Montag, November 18, 2019

Spiegel-Online: Kann ein Verein, der Männerinteressen vertritt, gemeinnützig sein? – News vom 18. November 2019

1. Für Spiegel-Online hat Dietmar Hipp den Experten für Vereinsrecht Johannes Fein zu den Plänen von Olaf Scholz interviewt, reinen Männervereinen Steuervorteile zu entziehen. Ein Auszug:

SPIEGEL: Was halten Sie vom Plan des Finanzministers, Vereinen nur noch die steuerlichen Vorteile der Gemeinnützigkeit zu gewähren, wenn sie Männer und Frauen als Mitglieder aufnehmen?

Fein: Weder ist klar, was er genau will, noch, ob das nötig ist. Erst hieß es, es ginge um Vereine, "die grundsätzlich keine Frauen" aufnehmen. Das ist heikel, weil es nur auf reine Männer- und nicht auch auf Frauenvereine zielt. Dann gab es Stimmen, die Gemeinnützigkeit solle nicht entfallen, wenn es für den Ausschluss von Männern oder Frauen einen "sachlichen Grund" gebe. Das ist aber schon jetzt geltendes Recht.

(...) SPIEGEL: Ein feministischer Verein könnte sich auf einen solchen sachlichen Grund berufen, ein Verein, der Männerinteressen vertritt, dagegen nicht?

Fein: Entscheidend ist hier eigentlich die Außenwirkung - gibt es eine solche Außenwirkung, die der Allgemeinheit nützt, ergibt sich bereits daraus die Gemeinnützigkeit, auch wenn ein Verein nur Männer oder Frauen aufnimmt. Das ist bei einem Verein, der für die Gleichberechtigung der Frau eintritt, der Fall.

SPIEGEL: Könnte es nicht auch ein sachlicher Grund sein, wenn sich ein Verein ganz gezielt nur mit Fragen des männlichen Selbstbildes befassen will? Wenn es sich ein Verein zum Beispiel zum Ziel macht, männliche Flüchtlinge darauf vorzubereiten, was sie an ihrem traditionellen Rollenverständnis ändern müssen, um hier - vor allem gegenüber Frauen - nicht anzuecken?

Fein: Ja. Ein solcher Verein könnte durchaus geltend machen, dass sein Zweck es erfordert, dass diese Männer das erst einmal unter sich ausmachen. Genauso wie es ein Anliegen eines Frauenvereins sein kann, bestehende Nachteile zu beseitigen, kann es ja Anliegen eines Männervereins sein, sich - möglicherweise kritisch - mit der männlichen Geschlechterrolle zu befassen. Es kann jedenfalls nicht sein, dass nur frauenspezifische Interessen legitim sind. Allerdings müsste die Auseinandersetzung mit dem männlichen Rollenbild dann schon Vereinszweck sein. Einen reinen Männerzirkel, der einfach aus der Tradition geboren ist, würde ich insoweit eher skeptisch sehen.




2. Rita Süßmuth warnt die CDU vor einem Verschleppen der Frauenquote. Man könne "doch nicht ewig in der Vergangenheit stehen bleiben", alle Argumente lägen auf dem Tisch.



3. Im Schweizer Kanton Bern muss sich der sozialdemokratische Politiker Hans Stöckli vor den Medien dafür rechtfertigen, dass er eine Ständeratswahl gewonnen hat, obwohl er ein Mann ist:

"Ob er denn nicht zugunsten von Regula Rytz [Grüne] hätte verzichten müssen, wurde Hans Stöckli während eines Interviews gefragt. Er habe die Frauenwahl ja nun faktisch ausgebremst. Da verlor der ansonsten freundliche Stöckli die Fassung. Über 16.000 Stimmen mehr hatte er bekommen als Regula Rytz, und muss sich sagen lassen, er hätte zugunsten seiner Konkurrentin verzichten sollen? "Das erklären Sie mir jetzt", herrschte er den Journalisten an. Nein, jetzt höre der Spass auf, die Frage sei "ein Skandal", rief Stöckli und war kaum mehr zu beruhigen.

