Montag, April 15, 2019

Schwarzes Loch: Wie Spiegel-Online & Co. ihre Leser irreführen – News vom 15. April 2019

1. Auch das Wissenschaftsblog Scilogs berichtet jetzt über die fragwürdige mediale Berichterstattung zu den aktuellen Aufnahmen vom Schwarzen Loch:

Aussagen wie "Ohne diese Frau gäbe es kein Foto vom schwarzen Loch", wie sie einer Redakteurin bei Spiegel Online aus der Feder floss, sind sehr weit hergeholt und widersprechen zudem auch noch den eigenen Aussagen der Person, der solche Wundertaten zugeschrieben werden: Katie Bouman selbst, eine sehr sympathisch wirkende junge Wissenschaftlerin vom Massachussetts Institute of Technology, hebt stets hervor, dass es sich um die gemeinsame Leistung eines großen Kollektivs handelt.

(...) Es ist wohl wahr und schlimm genug, dass es gerade im Wissenschaftsbetrieb nicht an Leuten mangelt, die sich nur zu gern gern die Leistung der von ihnen geleiteten Gruppe selbst ans Revers heften. Hier ist so etwas nun erfreulicherweise einmal nicht passiert. Da ist es um so ärgerlicher, wenn sich Tweeter, Blogger und Journalisten anmaßen, eine Einzelperson herauszupicken, die sie flugs zu der Schlüsselperson ernennen, die all die anderen in den Schatten stellt.

Im SPON-Artikel wird das gleich zwei Mal gemacht. Neben Katie Bouman wird Margaret Hamilton genannt. Das ist die Frau, "deren Software bemannte Flüge zum Mond möglich machte." Da hat die SPON-Redakteurin schon einmal beherzt eingeschenkt. Dabei hat sie aber wohl übersehen, dass der von ihr selbst als Beleg angeführte Tweet vom MIT wesentlich moderater sagt: "MIT computer scientist Margaret Hamilton w/the code she wrote that helped put a man on the moon."

Aber auch die Person, die diesen Tweet verfasst hat, nimmt immer noch den Mund zu voll. Wer selbst Software entwickelt hat, wird niemals glauben, dass eine Einzelperson allein eine derartige Menge an Code schreiben kann. Der Stapel der Ausdrucke reicht Margaret Hamilton bis zum Scheitel! Hätte sie das alles wirklich alles selbst geschrieben, wäre das Druckerpapier über und über befleckt vom Blut ihrer wund getippten Finger.


Offenbar präsentieren uns unsere Leitmedien zum verblödeten weißen Mann, der alles verkehrt macht, einmal mehr die Wunderfrau als Gegenstück.



2. "Notunterkünfte für Männer nicht verfügbar, die aus gewalttätigen Beziehungen fliehen" titelt die Londoner "Times". So schlimm das ist, ist das trotzdem ein Fortschritt gegenüber der Situation in Deutschland, die ähnlich übel aussieht, unseren Leitmedien aber viel zu schnurz ist, als dass sie darüber einen großen Artikel schreiben würden.

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