Donnerstag, Dezember 09, 2021

Uni-Gutachten: Punktabzug für Gender-Muffel zulässig – News vom 9. Dezember 2021

1. Die Hessenschau berichtet:

Darf ein*e Dozent*in darauf bestehen, dass in Klausuren und Hausarbeiten in der Uni (so wie zu Beginn dieses Texts) gegendert wird? Darüber war im Sommer eine Diskussion in den Medien entbrannt. Ausgelöst hatte sie der Lehramtsstudent Lukas Honemann, seines Zeichens Vorsitzender des Rings Christlich-Demokratischer Studierender in Kassel sowie Geschäftsführer der örtlichen CDU-Kreistagsfraktion. Er habe im ersten Semester eine schlechtere Bewertung bekommen, weil er die gendersensible Sprache nicht anwendete, beschwerte sich Honemann öffentlich.

Die Universität Kassel gab daraufhin ein Rechtsgutachten in Auftrag, das nun vorliegt. Der Staats- und Verwaltungsrechtler Michael Sachs kommt darin zu dem Schluss, dass geschlechtergerechte Sprache in bestimmten Prüfungen verlangt werden darf, wie die Universität am Mittwoch mitteilte.


In einem Kommentar auf Twitter heißt es hierzu:

"Es wird doch niemand zum Gendern gezwungen!" können wir dann ja endgültig abhaken. Eine Minderheit setzt ihr Privatprojekt durch.

Nicht, dass ich überrascht wäre, dass ein von der Uni Kassel in Auftrag gegebenes Gutachten zu dem Schluss kommt, dass die Uni Kassel Recht hat ...




2. Wie die "Berliner Zeitung" berichtet, gilt in der Hauptstadt die 3G-Regel auch auf den Bahnsteigen, wovon auch Obdachlose betroffen sind, die dort oft vor dem frostigen Winter Zuflucht suchen:

Aufgrund des Zwecks der sei es "nicht möglich, eine Ausnahme für obdachlose Personen zu schaffen", heißt es in der Antwort der Sozialverwaltung an die Berliner Zeitung. "Aus Gründen des Infektionsschutzes ist eine Ausnahmeregelung nicht erwünscht." Man wisse jedoch, wie problematisch diese Situation für obdachlose Menschen sei. "Daher unternehmen wir viele Anstrengungen, Obdachlosen eine Impfung und weitere Tests zu ermöglichen", so die Sozialverwaltung. Dies bedeutet offenbar: Berlin will Obdachlosen helfen, die Corona-Regeln einzuhalten, aber mit Nachsicht können sie nicht rechnen.


Für "Die Welt" kommentiert Frederik Schindler:

Die extrem prekäre Lebenssituation von Obdachlosen wird dadurch weiter verschärft. Die Corona-Krise hatte Menschen ohne Wohnung ohnehin schwer getroffen: In mehreren Bundesländern gab es zwischenzeitlich einen Aufnahmestopp für stationäre Einrichtungen, Beratungsstellen mussten ihr Angebot zurückfahren, Kontakt- und Abstandsgebote waren mit den Lebensumständen schwer vereinbar.

Wie der "Tagesspiegel" berichtet, werden aktuell in vielen Notunterkünften, Suppenküchen und Einrichtungen der Kältehilfe die Corona-Schnelltests knapp. Ohne Tests können die wohnungslosen Menschen dort nicht aufgenommen werden.

Ausgerechnet in dieser Situation wird ungeimpften und ungetesteten Obdachlosen auch noch der Zugang zu Bahnsteigen verwehrt, auch in U-Bahnhöfen. Unsozialer geht es nicht. Der Berliner Senat wertet eine mögliche Infektionsgefahr offenbar höher als den Schutz vor Kälte und Gewalt.

Das Leben auf der Straße ist bekanntlich gefährlich: Laut einer Statistik der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAGW) wurden im vergangenen Jahr mindestens 25 Menschen ohne Wohnung in Deutschland getötet, davon 17 durch ebenfalls wohnungslose Täter. Mindestens 23 Obdachlose sind im Winter 2020/21 in diesem Land erfroren.

Natürlich ist der beste Schutz vor Kälte und Gewalt immer noch die eigene Wohnung. Es müsste viel mehr dafür getan werden, dass Obdachlose die Chance erhalten, wieder in eine eigene Wohnung zu ziehen. Es braucht dringend einen anderen Blickwinkel, den die BAGW schon lange fordert: Wohnungslose sind im Wesentlichen keine Gefahrenquelle, sondern selbst besonderen Gefahren ausgesetzt.




3. Neues aus der Schweiz:

Wer für ein Kind das Sorgerecht hat, soll künftig im Einwohnerregister stehen. Dafür hat sich der Nationalrat am Montag ausgesprochen. Er will den Bundesrat beauftragen, dafür rechtliche Grundlagen zu schaffen.


Bislang können die Schweizer Behörden nicht prüfen, welcher Elternteil das Sorgerecht hat



4. Ein halbstündiges Video auf Youtube beschäftigt sich mit der Frage "Wie ist das häusliche Gewalt als Mann zu erleben?"



