oder sogar "keine Wirkung", um ein starkes Bild aufrechtzuerhalten. Wie Warren Farrell treffend sagte: "Die Schwäche der Männer ist die Fassade von Stärke; die Stärke der Frauen ist die Fassade von Schwäche." Jungen und Männer wählen viel eher Antworten, die Kontrolle und Härte signalisieren.

Wenn das stimmt, spiegeln die Antworten der Jungen in der Umfrage möglicherweise nicht den tatsächlichen emotionalen Einfluss wider. Es ist durchaus möglich, dass diejenigen, die "keine Wirkung" ankreuzten, genauso verletzt oder verstört waren wie die Mädchen. Mit solch formulierten Fragen bleibt unklar, was wirklich passiert ist. Darauf basierend zukünftige Unterstützungsangebote auszurichten, wäre riskant — und würde mit hoher Wahrscheinlichkeit katastrophal verzerrte Schlussfolgerungen produzieren.

Betrachten wir Folgendes: Würden Forscher eine Vergewaltigungsopfer ignorieren, das sagt, sie fühle "keinen Einfluss", und daraus schließen, sie brauche keine Unterstützung? Natürlich nicht. Würden Therapeuten Opfer häuslicher Gewalt ignorieren, die behaupten, unberührt geblieben zu sein? Keineswegs. Warum also den Schmerz der Jungen abtun, nur weil sie in einer Umfrage weniger deutliche Anzeichen von Belastung meldeten? Emotionale Reaktionen sind individuell sehr verschieden, und das Fehlen sichtbarer Betroffenheit bedeutet keineswegs, dass die Belastung nicht real ist.

Nach vielen Jahren Arbeit mit Traumabetroffenen weiß ich, dass emotionale Auswirkungen oft langsam auftreten — manchmal erst Monate oder Jahre später. Unterstützung aufgrund einer anfänglichen Reaktion oder scheinbaren Gefasstheit zu verweigern, gehört zu den fehlgeleitetesten Vorstellungen überhaupt. Und diese Unterstützung einer ganzen Gruppe zu verweigern — in diesem Fall Jungen — ist nicht nur schlechtes Denken. Es ist schlicht und einfach Vorurteil.

Sind die Forscher voreingenommen gegenüber Jungen?

Es gibt zahlreiche Hinweise — zusätzlich zu dem bereits Beschriebenen — dass die Forscher eine Voreingenommenheit gegenüber Jungen haben. Da sind die offensichtlichen Abwertungen der Umfragedaten, die zeigen, dass Jungen Opfer von Gewalt in Beziehungen sind, und die vollständige Fokussierung auf Mädchen als Opfer. Aber es gibt auch eine Reihe subtilerer Hinweise in der Studie, die auf eine Geringschätzung von Jungen hindeuten.

Wenn Jungen als Opfer erwähnt wurden, tendierte der Bericht dazu, ihre Erfahrungen kleinzureden. Hier ein Zitat:

Erfahrungen von Jungen mit Gewalt – Es gab kaum Hinweise auf die Möglichkeit, dass Jungen, obwohl sie negativ von der Gewalt ihrer Partnerinnen betroffen waren, nicht in der Lage waren, ihre Verletzlichkeit zu äußern oder zu erkennen. Jungen spielten ihre eigene Gewaltanwendung als "Herumalbern" herunter. Jungen berichteten außerdem von gegenseitiger Gewalt, wobei sie oft stärkere Gewalt als ihre Partnerinnen einsetzten.


Anstatt die tatsächlichen Gewalterfahrungen der Jungen zu thematisieren, konzentrierten sich die Forscher darauf, ob Jungen in der Lage waren, die negativen Auswirkungen der Aggression ihrer Partnerinnen "auszusprechen". Das wirkt wie ein schwacher Versuch, zu suggerieren, dass Jungen ihre Erfahrungen artikulieren konnten — und daher offenbar nicht durch traditionelle Männlichkeitsnormen daran gehindert wurden, Verletzlichkeit auszudrücken. Die unausgesprochene Implikation ist: Wenn Jungen über ihre Viktimisierung sprechen können, waren sie wohl nicht tief betroffen. Anders gesagt: Für sie spielte es nicht so eine Rolle — für Mädchen hingegen schon.