Seine Kinder pflichteten ihm bei. Eine Frechheit, daneben, diskriminierend. Wie oft habe sich ihr Vater anhören müssen, dass er ein alter, weisser Mann sei, sagt seine Tochter. Auch medial habe ihm das Nachteile gebracht. Doch die öffentliche und die veröffentlichte Meinung seien zum Glück nicht dasselbe. Wie verrückt habe man gekämpft, mit Erfolg. Stöckli machte zweimal das beste Resultat. Und nun diese Aufforderung zum Verzicht. Der Sohn schüttelt den Kopf.

Das Thema prägte den Wahlkampf. Nicht nur die Euphorie der Bewegung und die Erneuerung, sondern auch die Kehrseite. Männer, die auf der Liste nach hinten rückten, und der öffentliche Diskurs, in dem sich männliche Kandidaten dafür rechtfertigen mussten, einer weiblichen Konkurrentin potenziell den Sitz wegzunehmen. Stöckli musste das in Interviews immer wieder. Bis er irgendwann entnervt sagte: "Ich kann ja nicht als Frau kandidieren."




4. Die Phantasie von Frauen als besseren Menschen ist weiterhin das Lieblingsthema der "Zeit":

Während die Relevanz "Alter weißer Männer" schwindet, bewegen sich "Alte weise Frauen" am Puls der Zeit. Ihnen müssen wir zuhören, wenn wir die Gegenwart meistern wollen.


Wenigstens weiß man nach dieser Einleitung sofort, dass sich das Weiterlesen des Artikels nicht lohnt. Am besten, man geht gleich zu den Kommentaren über und wundert sich darüber, wie emsig "Die Zeit" gegen ihre Leser anschreibt.



5. In Frankreich wird es wegen Übergriffen von Social Justice Warriors immer schwieriger, Veranstaltungen an Universitäten stattfinden zu lassen:

In Lille verhinderten Demonstranten gerade einen Auftritt von François Hollande, der einen Vortrag über "Die Krise der Demokratie" halten wollte. Der frühere Staatspräsident musste die Universität unter Polizeischutz verlassen, 450 Exemplare seiner Bücher wurden zerstört. Zuvor war ein Vortrag des Abgeordneten Jean Lassalle abgesagt worden: ein "Sexist". In Bordeaux durfte die Philosophin Sylviane Agacinski nicht gegen die Leihmutterschaft argumentieren: homophob. An der Sorbonne wurden ein Seminar über die "Anzeichen von Radikalisierung" und eine Aufführung von Aischylos mit schwarzgeschminkten Darstellern verboten: Islamophobie und Rassismus.


Anders als in Deutschland wird die Gefährdung der Meinungs- und Wissenschaftsfreiheit aber nicht untätig hingenommen oder gar heruntergespielt, sondern es kommt zu einem Schulterschluss ihrer Verteidiger.



6. Über das Neueste aus der Genderforschung – deren Bücher werden übrigens nicht massenweise zerstört, und auch ihre Veranstaltungen werden nicht aufgemischt – berichtet in Großbritannien der feministische "Guardian": Wie anhand einer Befragung von 112 Haushalten im US-Bundesstaat Ohio ermittelt wurde, unterdrücken Männer ihre Frauen inzwischen sogar beim Einstellen der häuslichen Heizung.

"Es ist möglich, dass Frauen die Thermostatschlacht verlieren", sagte die Hauptautorin der Studie dem US-Sender CNN. "Dies deutet auf eine geschlechtsspezifische Verzerrung des Status quo in den Thermostateinstellungen hin, die zu einer häuslichen thermischen Umgebung führt, die nicht den Präferenzen der Frauen entspricht." Die Vorlieben der Frauen tendieren übrigens dazu, sich in Richtung wärmere Umgebungen zu bewegen, während Männer es lieber kühl mögen. Es gibt einen faszinierenden wissenschaftlichen Grund dafür: Es liegt daran, dass Männer vom Mars kommen (wo normalerweise kühle minus 81 Grad Fahrenheit herrschen) Frauen hingegen von der Venus (mit einer Toast-Temperatur von 864 Grad).