5. Die Schauspielerin Rose McGowan hat ihren MeToo-Prozess gegen Harvey Weinstein verloren.



6. Wie Jessica Goldstein im US-amerikanischen Monatsmagazin Washingtonian berichtet, zahlen immer mehr Frauen Unterhalt für ihren Ex-Mann – und ihr Unmut darüber wächst. Der Artikel ist deutlich zu lang für eine Übersetzung, hier deshalb nur ein Auszug:

Die gängige Meinung zu Unterhaltszahlungen für Kinder und Alimente ist, dass die Ehemänner diese auf Gedeih und Verderb an ihre Ex-Frauen zahlen. Aber es gibt eine wachsende Gruppe von Frauen in Washington, die aus ihren Ehen als Zahlerinnen und nicht als Empfängerinnen dieser Art von finanzieller Wiedergutmachung hervorgehen. (…) Und obwohl niemand von der Aussicht begeistert ist, einem Ex Schecks auszustellen, berichten Scheidungsanwälte in der Region, dass ein zunehmender Anteil dieser Zahlerinnen auf die Aussicht auf Unterhaltszahlungen mit purer, heißer Wut reagiert.

"Was ich bemerkenswert finde, ist die Wut der Frauen", sagt Heather Hostetter, eine bekannte Scheidungsanwältin in Bethesda, die Fälle in Maryland und DC bearbeitet. "Ich erlebe das bei Männern, die mit der Tatsache konfrontiert werden, dass sie Unterhalt zahlen müssen, nicht so oft. Und ein Teil der Wut bezieht sich auf die Frage: 'Wofür genau zahle ich eigentlich? "

(...) Eine Ex, mit der ich sprach, erzählte mir, dass sie und ihr Mann sich vor vier Jahren trennten, "er räumte das Haus aus, als er ging. Er nahm den Fernseher, das Porzellan, mein Besteck mit. All die Dinge, von denen man erwarten würde, dass ein Mann sagt: 'Das will ich nicht, du kannst es haben.' "Sie zahlt Unterhalt für die Kinder und kommt für die wichtigsten Ausgaben auf - Schulgeld, Ferienlager, Versicherungen. "Es ist eine harte Realität", wie sie sagt. "Ich schaue oft in den Spiegel und frage mich, ob sich diese ganze Feminismus-Sache für mich als Bumerang herausstellt."

(...) Jetzt, wo sie geschieden sind, sagt [Tara], teilen sie und ihr Ex sich das Sorgerecht. Das Gericht hat angeordnet, dass sie Tausende von Unterhaltszahlungen leisten muss. (Sie sagt, sie verdiene dreimal so viel wie er.) Obwohl sie nicht begeistert war, diese Schecks ausstellen zu müssen, konnte sie bei ihren "Weinabenden" mit geschiedenen Freunden, bei denen sie darüber scherzen, was sie in die Memo-Zeile der Unterhaltsschecks schreiben, etwas dunkle Komik finden. Ein Freund macht hinterhältige Akronyme - "YAAA" für "Du bist ein Arschloch", "YFD" für "Du verdammter Arsch" -, während andere einen etwas subtileren und beliebteren Ansatz bevorzugen: die Nummerierung der Schecks. "C.S. 1", "C.S. 2" und so weiter.


Natürlich würde jedem Mann, der wegen seiner Unterhaltszahlungen an seine Ex fast ausflippt vor Wut, "toxische Männlichkeit" diagnostiziert. Dass in unserer Gesellschaft hart verdientes Geld von Männern an Frauen zu fließen hat, scheint für so viele Menschen förmlich ein Naturgesetz zu sein, dass sie es nicht emotional verarbeiten können, wenn es umgekehrt läuft.

Da in dem Artikel selbstverständlich allein Frauen zu Wort kommen, sind auch bei umgekehrter Rollenverteilung ebenso selbstverständlich immer noch die Männer an allem Schuld, die faulen Säcke und Versager. Die zweite Überschrift des Beitrags sagt bereits alles: "Es ist nicht so einfach wie: Nur weil Männer Unterhalt zahlen müssen, sollte das für Frauen auch gelten."

Die Männerfeindlichkeit und das Messen mit zweierlei Maß aus unseren Leitmedien zu tilgen bleibt eine Jahrhundertaufgabe.



7. Wer noch ein Weihnachtsgeschenk (außer einem von meinen eigenen Büchern) sucht: Jan Feddersens und Philipp Gesslers Neuerscheinung "Kampf der Identitäten" ist eine mehr als gelungene Abrechnung mit der "woken" Identitätspolitik aus linker Perspektive, wobei ähnlich wie auf Genderama auch mal Argumente von liberaler und konservativer Seite in die Analyse einfließen. Allein die Verwendung des Gendersternchens, das den Lesefluss allerdings nur passagenweise ernsthaft stört, dürfte dem einen oder anderen Genderama-Leser missfallen.



8. Die Post. Vorgestern verlinkte Genderama diesen Artikel, in dem es heißt: "In Israel stehen die Frauen zusammen mit den Männern an vorderster Front im Einsatz."

Ein Leser schreibt mir dazu:

Das ist falsch, es gibt nur wenige Frauen, die in Kampfeinheiten Dienst tun. Wenn Du Dir die Mühe machst, Martin von Crefelds Buch "Das bevorzugte Geschlecht" zu lesen - da überhaupt ran zu kommen könnte das grössere Problem sein - kannst Du sehen, dass die Frauen in Israel genauso bevorzugt/ geschont werden wie woanders, auf vielfältige Weise.




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