Diese Rahmung lenkt vom zentralen Punkt ab: Die Jungen waren Opfer von Gewalt. Die Wortwahl der Forscher macht klar, wie unterschiedlich Jungen in dieser Studie behandelt wurden. Ihr Schmerz wurde kleingeredet und wegerklärt, reduziert auf die Vorstellung, dass sie einfach nicht so betroffen seien. Die Botschaft dahinter lautet: Ja, Jungen erleben Gewalt durch ihre Freundinnen, aber sie leiden nicht im selben Maße.

Das widerspricht allem, was wir über männliche Psychologie wissen. Es ist gut belegt, dass Männer und Jungen ihren Schmerz herunterspielen, Verletzungen verbergen und versuchen, unabhängig zu wirken. Das bedeutet nicht, dass sie unberührt bleiben — sondern dass sie es ungern zeigen. Gerade deshalb brauchen wir eine andere Herangehensweise, wenn es um Viktimisierung von Jungen geht.

Diese Studie wählte leider einen anderen Weg: Sie ignorierte den Schmerz der Jungen weitgehend und richtete ihr Mitgefühl und ihre Aufmerksamkeit fast ausschließlich auf Mädchen.

"Herumalbern"

Das oben zitierte Fragment besagt, dass "Jungen ihre eigene Gewaltanwendung als ‚Herumalbern‘ herunterspielten". Laut vollständigem Bericht beschrieben Jungen ihr Verhalten in 56 % der Fälle so. Dieser Befund wird später in den Empfehlungen als Begründung dafür angeführt, Jungen beizubringen, ihre Gewalt zu erkennen und Verantwortung dafür zu übernehmen (siehe unten).

Aber was ist mit den Mädchen? Man könnte annehmen, dass sie sich in dieser Hinsicht anders äußerten, da Jungen für diese Haltung gesondert kritisiert wurden. Das stimmt jedoch nicht — zumindest nicht nach der seltsamen Logik dieser Studie. Laut eigenen Daten der Forscher beschrieben Mädchen ihre Gewalt in 43 % der Fälle ebenfalls als "Herumalbern" — nur 13 Prozentpunkte weniger als Jungen.

Wenn beide Geschlechter ihre Aggression in ähnlicher Weise kleinreden, wäre es sinnvoll, sowohl Jungen als auch Mädchen dazu anzuhalten, ihre Handlungen zu erkennen und Verantwortung zu übernehmen. Doch die Empfehlungen konzentrieren sich ausschließlich auf Jungen. Das ist kein solides Argument — es ist Voreingenommenheit. Eine Voreingenommenheit speziell gegen Jungen.

Hier das Zitat:

"Obwohl Interventionsprogramme sicherstellen sollten, dass die Bedürfnisse von Mädchen und Jungen berücksichtigt werden, ist es wichtig, dass die breiteren Erfahrungen von Mädchen weiterhin im Fokus stehen. Außerdem muss die Neigung von Jungen, ihre eigene Gewaltanwendung zu verharmlosen — indem sie sie als ‚Herumalbern‘ abtun oder mit gegenseitiger Aggression rechtfertigen — herausgefordert werden."


Warum sollten Jungen dafür kritisiert werden und Mädchen nicht? Jungen bezeichneten ihr Verhalten zu 56 % als "Herumalbern", Mädchen zu 43 %. Das ist ein deutlicher Hinweis auf eine starke Verzerrung zugunsten der Mädchen.

Die Forscher gingen sogar noch weiter: Sie behaupteten, dass die geringeren Impact-Werte der Jungen sie gegenüber ihren Partnerinnen gefährlicher machten. Hier das Zitat:

Wenn Jungen den Einfluss ihrer eigenen Viktimisierung als gering ansehen, könnten sie diese Einstellung auch auf ihr eigenes Verhalten übertragen. Sie könnten also glauben, dass ihre Partnerinnen ebenfalls unberührt von ihrer Gewalt bleiben.


Die Implikation lautet: Da Jungen angeblich unempfindlich gegenüber Gewalt seien, die ihnen selbst angetan wurde, seien sie folglich weniger einfühlsam gegenüber der Gewalt, die sie ausüben könnten. Das erscheint schwer nachvollziehbar — besonders da beinahe jeder Junge von klein auf immer wieder hört, dass er ein Mädchen niemals schlagen dürfe.

