Montag, Oktober 13, 2025

Plädoyer für eine männerfreundliche Psychotherapie

Im Magazin des Zentrums für Männerpsychologie beschäftigt sich Dr. John Barry damit, wie man die seelische Gesundheit von Männern verbessern kann.



Seit ich vor fast 15 Jahren angefangen habe, im Bereich der Männerpsychologie zu arbeiten, hat sich die Zahl der Menschen und Organisationen, die Männern helfen wollen, explosionsartig vermehrt. Das klingt großartig – oder etwa nicht?

In einem Gespräch mit Bill Clinton erklärte Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom kürzlich, er wolle sich stärker für Männer einsetzen. Als Inspirationsquelle nannte er jedoch unter anderem die Dokumentation seiner Frau, die Männlichkeit eher in einem negativen Licht darstellte. Genau hier liegt das Problem: Der Bereich der psychischen Gesundheit von Männern ist noch immer stark vom sogenannten Defizitmodell der Männlichkeit geprägt – also der Vorstellung, Männlichkeit sei grundsätzlich problematisch oder gar schädlich. (…) Selbst gut gemeinte Initiativen laufen Gefahr, ins Leere zu laufen oder gar das Gegenteil dessen zu bewirken, was sie eigentlich wollen, wenn sie auf diesem fragwürdigen Ansatz beruhen.

Aus meiner Erfahrung in diesem Feld – und nachdem ich anfangs selbst naiv darauf vertraut hatte, man könne einfach auf der bestehenden Forschung aufbauen – halte ich es für entscheidend, vier zentrale Punkte über die psychische Gesundheit von Männern zu verstehen:

1. Männlichkeit ist nicht die Hauptursache psychischer Probleme von Männern

Es ist fast schon ein Gemeinplatz: Männlichkeit schade der seelischen Gesundheit von Männern, etwa weil Männer dadurch nicht über ihre Probleme sprechen würden. Eine der meistzitierten Studien zu diesem Thema trägt den Titel "Masculinity and Suicidal Thinking." Doch ein Blick in die Analyse zeigt: Männlichkeit war keineswegs der stärkste Faktor für Suizidgedanken. Deutlich wichtiger waren Depressionen, belastende Lebensereignisse, das Fehlen einer Beziehung und Drogenkonsum. Trotzdem heißt die Studie nicht "Depression and Suicidal Thinking" oder "Life Events and Suicidal Thinking".

Von den elf untersuchten Teilaspekten von Männlichkeit war nur einer – "Auf-sich-selbst-vertrauen" bzw. die Weigerung, Hilfe zu suchen – überhaupt messbar mit Suizidalität verbunden, und selbst das nur sehr schwach. Trotzdem wird die Studie immer wieder als Beleg angeführt, dass Männlichkeit Männer suizidgefährdet mache. Dadurch lenkt sie die Aufmerksamkeit von den eigentlich relevanten Faktoren – wie Lebenskrisen oder Beziehungsproblemen – ab.

2. Die Forschung zur Männergesundheit läuft seit Jahrzehnten in die falsche Richtung

Seit den 1980er Jahren konzentriert sich die Forschung zur psychischen Gesundheit von Männern fast ausschließlich auf Männlichkeit – und ist seither in einer Art Paradigmenfixierung gefangen. Immer wieder werden dieselben Studienansätze wiederholt, ohne aus früheren Fehlern zu lernen.

Typische Probleme dieser Forschung sind:

• Die Definition von Männlichkeit ist meist von vornherein negativ besetzt (das "Defizitmodell"), oft sogar mit Klischeevorstellungen wie "Homophobie" oder "Machtstreben über Frauen".

• Aussagen junger Männer werden auf alle Altersgruppen übertragen, obwohl sich Einstellungen im Laufe des Lebens deutlich verändern.

• Korrelationen werden fälschlicherweise so behandelt, als bewiesen sie eine ursächliche Verbindung – obwohl jeder Statistiker weiß: Korrelation ist nicht Kausalität.

Die Vorstellung, Wissenschaft stehe "auf den Schultern von Giganten", gilt nur, wenn diese Giganten tatsächlich gute Forschung leisten. Wenn sich aber über Jahre ein Berg fehlerhafter Studien auftürmt, dann machen auch Metaanalysen daraus keine solide Erkenntnis – sie verleihen nur fragwürdigen Ergebnissen einen Anschein von Autorität. Noch problematischer wird es, wenn KI-Modelle wie ChatGPT oder Grok diese fehlerhaften Schlussfolgerungen ungefiltert übernehmen, einfach weil sie in der Literatur so häufig vorkommen.

3. Männlichkeit kann die psychische Gesundheit von Männern stärken

Das mag viele überraschen, aber es gibt Belege dafür, dass traditionelle Männlichkeitswerte mit besserer psychischer Verfassung zusammenhängen. Eine Studie fand zum Beispiel, dass Männer, die traditionelle Männlichkeit stärker bejahten, tendenziell mehr Selbstwertgefühl und Optimismus zeigten.

Erstaunlich ist eher, dass solche Ergebnisse meist ignoriert oder sogar abgewertet werden. Eine Übersichtsarbeit etwa beschrieb, dass Männer mittleren Alters Tätigkeiten wie Holz hacken oder Motorradfahren nutzen, um Depressionen zu bewältigen – und verwarf das dann mit der Begründung, solche Strategien könnten "hegemoniale Ideale" und "Machtstrukturen" reproduzieren.

Solche Reaktionen zeigen, wie tief die Fixierung auf das Defizitmodell sitzt: Positive Aspekte von Männlichkeit werden kaum erforscht und, falls sie doch auftauchen, oft relativiert oder verschwiegen.

Wir sollten Männlichkeit realistisch und positiv sehen. Doch der Begriff "positive Männlichkeit" wird häufig so verwendet, als bedeute er "weniger Männlichkeit". Viele sagen zwar inzwischen: "Männlichkeit ist nicht toxisch", greifen aber weiterhin Begriffe wie "hegemoniale Männlichkeit" und "Männlichkeitsnormen" auf, die letztlich das Gleiche implizieren.

Meine eigene Forschung zeigt: Männer, die sich selbst einreden, ihre Probleme lägen an ihrer Männlichkeit – etwa daran, dass sie nicht über Gefühle sprechen oder aggressiv seien – haben im Schnitt schlechtere psychische Gesundheit. Männer also glauben zu machen, Männlichkeit sei ihr Problem, ist ganz offensichtlich keine wirksame therapeutische Strategie.

4. Wir brauchen eine wirklich männlich-zentrierte Herangehensweise

Empathie ist vielleicht der wichtigste Erfolgsfaktor jeder Therapie – und genau daran mangelt es bei vielen männlichen Klienten. Ansätze, die auf einem negativen Männerbild beruhen, schneiden entsprechend schlecht ab.

Ein positives Gegenbeispiel sind die Men’s Sheds in Australien: simple Werkstätten, in denen Männer einfach sie selbst sein dürfen – ohne theoretischen Überbau, aber mit messbar positiven Effekten auf Wohlbefinden und Gesundheit.

Die nächste sinnvolle Entwicklung wäre daher, Therapieformen zu fördern, die eindeutig männlich-zentriert sind. Ich benutze bewusst diesen Begriff statt "männerfreundlich", weil Letzteres meist nur Äußerlichkeiten betrifft – etwa Sprache oder Setting – und die Haltung der Therapeuten unreflektiert lässt.

Im Sinne der personzentrierten Therapie nach Carl Rogers bedeutet das:

• Unbedingte Wertschätzung: Der Therapeut akzeptiert den Klienten, auch wenn dieser typisch männliche Verhaltensweisen zeigt – etwa Wettstreit, Humor oder Zurückhaltung.

• Kongruenz: Der Therapeut sollte offenlegen, wie er selbst über Männer und Männlichkeit denkt.

• Empathie: Der Therapeut muss die Welt aus der Sicht des Mannes sehen – wenn der Klient also nicht glaubt, dass Patriarchat seine Ehe ruiniert hat, sollte man auf dieser Grundlage mit ihm arbeiten.

Therapien, die zwar "männerfreundlich" wirken, aber im Hintergrund weiter Patriarchat oder "toxische Männlichkeit" als Problemannahme behalten, sind letztlich widersprüchlich. Wenn ein Mann nach einer Scheidung suizidal ist, kein Zuhause mehr hat und seine Kinder kaum sehen darf, wird er kaum Verständnis für die Behauptung haben, seine Probleme lägen an patriarchalen Strukturen.

Therapeuten sollten daher ehrlich angeben, ob sie mit solchen Annahmen arbeiten – damit Klienten selbst entscheiden können, ob sie das möchten.

Schlussgedanken

Manche werden diesen vier Punkten sofort zustimmen, andere werden sich damit schwer tun. Wir alle sind in einer Kultur aufgewachsen, die seit Jahrzehnten lehrt, viele gesellschaftliche Probleme seien Folge des Patriarchats oder der Männlichkeit selbst. Diese Vorstellung prägt auch Psychologen und Forscher. Sich davon innerlich zu lösen, ist nicht leicht. Vielleicht stimmen Sie diesem Text heute zu – und morgen lesen Sie einen Artikel, sehen eine Talkshow oder eine Serie, die Sie wieder in das alte Denkmuster zurückzieht.

Doch es gibt Anzeichen für einen Wandel: Immer mehr Menschen interessieren sich für die psychische Gesundheit von Männern – und erkennen, dass die gängigen Theorien zur Männlichkeit nicht mehr passen. Neue, unabhängige Initiativen entstehen, manche erfolgreicher als etablierte Organisationen. Selbst große Institutionen wie die British Psychological Society oder die American Psychological Association beginnen, das Defizitmodell zu hinterfragen und Männer differenzierter zu betrachten.

Ob diese Entwicklung anhält, bleibt abzuwarten – denn es gibt noch immer viele, die bereitstehen, um die Diskussion wieder in alte Bahnen zu lenken: zu den ewig gleichen Erklärungen, wonach Patriarchat und Männlichkeitsnormen an allem schuld seien.




