Donnerstag, Juli 14, 2022

Studie: Junge Paare trennen sich oft bei beruflichem Misserfolg des Mannes – News vom 13. Juli 2022

1.
Laut einer Studie des Deutschen Jugendinstituts (DJI) trennen sich junge Paare häufiger, wenn der Berufsstart des Mannes misslingt. Hat die Frau dagegen einen holprigen Start in die Arbeitswelt, ändert sich in der Regel nichts an der Beziehung.

(…) Die Ergebnisse zeigen, dass traditionelle Geschlechterrollen am modernen Arbeitsplatz immer noch wirksam sind, was vor allem für Männer eine Belastung darstellt. Denn die Erfahrung des doppelten Scheiterns - erst beruflich, dann persönlich - kann sich langfristig negativ auf ihr Leben auswirken, so die Autoren der Studie. Sie forderten daher mehr Chancengleichheit und vor allem weniger Druck auf junge Männer.


Das Nachrichtenportal Forschung und Wissen berichtet.



2. Eine weitere Untersuchung beleuchtet dieses Problem aus einem ähnlichen Winkel:

Für einkommensschwache Familien sind Schwierigkeiten bei der Bezahlung von Rechnungen, Mieten, Hypotheken oder Gesundheitskosten die Voraussetzung für psychische Probleme der Eltern, insbesondere der Väter, die dann zu potenziell gewalttätigen Familienkonflikten führen. Dies sind die wichtigsten Ergebnisse einer von mir geleiteten Studie, die kürzlich in der Zeitschrift Family Relations veröffentlicht wurde.

Die bisherige Armutsforschung hat sich in erster Linie mit Müttern befasst und sich dabei vor allem auf niedrige Einkommen konzentriert, ohne die Rolle der so genannten "materiellen Not" und ihre Auswirkungen auf Väter zu berücksichtigen. (…) Mein Forschungsteam fand heraus, dass nicht das niedrige Familieneinkommen an sich, sondern vielmehr die alltäglichen Schwierigkeiten, über die Runden zu kommen, mit der schlechteren psychischen Gesundheit der Väter zusammenhängt, die dann zu einem negativeren Konfliktverhalten mit den Müttern führt. Zu diesen Konfliktverhaltensweisen gehörten die Schuldzuweisung an den Partner für Dinge, die schief laufen, die Herabsetzung der Gefühle, Meinungen oder Wünsche des Partners oder kleine Streitereien, die sich zu hässlichen Auseinandersetzungen mit Anschuldigungen und Beschimpfungen ausweiten. Solche verbalen Aggressionen können der Beziehung zwischen den Partnern schaden und sind nachweislich schädlich für kleine Kinder, die Zeuge solcher Verhaltensweisen ihrer Eltern werden.

(…) Eines der wichtigsten Ergebnisse war, dass der Zusammenhang zwischen materieller Not, wie z. B. Schwierigkeiten bei der Bezahlung von Rechnungen, Miete und Krankenversicherung, und destruktivem Konfliktverhalten in erster Linie auf die depressiven Symptome der Väter und nicht auf die der Mütter zurückzuführen ist. Zu den depressiven Symptomen gehörten beispielsweise Gefühle von Traurigkeit, Schlafprobleme, Konzentrationsschwierigkeiten, Desinteresse am Essen und Einsamkeit.

Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die negativen Auswirkungen materieller Not auf die Beziehungsdynamik innerhalb von Paaren die psychische Gesundheit der Väter stärker beeinträchtigen als die der Mütter. In Anbetracht der traditionellen Geschlechternormen fühlen sich Väter möglicherweise stärker gestresst als Mütter, wenn sie nicht in der Lage sind, die Rolle des Haupternährers zu übernehmen. Das heißt, wenn Väter das Gefühl haben, dass sie wirtschaftlich nicht in der Lage sind, die alltäglichen wirtschaftlichen Belastungen in ihren Familien zu mildern, kann dies zu mehr psychischen Problemen und mehr Konflikten zwischen Vätern und Müttern führen. Unsere Studie zeigt, wie wichtig es ist, den Vätern die gleiche Aufmerksamkeit zu schenken, und wie familiäre Interventionen dazu beitragen können, die Probleme zu lindern, die zu depressiven Symptomen der Väter und negativen Konflikten zwischen den Eltern führen.