Drehen wir die Logik der Forscher einmal um: Laut Umfrage gaben Mädchen an, emotional stärker von Gewalt betroffen zu sein. Dieselben Mädchen berichteten jedoch auch dreimal häufiger als Jungen, selbst Gewalt angewendet zu haben. Nach der Logik der Forscher bedeutet das: Mädchen wissen genau, wie schmerzhaft Gewalt sein kann — und setzen sie trotzdem deutlich häufiger ein. Das lässt sie nicht gerade gut dastehen, oder?

Die Forscher folgern:

Somit scheint es eindeutig, dass sexuelle Gewalt in Beziehungen ein Problem für Mädchen darstellt, während Jungen angeben, unberührt zu bleiben.


Das fasst ihre Sicht ziemlich treffend — und verstörend — zusammen.

Jungen seien gewalttätiger? Wenn Subjektives das Objektive überlagert

Obwohl die Umfrage eigentlich die Hauptdatenquelle sein sollte, maßen die Forscher den subjektiven Interviewaussagen offenbar weit mehr Bedeutung bei. Die Daten aus der Umfrage zeigten eindeutig, dass Mädchen drei Mal so häufig angaben, in Beziehungen Gewalt anzuwenden. Trotzdem behaupteten die Forscher, es habe unter den Mädchen eine "klare Übereinstimmung" gegeben, dass Jungen häufiger körperliche Gewalt ausübten.

Hier das Zitat:

"Es gab eine klare Übereinstimmung in den Aussagen der Mädchen, dass Jungen in Beziehungen häufiger körperliche Gewalt ausübten als Mädchen. Dieses gemeinsame Verständnis über die geschlechtsspezifische Natur körperlicher Gewalt wurde von fast allen Mädchen berichtet, unabhängig davon, ob sie selbst Gewalt erlebt hatten oder nicht."


Diese Passage aus Seite 94 des vollständigen Berichts fasst die Interpretation der Forscher zusammen. Das Bedeutsamste ist der deutliche Widerspruch zwischen Umfrageergebnissen und subjektiven Intervieweindrücken. Laut der Befragung gaben Mädchen drei- bis sechsmal häufiger an, gewalttätig zu sein. Die Interviews behaupten hingegen, es gebe eine "allgemeine Auffassung", dass Gewalt überwiegend von Jungen ausgehe.

Dieser Widerspruch ist enorm. Ein Teil der Studie zeigt, dass Mädchen erheblich öfter gewalttätig sind, der andere Teil behauptet das Gegenteil. Diese Diskrepanz verlangt eigentlich eine Erklärung, aber der Bericht liefert kaum eine. Das Nächste, was einer Erklärung ähnelt, ist die Behauptung, Mädchen hätten höhere Gewaltwerte, weil es sich um "Selbstverteidigung" gehandelt habe — eine allzu vertraute Begründung.

Die Zahlen jedoch erzählen etwas anderes: Den Daten zufolge berichteten 25 % der Mädchen und 8 % der Jungen, in Beziehungen Gewalt angewendet zu haben. Wenn man den Anteil abzieht, der auf Selbstverteidigung entfiel — 44 % bei Mädchen und 30 % bei Jungen — bleiben 14 % der Mädchen und 5,6 % der Jungen übrig, die aus anderen Gründen Gewalt einsetzten. Das bedeutet, Mädchen waren beinahe drei Mal so häufig wie Jungen für nicht-selbstverteidigende Gewalt verantwortlich.

Dieser Unterschied ist erheblich und hätte ein zentraler Punkt des Berichts sein müssen. Stattdessen wurde er ignoriert. Die Schlussfolgerung der Forscher — dass Mädchen Jungen als häufiger gewalttätig ansahen und deshalb Mädchen unterstützt und Jungen korrigiert werden müssten — ist rätselhaft. Sie widerspricht den eigenen Daten und offenbart eine klare Voreingenommenheit. Kurz gesagt: Das ist nicht nur schlechte Analyse. Das ist Frauenbevorzugung unter dem Deckmantel von Forschung.