Freitag, Oktober 10, 2025

Tamara Wernli: Darum ziehen sich immer mehr Männer von uns Frauen zurück

1. "Frauen wundern sich, dass Männer nicht mehr alles mitmachen – und übersehen warum". Das komentiert Tamara Wernli in einem aktuellen Artikel:

Oje, oje. Jetzt zeigen sich die Frauen irritiert, dass es (angeblich) kaum noch Gentlemen gibt. Zwei Beispiele von vielen, die das Phänomen jüngst unter grosser Aufmerksamkeit öffentlich machten: Die eine schilderte auf X, wie sie im ICE ihren Koffer auf die Ablage stemmte, während ein Mann untätig zusah: "Man kann schon den Eindruck gewinnen, dass dieser ‹Feminismus› vor allem ein Projekt zur Entlastung der Männer ist." Die andere fragt in ihrem Video: "Wo sind die Gentlemen?", nachdem ein Passant ihr und ihrer Mutter die Hilfe beim Fahrradhieven, ungeachtet ihrer Bitte, verweigerte, mit dem Hinweis, sie seien doch zu zweit. Ihr Urteil: "Immer mehr Männer sind Versager."

In den Kommentaren herrschte erstaunlich breite Einigkeit: Das Problem sei hausgemacht. Ein User erklärte: "Vielleicht haben Männer es einfach satt, ständig als Täter und Monster dargestellt zu werden. Seit Jahren hören wir nur: Lasst uns Frauen in Ruhe." Frauen seien das Opfer ihres eigenen Produktes.


Wernli betrachtet den Rückzug vieler Männer als Reaktion auf unsere unaufhörlichen Verunglimpfung. Irgendwann ziehe die Männerwelt eben ihre Konsequenzen:

Praktisch täglich wird sie in den Medien und den sozialen Netzwerken pauschal für alles verantwortlich gemacht, was schiefläuft. Die Männer sind schuld, wenn Frauen keine Karrieren machen, Studienfächer oder Berufe wählen, die weniger einbringen, oder wenn Individuen Gewalt ausüben. Sogar dafür, dass Frauen weniger E-Autos fahren (!), werden sie ins Visier genommen. Schlagzeilen wie "Männer sind eine Gefahr für die Gesellschaft", "Brauchen wir die noch?" oder "Frauen könnten alles, wären da nicht die Männer" prägen die Geschlechterdebatten.

Der teilweise Rückzug der Männer aus der Allzeit-bereit-für-Frauen-Mentalität war absehbar. Glauben wir wirklich, dass es keine Reaktion auslöst, wenn einer ganzen Gruppe in voller Lautstärke eingeredet wird, sie sei das Problem und sie habe grundsätzlich böse Absichten? Ein sicherer Weg, um Frust und Trotz auszulösen, ist genau das: kollektive Schuldzuweisungen und das gleichzeitige Ignorieren von Verdiensten. Wem gewohnheitsmässig vermittelt wird: "Du bist der Feind, bist das Hindernis", wird sich zweimal überlegen, noch Energie zu investieren; die meiste Zeit ist er die reinste Enttäuschung, doch sobald Hilfe gebraucht wird, ist er plötzlich wieder von Bedarf? Hinzu kommt: Der moderne Feminismus steckt voller Widersprüche. Nach seiner bahnbrechenden Logik wäre es sexistisch, einer Frau zu helfen – einfach, weil sie eine Frau ist; damit würde man ihr Schwäche unterstellen, also, dass sie es nicht allein schafft. Hilft er nicht, gilt er als Versager. Wie er es auch macht, er kann es nicht richtig machen.


Während es verfehlt sei, sämtliche Fraun für einen überschnappenden Feminismus verantwortlich zu machen,

kann man nicht leugnen, dass diesem modernen Feminismus mit seinen Schuldzuweisungen und dem Abschieben von Eigenverantwortung viel zu lange zu wenig widersprochen wurde – von den Frauen. Auch wenn es den Anschein hat, als herrsche breiter Konsens über seine Ideen, spricht er längst nicht für uns alle. Anstatt das klarzustellen, schüttelte man im Stillen den Kopf oder ärgerte sich heimlich über die Absurditäten – und überliess die Deutungshoheit über Geschlechterfragen einer von feministischer Perspektive geprägten medialen Öffentlichkeit.


Natürlich vernglimpfen manche Feministinnen Frauen, die sich ihrem ideologischen Futor widersetzen, sofort als "Pick-me Girls". Solche Herabsetzungen können einem aber auch herzlich egal sein; wir Männerrechtler sind Schlimmeres gewohnt.



2. Im Vergleich zum Jahr 2022 hat sich die Zahl der Kriegsdienstverweigerer mehr als verdreifacht.



3. In den USA ist es mittlerweile fast egal, ob Männer aufs College gehen oder nicht: An der Rate ihrer Arbeitslosigkeit ändert sich dadurch nichts.



4. Die Post – beziehungsweise diesmal die Kommentarspalte auf Facebook. Vorgestern hatte Genderama berichtet, wie der Musiker Marc Terenzi in der Reality-TV-Sendung "Promi Big Brother" seiner Ex-Partnerin Verena Kerth schwere häusliche Gewalt vorwarf. Einer meiner Leser merkt dazu an:

Was mich wirklich entsetzt oder angewidert hat (bin mir noch nicht sicher), war der Umgang des Senders damit! Als Terenzi von seinen Erfahrungen erzählt, war es ganz normaler Gossip in der Sendung - ohne Moderation, ohne Anmerkungen. Direkt danach folgte eine Werbepause und im Anschluss die Triggerwarnung für Menschen die mit Gewaltberichten Schwierigkeiten haben. Ich dachte, dass er nun weiter erzählt und noch eins draufpackt, aber nein. Jetzt erzählte eine Bewohnerin von ihren Missbrauchserfahrungen und prompt fand auch die Einblendung einer Notrufnummer statt. Das war schon sehr vielsagend und einfach unverschämt, Terenzi erzählt - nichts passiert, Frau erzählt - Triggerwarnung + Notfallnummer. Hier wurde bereits eine widerliche Einordnung vorgenommen, welches Opfer wirklich als Opfer zählt.

Im Anschluss wurde es dann richtig abartig. In der Sendung danach wurde nochmal, unterschwellig belustigt, darauf eingegangen und mit dem Kommentar behandelt "die hatten es sicher beide (Terenzi und Kerth!) nicht einfach. So ein Alkoholiker ist ja schwierig."

Die Krone setzte dem ganzen dann das Morgenmagazin auf. Auch hier war es am nächsten Tag nochmal Thema, um dem Zuschauer klarzumachen, wer ein Opfer sein darf und wer nicht – und auch hier wurde lediglich festgestellt, dass so ein Alkoholiker ja schwierig ist und es beide miteinander wohl nicht einfach hatten.

(…) Man stelle sich das anders herum vor. Hier hätte allein die Behauptung ausgereicht, und er hätte keinen Fuß mehr auf den Boden bekommen. Der Hinweis auf Alkohol wäre als schlimmstes Victim Blaiming verachtet worden, und die Moderatoren hätten einen Shitstorm vom Feinsten.




Donnerstag, Oktober 09, 2025

Neue Studie: Nette Männer bei Frauen weniger erfolgreich

1. Die Londoner Times berichtet:

Tom Hanks, aufrichtig und herzerwärmend, findet in "Schlaflos in Seattle" die große Liebe. Hugh Grant, unbeholfen, aber charmant, bekommt Andie MacDowell in "Vier Hochzeiten und ein Todesfall". Selbst der vermeintlich zynische Harry gewinnt Sally – mit einem perfekt getimeten Moment der Verletzlichkeit.

Während nette Männer auf der Kinoleinwand die Herzen erobern, deutet jedoch eine Studie darauf hin, dass sie sich in der rauen Realität des Dating schwerer tun.

Die im Journal of Research in Personality veröffentlichten Ergebnisse zeigen, dass bestimmte Persönlichkeitseigenschaften den Beziehungserfolg bei Männern und Frauen auf deutlich unterschiedliche Weise beeinflussen.

Die Forschenden verschickten Fragebögen an 3.800 Erwachsene in Australien, Dänemark und Schweden, um ihre Persönlichkeitsmerkmale zu erfassen. Außerdem sollten die Teilnehmenden angeben, ob sie in einer Partnerschaft waren und wie zufrieden sie gegebenenfalls mit dieser waren.

Beim Thema Freundlichkeit zeigte sich ein deutlicher Unterschied zwischen den Geschlechtern: Frauen, die besonders "verträglich" waren – also einfühlsam, kooperativ und geduldig –, hatten nicht häufiger eine Beziehung als Frauen, bei denen diese Eigenschaften weniger ausgeprägt waren.

Bei Männern hingegen schien Verträglichkeit eher ein Nachteil zu sein. Der Zusammenhang zwischen Freundlichkeit und Partnerschaftsstatus war zwar schwach, aber leicht negativ. Mit anderen Worten: Je netter ein Mann war, desto geringer war die Wahrscheinlichkeit, dass er in einer Beziehung war.

(…) Außerdem zeigte sich: Männer, die zu Sorgen und Ängstlichkeit neigten – also höhere Werte beim sogenannten Neurotizismus aufwiesen –, waren seltener in einer Beziehung. Bei Frauen war das Gegenteil der Fall: Wer stärker zu neurotischen Tendenzen neigte, hatte sogar leicht höhere Chancen auf eine Partnerschaft.

(…) Filip Fors Connolly, außerordentlicher Professor für Soziologie und Psychologie an der Universität Umeå in Schweden und Leiter der Studie, erklärt: "Ein durchsetzungsfähiger, extrovertierter Mann bekommt wahrscheinlich positive Reaktionen, wenn er auf potenzielle Partnerinnen zugeht. Eine ebenso selbstbewusste Frau stößt dagegen oft auf gemischte oder negative Reaktionen. Ein Mann, der Ängste zeigt, wird schnell als sozial schwach wahrgenommen – bei Frauen ist das gesellschaftlich eher akzeptiert."

Er fährt fort: "Selbst in progressiven Gesellschaften stoßen Menschen, deren Persönlichkeitsmerkmale nicht den gängigen Geschlechterstereotypen entsprechen, auf Hürden bei der Partnersuche. Sie stehen womöglich vor der Wahl zwischen Authentizität und romantischem Erfolg."