Ich veralbere euch nicht; das steht so da. Die Autorinnen solcher Artikel über die aktuellsten Erkenntnisse der Genderforschung schaffen es selbst nicht mehr, durchgehend die Distanz zum satirischen Schreiben beizubehalten. Ist vielleicht kein Wunder bei all dem, was täglich auf ihrem Schreibtisch landen muss.

Davon mal abgesehen: Wurden wir in der Klimadebatte nicht immer wieder aufgefordert, weniger zu heizen, während ähnlich oft betont wurde, dass Frauen die neue Klimabewegung anführen würden? Sollten dann nicht die Frauen auf auf ein niedriger und Männer auf ein höher eingestelltes Thermostat bestehen? Aber vermutlich macht man schon einen Fehler, wenn man sich überhaupt auf so eine Debatte einlässt.



7. Das Schweizer Fernsehen (SFR) sendet eine über zwanzg Minuten lange Doku über ein Männerhaus in Bern.



8. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir zu den reihenweise gefloppten Kinofilmen, die dem Publikum eine bestimmte politische Haltung einbläuen sollten:

Ich bin "gelernter" DDR-Bürger, d.h. in der DDR aufgewachsen und auch alt genug, um diese bewusst erlebt zu haben.

Als Anfang der 1990er Jahre uns einige überhebliche "Wessis" die Welt erklären wollten, sagte ein Freund von mir: Ihr denkt, ihr wisst mehr als wir, dabei ist es genau umgekehrt, denn wir haben zwei Systeme kennengelernt!

Heute kann man feststellen: Er hat Recht gehabt. (Und ich möchte fast sagen: Leider).

Hier z.B. politisch korrekte Filme: Zu DDR-Zeiten waren die "guten" Filme die aus den sozialistischen Bruderländern, während die aus den USA natürlich phööse kapitalistische Unkultur waren. Warum letztere es trotzdem manchmal in die DDR-Kinos geschafft haben? Wahrscheinlich wollten die Kinobetreiber wenigsten manchmal volle Säle haben, denn man ahnt schon, wie die Kinos bei den "guten" Filmen aussahen.

Tja, wieder ein Deja-vu: Hollywood und Co. könnten viel Geld sparen, wenn sie z.B. mich gefragt hätten, wie das mit politisch korrekten Filmen so ist.

Für mich ist es aber trotzdem unfassbar, dass z.B. so ein Satz allen Ernstes (wieder) in einem Film auftaucht: "Ich will alle meine Möglichkeiten nutzen, damit ich selbst entscheiden kann." Der Satz alleine ist erst mal nichtssagend, aber wie immer geht es um den Kontext, den Sie zitiert haben. Mich erinnert diese weltfremde Art an das, was ich noch aus so manchen sozialistischen Filmen in Erinnerung habe. (Hier wurde natürlich der Sozialismus gepriesen und der Kapitalismus "besiegt".)

Wie stark in Hollywood inzwischen die Ideologie herrschen muss, sieht man daran, dass normalerweise entsprechend wirtschaftlicher Regeln nach spätestens zwei Flops der Feminismusquatsch beendet sein sollte. Ideologie können sich eigentlich nur zwangsfinanzierte Systeme leisten.

Kein Wunder, dass die AFD mit ihrer Wahl-Losung "Wende 2.0" voll ins Schwarze getroffen hat, denn wer die DDR kennengelernt hat, erkennt die Ideologie und weitestgehende Gleichschaltung der Medien. Es ist eher erstaunlich, dass die AFD nicht über 50% der Stimmen erhalten hat, was beweist, dass dort keineswegs besonders viele "Rechte" wohnen – aber Sie, Herr Hoffmann, wissen ja selber, wie schnell man angeblich "rechts" ist.

Überhaupt möchte ich Ihnen danken für Ihre fleißige Arbeit, die (und wieder: leider) sehr notwendig ist. Leider deshalb, weil ich, und nicht nur ich, gehofft habe, dass man durch ARD und ZDF ideologiefrei und objektiv informiert wird. Stattdessen erhalten wir ideologisches Erziehungsfernsehen wie zu "guten" alten DDR-Zeiten.

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