3. Die Neue Zürcher Zeitung beschäftigt sich mit autoritären bis totalitären Strömungen in unserer Gesellschaft. Aufhänger des Artikels sind ein Buch der Politologin Ulrike Ackermann zu diesem Thema sowie der verhinderte Vortrag der Biologin Vollbrecht an der Berliner Humboldt-Universität:

Was Marie-Luise Vollbrecht sagen wollte, wussten die genderkritischen Rechtsgelehrten natürlich nicht. Aber es war ihnen auch egal. Sie wollten die Veranstaltung verhindern, darum ging’s. Und dieses Ziel erreichten sie, mit erstaunlich wenig Aufwand übrigens. Sie lancierten Proteste in den sozialen Netzwerken, kündigten Demonstrationen an, die Hochschule befürchtete einen Aufruhr und knickte ein. Der Vortrag wurde abgesagt. Dass er nun doch stattfinden kann, ist den empörten Reaktionen zu verdanken, die der Aufschrei der "kritischen Jurist*innen" in den Medien hervorgerufen hat.

Es ist ein Beispiel, das für viele steht und zeigt: "Cancel Culture" ist kein Hirngespinst rechter Verschwörungstheoretiker. Dass linke Aktivisten versuchen, den öffentlichen Diskurs mit Sprechverboten und Verunglimpfungen so weit einzuschränken, dass der freie Austausch von Ideen, Argumenten und Meinungen verunmöglicht wird, ist in den vergangenen Jahren zu einer traurigen Realität geworden.

Wer nicht so denkt und spricht, wie es den Vorstellungen der kritischen Race-, Gender-, Feminismus- und Postcolonial-Theoretikerinnen und -Theoretiker an den Hochschulen entspricht, soll schweigen. Sonst wird er oder sie zum Schweigen gebracht. Von immer militanter auftretenden Aktivisten, die für sich in Anspruch nehmen, für die Freiheit und die Rechte von Minderheiten einzustehen, tatsächlich aber genau das Gegenteil davon tun. Und die Universitäten sind ein wesentlicher Treiber der Entwicklung.

Und das längst nicht mehr nur in den USA, sondern auch in Deutschland. Auch wenn die Redeverbote am Ende von offiziellen Stellen verhängt werden, etwa von Hochschulen: Sie gehen von Interessengruppen aus, mit denen man es sich nicht verscherzen will. Weil man nicht als rückständig, rassistisch, antifeministisch oder, eben, queerfeindlich gelten möchte. Erhoben werden diese Vorwürfe rasch, ob sie berechtigt sind, interessiert niemanden.

(…) Und immer wieder sind es Vertreter von Hochschulen, die an vorderster Front gegen die freie Debattenkultur kämpfen und eine "Schweigespirale" antreiben: einen Konformitätsdruck, der dazu führt, dass nur noch gesagt wird, was keinen Widerspruch findet. Zumindest nicht bei den Zensoren, die im Namen identitätspolitischer Dogmen jede Abweichung vom selbst definierten Mainstream unnachsichtig ahnden. Thesen, Meinungen? Ja, aber nur wenn es die eigenen sind.

Die Dogmen der neuen Moralisten, das zeigt Ackermann, sind so überschaubar wie unerschütterlich: Es gibt kein biologisches Geschlecht, nur weisse Menschen können rassistisch sein – und sie sind rassistisch, auch oder gerade, wenn sie überzeugt sind, es nicht zu sein. Unsere Sprache ist sexistisch, Männer sind toxisch, und zentrale Errungenschaften der Moderne wie Aufklärung, Vernunft, Wissenschaft oder Menschenrechte, die universale Geltung haben sollen, sind nichts als Machtmittel einer weissen, männlichen Elite, die nur ein Interesse hat: sich als Elite zu behaupten.

(…) Denken ist gefährlich, Wissenschaft ein Abenteuer. Alles steht infrage, laufend lösen sich Gewissheiten auf, was für unerschütterlich gehalten wurde, erweist sich als falsch. Das muss man aushalten, und es ist nicht immer einfach. Wissenschaftliche Tatsachen sind oft unbequem. Trotzdem muss man sie anerkennen. Gerade an Hochschulen darf es keine "Safe Spaces" geben.




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