2. Einer weiteren Studie zufolge gehen 31 Prozent der Menschen aus der Generation Z ohnehin nur wegen der kostenlosen Mahlzeiten auf Dates. Wenn man bedenkt, dass Männer bei Verabredungen selten auf Kosten von Frauen futtern können, ahne ich ein Geschlechtergefälle, wozu sich die Studie allerdings schweigt.



3. In der Neuen Zürcher Zeitung erörtert Professor Michael Klein, ein Leser von Genderama, warum Suizidalität bei älteren Männern oft unbemerkt bleibt – und was getan werden kann. Ein Auszug aus seinem Artikel:

Effektive Prävention setzt auf mehreren Ebenen an: Ein offenes Ansprechen von Suizidalität sollte möglich sein, auch und gerade mit anonymen, niedrigschwelligen Diensten wie der Telefonseelsorge, die 24/7 erreichbar ist. Zusätzlich sollten mehr männerspezifische Hilfeangebote (z. B. digitale Formate, Gruppenangebote) entwickelt werden, die schon weit im Vorfeld mit Aufklärung, Beratung und Unterstützung präsent sind.

Diese männergerechten Angebote sollten niedrigschwellig, handlungsorientiert und immer respektvoll auf Augenhöhe arbeiten. Besonders im hausärztlichen Kontakt sollte bei älteren Männern die Frage nach Depressivität und Suizidalität Routine werden. Dann können passgenaue Hilfen folgen. Das proaktive Ansprechen von Suizidgedanken – ruhig, respektvoll und direkt – kann für Betroffene erlösend wirken.

Bei Jungen und Männern sollte ganz allgemein die Selbstakzeptanz im Hinblick auf problematische Emotionen und Selbstwertkrisen gestärkt werden. Sie brauchen die Möglichkeit zur Auseinandersetzung mit Sinn- und Existenzkrisen. Die Entwicklung von Programmen zur emotionalen Bildung und Selbstreflexion schon im Jugendalter ist ein wichtiger Baustein, speziell für heranwachsende Männer.

Die hohe Suizidalität bei Männern ist kein individuelles Versagen, sondern ein gesellschaftliches Problem. Es braucht eine Kultur, die männliche Verletzlichkeit anerkennt und geschützte Gesprächsräume öffnet – in der Familie, in der Gemeinde, in der Medizin. Suizid ist fast nie Ausdruck eines «freien Willens», sondern Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels aus Krisen, Sprachlosigkeit und fehlender Hilfe.

Forschungen des britischen Centre for Male Psychology zeigen: Männer profitieren besonders von Interventionsformen, die auf Handlung, Sinn und Autonomie fokussieren – sie bevorzugen einen lösungsorientierten Zugang zu seelischen Problemen. Gesprächsformate, die diese Haltung aufnehmen – etwa durch Coaching-Ansätze oder zielgerichtete Kurzzeitinterventionen –, können effektiver sein als klassisch emotionsfokussierte Methoden.

Ein weiterer zentraler Befund der männerpsychologischen Forschung: Männer öffnen sich emotional häufiger in Kontexten, in denen sie sich als gleichwertig, respektiert und handlungsfähig erleben können. Gruppenangebote, handlungsorientierte Therapieformen (z. B. Sport, Naturpädagogik, kreative Medien) und männliche Vorbilder in der Beratungsarbeit können hier Brücken bauen.

Suizidalität bei Männern ist nicht allein ein medizinisches Thema – sie ist eine Frage männlicher Lebensführung, emotionaler Sozialisation und kultureller Anerkennung. Je mehr Männer erleben, dass ihre Krisen gehört, verstanden und angenommen werden, desto grösser wird die Chance, dass sie andere Wege gehen als den gefährlichen des Verstummens und völligen inneren Rückzugs.




4. Der Präsident von Krigisistan fordert die Todesstrafe für schwerste Verbrechen gegen Frauen und Kinder. Ich bin kein Fan der Todesstrafe, aber natürlich fällt mir das sexistische Ungleichgewicht auf: So wie hier im Westen wiegen Gewaltverbrechen mit männlichen Opfern offenbar weniger schwer.



5. Der Feminismus hat einen neuen Gender Gap entdeckt, den man bekämpfen muss: den "Gender Pee Gap", also dass die Schlange vor den Toiletten der Frauen oft viel länger ist. Im britischen Guardian schreibt eine Autorin dazu, es gebe "kaum etwas Ärgerlicheres, als vor der Damentoilette zu warten, während Männer ungehindert ihre Toiletten benutzen können." Was kann man gegen diese oft verschwiegene Form patriarchaler Unterdrückung nur tun?

Geschlechtsneutrale Toiletten bekämpfen die geschlechtsspezifische Toilettenwarteschlangenlücke: Eine Studie der Universität Gent schätzt, dass sie die Wartezeiten für Frauen von mehr als sechs Minuten auf weniger als 90 Sekunden reduzieren können, aber Umfragedaten deuten darauf hin, dass die Menschen davon nicht begeistert sind (54 % bevorzugen getrennte Toiletten). Ich bin ein Fan davon, schon allein wegen der verwirrten Gesichter der Männer, die feststellen, dass auch sie sich anstellen müssen.


Man sieht: Auch wenn Frauen inzwischen oft mehr verdienen als Männer, werden dem Feminismus bei seinem Kampf für Gleichberechtigung die wichtigen Anliegen nicht ausgehen.



Mittwoch, Oktober 08, 2025

Marc Terenzi beschuldigt Ex-Partnerin: "Sie hat mich geschlagen und tagelang ohne Essen eingesperrt"

1. Der Musiker Marc Terenzi erhebt in der Reality-TV-Sendung "Promi Big Brother" schwere Vorwürfe gegen seine Ex-Partnerin Verena Kerth.

"Meine Beziehung zu Verena war für mich sehr sehr schwierig. Ich wurde oft geschlagen. Sie hat mich tagelang ohne Essen eingesperrt", erzählte der 47-Jährige und gab zu: "Das ist nicht so einfach, als Mann hier zu sitzen und darüber zu reden. Das ist peinlich, irgendwie."

Sie habe ihn zudem psychisch erniedrigt, was ihn schließlich zurück in die Alkoholsucht getrieben habe. "Ich habe gesoffen, um durch den Tag zu kommen", offenbarte der Musiker unter Tränen. Rückblickend wisse er nicht, warum er das so lange mitgemacht hat.

Eines stellte Marc Terenzi aber klar: Er selbst habe Verena Kerth – entgegen ihren Behauptungen – nie geschlagen. "Wir waren vor Gericht und ich habe gewonnen", betonte er. Er spreche bewusst offen über all das, denn er wolle das Kapitel endgültig hinter sich lassen. "Ich bin froh, stark genug zu sein, das gerade machen zu können", so der 47-Jährige.


Vereina Kerth weist die Vorwürfe zurück und kritisiert den Sender dafür, dass er sie überhaupt ausgestrahlt habe, ohne vorher ihre Meinung dazu einzuholen.



2. Die Washingtoner Tageszeitung The Hill berichtet über eine "Todesspirale" für Amerikas Männer.

Auf dem amerikanischen Arbeitsmarkt geschieht etwas Seltsames. Zum ersten Mal seit Menschengedenken haben junge Männer mit Hochschulabschluss Schwierigkeiten, Arbeit zu finden, während Frauen mit denselben Qualifikationen Erfolg haben. Was einst festgeschrieben schien – die alte Ordnung, in der Männer die Spitzenpositionen besetzten und Frauen um den Einstieg kämpften – hat sich umgekehrt. Und die Folgen könnten schwerwiegend sein.

Die Zahlen zeichnen ein beunruhigendes Bild. Männer mit Hochschulabschluss sind heute häufiger arbeitslos als Frauen mit derselben Ausbildung. Erschwerend kommt hinzu, dass die Löhne der Männer seit 1979 kaum gestiegen sind, während die Einkommen der Frauen weiter steigen. Noch beunruhigender ist, dass immer mehr Männer gar nicht mehr nach Arbeit suchen. Sie haben einfach aufgegeben.

(…) Dies hat weit über die Jobbörsen hinaus Bedeutung. Wenn junge Männer keine sinnvolle Arbeit finden, hat dies weitreichende Auswirkungen. Familien werden geschwächt. Gemeinschaften zerbrechen. Depressionen, Drogenmissbrauch und sozialer Rückzug nehmen zu. Die Heiratsraten sinken, weil Männer nicht mehr die Stabilität bieten können, die einst von ihnen erwartet wurde. Die Geburtenraten sinken, da Paare aufgrund finanzieller Belastungen die Familiengründung aufschieben – ein langsames Ersticken der Gesellschaft selbst.

(…) Es steht enorm viel auf dem Spiel. Wenn Männer in der Wirtschaft von morgen keinen Platz finden, wird Amerika nicht nur mit Arbeitskräftemangel konfrontiert sein, sondern auch mit einer Spaltung entlang der Geschlechtergrenzen. Die Kluft wird nicht nur zwischen Arm und Reich oder Schwarz und Weiß bestehen, sondern auch zwischen Männern und Frauen. Frauen neigen aufgrund ihres Instinkts und ihrer Tradition dazu, sich nach oben zu verheiraten – sie suchen Partner mit Stabilität und Status. Aber was passiert, wenn Millionen von Männern beides nicht bieten können?

Das Land erlebt bereits den Aufstieg sexloser junger Männer, die ziellos umherirren, von Arbeit, Familie und der Aussicht auf eine Zukunft abgeschnitten sind. Ganze Gruppen von Männern laufen Gefahr, zu Zuschauern des Wohlstands zu werden. Und die Geschichte lässt hier wenig Trost: Wenn sich große Gruppen unzufriedener Männer am Rande der Gesellschaft versammeln, schwelt die Frustration zu etwas Dunklerem – zu Ressentiments, Wut und Revolte.


Waren Ressentiments, Wut und Revolte nicht eben noch etwas Positives, solange sie von Frauen ausgingen? Ich könnte schwören, die Spiegel-Online-Feministin Tara-Louise Wittwer hat erst letzte Woche ein Buch mit dieser Botschaft herausgebracht: Amazon-Bestseller-Rang 34 mit einer Durchschnittsbewertung von fünf Sternen. Das Buch feiert seinem Klappentext zufolge unter anderem die Giftmischerin Giulia Tofana, über die es heißt:

In Rom soll Giulia Tofana Giftmischungen hergestellt und Frauen geholfen haben, ihre Männer mit Aqua Tofana zu vergiften. Einige Quellen berichten, Giulia Tofana habe unter Folter zugegeben, zwischen 1633 und 1651 für die Vergiftung von über 600 Männern verantwortlich gewesen zu sein. Andere Quellen sagen aus, es habe nie Ermittlungen in Rom gegen Giulia Tofana gegeben und sie sei 1651 friedlich in ihrem Bett gestorben.