Eine teilweise Erklärung liefert folgendes Zitat:

Nur 6 % der Jungen, im Vergleich zu einem Drittel der Mädchen, gaben an, dass sie negativ von der emotionalen Gewalt betroffen waren, die sie erlebten. Diese geschlechtsspezifische Wirkungsspanne stützt Starks (2007) Ansicht, dass "coercive control", das viele unserer Formen emotionaler Gewalt widerspiegelt, nur dann Bedeutung erhält, wenn es in einem geschlechtsspezifischen Machtverständnis von Beziehungshandlungen eingebettet ist. Somit hätten Mädchen zwar emotionale Gewalt angewendet, doch ohne andere Formen der Ungleichheit und Macht sei ihr emotionaler Einfluss begrenzt gewesen.


Erstaunlicherweise scheint dieser Abschnitt den Mädchen eine Art Freibrief für emotionale Gewalt zu geben. Das Muster setzt sich fort: Wenn Mädchen Täterinnen sind, erhalten sie Entschuldigungen; wenn Jungen Opfer sind, werden sie ignoriert oder kleingeredet.

Merkwürdige Formulierungen

Wenn man den Abschnitt genau liest, der beschreibt, dass Mädchen häufiger angaben, Gewalt angewendet zu haben, sticht etwas Merkwürdiges ins Auge. Beachte die Wortwahl der Forscher: Mädchen "berichteten", Jungen "gestanden" (Hervorhebung im Original):

Seite 74: Mehr Mädchen berichteten, körperliche Gewalt gegen ihren Partner angewendet zu haben als Jungen; dies stellte einen signifikanten Unterschied dar (x2 (1) = 60.804, p<.001). Ein Viertel (n=148) der Mädchen im Vergleich zu 8 % (n=44) der Jungen gab an, eine Form körperlicher Gewalt angewendet zu haben. Betrachtet man zunächst weniger schwere Gewalt (siehe Tabelle 10), hatten die überwiegende Mehrheit der Mädchen (89 %), die Gewalt anwendeten, dies einmal oder einige Male getan. Nur wenige (11 %) wandten sie häufiger an. Ähnlich verhielt es sich bei den wenigen Jungen, die gestanden, Gewalt angewendet zu haben; auch sie taten dies überwiegend selten (83 %).


Vielleicht haben die Wörter "berichteten" und "gestanden" in Großbritannien unterschiedliche Nuancen, aber im amerikanischen Englisch tun sie das nicht. "Berichten" bedeutet eine neutrale Aussage. "Gestanden" hingegen klingt so, als würden Jungen ihr Verhalten verbergen und nur ein Minimum "einräumen". Die implizite Botschaft lautet: Die Forscher glauben den Jungen nicht ganz; sie denken offenbar, dass diese nur einen Teil der Wahrheit "gestehen". Das ist natürlich Spekulation — aber es wirkt wie ein weiteres Beispiel für die parteiische Haltung gegenüber Jungen.

Der Interviewteil

Wie bereits erwähnt, bestand die Forschung sowohl aus einem quantitativen als auch einem qualitativen Abschnitt. Die qualitativen Daten wurden in halbstrukturierten Interviews erhoben, die fünf sogenannte Vignetten enthielten — kurze Szenarien, über die anschließend gesprochen wurde. Das erklärte Ziel der Forscher war es, die Umfrage für harte Daten zu nutzen und die Interviews zur tieferen Einordnung.

Die Forscher erklärten, dass sie Schwierigkeiten hatten, Interviewteilnehmer in der ursprünglich geplanten Weise zu rekrutieren. Daher wechselten sie auf folgende Methode:

"Wir gingen daher zu einem System über, bei dem Forscher beobachteten, welche Jugendlichen sich offenbar mit der Umfrage auseinandersetzten. Diese Jugendlichen wurden dann gefragt, ob sie am Interviewteil teilnehmen wollten."


Sie suchten die Interviewteilnehmer also nach subjektivem Eindruck aus — anhand dessen, wer "engagiert" wirkte. Das öffnet Tür und Tor für systematische Verzerrungen. Und tatsächlich fanden sie 62 Mädchen, aber nur 29 Jungen als "engagiert". Von diesen 29 Jungen hatte nur einer Gewalt ohne Gegengewalt erlebt. Das lässt aufhorchen: Entsprach das wirklich ihrem Verständnis von "engagiert"? Der Abschnitt über Jungen im Interviewteil umfasste dann lediglich 22 Seiten, während der Abschnitt über Mädchen über 60 Seiten lang war. Und selbst in diesem kurzen Teil ging es bei Jungen hauptsächlich um ihre Gewalt — nicht darum, dass sie Opfer waren. Mädchen als Opfer wurden hervorgehoben; Jungen als Opfer nicht.