Aber ich schweife ab. Immerhin erkennt The Hill an, dass Männer auch ohne die Wittwers und Tofanas dieser Welt in einer beängstigenden Lage sind. Die Lösung, die der Autor des Artikels vorschlägt, lautet: Die Kerle sollten typische Männer-Jobs in den Bereichen Technik, Gesetzgebung, Finanzen und Beratung verlassen und sich stattdessen auf die zukunftsträchtigeren klassischen Frauenberufen zuwenden, also Pfleger oder Lehrer werden.

So einfach ist das nicht, widerspricht solchen Thesen Professor Grant Martsolf in einem Beitrag für das Institut für Familienstudien:

Viele Experten sind der Meinung, dass wir uns darauf konzentrieren sollten, amerikanischen Arbeitern zu helfen, schnell wachsende Arbeitsplätze im Dienstleistungssektor in Bereichen wie Pflege, Gesundheitswesen, Bildung und Verwaltung zu finden. Einige Wissenschaftler fassen diese unter dem Akronym "HEAL" zusammen – "Health, Education, Administration, and Literacy", also Gesundheit, Bildung, Verwaltung und Alphabetisierung. So ist beispielsweise der derzeit am schnellsten wachsende Beruf in den Vereinigten Staaten der einer häuslichen Pflegekraft, und drei der zehn am schnellsten wachsenden Berufe fallen unter die Kategorie HEAL, darunter examinierte Krankenschwestern und Krankenpfleger sowie Pflegefachkräfte.

Allerdings sind die HEAL-Bereiche nach wie vor weitgehend von Frauen dominiert. Während große Anstrengungen unternommen wurden, um Frauen zu ermutigen, in traditionell von Männern dominierte MINT-Berufe (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) einzusteigen, wurde relativ wenig investiert, um Männern den Einstieg in HEAL-Bereiche zu erleichtern. Richard Reeves vom American Institute for Boys and Men und andere haben eine nationale Initiative gefordert, um mehr Männer für diese Berufe zu gewinnen. Die Begründung dafür ist einfach: HEAL-Berufe bieten manchmal relativ sichere, wachstumsstarke Arbeitsplätze und Möglichkeiten für eine sinnvolle, gemeinschaftsorientierte Arbeit.

Befürworter argumentieren, dass konzertierte Anstrengungen – durch Berufsausbildung, Anreize und kulturelle Botschaften – dazu beitragen könnten, die Laufbahn von Männern aus der Arbeiterklasse neu zu gestalten, so wie die MINT-Initiativen dazu beigetragen haben, Frauen neue Wege zu eröffnen. Es bleiben jedoch ernsthafte Fragen offen, ob HEAL-Arbeitsplätze die Arten von Beschäftigung, die einst männliche Arbeiter aus der Arbeiterklasse sowohl wirtschaftlich als auch sozial gestützt haben, sinnvoll ersetzen können.

Ein zentrales Anliegen ist der Zugang zu Bildung – insbesondere die Frage, ob HEAL-Jobs gute Arbeitsplätze für Männer aus der Arbeiterklasse sind. Viele der HEAL-Berufe, die in den nächsten zehn Jahren das stärkste Wachstum verzeichnen werden, erfordern eine umfassende postsekundäre Ausbildung. Tabelle 1 listet die zehn am schnellsten wachsenden HEAL-Berufe auf: Die Hälfte davon erfordert mindestens einen Bachelor-Abschluss. Dies stellt für viele Männer aus der Arbeiterklasse, für die ein Studium weder finanziell machbar noch persönlich attraktiv ist, eine erhebliche Hürde dar. Es handelt sich hierbei nicht um Tätigkeiten, die in der Regel ein Lernen am Arbeitsplatz oder den Einstieg über zugängliche berufliche Bildungswege ermöglichen.


("Tabelle 1" könnt ihr euch im von mir verlinkten Original anschauen. Es handelt sich im wesentlichen um Pflegeberufe im Gesundheitssektor.)

Selbst bei HEAL-Jobs, für die kein vierjähriges Studium erforderlich ist, sind die Löhne oft sehr niedrig. Berufe wie Pflegehelfer oder medizinische Assistenten werden in der Regel mit 35.000 bis 45.000 US-Dollar pro Jahr vergütet. Wie aus Tabelle 1 hervorgeht, liegt das Jahresgehalt für alle Berufe, für die kein Bachelor-Abschluss erforderlich ist, unter 50.000 US-Dollar. Für Männer, die eine Familie ernähren müssen – insbesondere in Regionen mit hohen Lebenshaltungskosten –, ist dies nicht ausreichend. Männer einfach in verfügbare HEAL-Jobs zu vermitteln, kann daher das tiefer liegende Problem nicht lösen: den Mangel an gut bezahlten Jobs, mit denen Menschen ohne Hochschulabschluss ihre Familie ernähren können.

In unserer neuen Analyse der Daten aus der Current Population Survey (CPS) (2021–2024) haben wir festgestellt, dass Männer in HEAL-Berufen deutlich seltener heiraten und Familien gründen als Männer in traditionelleren, von Männern dominierten Berufen der Arbeiterklasse. Wir haben die Heirats- und Familiengründungsraten (verheiratet mit Kindern im Haushalt) von Männern im besten Erwerbsalter (45–54) ohne Hochschulabschluss in HEAL-Berufen mit denen in Branchen verglichen, die von Männern dominiert sind und sich an die amerikanische Arbeiterklasse richten. Die höchsten Heirats- und Familiengründungsraten hatten Männer in Wartungs-, Reparatur- und anderen traditionell von Männern ausgeübten Berufen der Arbeiterklasse, während Männer in HEAL-Berufen die niedrigsten Raten aufwiesen.

Das bedeutet nicht, dass HEAL-Berufe von Natur aus "familienfeindlich" oder "männerfeindlich" sind. Einige HEAL-Berufe scheinen das Eheleben zu unterstützen. In Tabelle 2 haben wir HEAL-Berufe nach ihrer Quote der Eheschließungen gereiht. Diese Unterschiede zwischen den HEAL-Berufen deuten darauf hin, dass die Art des HEAL-Berufs eine große Rolle spielt. Einige der Berufe mit den höchsten Heiratsraten – wie Rettungssanitäter und Strahlentechniker – erfordern zwar eine technische Ausbildung über die High School hinaus, aber keinen Bachelor-Abschluss. Sie bieten möglicherweise bessere Löhne, stabilere Arbeitszeiten, mehr Autonomie oder ein höheres Ansehen in der Gemeinschaft – Merkmale, die sie für Männer aus der Arbeiterklasse besser mit Ehe und Familienleben vereinbar machen.

Gleichzeitig deuten diese Ergebnisse auch darauf hin, dass die Diskrepanz zwischen Ehe und Familiengründung in verschiedenen Branchen über formale Merkmale wie Gehalt und Arbeitsplatzsicherheit hinausgeht. Interessanterweise sind viele der HEAL-Berufe mit den höchsten Heirats- und Familiengründungsraten männerdominiert – beispielsweise Rettungssanitäter und Geistliche. Auch kulturelle Identität, Geschlechternormen und die soziale Bedeutung bestimmter Berufe können die Familiengründung beeinflussen. Einige HEAL-Berufe werden von manchen Männern als mehr oder weniger vereinbar mit ihren Vorstellungen von Männlichkeit und Familienversorgung angesehen. Darüber hinaus ist anzumerken, dass die Kultur in diesen beiden Bereichen die Entwicklung von Charaktereigenschaften fördert, die mit dem Familienleben im Einklang stehen – wie Zuverlässigkeit, Verantwortungsbewusstsein und Hilfsbereitschaft. Diese Wahrnehmungen sind nicht nur für die Rekrutierung in HEAL-Berufen von Bedeutung, sondern auch für allgemeinere Muster der Beziehungsstabilität und Lebensplanung.

Mehr Männer aus der Arbeiterklasse zu ermutigen, in HEAL-Berufe einzusteigen, könnte eine wichtige Strategie sein, um das Berufs- und Familienleben vieler Männer zu stärken, aber es ist kein Allheilmittel. Eine ernsthafte Strategie zur Bewältigung der miteinander verflochtenen Krisen der wirtschaftlichen Verdrängung von Männern aus der Arbeiterklasse und des Rückgangs der Familiengründung muss über die bloße Förderung des Einstiegs in verfügbare Arbeitsplätze im Dienstleistungssektor hinausgehen. Politische Entscheidungsträger und Gemeindevorsteher sollten vorrangig den Zugang zu guten Arbeitsplätzen fördern, die einen existenzsichernden Lohn, ein gewisses Maß an Autonomie, Status, Ansehen und realistische Möglichkeiten zur Versorgung der Familie bieten. Ebenso wichtig ist es, dass wir Arbeitsplätze nicht übersehen, die die Struktur und das Umfeld bieten, die notwendig sind, um einen Charakter zu entwickeln, der auch zu Erfolg in Bezug auf Ehe und Familie führt. Einige HEAL-Berufe mögen diesen Standard erfüllen – viele jedoch wahrscheinlich nicht.

Ein effektiverer Ansatz wäre es, herauszufinden, welche HEAL-Jobs am besten zu den Bedürfnissen und Werten von Männern aus der Arbeiterklasse passen, und dann in Bildung, Personalbeschaffung und Arbeitsplatzgestaltung zu investieren, um diese Stellen zugänglicher und attraktiver zu machen. Auf diese Weise könnten HEAL-Jobs nicht nur zu realistischen Beschäftigungsmöglichkeiten werden, sondern auch zu echten Instrumenten, um die wirtschaftliche Würde wiederherzustellen und das Familienleben in der Arbeiterklasse zu stärken.




3. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir heute:

Hallo Arne,

nachdem es in Wien zu sexuellen Handlungen zwischen einer 12-Jährigen und mehreren Migranten gekommen ist, erwägt die Justizministerin eine Verschärfung des Sexualstrafrechts. Unterdessen wird deutlich, wie stark die Ministerin im konkreten Fall Einfluss auf die Justiz nimmt und die Freigesprochenen weiter als Vergewaltiger bezeichnet.




4. Mehr Post. Ein weiterer Leser weist mich auf einen Beitrag des SWR hin, der meldet, dass Männer in Baden-Württembergs durchschnittlich sieben Jahre früher sterben als Frauen. In dem Artikel heißt es zu den Gründen: "Frauen ernähren sich im Schnitt gesünder; sie setzen sich im Alltag weniger Gefahren aus, verüben deutlich seltener Suizid und nehmen häufiger Gesundheitsvorsorgeuntersuchungen in Anspruch." Mein Leser merkt dazu treffend an:

Wie so häufig: Bei statistischen Ungleichgewichten zulasten von Frauen ist es Ausdruck patriarchaler Unterdrückung und erfordert Quoten und staatliches Handeln. Bei statistischen Ungleichgewichten zulasten von Männern ist es Folge individueller Lebensentscheidungen ohne gesellschaftlichen Kontext, wo der Einzelne an seiner Lage selbst verantwortlich ist.




Dienstag, Oktober 07, 2025

Erin Pizzey ist tot



Korrektur am 7. Oktober um 13:04 Uhr Neuen Meldungen zufolge, die mich gerade erreichen, ist Erin Pizzey noch nicht gestorben, sondern "in hospital on end of life treatment", liegt also auf dem Sterbebett. Das Prinzip der Zwei-Quellen-Recherche hätte dann bei diesem Blogbeitrag versagt. Sämtliche anderen Inhalt dieses Post bleiben bestehen.



Die britische Männerrechtlerin Erin Pizzey ist am 4. Oktober gestorben. Das melden heute Morgen mehrere Aktivisten, die sich für Jungen und Männer einsetzen, darunter der Psychologe Dr. John Barry und gestern schon der Politiker Mike Buchanan. Stephen Tee, der männliche Opfer betreut und beraten hat, berichtet, dass Pizzey im Kreis ihrer Familie starb. Sie wurde 86 Jahre alt.

Ich konnte keine Verifizierung dieser Nachricht in Leitmedien finden, aber als jemand, der sich für Jungen und Männer einsetzte, ist Pizzey in der Wahrnehmung der Leitmedien auch nicht besonders wichtig. (Wenn ich eines Tages sterbe, dürfte es darüber auch keine mediale Berichterstattung geben.)

Ich halte es für am sinnvollsten, Erin Pizzey und ihrer Arbeit zu gedenken, indem ich hier einen Artikel über die von ihr verfasste Autobiographie aufgreife, den ich vor 14 Jahren in der linken Wochenzeitung "Freitag" veröffentlicht habe – unter einem Pseudonym, damit die Meute, die mich damals unter Dauerbeschuss genommen hatte, ihn nicht entfernen ließ. So konnte er jahrelang online stehen bleiben und wurde auch von Leuten wahrgenommen, die beim Lesen meines Namens sonst sofort Schaum vor den Mund bekommen hätten. Dass der Artikel beim "Freitag" inzwichen nicht mehr online steht, dürfte vor allem mit den Umstrukturierungen der Website zu tun haben, aber für so etwas gibt es ja das Internet-Archiv. Hier kann man auch nachlesen welche teils hasserfüllten Kommentare von "rechtsradikal" über "Jammerlappen" bis "Geplärre" der Beitrag von feministischer Seite geerntet hatte. Ein echter Kerl hält nach Auffassung so mancher Feministin anscheinend besser die Klappe statt über Gewalterfahrungen zu sprechen. (Natürlich liegt mir auch mein Originaltext des Artikels noch vor.)



Gründerin der Frauenhausbewegung schreibt erschütternde Biographie

Erin Pizzey erlangte internationale Bekanntheit, indem sie 1971 das erste moderne Frauenhaus mitbegründete: einer Zufluchtstätte für geprügelte Frauen im Londoner Stadtteil Chiswick. Jetzt erschien unter dem Titel "This Way to the Revolution" ihre aufrüttelnde Lebensgeschichte im Verlag Peter Owen als Buch.

"Die Arbeit von Mrs. Pizzey war erstklassige Pionierarbeit", stellte im Jahr 1975 der Abgeordnete Jack Ashley im britischen Unterhaus fest. "Sie war diejenige, die dieses Problem als Erste beim Namen nannte, die als Erste den Ernst der Lage erkannte und die als Erste etwas tat, indem sie das Hilfszentrum in Chiswick errichtete. Infolge dessen hat nun die gesamte Nation die Bedeutung dieses Problems erkannt." Bis es soweit war, galt es für Pizzey einigen behördlichen Widerstand zu überwinden. Aber nicht nur darüber berichtet sie in ihren Memoiren. Sie spricht auch offen von der bedenklichen Weise, mit der ihre feministischen "Schwestern" mit diesem Thema umgegangen sind – und heute noch umgehen.

Pizzey wurde als Tochter einer Diplomatenfamilie im Jahr 1939 in China geboren. Dort machte sie im Alter von zehn Jahren eine prägende Erfahrung, als ihre Eltern und ihr Bruder ohne besonderen Grund von den Maoisten unter Hausarrest gestellt wurden. Auch dass tausende, wenn nicht Millionen von Menschen in den Lagern Maos gefoltert und von den Rotchinesen unterdrückt wurden, trug dazu bei, dass Pizzey schon in frühen Jahren sämtliche totalitären Bewegungen verabscheute. Dementsprechend schwer fiel es ihr, als sie sich Anfang der siebziger Jahre der Frauenbewegung anschloss und bei deren Wortführerinnen immer wieder auf Anhänger des Großen Vorsitzenden Mao stieß. Pizzeys Mahnungen stießen indes auf wenig freundliche Resonanz, wie sie am Beispiel einer dieser Frauen beschreibt: "Sie wurde sehr unwirsch und sagte mir, dass meine Eltern Feinde der Revolution seien und deshalb ihr Schicksal verdienten. Dann bat sie mich zu gehen und erklärte mich zu einer Agentin der CIA."

Es gab andere Reibungspunkte. So fehlte vielen Feministinnen jedes Verständnis dafür, dass Pizzey immer noch mit ihrem Mann zusammenlebte. Sie warfen ihr vor, mit dem Feind ins Bett zu gehen und schlugen ihr vor, stattdessen doch einmal mit einer Frau Sex zu haben. Als Pizzey und ihre Mitstreiterinnen bekundeten, ihre Männer zu lieben, wurden sie von einer Welle höhnischen Johlens und Pfeifens niedergemacht. In ihren Memoiren wendet sich Pizzey gegen diese Rudelmentalität: "Ich glaubte wirklich an die Beteuerungen der frühen Frauenbewegung, dass Frauen nicht länger der Herde zu folgen bräuchten. Wir könnten Individuen werden und unser eigenes Ding machen. Tatsächlich aber musste ich mitansehen, dass die Frauenbewegung nichts anderes bedeutete als einen Katalog von Regeln gegen einen anderen einzutauschen. Schon wurde uns mitgeteilt, dass wir kein Make-Up tragen und auf Deodorant verzichten sollten." Immer wieder gingen in den frühen feministischen Organisationen Briefe verzweifelter Frauen ein, oft in Begleitung eines Geldscheins als Spende. Immer wieder musste Pizzey miterleben, wie die Führerinnen der Bewegung die Scheine einsteckten und die Briefe ungelesen wegwarfen.

Zu dieser Zeit war Pizzeys Schilderungen zufolge mehr als ein Hauch von Paranoia an der Tagesordnung. Kontinuierlich beschuldigten Feministinnen einander, Spitzel des Geheimdienstes oder Informanten der Polizei zu sein und glaubten, dass all ihre Telefongespräche abgehört würden. Gleichzeitig bekriegten sich die verschiedenen linksradikalen Flügel der Frauenbewegung – die Maoisten, die Trotzkisten, die Leninisten und die Stalinisten. Einige Extremistinnen planten Bombenattentate. Pizzey fand das unverantwortlich und beschloss, eine Polizistin über die Vorbereitung solcher Terrorakte zu informieren, was sie wiederum ihren "Schwestern" mitteilte. "In diesem Moment wusste ich", berichtet Pizzey, "dass meine Tage in der Frauenbefreiungsbewegung vorüber waren." Für die Feministinnen, mit denen sie zu tun hatte, "waren solche Anschläge nur Teil des Prozesses, der das alte Klassensystem hinwegfegen und die gequälten Massen befreien sollte, so dass sie ihren Platz in der glorreichen Weltrevolution fanden, die von Maoisten, Stalinisten oder Trotzkisten angeführt wurde."

Pizzey und ihre Unterstützer bauten ihr Frauenhaus auch ohne die Hilfe der radikalen Polit-Lesben auf – und kümmerten sich dort um die Opfer häuslicher Gewalt. Pizzey zeichnet in ihren Memoiren von all diesen Frauen eindrucksvolle Bilder: Da ist Kathy, die sofort, nachdem sie in der Zuflucht Unterschlupf fand, ihren Mann darüber informierte, wo sie sich befand und die immer wieder zu ihrem Prügler zurückkehrte, was ihren Arzt, ihren Psychiater und andere Helfer mit der Zeit verzweifeln ließ. Da gibt es Ann, die von ihrer Mutter ebenso regelmäßig grün und blaut geprügelt wurde wie ihr Vater und die sich als Erwachsene einen Mann als Partner gesucht hatte, der ebenfalls zur Gewalt neigte. Und da ist Becky, die "ein wunderbarer Mensch war" – solange sie nichts getrunken hatte und bis auf den irritierenden Umstand, dass sie es so erfüllend fand schwanger zu sein, dass sie siebenmal Mutter geworden hatte, um ihre Kinder danach wegzugeben oder tot in der Wiege aufzufinden.