Die Vignetten

Als ich zum ersten Mal die Studie untersuchte, schrieb ich der NSPCC und bat um die Originalfragebögen und die verwendeten Vignetten. Man schickte sie mir — und ich lag mit meiner Vermutung richtig: Die Vignetten waren klar parteiisch und stellten überwiegend Mädchen als Opfer dar.

Von fünf Vignetten handelten vier von Jungen, die besitzergreifend waren, schrien, beschimpften, Gewalt anwendeten oder sexuell bedrängten. Nur eine Geschichte zeigte ein Mädchen als Täterin — und zwar bei einer vergleichsweise harmlosen Handlung: Sie und ihre Freundinnen stahlen das Handy eines Jungen, machten gemeine Bemerkungen und entschuldigten sich am nächsten Tag. In einer anderen Geschichte benutzte ein Mädchen Gewalt, aber lediglich zur Selbstverteidigung.

Zugutehalten muss man den Forschern, dass die ersten drei Vignetten eine Anschlussfrage enthielten: ob ähnliches Verhalten auch vom anderen Geschlecht ausgehen könne. Bei den letzten beiden Vignetten — denjenigen, die sexuelle Grenzüberschreitungen betrafen — fehlte diese Frage dann plötzlich. Das ist bezeichnend. Es deutet auf ein ideologisches Motiv hin, Jungen nicht als mögliche Opfer sexueller Übergriffe und Mädchen nicht als mögliche Täterinnen zu betrachten. Besonders seltsam ist dies angesichts der eigenen Daten der Forscher, die zeigen, dass zahlreiche Mädchen angaben, ihre Freunde sexuell bedrängt zu haben.

Hätte man die Rollen vertauscht — in 80 % der Fälle Täterinnen, und der einzige männliche Täter hätte nur ein Handy gestohlen — hätte es Protestwellen gegeben. Und das mit Recht. Hier jedoch blieb die Schieflage unbeachtet. Die Vignetten marginalisierten die Jungen und gaben ihren Erfahrungen weder Raum noch Repräsentation.

Eine ausgewogenere Gestaltung wäre leicht möglich gewesen: Die gleichen fünf Geschichten, aber bei der Hälfte der Teilnehmer mit vertauschten Geschlechtern. Alternativ neutral formulierte Namen. Oder sechs Vignetten — drei mit männlichen, drei mit weiblichen Tätern.

Die Forscher hätten viele Wege gehabt, um Fairness sicherzustellen — sie taten es nicht.

Dass vier von fünf Vignetten Jungen als Täter und Mädchen als Opfer darstellten — und dass Mädchen als sexuelle Täterinnen überhaupt nicht vorkamen — ist ein weiterer klarer Hinweis auf ideologische Schlagseite. Diese Studie spiegelt ein Weltbild wider, in dem Frauen und Mädchen Opfer und Männer und Jungen Täter sind. Eine solche Verzerrung schadet allen: Sie verkennt die Erfahrungen der Jungen — und vermittelt Mädchen ein verzerrtes Bild der Realität. Wenn diese Art von Voreingenommenheit in den Sozialwissenschaften bestehen bleibt, gefährdet sie das Vertrauen in das Fach selbst.

Die Empfehlungen

Ein kurzer Blick auf den Empfehlungsteil der Zusammenfassung: Dort gibt es nur einen einzigen Absatz, der Jungen erwähnt:

Auswirkungen von Gewalt in Teenagerbeziehungen — der Geschlechterunterschied:

Die Auswirkungen von Gewalt in Beziehungen sind eindeutig geschlechtsspezifisch; Mädchen berichten deutlich höhere negative Auswirkungen als Jungen. Das soll nicht bedeuten, dass die Erfahrungen der Jungen ignoriert werden sollten. Es könnte sein, dass Jungen die Auswirkungen herunterspielen, weil sie ein bestimmtes Bild von Männlichkeit aufrechterhalten wollen. Auch wenn Interventionsprogramme sicherstellen sollten, dass die Bedürfnisse sowohl von Mädchen als auch Jungen anerkannt werden, ist es wichtig, dass die breiteren Erfahrungen der Mädchen im Mittelpunkt bleiben. Zudem muss der Hang der Jungen, ihre Gewaltanwendung herunterzuspielen — indem sie sie als "Herumalbern" abtun oder mit gegenseitiger Aggression rechtfertigen — kritisch hinterfragt werden.