Und schließlich gab es Lucy, die ihre Tochter ins Frauenhaus mitnahm, um sie dort offenbar immer wieder zu verprügeln. Es dauert nicht lange und Lucys Mann Ron taucht in Pizzeys Frauenhaus auf. Pizzey erlebt, dass sich seine Tochter ängstlich an ihren Vater klammert und ihn überhaupt nicht mehr loslassen will. Sie braucht nicht lange, um herauszufinden, wer der wahre Gewalttäter in der Familie und bei wem das Mädchen besser aufgehoben ist. Lucy löst das Problem, indem sie in ein anderes neu gegründetes Frauenhas weiterzieht. Dort stößt Pizzey auf taube Ohren, als sie den Fall diskutieren will: "Es gab keinen Fall zu diskutieren, sagte man mir in eisigem Tonfall. Diese Frau war das Opfer ihres gewalttätigen Mannes – und das war's."

Pizzey kann über all diese Frauen nicht nur anrührend berichten, man kann auch nachvollziehen, wie in ihr im Laufe der Zeit immer mehr die Erkenntnis reifte, dass häusliche Gewalt kein geschlechtsspezifisches Problem darstellte: "Von den ersten hundert Frauen, die durch unsere Türen kamen, waren 62 genauso gewalttätig wie die Männer, die sie hinter sich gelassen hatten. Ich musste der Tatsache ins Auge sehen, dass den Männern immer die Schuld an Gewalt in einer Familie gegeben werden würde, dass man falsche Beschuldigungen geben sie erheben würde und dass man immer allein den Frauen glaubte." Inzwischen plapperten auch immer mehr Sozialarbeiter die radikalfeministische Ideologie nach, der zufolge nur Jungen und nicht auch Mädchen, die in einem gewalttätigen Haushalt aufwachsen, als Erwachsene schnell zu körperlicher Aggression neigten. Pizzey verstand schon Anfang der siebziger Jahre, dass häusliche Gewalt, wie Kriminologen und Soziologen heute sagen, ein "systemisches" Phänomen darstellt: also wechselseitig erfolgt und über die Geschlechter- und Generationengrenzen hinaus übertragen wird. Damit war Pizzey schon vor vierzig Jahren selbst den allermeisten Feministinnen und Feministen von heute um Längen voraus.

Wie so viele wurde auch Pizzey nicht gerade dafür belohnt, ihrer Zeit so weit voraus zu sein. "Vorhersagbarerweise", berichtet sie, "wurde ich aufgrund meiner Ansichten zu einer Hassfigur und die Journalistinnen, die mich interviewten, weigerten sich jedesmal zu veröffentlichen, was ich über Frauen mit gewaltsamen Tendenzen zu sagen hatte. Die meisten Interviewer waren Feministinnen, und ich gelangte zu dem Eindruck, dass die Erkenntnisse aus unserer Arbeit nie das Licht des Tages sehen würden."

Bald schon stellte Pizzey fest, dass sie einen schweren Fehler begangen hatte. Während sie und ihre Unterstützerinnen sich um die Opfer gekümmert hatten, waren die radikalen Feministinnen emsig damit beschäftigt gewesen, ihren politischen Einfluss durch zig Lobbygruppen auszubauen. Das Thema häusliche Gewalt wurde dabei der feministischen Ideologie untergeordnet, der zufolge im Patriarchat alle Männer alle Frauen unterdrücken, als Geiseln nehmen und misshandeln. Und diese Weltsicht wiederum war Teil der umfassenderen Ideologie, dass sämtliche Übel der Gesellschaft durch den Kapitalismus bedingt waren. Der gesunde Menschenverstand und schlichte Tatsachen hatte gegen das Klima der damaligen Ideologietrunkenheit keine Chance.

Pizzey berichtet von ihrer Bekanntschaft mit dem Psychiater John Gayford, der bei der Veröffentlichung seiner Studien über häusliche Gewalt, die weibliche Täterschaft zunächst unter den Tisch fallen ließ. Als er sich später dazu durchrang, die Dinge richtigzustellen, wurden seine Forschungen bereits breit in der feministischen Literatur zitiert. "Er gab schließlich zu", berichtet Pizzey, "dass er, wenn er über die Wechselseitigkeit häuslicher Gewalt berichtet hätte, niemals seinen Doktorgrad erhalten hätte." Bei Forschungen zur häuslichen Gewalt, die von Feministinnen selbst ausgeführt worden waren, hatte man die interviewten Frauen gar nicht erst zu ihrem eigenen Anteil an der Gewalt befragt.

Pizzey erkannte bald, dass sie mit dem öffentlichen Sprechen über ihre Erkenntnisse ein Minenfeld betreten hatte. Feministinnen rotteten sich vor ihrem Haus zusammen und brüllten, dass sie Frauen hasse. Die erste Bombendrohung ging ein. (Später würde es Morddrohungen gegen ihre Kinder, noch später gegen ihre Enkel und gegen ihren Hund geben.) Gleichzeitig musste Pizzey miterleben, wie immer mehr öffentliche Gelder aus der Opferhilfe in die Kassen einer Bewegung wanderten, die, so Pizzey, "aus dem Hass gegen eine Hälfte der Menschheit geboren war".

Im Jahr 1976 versuchte Pizzey erstmals, Zufluchtstätten auch für Männer und männliche Teenager aus der Taufe zu heben, die Opfer häuslicher Gewalt geworden waren: "Ich nahm etwas naiv an, dass die reichen Männer und Frauen, die bereit waren, Frauenhäuser finanziell zu unterstützen, sich auch für verwundbare und zerbrechliche Männer einsetzen würden." Tatsächlich stellte sie bald fest, dass ihr niemand auch nur einen Penny für ihr neues Projekt gab. So überlebte es nicht lange, und Pizzey musste das Gebäude schließlich an die Stadt London zurückgeben. Allein einen Besuchsdienst für männliche Opfer konnte Pizzey einrichten; mit einigen Paaren gelangen auch gemeinsame Gespräche, um das Konfliktpotential bei beiden Partnern zu senken.

Während all dieser Zeit musste Pizzey in London mit den geschilderten öffentlichen Angriffen und anonymen Bedrohungen leben. Schließlich ging sie für einige Zeit in einer Art "Exil" in den USA. Während ihres Aufenthaltes dort lernte sie die Gewaltforscher Murray Straus, Richard Gelles und Susanne Steinmetz kennen. Auch diese hatten, parallel aber unabhängig von Pizzey, erkannt, das häusliche Gewalt kein geschlechtsspezifisches Problem darstellte. Auch sie mussten daraufhin lernen, mit Anfeindungen, Diffamierungen und Morddrohungen (auch gegen ihre Angehörigen) zu leben. Wenn Pizzey auf Veranstaltungen sprach, reagierten die Zuhörer ähnlich wie im heimischen England: Solange es um geprügelte Frauen und Kinder ging, war das Publikum warmherzig und aufnahmebereit. Sobald Pizzey aber auf männliche Opfer zu sprechen kam, wurde es schnell sehr frostig, und sie begann die Aufmerksamkeit der Menschen zu verlieren.

Pizzey jedoch verlor die Männer nie aus den Augen. Zunächst setzte sie Männer in ihrem Frauenhaus als Helfer ein; oft kümmerten sie sich um die Kinder. Pizzey berichtet: "Diese besonders sanften, sensiblen Männer machten einen bleibenden Eindruck auf viele der tief traumatisierten Mütter und Kinder." Heute ist Pizzey Schirmherrin der Organisation "Mankind Initiative". die besonders männliche Betroffene berät.

Das eigentlich Erschütternde an Pizzeys Memoiren sind nicht einmal allein ihre Berichte über die Schicksale der Opfer häuslicher Gewalt – sondern dass exakt dieselben Probleme, die Pizzey vor vierzig Jahren bekämpfte, heute noch bestehen. Der Antidiskriminierungs-Wissenschaftler und Geschlechterforscher Dr. Peter Döge berichtet darüber im aktuell erschienenen AGENS-Forschungsband "Schlagseite" (Klotz-Verlag):

"Ein systemischer Blick auf die Geschlechterbeziehungen verwirrt, führt bisweilen zu heftigsten Abwehrreaktionen - vor allem im deutschen Gewaltdiskurs, in den sich die mechanistischen Deutungsmuster geradezu eingemeißelt haben. So war es auch kein Wunder, dass von den von uns befragten Mitarbeiterinnen in den Thüringer Frauenhäusern nur wenige überhaupt wussten, was systemisch bedeutet und uns meistens versicherten, sie würden sehr wohl 'systematisch' arbeiten. Verbunden war diese Unkenntnis oftmals mit der apodiktischen Behauptung, häusliche Gewalt sei ausschließlich Männergewalt. An eine Sicht auf Gewalt als eine (misslungene) Form von Kommunikation, die sich in einem rekursiven und dynamischen Gewebe von Interaktionen der beteiligten Frauen und Männer entwickelt, ist gar nicht zu denken. Jeder empirische Befund, der die Weltsicht der 'parteilichen' Frauen in Zweifel ziehen könnte – so etwa der Befund, dass sich in gleichgeschlechtlichen Beziehungen dieselben Gewaltmuster finden wie in heterosexuellen Paaren oder dass auch Frauen physische Gewalt gegen den Partner und die Kinder ausüben –, werden desavouiert oder einfach nicht zu Kenntnis genommen."

So wie gegen Pizzey seit den siebziger Jahren in England wird noch heute auch in Deutschland gegen jeden polemisiert, der häusliche Gewalt jenseits der strikten Vorgaben der feministischen Weltsicht bekämpfen möchte. So wettert auch die aktuelle EMMA gegen den vermeintlich "rechten Verein" AGENS, der "Frauenhäuser abschaffen wolle". Tatsächlich unterstützt AGENS die Forderung Professor Gerhard Amendts, ehemaliger Leiter des Instituts für Geschlechter- und Generationenforschung an der Universität Bremen, dass Frauenhäuser in Familienhäuser umgewandelt werden sollten. Erin Pizzey und viele weitere Fachleute, die nicht ideologisch verblendet sind, wären von diesem Ansatz begeistert.

Das von Pizzey beklagte Rudeldenken des Feminismus, der keine Abweichler(innen) duldet, wurde vor kurzem in nichts weniger deutlich als in dem Mobbing und der Ausgrenzung der Goslarer Gleichstellungsbeauftragten Monika Ebeling, weil diese an einer sexistischen Bekämpfung von häuslicher Gewalt, die den Opfern wenig hilft, nicht länger festhalten mochte. Wenige Wochen nachdem Ebeling aufgrund dieser Haltung als "nicht teamfähig" dargestellt wurde und ihr Amt aufgeben musste, berichtete am 8. Juni 2011 in dem Regionalblatt "Extra am Mittwoch" eine Mitarbeiterin des Goslarer Frauenhauses über die dort herrschenden Zustände. Dabei beklagte sie Verstöße gegen die Schweigepflicht, mangelnde Fürsorge, fehlende Konfliktfähigkeit, Ausbeutung der Bewohnerinnen als Arbeitskräfte, Bespitzelungen, ein Aufhetzen gegen die männlichen Partner der Bewohnerinnen und weitere Missstände mehr.

Das Denkverbot zur Frauenhausideologie sei aufgehoben, bloggte Monika Ebeling daraufhin. "Jetzt brauchen wir ein Netz von Beratungseinrichtungen, die der Gewalt in Familien mit systemischen Interventionen begegnen. Wir brauchen Frauen und Männer die fachlich befähigt sind mit allen (!) Mitgliedern einer gewaltätigen Familie zusammen zuarbeiten. Wir brauchen Netzwerke, die in Männern nicht nur Gewalttäter und in Frauen nicht nur Gewaltlose sehen." Erin Pizzey hätte es nicht besser sagen können.




Montag, Oktober 06, 2025

"Der Arzt sagte mir, es würde ein Junge. Ich habe tagelang geheult."

1. Die britische Daily Mail berichtet über ein neues Leiden, das mehr Frauen trifft, als man denkt: Sie erfahren, das das Kind in ihrem Bauch männlich ist.

Als Tiffany Gaines kurz nach dem Tod ihrer Mutter mit ihrem ersten Kind schwanger wurde, geriet sie in eine Spirale aus Heulanfällen, die tagelang anhielten, während sie mit einem "tiefen Gefühl des Verlusts" zu kämpfen hatte.

Diese intensiven Emotionen wurden jedoch nicht dadurch ausgelöst, dass sie ihr erstes Kind ohne ihre Mutter an ihrer Seite zur Welt bringen würde. Das Problem war, dass sie einen Jungen erwartete – und dieselbe Trauer überwältigte sie erneut, als sie zwei Jahre später erfuhr, dass sie mit ihrem zweiten Sohn schwanger war.

Dieses Phänomen ist als "Geschlechtsenttäuschung" bekannt – die "Trauer, die Eltern empfinden, wenn das Geschlecht ihres Babys nicht ihren Hoffnungen entspricht" – und obwohl es sowohl für Jungen als auch für Mädchen gelten kann, scheinen es männliche Kinder zu sein, die die größte Verzweiflung auslösen.

Für Frauen, die alles dafür geben würden, ein gesundes Baby zu bekommen, mag es unverständlich sein, wenn Mütter offen zugeben, dass sie sich so sehr eine Tochter gewünscht haben. Doch in Videos zur Geschlechtsenthüllung in den sozialen Medien sieht man heute häufig, wie eine Frau in die Arme ihres Mannes sinkt, nachdem sie einen mit blauem Konfetti gefüllten Ballon zerplatzt hat, oder wie sie beim Anblick der kobaltblauen Füllung einer Torte in Tränen ausbricht.

Auf die Frage, warum die Aussicht auf einen Sohn so beängstigend ist, reichen die Gründe von Klischees, dass Jungen viel lauter und unordentlicher sind als Mädchen, bis hin zu Ängsten, Jungen in einer Welt großzuziehen, in der sie von toxischer Männlichkeit beeinflusst werden.

Diese Meinung teilte auch die schwangere Komikerin Katherine Ryan, die sagte, sie wäre "niedergeschlagen", wenn ihr viertes Kind ein Junge wäre, da ihr vierjähriger Sohn bereits ein "toxischer Mann" sei, der im Spiel mit Schwertern kämpft.

Ähnlich äußerte sich die 30-jährige "Love Island"-Star Montana Brown, die mit ihrem Verlobten Mark O'Connor zwei Kinder hat. Sie sagte zuvor, sie habe "geweint, als ich erfuhr, dass ich einen Jungen bekomme", und habe Schwermut empfunden.

(…) Die 36-jährige Schriftstellerin Eilidh Dorgan, die mit ihrem Mann eine Tochter und einen Sohn hat, war überrascht, als sie während ihrer zweiten Schwangerschaft erfuhr, dass sie einen Jungen bekommen würde.

"Ich hatte immer davon geträumt, zwei Mädchen zu haben, weil ich glaubte, dass sie beste Freundinnen werden und eine unzerbrechliche Bindung zueinander aufbauen würden", erzählte sie der Daily Mail.

"Der Gedanke, einen Jungen zu bekommen, war überwältigend, und ich glaubte an alle Klischees: Sie haben so viel Energie! Es würde überall Schwertkämpfe geben! Ganz zu schweigen davon, dass ich zu viele Krimi-Podcasts gehört habe und nur zu gut weiß, dass die Wurzel des Bösen vieler Serienmörder bei ihren Müttern liegt. Und abgesehen davon, dass man versehentlich einen Psychopathen mit Körperteilen in seinem Kühlschrank erschafft, wie erzieht man heutzutage überhaupt einen Jungen? Junge Männer werden von der Gesellschaft mit so vielen widersprüchlichen Anforderungen konfrontiert – sie sollen männlich sein, aber nicht zu männlich, selbstbewusst, ohne andere zu schikanieren. Sie sollen den ersten Schritt machen, aber vorher um Zustimmung bitten! Die Aussicht, einen Mann großzuziehen, kam mir wie ein Minenfeld vor."

(…) Ein Blick auf die Gender-Reveal-Clips auf TikTok, in denen aufgeregte Eltern das Geschlecht ihres Babys bekannt geben, ohne zuvor selbst die Antwort zu kennen, zeigt eine Welt voller enttäuschter Mütter, die von der Vorstellung, einen Jungen zu bekommen, bestürzt sind.

Zu den beliebtesten Beispielen auf der Social-Media-Plattform gehört eine Mutter, die schreiend davonrannte, nachdem sie zusammen mit ihrem Partner einen Kuchen angeschnitten und die blaue Füllung gesehen hatte, während eine andere Frau in den Armen ihres Mannes zusammenbrach, als bekannt wurde, dass sie einen kleinen Jungen bekommt.

Aber es sind nicht nur durchschnittliche Eltern, die jetzt ihre Enttäuschung über das Geschlecht ihres Kindes zugeben – auch Prominente haben sich zu diesem Gefühl geäußert.

In einem kürzlich geführten Interview sprach die Komikerin Katherine Ryan über ihre Angst, einen weiteren Jungen in ihre Familie aufzunehmen, und erinnerte sich daran, wie sie ihr ganzes Leben lang "über Männern verärgert" gewesen sei.

Sie erklärte: "Ich muss sagen, dass ich mich nach dem ersten Trimester nicht mehr beschweren kann. Ich bin ziemlich dick, daher denke ich, dass es ein Junge sein könnte, und das macht mich traurig, weil ich mein ganzes Leben lang über Männer verärgert war, sogar schon bevor sie geboren wurden."




2. Die Berliner "taz" berichtet bemerkenswert mürrisch und ungnädig über den profeminitischen Männerkongress in Berlin. Das muss aber auch echt besser werden, Leute! Wenn Frauchen das Stöckchen höher hält, habt ihr gefälligst auch höher zu springen.



3. Die Frauen der Schweizer Sozialdemokraten rasten wegen einer Umfrage des Schweizer Fernsehens aus.

"‹Woke› und ‹Gender› sind Pseudoprobleme wohlstandsverwöhnter Städter:innen": Das ist eine von 13 Aussagen aus einer Umfrage der neuen Dialogplattform der SRG.

Das Medienunternehmen fordert Userinnen und User dazu auf, ihren Standpunkt zu der Aussage auszuwählen. Beantworten können sie das mit Optionen von "Voll einverstanden" bis zu "Gar nicht einverstanden" oder "Weiss nicht".

Mit dem interaktiven Tool können die Nutzer ihre Antworten zum Thema Familien- und Geschlechterrollen vergleichen. Als Massstab gelten die Antworten der Meinungsumfrage des Instituts GFS Bern.

Für die SP Frauen hat die Umfrage jedoch eindeutig Grenzen überschritten.

"Liebes SRF, hackt's euch?", schreibt die Partei in einem Post auf Instagram. Etwa auch SP-Co-Chef Cédric Wermuth teilte in seiner Instagram-Story den empörten Post.

Die Partei wirft dem SRF, eine Unternehmenseinheit der SRG, vor, in der Umfrage "rechte, antifeministische Narrative zu reproduzieren".

Damit mache sich SRF über die "nach wie vor bestehenden Ungleichheiten und die tägliche Diskriminierung von Frauen und Queers" lustig.


Es ist aber auch frech vom Schweizer Frnsehen, einfach so zu tun, als ob eine strikte Ablehnung der Gender-Ideologie eine zulässige Meinung wäre, die irgendjemand haben dürfte.

Es kommt aber noch entsetzliicher: Selbst der Auffassung "Frauen können mit erfundenen sexuellen Übergriffen das Leben eines Mannes ruinieren" darf man in der Umfrage zustimmen. Wie aber soll man den Leuten in den Kopf hämmern, dass dies undenkbar ist, wenn einen dabei die eigenen Medien sabotieren?

Besonders problematisch sind laut [Julia Baumgartner, Zentralsekretärin der SP Frauen] Fragen, die den "Karriereknick" von Männern nach der Metoo-Bewegung thematisieren. "Damit wird eine Rape Culture gestützt, in der Betroffenen pauschal unterstellt wird, sie würden lügen."

Solche Fragen normalisierten sexistische Klischees. "Und lenken vom eigentlichen Problem – Gewalt gegen Frauen und diskriminierende Strukturen – ab."

Über 5000 User haben den Post mit einem Like markiert. In rund 100 Kommentaren schliessen sich User mehrheitlich der Empörung an.

Diese äussern sich "schockiert", "entsetzt" oder "sprachlos" über die Fragestellung.

"Aus diesen Fragen entsteht null Mehrwert. Sie normalisieren lediglich Hass", findet ein User.