Dieser Absatz ist verblüffend. Zerlegen wir ihn:

"Die Auswirkungen sind unterschiedlich; Mädchen berichten mehr negative Auswirkungen." — Das impliziert, dass Jungen weniger Unterstützung brauchen.

"Das soll nicht heißen, dass Jungen ignoriert werden sollen." — Direkt darauf ein Rückzieher.

"Jungen spielen es vielleicht herunter." — Eine plausible Erklärung.

"Aber trotzdem sollten Mädchen im Fokus bleiben." — Die Erklärung wird ignoriert.

Zusammenfassend: Jungen könnten ihre Betroffenheit verschweigen — aber egal, Mädchen bleiben wichtiger.

Die abschließende Forderung konzentriert sich erneut auf Jungen — nämlich darauf, dass ihre Gewalt korrigiert werden müsse.

Ich empfinde diesen Absatz als bewusst verschwommen formuliert. Die Forscher können nicht offen sagen, dass Mädchen als "würdigere Opfer" betrachtet werden und Jungen als weniger unterstützungsbedürftig — das wäre zu offensichtlich. Die Unschärfe wirkt wie ein Mittel, die Verzerrung zu verschleiern.

Klar bleibt: Mädchen gelten als Hauptempfänger von Hilfe, Jungen als diejenigen, die sich gefälligst verbessern sollen.

Steuert Ideologie die Forschung?

Aus marketingtechnischer Sicht haben die Forscher Erstaunliches erreicht: Sie präsentierten ein Dokument als "Studie", erhoben objektive Daten und zogen dann Schlussfolgerungen, die diesen Daten widersprachen — und trotzdem übernahmen zahlreiche Medien diese Schlussfolgerungen. Millionen Menschen wurden mit Halbwahrheiten konfrontiert, die als wissenschaftliche Erkenntnis verkauft wurden.

Der Eindruck drängt sich auf, dass die Forscher an einem überholten feministischen Narrativ festhalten — dem alten Bild von gewalttätigen Männern und weiblichen Opfern. Doch wie Murray Straus und viele andere gezeigt haben, ist dieses Modell längst widerlegt. Die Beharrlichkeit dieses Musters zeigt, wie weit manche gehen, um an einer bequemen Ideologie festzuhalten, statt komplexe Realitäten anzuerkennen.

Wissenschaft sollte Daten sammeln und Theorien anpassen. Hier jedoch scheint die Ideologie die Wissenschaft zu steuern. Die Forscher entschieden offenbar im Vorfeld, dass Mädchen die Opfer und Jungen die Täter sind. Als die Daten das nicht bestätigten, deuteten sie sie entsprechend um. Ihr Hauptargument — dass Mädchen im Zentrum stehen sollten, weil sie emotional stärker betroffen seien — ist inhaltlich leer. Emotionale Betroffenheit bestimmt keinen Anspruch auf Unterstützung. Kein ethischer Forscher würde behaupten, manche Opfer verdienten weniger Hilfe, weil sie ihr Leid weniger sichtbar zeigen.

Viele Elemente dieser Studie wirkten offen männerfeindlich — so sehr, dass man problemlos zwanzig oder dreißig weitere Seiten darüber schreiben könnte. Ich verschone den Leser damit, doch eines bleibt klar: Diese Studie ist ein warnendes Beispiel dafür, was passiert, wenn Ideologie Forschung verzerrt, öffentliche Politik beeinflusst und die Berichterstattung prägt.

Das ist die Gefahr, wenn ideologisch motivierte Akteure unter dem Deckmantel von "Wissenschaft" die öffentliche Meinung formen. Wir müssen viel genauer darauf achten, was als wissenschaftlich legitim gelten darf — und viel schneller Studien entlarven, die durch Voreingenommenheit kompromittiert sind. Jeder Abiturient könnte die Fehler dieser Studie benennen — dennoch scheinen Medien und Regierungen sie nicht zu sehen oder nicht sehen zu wollen. Diese Blindheit hat Folgen — für alle, die auf echte Wissenschaft, faire Berichterstattung und gerechte Behandlung angewiesen sind.




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