Auch eine "Anpassung" des Fragebogens, die das Schweizer Fernsehen eilfertig vornahm, beruhigte die Sozialdemokratinnen nicht.

"Die Einleitung relativiert und legitimiert diskriminierende Aussagen", sagt Julia Baumgartner. "Diskriminierung wird so als ‹eine Meinung unter vielen› dargestellt."

Von einem öffentlich-rechtlichen Sender erwarteten sie einen faktenbasierten, verantwortungsvollen Umgang mit dem Thema.

"Wir sind besorgt über eine Entwicklung beim SRF, in der sexistische und antifeministische Frames unhinterfragt übernommen werden."

Die Partei behalte sich vor, weitere Massnahmen zu prüfen. "Falls SRF künftig berechtigte Kritik ignoriert."




Mittwoch, Oktober 01, 2025

Frauen zunehmend verbittert: "Wir finden keine Männer mehr, die uns würdig sind"

1. Für einen langen Artikel mit der Schlagzeile "Männer scheinen das Leben von Frauen schlimmer zu machen" hat die britische Tageszeitung Guardian hunderte von Frauen interviewt, warum sie vom Dating frustriert sind. Ein Auszug:

Babet, 32, Kosmetikerin aus New York, spricht aus, was viele Frauen unterschiedlichen Alters und Hintergrunds empfinden:

"Ich hätte gerne einen Partner, aber die Männer wirken unglaublich lustlos", sagt sie. "Auf Dating-Apps antworten sie kaum, sie kommunizieren schlecht, wollen keine Dates planen. Viele scheinen eher das Leben von Frauen schlimmer, statt schöner zu machen. Ganz egal, was Frauen sich von einer Beziehung wünschen – Männer ignorieren es einfach."

Kellie, 43, aus Georgia, sieht die Ursachen in den sozialen Medien, die ihrer Meinung nach das Dating-Klima vergiftet und Männer und Frauen gegeneinander aufgebracht haben:

"Ich wünschte, ich hätte meinen Partner gefunden, bevor diese albernen Geschlechterkriege, Social Media und Red-Pill-Rhetorik das Bild von Dating und Ehe ruiniert haben", sagt sie.

Viele Frauen beklagen, dass sie keinen einzigen Mann treffen, der auch nur die "grundlegenden Anforderungen" erfüllt.

"Ich suche einen Mann mit Zielen und Ehrgeiz, intelligent, verlässlich, unterstützend, rücksichtsvoll, freundlich, selbstbewusst, humorvoll, ehrlich, treu und mit einem gesunden Selbstwertgefühl – und jemand, der gerne ausgeht und Sport treibt. All das sind eigentlich Basics, aber heutzutage kaum zu finden."

(…) Hunderte berichteten, dass es ihnen schwerfällt, jemanden mit ähnlichen Werten, politischer Haltung, Interessen und Bildungsniveau zu finden. Viele sehen hier eine wachsende Kluft zwischen Männern und Frauen.

Danielle, 29, PR-Fachfrau aus Tennessee, beschreibt ihren Wunschpartner als "freundlich, aufmerksam, emotional verfügbar, verlässlich und verantwortungsbewusst" – und er sollte unbedingt eine Hochschulausbildung haben.

"Es macht mich wirklich traurig, dass es so wenige Männer von Qualität gibt", sagt sie. "In meinem Alter sind die meisten schlechter ausgebildet, sozial völlig unbeholfen und laufen stattdessen lieber Trump oder Incel-Foren hinterher."

(…) Obwohl fast alle Frauen, die auf der Suche nach einem Partner waren, keinen herausragenden beruflichen oder finanziellen Erfolg als Priorität nannten, war finanzielle Unabhängigkeit für viele entscheidend. Verschiedene Frauen betonten, dass sie einen Partner suchten, der ihnen in sozioökonomischer Hinsicht ebenbürtig war.

Kelly Wallace, 48, eine Beraterin aus Portland, sagte: "Ich bin selbstständig und verdiene gut. Ich arbeite an meinen Memoiren, besitze Mietobjekte und habe Schwierigkeiten, jemanden zu finden, der mir ähnlich ist: kreativ und gutverdienend. Ich trinke und rauche nicht und möchte auch keinen Partner, der das tut."

(…) Zwar betonten fast alle Frauen, dass sie keinen besonders erfolgreichen oder wohlhabenden Partner brauchen – finanzielle Eigenständigkeit sei jedoch unverzichtbar. Viele machten deutlich, dass sie jemanden auf Augenhöhe suchen, auch in wirtschaftlicher Hinsicht.

Während manche froh sind, sich ein unabhängiges Leben allein leisten zu können, sehen andere genau darin den größten Nachteil des Alleinseins: die hohen Kosten.

"Dating lohnt sich für mich kaum – aber Single sein ist sehr teuer", sagt Nicole, 42, Lehrerin aus Portland, Oregon. "In den USA scheint alles auf Paare und Familien ausgerichtet. Die Mieten steigen ständig, ebenso die übrigen Kosten. Es wäre einfach schön, diese Last mit jemandem teilen zu können."


Es fasziniert mich immer wieder in Zeitungen zu lesen, dass Frauen keine Männer mehr finden, die ihnen finanziell ebenbürtig sind, während dieselben Zeitungen unverdrossen von einer gewaltigen Gehaltslücke zu Lasten von Frauen fabulieren.



2. Die Berliner "taz" hat Sophia Fritz interviewt, die gerade ein Buch über toxische Weiblichkeit "als Reaktion auf patriarchale Strukturen" veröffentlicht hat. Ein Auszug:

taz: Sophia Fritz, alle reden von "toxischer Männlichkeit". Du hast ein Buch über "toxische Weiblichkeit" geschrieben. Was meinst du damit?

Sophia Fritz: Der Begriff toxische Weiblichkeit kursierte ja schon vor meinem Buch, zum Beispiel in Kommentarspalten, oft als antifeministische Reaktion. Mein erster Impuls war Widerstand, weil er wie ein Misogynie-Vehikel wirkte. Aber Sprache prägt Diskurse. Ich wollte nicht, dass Rechte oder verletzte Männerrechtler damit Deutungshoheit gewinnen. Ich wollte den Begriff zurückholen und feministisch besetzen. Ihn nutzen, um Strukturen sichtbar zu machen, statt Ressentiments zu bedienen.


Mit dem Bedienen von Ressentiments durch den Begriff "toxische Männlichkeit" haben viele Feministinnen allerdings keine Probleme.

taz: In deinem Buch heißt es, dass die Bitch gesellschaftlich am negativsten gesehen wird.

Fritz: Es gibt die Klischeebitch, der manipulatives, hinterlistiges Verhalten zugeordnet wird. Diese Bitch entwickelt sich oft aus dem guten Mädchen, das ja nicht wütend sein darf und daher manipulativ agieren muss, um seinen Willen zu bekommen. Dann gibt es aber auch die feministische Bitch, die auf alles scheißt. Die sich nicht anpassen will. Da finde ich mich inzwischen am ehesten wieder. Gleichzeitig sehe ich in dem Stereotyp auch Verhaltensweisen, die wir von toxischer Männlichkeit kennen: Beschämung, Abwertung, Dominanz, Egozentrik. Für mich kann das nicht das Endziel von Feminismus sein.


Das ist doch schon mal eine gute Einsicht. Hier würde ich weiterarbeiten. Allerdings kommt man dann wie ein "verletzter Männerrechtler" rüber. Schwierig.

taz: Wieso ist dir wichtig, dass auch Männer an den Veranstaltungen teilnehmen?

Fritz: Die Nachfrage ist da. Als wir mit den Erforschungsräumen angefangen haben, wollten wir uns erst mal auf die Arbeit mit Frauen konzentrieren. Aber Männlichkeit ist genauso von kulturellen Zuschreibungen durchdrungen wie Weiblichkeit. Männer haben oft noch weniger Räume, um das zu reflektieren, und genau da wollen wir ansetzen.

(…) taz: Hat der Tod deines Bruders deine Sicht auf toxische Männlichkeit verändert?

Fritz: Ja, total!

taz: Inwiefern?

Fritz: Ich habe dieses Buch kurz nach seinem Tod geschrieben, im ersten Trauerjahr. Ich wurde dann sehr positiv überrascht und inspiriert von all den Frauen, die mir auf den Lesungen begegnet sind, die sich schon lange aktivistisch engagieren und bereit sind, gemeinsam ihre Prägung und ihr Verhalten zu reflektieren. Bei Männern erlebe ich dagegen eher Sprachlosigkeit und deutlich weniger solidarische Verbündungen – nichts Vergleichbares zu dem, was etwa unter Frauen in der #MeToo-Bewegung entstanden ist.

taz: Was meinst du?

Fritz: Männliche Sozialisation bringt hohe Kosten mit sich: Männer sterben im Durchschnitt früher, sie stellen die Mehrheit der Kriegstoten und sind in Gefängnissen deutlich überrepräsentiert – was heißt, dass sie zugleich Täter und Opfer von Gewalt sind. Auffällig ist, dass daraus kaum solidarische Bewegungen entstehen. Frauen haben in #MeToo kollektive Verbündung erprobt, Männer reagieren oft mit Vereinzelung.


Ja, aber wenn sie sich zusamentäten, wären sie … lasst es uns gemeinsam sagen: "Verletzte Männerrechtler". Ihr müsst euch schon einigen, ob ihr dieses Feindbild behalten möchtet oder nicht.

taz: Müssen wir anders über Männlichkeit reden?

Fritz: Auf jeden Fall!

taz: Und wie?

Fritz: Derzeit dominieren Beschämungsformeln – "alte weiße Männer", "Männer lol". Beschämung ist aber ein Herrschaftsinstrument, sie produziert Abwehr und Verhärtung.


Es sieht so aus, als wäre hier jemand wenigstens auf dem richtigen Weg. Allerdings gibt Sophia Fritz zuletzt zu, dass auch sie kein Bild von "positiver Männlichkeit" besitzt. Gruselig.



3. Wegen eines Streits zweier junger Frauen in München mussten Spezialkräfte der Polizei anrücken.

Aber wenn bei einem Streit kein Beteiligter männlich ist, woher wissen die Polizisten dann, wen sie verhaften müssen?



4. Außenminister Wadephul hat sich für eine "sofortige Wehrpflicht" ausgesprochen.



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